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Irgendwie war Nirvana noch mehr am Arsch, als ich dachte.
Ich seufzte und starrte auf den riesigen Haufen Essen vor mir.
Ich hatte eigentlich gar keinen Appetit, aber ich hatte seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen.
Also musste ich das alles jetzt runterwürgen und darauf hatte ich zwar echt keinen Bock, aber was sollte ich sonst tun.
Eben.
Ich hatte keine Alternative.
Essen war für mich ein Gruppenzwang, wie damals das Kiffen.
Bis ich irgendwann süchtig war und nicht mehr aufhören wollte, aber in der Klapse zwangsweise aufhören musste, und mir jetzt nur noch ab und zu einen Joint reinzog.
Ich seufzte.
Ein Joint würde mir schon helfen, jetzt was zu Essen.
"Curtis?", fragte ich leise.
Sie sah hoch.
"Hast du Ott dabei?"
"Ja, warum?"
"Weiß nicht, ob ich ohne das was runterkrieg."
Sie nickte und gab mir einen Joint.
Ich ging vor die Tür und zog den Jay durch.
Ich war so high geworden, mein Kopf war nur noch Brei.
Aber besser Brei als die sture Überzeugung, zu dick zu sein.
Den Stummel warf ich achtlos auf den Boden und ging wieder rein.
Grinsend setzte ich mich zu den aneren und schaufelte mein Essen in mich rein.
Zum Glück isst du wieder was.
Scheiße, jetzt ging das schon wieder los.
Zitternd schob ich das Tablett von mir weg.
Ich konnte diese scheiß Stimme nicht mehr hören und ich wollte noch weniger auf ihn hören.
Auch wenn er vielleicht Recht hatte.
Ich sah hoch und bekam einen halben Herzinfarkt.
Da stand er.
Einfach so.
Mitten im fucking McDonald's.
Und sah mich erwartungsvoll an.
Komm zu mir.
Wie hypnotisiert stand ich auf.
"Nico? Geht's dir gut?", drang es entfernt zu mir durch.
Ich ignorierte die Person, die auch immer das gesagt hatte.
Ich wusste nicht mehr was real war und was nicht.
Ich setzte mich neben ihn und starrte ihn an.
Er lächelte nur stumm.
Mercedes rüttelte an meinen Schultern, und in der selben Sekunde verschwand er.
Sie sagte irgendwas, aber ich verstand sie nicht.
In meinem Kopf war es zu laut.
Ich stieß sie weg.
"Du hast ihn mir weggenommen."
"Was?"
"Er ist weg", wiederholte ich und realisierte im selben Moment, wie gestört das für sie klingen musste.
"Nico, geht's dir gut?"
Bevor ich sie anlügen konnte, fiel Curtis ihr ins Wort.
"Natürlich nicht, sieht man doch. Ruf 'nen Krankenwagen, bitte. Ich glaub' er hat ne Psychose."
"Halt die Fresse", schrie ich.
"Pscht", murmelte Mercy, aber zu spät.
Es kamen circa fünf Angestellte und schmissen uns raus.
"Was machen wir jetzt?", fragte Mercedes verzweifelt.
Ich blickte hektisch um mich.
Er konnte nicht weg sein.
Ich bin auch nicht weg. Du siehst mich nur nicht.
Ich schluckte.
Scheiße.
Ich konnte nicht beurteilen, was mir lieber war.
Wenn er weg war oder wenn er neben mir saß.
Ich spürte Hände, die sich um mich schlangen und blieb erst ruhig, bis ich realisierte, dass Mercedes und Nirvana vor mir standen und mit irgendwem telefonierten.
Ich bin's nur.
"Geh weg", krächzte ich, "du machst mir Angst."
Okay.
Das seltsame Gefühl von Wärme und Geborgenheit verschwand.
Mercedes drückte auf meine Schulter und deutete mir an, ich solle mich hinsetzen, also tat ich das auch.
Ich schielte nach rechts.
Ich hab' doch gesagt, ich bin noch da.
Ich nahm mir zum ersten Mal Zeit, ihn richtig anzuschauen.
Er sah wirklich eins zu eins aus wie auf den ganzen Bildern, die mir meine Mum gezeigt hatte.
Was er sich denken musste, weil ich ihn so anstarrte.
Ich denk' mir gar nichts. Du siehst gerade zum ersten Mal deinen Vater.
"Du machst mir immer noch Angst", murmelte ich.
Der Krankenwagen hielt vor mir.
Ich pass' auf dich auf.
Ich schluckte.
"Sicher?", flüsterte ich.
Er nickte und ich drehte meinen Kopf nach vorne.
Ein Sanitäter kniete sich vor mich.
"Ist alles okay?"
"Ich weiß es nicht", murmelte ich.
"Dann komm mal mit."
Mit wackeligen Knien stand ich auf und stieg in den Krankenwagen.
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ketamine (bittersüße vodkaküsse 2)
Romance»meine schulter wurde nass, aber es war mir egal. denn er war mir nicht egal.«