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Ich klingelte Sturm, bis endlich die Tür surrte und ich rannte zu seiner Wohnungstür.
Er machte auf.
"Hey."
Ich drängte mich nach drinnen und gab ihm sein scheiß Besteck zurück.
Er setzte an, etwas zu sagen, aber winkte dann ab und legte sich zu mir auf die Couch.
Dann deutete er wortlos auf den Küchenschrank.
Er hatte noch kein Wort gesagt, okay, ich auch nur eins, aber er war gefühlt noch nie so pissig auf mich gewesen.
Ich stand auf und nahm das Baggy aus dem hintersten Glas.
Dann legte mich mir eine fette Line und rotzte.
Anschließend ließ ich mich wieder neben ihn fallen und sah zu ihm.
"Nico ist in der Klapse", brach ich das Schweigen.
Sein Blick änderte sich von angepisst zu traurig.
"Warum?", fragte er.
"Ich glaub', er hat eine Psychose. Er hat seinen toten Vater gesehen. Und mit ihm geredet."
"Scheiße, der Junge ist echt kaputt."
Ich nickte und biss mir auf die Lippe.
"Tili?"
Ich runzelte die Stirn.
"Seit wann nimmst du so was?"
"Nicht all zu lang."
"Hm."
Ich nahm die weiße Tablette aus seiner Hand und schluckte sie ohne Wasser runter.
"Trink was hinterher, dann löst die sich schneller auf."
Ich nickte und ging in seine ausnahmsweise mal aufgeräumte Küche.
Dort nahm ich mir ein Glas Wasser und trank einen großen Schluck.
Dann ging ich zurück zu Danny und legte mich erschöpft auf die Couch.
"Heute war echt 'n scheiß Tag. So um vier Uhr nachts war alles so schön, Nico und ich waren draußen auf der Straße und haben getanzt. Ich hab' mich noch nie so frei und sorglos gefühlt wie heute, aber auch noch nie so eingeengt und psychisch ausgelaugt wie heute."
"Scheiße."
Er kniff die Augen zusammen, als die Nadel in seinen Arm stach.
Mein Blick blieb an diesem hängen.
"Scheiße, ist das tief", rutschte es mir raus.
"Ist nicht deine Sache."
"Aber bei Nico war es unsere Sache, oder wie?"
"Mercy. Wir kennen uns seit sechzehn Jahren. Du weißt, dass ich nicht mehr zu retten bin."
"Und was, wenn doch?"
Er lachte leise auf und lehnte sich zurück.
"Schau' mich doch mal an. Denkst du ernsthaft, ich komme da je wieder raus?"
"Danny, ich hab' überlegt wieder im Club zu arbeiten. Ich will nicht Nico sein Geld aus der Tasche ziehen. Und ich bin sogar da rausgekommen."
"Ja, weil du noch jünger bist als ich. Irgendwann kommt der Punkt im Leben, an dem du gefangen bist."
"Alter, wie kannst du auf Age über so eine Scheiße philosophieren?"
"Es knallt nicht mehr richtig. Ich brauche das nur noch, um nicht zu verrecken."
"Und Metha-"
"Wie oft noch, nein. Ich such' mir keine Hilfe, du weißt wie krass mich mein letzter Psychiater gefickt hat mit dem Methentzug und den Neuroleptika, und wie er mich die ganze Zeit, aber wirklich die ganze Zeit gefragt hat, ob ich wirklich krank bin oder ob ich alles nur vorspiele. Ich suche mir nie wieder Hilfe, Mercedes. 'Hilfe' hilft mir nicht."
"Scheiße."
"Mercedes?"
"Ja?"
"Wie lange warst du nicht mehr zuhause?"
"Keine Ahnung, eine Woche, oder zwei, ich weiß ja nicht mal welcher Wochentag heute ist. Aber ist eh sowas von scheißegal, ich gehe nie wieder zurück zu meinen Eltern."
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ketamine (bittersüße vodkaküsse 2)
Romance»meine schulter wurde nass, aber es war mir egal. denn er war mir nicht egal.«