31 - castle of glass

186 5 7
                                    

N

Endlich klopfte es an der Tür.
Ich ging hin und Mercedes fiel mir in die Arme.
Ich fühlte mich dreckig, aber die Art von Dreck, die nicht weg geht.
Seelischer Dreck.
"Hey", murmelte ich und zwang mir ein Lächeln auf.
"Hey", begrüßte sie mich und gab mir einen Blister in die Hand.
Ich las die Rückseite.
150mg Tilidin retard.
"Danke", lächelte ich sie an und schmiss mir erst mal den halben Blister.
"Gibst du mir bisschen Geld dafür?", fragte sie leise, und fast schon beschämt.
"Klar."
Ich holte einen Fuffi aus meiner Bauchtasche.
"Mehr?"
Sie schüttelte den Kopf und verschwand im Badezimmer.
Ich hörte sie irgendwas rotzen, wahrscheinlich Age, und klopfte an die Tür.
"Alles gut?"
"Ja, klar. Kreislauf hat nicht mehr mitgespielt."
"Oh."
Sie machte die Tür auf.
"Was ist eigentlich los mit dir?"
"Wie?"
"Weiß nicht, du bist so komisch gerade."
Mein Herz raste so sehr, ich dachte es würde herausspringen.
Genau in diesem Moment vibrierte mein Handy.
Mit meiner zitternden Hand nahm ich dieses aus meiner Hosentasche und schaute drauf.
"Meine Mum ruft an, kannst du kurz weg gehen?"
"Klar."
Sie verschwand sofort aus meinem Sichtfeld und ich ging ran.
"Hey Mama."
"Hey Nico, wie geht es dir?"
Irgendwie klang ihre Stimme nicht so erfreut.
"Was ist los?", fragte ich sie also.
"Es tut mir so leid", murmelte sie.
Scheiße.
"Was tut dir leid?", fragte ich und setzte mich auf den Klodeckel.
"Ich bin schon wieder rausgeflogen."
"Warum?", wimmerte ich.
"Warum wohl. Ich bin rückfällig geworden. Mal wieder. Ich werde mir das nie verzeihen."
"Und? Von wem hast du die Scheiße?"
"Die Antwort wird dir nicht gefallen."
"Wehe, er kommt mit dir nach Hause."
"Aber ich will nicht, dass er obdachlo-"
Wortlos legte ich auf und stützte mein Gesicht in meine Hände.
Das konnte doch alles nicht sein.
Ich konnte nicht so viel Pech haben, es konnte nur eine Simulation sein.
Oder so was ähnliches.
Niemandem passierte so viel Scheiße auf einmal wie mir.
Ich ging zurück in mein Zimmer, wo Mercy und Curtis saßen und ihr Age kochten.
Ich legte mich in mein Bett und weinte einfach.
Mercy setzte sich sofort neben mich und streichelte meine Haare.
Sie war so ein Engel und ich so ein Bastard.
"Was ist passiert? Was hat sie gesagt?", fragte sie ruhig.
"Sie ist rausgeflogen und", ich zog meine Nase hoch, "dieser Nicolas kommt wieder."
"Scheiße, und wann?"
"Hab ich nicht gefragt, wahrscheinlich.. jetzt", weinte ich.
Sie küsste vorsichtig meine Schläfe, die ich schon wieder unbewusst aufgekratzt hatte.
"Versuch' ein bisschen zu schlafen, ich red' dann mal mit deiner Mum. Mit ihm muss ich nicht mehr reden, der hat Respekt vor mir."

Ich öffnete meine Augen, Nivana lag auf dem Boden und mir war mies schwindelig.
Ich ging mit wackeligen Knien Richtung Küche.
Meine Mum saß am Esstisch und heulte, Mercedes streichelte wortlos über ihren Rücken.
Ich setzte mich neben meine Mutter.
Sie sah hoch.
"Es tut mir unfassbar leid, ich weiß auch nicht warum ich ihn wieder angeschleppt habe. Aber jetzt ist er wieder weg."
Sie vergrub ihre Hände in ihren Haaren.
Irgendwie tat sie mir leid.
"Ich fände es auch okay wenn du wieder jemanden hast, Mama. Er sollte mich aber nicht schlagen, ist das zu viel verlangt?"
Sie schüttelte den Kopf.
"Es tut mir so leid mein Schatz."
Ich schluckte und sah hilflos zu Mercedes.
"Wollen wir vielleicht was zu Essen kaufen?"
Meine Mum nickte und stand auf.
Sie zitterte extrem.
"Ich glaub', du solltest besser da bleiben und dich ausruhen", murmelte ich.
Sie nickte wieder und gab mir einen Fuffi in die Hand.
"Kauft aber auch was Frisches, bitte."
"Klar. Wir kriegen das schon hin", lächelte Mercedes und meine Mutter verschwand im Schlafzimmer.
Also holten wir schnell Nirvana ab und gingen zum nächsten Supermarkt.

ketamine (bittersüße vodkaküsse 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt