18 - private probleme

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M

Ich brauchte ein paar Sekunden, bis ich realisierte, was gerade passiert war.
Und mir war so scheißegal, dass er gerade meine letzten paar Euro gedrückt hatte.
Es ging darum, dass NICO gedrückt hatte.
Ich hätte ihn aufhalten können, wäre ich nicht so ein scheiß Junkie.
Es wäre überhaupt nicht passiert, wäre ich nicht so ein Junkie.
Scheiße, fuck.
"Nico", jammerte ich.
"Wasn?"
"NICO", schrie ich und rüttelte an seinen Schultern.
"Was?", murmelte er und lächelte mich schief an.
"Checkst du's nicht? Dein Leben geht gerade komplett den Bach runter!"
Er sah mich ruhig an.
"Nein."
"Davon hast du überhaupt keine Ahnung! Nimm alle Drogen dieser Welt, aber lass die Finger vom verdammten H!"
"Wollen wir 'ne Kippe rauchen?", fragte er, ohne auf mich einzugehen.
"Wir können jetzt nicht rausgehen, Nico."
Ich rieb gestresst meine Schläfen.
Er warf eine kompakte Zigarette zu mir und zündete sich selbst in aller Seelenruhe eine an.
Jetzt war eh schon alles scheißegal.
Ich nahm ihm das Feuerzeug ab und zündete mir auch meine an.
Als die Kippen aus waren, warfen wir diese ins Klo.
"Nico?"
Er grinste mich an.
"Ja?"
"Du hast mein letztes Geld in deinen Arm gedrückt."
"Sorry Babe."
Er warf mir einen Luftkuss zu.
"Was zur Hölle soll ich jetzt machen? Ich geh' nicht wieder zurück in den Stripclub, man."
"Besser isses. Ja, ich komm schon an Geld."
"Ich will kein Geld von dir, ich will selber was starten."
"Geht aber grade schlecht, glaub' ich."
Ich verdrehte die Augen.
Er hatte ja Recht.
"Und nehmen wir an, ich nehm' Geld von dir, wo hast du das dann her?"
"Meine Mum gibt mir genug, solange sie weg ist."
"Ich verprasse dann also das Geld deiner Mum. Komm, vergiss es, ganz ehrlich."
"Es ist streng genommen das Geld vom Staat und danach meins."
Ich war so zwiegespalten.
Ich hatte mir geschworen, nie wieder Geld von anderen zu nehmen.
Aber da hatte ich mich wohl ein bisschen überschätzt.
"Scheiße, ja, dann nehm' ich halt Geld von dir", murmelte ich.
Er lächelte mich an, und auch wenn es gerade nur die Droge war, die ihn glücklich machte, war ich froh, dass er mal lächelte.
Ich lächelte ein bisschen zurück.
"Mercy?"
Ich rückte näher zu ihm ran.
"Ja?"
Er biss sich auf seine Kaputte Lippe.
"Willst du meine Freundin sein?"
Ich lächelte.
"Ich dachte, das wäre ich schon."
Er rutschte die letzten paar Zentimeter zu mir, legte seine Hand in meinen Nacken, zog mich zu sich und küsste mich.
Es war der beste Kuss, den ich je erlebt hatte.
Ich fühlte mich wie berauscht.
Na gut, ich war in diesem Moment auch berauscht.
Auf Age.
Aber es fühlte sich so schön an, wie die ersten Minuten nach dem Druck, wenn das goldene Gift durch meine Adern jede Zelle meines Körpers betäubte und berauschte.
Ich spürte seine Zunge auf meiner Unterlippe und öffnete meinen Mund.
Seine andere Hand wanderte auf meinen Oberschenkel und streichelte mich nach oben in den siebten Himmel.
Aber ich musste ihn stoppen.
Sofort.
Ich drückte ihn sanft von mir weg und er lächelte mich verwirrt an.
"Nico, wir können hier keinen Sex haben. Hier ist es eng und es stinkt, außerdem liegt hier noch Besteck rum. In deinem Bett ist es bestimmt schöner", flüsterte ich.
Er lächelte.
"Wollen wir vielleicht jetzt in mein Bett gehen?"
Ich zögerte.
"Okay."
Das war echt noch mal gut gegangen, heilige Scheiße.
Vielleicht könnte ich ihm ja auf dem Weg erklären, was mein eigentliches Problem war.
Oder auch nicht.
Denn ich wollte ihn.
Wirklich.
Und auch am liebsten jetzt.
Aber in dem Moment war ich einfach nur froh, mein erstes Mal nicht auf einer dreckigen Kloschüssel gehabt zu haben.

ketamine (bittersüße vodkaküsse 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt