12 - auf der suche

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Ich stellte mich an seine Tür und belauschte das Szenario.
"Bitte geh' in ein Krankenhaus. Ich will dass du clean bleibst", weinte Nico.
"Übertreib nicht, es ist sowieso zu spät", sagte eine männliche Stimme.
"STIMMT DAS, WAS DER WICHSER SAGT?", schrie er.
"Es tut mir leid, wirklich", flüsterte eine weibliche Stimme.
"Dein Ernst? Würde es dir leid tun, würdest du EIN MAL auf mich hören."
"Nico, ich weiß, ich habe verkackt, aber..."
"Du hast nicht verkackt, Babe."
"HALT JETZT DIE FRESSE!", schrie Nico.
"Halt du die Fresse", knurrte der Typ und ging weiter weg.
"Was stinkt hier so?"
"Schimmel", sagte Nico unbeeindruckt.
"Warum kümmerst du Pisser dich nicht darum?"
"Lass ihn, er ist schwer depressiv", weinte die Frau.
"Tolle Ausrede", sagte er mit deutlich Agression in der Stimme.
"Meine Mama hat immer recht, du Opfer."
"BELEIDIGE MICH NOCH EIN MAL", schrie er.
"Du Hurensohn", flüsterte Nico.
Stille.
"DU FEHLGESCHLAGENE ABTREIBUNG, HALT DEINE SCHEIẞ FRESSE!"
Irgendwas knallte irgendwo drauf und die Frau schrie extrem beängstigt.
Ich riss die Tür auf und rannte in die Küche.
Dieser ekelhafte Wichser schlug Nicos Kopf auf die Arbeitsplatte.
Ich öffnete ich einen Schrank, nahm einen Teller raus, schmiss ihn auf den Boden, nahm die größte Scherbe und bedrohte den riesigen Typen.
Er ließ sofort Nico los und wich zurück.
"Wer zum Fick bist du?"
"Mein Name ist Mercy, und wenn du MEINEN Freund noch einmal schlägst, stech' ich dich gerne ab."
"HAU AB", schrie jetzt die Frau.
"Sie meint dich", giftete er mich an.
"NEIN, ICH MEINE DICH, NICOLAS! VERPISS DICH UND KOMM' NIE WIEDER!"
Verstört torkelte er aus der Wohnung.
"Es tut mir so leid", flüsterte sie und wollte Nico umarmen.
Dieser zuckte zurück.
"Lass es. Bin grad nicht so in der Stimmung für Berührungen. Komm", sagte er leise und zog mich hinter sich her in sein Zimmer.
"Scheiße", murmelte ich, als er die Tür geschlossen hatte.
Er schluckte.
"Super, jetzt kennst du schon meine Mum."
Ich griff zitternd nach den Xannys.
"Darf ich?"
"Nimm dir ruhig."
Immer noch am zittern nahm ich die Xanax.
"Hat dich bisschen aus der Bahn geworfen, oder?", fragte er und legte seine Hand auf mein Knie, dass ich ein bisschen weniger zitterte.
Ich nickte.
"Danke", flüsterte er und beugte sich zu mir, um mich zu küssen.
Abwesend erwiderte ich den Kuss.
Das alles war wirklich ein bisschen viel.
Besorgt strich ich ihn die Haare aus dem Gesicht.
Er hatte eine Platzwunde, die echt mies aussah.
Zögerlich murmelte ich ein "Willst du damit nicht ins Krankenhaus?"
Er lachte leise auf.
"Was soll ich denn da sagen?"
"Weiß auch nicht. Kannst du nicht einfach sagen, du hast den Kopf gegen die Wand geschlagen?"
"Dann komm ich in die Klapse."
"Oh. Shit."
Ich biss mir auf die Lippe.
"Kannst du nicht ins Krankenhaus gehen, deine Mum mitnehmen und sie einweisen oder so und dich verarzten lassen?"
"Vergiss es, ich geh' nicht in ein Krankenhaus."
"Warum nicht? Ich würde auch mitkommen."
"Weil ich genau so Schiss vor Krankenhäusern habe wie dein Bruder."
Er machte eine Pause.
"Okay, ich frag meine Mum, ob sie uns fährt."
"Ehrlich jetzt?"
Er nickte.
"Die Stimme hat mir gesagt, ich soll meine Angst überwinden."
Er verdrehte die Augen.
"Ich weiß, dass du einen Namen hast. Aber ich werde dich nicht Nico nennen und schon gar nicht Papa."
Besorgt sah ich ihn an.
"Ist es so schlimm? Du redest mit einer Stimme aus deinem Kopf, die behauptet, dein Dad zu sein", erinnerte ich ihn.
"Ja, ich weiß! Für mich ist das auch scheiße und verstörend", ging er mich an.
"Hey, chill."
Ich nahm ihn in den Arm.
Traurig löste er sich von mir.
"Also? Gehen wir?"
Er biss sich auf die Lippe.
"Ich weiß nicht."
"Komm schon, das ist wichtig."
"Na gut."

ketamine (bittersüße vodkaküsse 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt