27 - revenge

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N

Meine Knie waren genau so wackelig wie beim ersten Mal, als ich hier war.
Es roch genau so wie beim ersten Mal, als ich hier war.
Und ich war auf den gleichen Benzos wie beim ersten Mal, als ich hier war.
Aber ich war nicht aus dem selben Grund hier.
Denn durch die Tür war noch jemand hier reingekommen, der niemand sehen konnte außer mir.
Ich schluckte.
"Warst du schon mal hier?"
Ich blickte zu meinem Dad.
Antworte ihr lieber, sonst stempelt sie dich gleich als irre ab.
"Ja."
"Wo hast du grade hingeschaut?"
"Die... äh... die Wand... ist anders gestrichen."
Sie nickte.
"Haben vor zwei Wochen zusammen die Wand gestrichen, ja."
Sie lächelte und sah mich an.
Sag ihr, du kennst dich schon aus.
"Also die Räumlichkeiten kenne ich schon."
Sie nickte erneut.
"Ich zeig' dir schnell, in welches Zimmer du kommst."
Ich folgte ihr mit immer noch wackeligen Beinen.
"Alles gut?"
"Wäre alles gut, dann wäre ich nicht hier."
Sie lächelte betreten.
"Stimmt auch wieder."
Was eine Dumme.
Ich schluckte.
Ich fand sie eigentlich nicht so schlimm, aber die Meinung von meinem Dad musste ja auch respektiert werden.
Dann legte ich meine bereits gefilzte Tasche auf das Bett und sah mich um.
Es war ein Zweierzimmer, naja.
Könnte schlimmer sein.
Ich ging ins 'Wohnzimmer' und ließ mich auf eine Couch fallen.
Ein Mädchen gesellte sich zu mir.
"Hey", begrüßte sie mich.
"Hi."
"Neu hier?"
"So ähnlich."
"Was hast du?"
Sie zuckte zusammen.
"Alles gut?", fragte ich verwirrt.
Sie nickte.
"Dann fang' ich mal an, ich hab' Tourette."
"Oh. Ach so. Äh, ja, man weiß nicht genau was ich hab', aber ich seh Dinge die nicht da sind."
"Oh, irgendwie interessant. Was siehst du denn?", fragte sie neugierig.
Ich lachte leise auf.
"Eigentlich nur meinen toten Vater."
"Puh, scheiße."
Ich starrte aus dem Fenster.
"Wie lange hast du das schon?"
"Weiß nicht, nicht lange."
Eine Betreuerin kam zur Tür rein und stellte sich vor mich.
"Nico? Kommst du mal mit?"
Ich seufzte und wir gingen in das Arztzimmer.
"Hier, nimm das."
Sie gab mir zwei hellgelbe Tabletten und einen Becher Wasser.
"Was das?"
"Das heißt Quetiapin, das ist ein Neuroleptikum."
Ich seufzte erneut und schaute die Tabletten an.
"Wie viel ist das?"
"Insgesamt 600 Milligramm."
Ich sah sie geschockt an.
"Ist das nicht ein bisschen viel?"
"Du hast allem Anschein nach eine schwerwiegende Psychose mit starken Halluzinationen. Das wird dir helfen."
"Ich will aber nicht, dass man mich wieder mit Medikamenten vollpumpt."
"Du hast keine Wahl."
Ich seufzte und nahm die zwei Tabletten auf einmal.
"Mund auf."
Ich öffnete nervös meinen Mund.
"Zunge auch hoch."
Ich legte meine Zunge an meinen Gaumen.
"Okay, kannst wieder zu machen."
Ich schloss meinen Mund wieder und sah auf den Boden.
Dann stand ich auf und ging zurück ins Wohnzimmer.
"Was wollte die?"
"Mich mit irgendwelchen Medikamenten vollpumpen."
Ich ließ mich neben sie fallen.
"Und, hat sie's geschafft?"
Ich lachte auf.
"Ja."
"Was hat sie dir gegeben?"
"Quetiapin."
"Das krieg' ich auch. 50 Milligramm am Tag."
Ich sah sie nervös an.
"Die hat mir 600 gegeben", murmelte ich.
"Alter, scheiße. Hoffentlich stirbst du nicht."
"Warum, kann man das überdosieren?"
"Denke nicht, aber wenn du viel kriegst knallt das ganz schön rein."
"Wie knallt es denn?"
"Es macht dich müde und dizzy und so."
"Krass."
Ich seufzte und streckte mich.
"Wie heißt du überhaupt?"
"Valeria."
"Ich bin Nico."
"Cool."
"Mhm. Ey, ich werd' jetzt schon müde. Ich glaub' ich geh' in mein Zimmer."
"Mach das", lächelte sie.
Ich verschwand in meinem Zimmer und ließ mich auf das Bett fallen.
"Hey", sagte mein Zimmernachbar.
"Hi."
"Wollen wir ein bisschen reden?"
"Sorry, aber nein. Die haben mir grade 600 Milligramm Quetiapin gegeben."
"600? Am ersten Tag?"
"Eigentlich muss ich das sowieso nehmen, ich mach's nur nicht."
"Oh, scheiße."
Ich wollte gerade meinen Hoodie ausziehen, als ich mich an meinen Arm erinnerte und es sein ließ.
Ich schaffte es gerade so, noch die Decke halb über mich zu ziehen, bevor ich wegpennte.

ketamine (bittersüße vodkaküsse 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt