13 - trauma

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Ich atmete tief durch, warf mir eine Xanax ein und öffnete die Tür.
Dann ging ich ins Wohnzimmer, wo ich meine Mum fand.
Komplett verheult.
Mit einer Spritze neben sich.
Ja super.
"Mama?", fragte ich leise und setzte mich neben sie.
"Hm?", fragte sie und lehnte sich an mich.
"Ich denke, du kannst mich nicht ins Krankenhaus fahren, oder?"
Wortlos strich sie mir die Haare aus dem Gesicht.
"Scheiße. Ja, ich krieg das schon hin", murmelte sie.
"Aber warte noch, bis der Kick vorbei ist", flüsterte ich.
Sie nickte.
Dann umarmte ich sie, so fest ich konnte.
"Es tut mir so leid", weinte sie leise in meine Schulter.
"Ist okay", murmelte ich, "du bist ja nicht er oder so."
"Aber ich liebe ihn", sagte sie verzweifelt.
"Ich weiß."
"Shit", sagte sie und erbrach sich auf den Boden.
Dann stand sie auf.
"Fahren wir? Kommt das Mädchen auch mit?"
Ich nickte.
Ich ging zurück in mein Zimmer, wo ich sie nicht fand, also suchte ich im Bad weiter, wo ich jemanden was rotzen hörte.
Ich seufzte.
Dann klopfte ich an die Tür.
"Kommst du klar?"
Sie kam wieder heraus.
"Fährt deine Mum dich?"
"Ja, sie fährt uns."
"Okay."
Meine Mutter ging an uns vorbei und nahm den Autoschlüssel vom Beistelltisch.
"Los", murmelte sie und sah verwirrt den Spiegel an.
"Frag nicht", murmelte ich und zog das Bettlaken vom Spiegel weg.
Sie kämmte kurz ihre Haare mit den Fingern und öffnete die Tür.
Dann gingen wir nach unten zu den Parkplätzen, quetschten uns in den Kleinwagen meiner Mum und sie fuhr, ohne noch ein Wort zu sagen, los.

Bereits auf dem Parkplatz raste mein Herz.
Ich hatte so Angst, jetzt Flashbacks zu kriegen.
Von unschönen Zeiten.
Ich war wirklich kein einfaches Kind gewesen.
Nicht mit acht, nicht mit 14.
Zitternd atemte ich durch.
"Kommst du?"
"Gleich."
Ich schloss die Augen.
Komm schon, so schlimm wird es nicht sein. Was denkst du, wie oft ich im Krankenhaus war und es überlebt habe.
Ich nickte kaum merklich, öffnete wieder meine Augen und stand mit wackeligen Knien auf.
Mercedes griff nach meiner Hand und wir gingen zusammen mit meiner Mum in die Notaufnahme.

Nach endlosem Warten wurde ich aufgerufen.
Wir gingen in einen ekelhaft sauberen Raum.
"Was ist passiert?", fragte die Ärztin.
"Bin hingefallen", nuschelte ich.
Sie sah mich skeptisch an.
"Sicher?"
Ich nickte und sah weg.
"In Ordnung."
Sie strich mit ihrem nach Klapse stinkenden Handschuh meine Haare aus dem Gesicht und beäugte die Wunde.
"Muss ich nicht nähen."
Erleichtert atmete ich aus.
Sie desinfizierte die Wunde und klebte zwei Steristrips und ein Plaster drauf.
"In so einer Woche kannst du das abmachen, wenn es dann nicht besser aussieht, einfach noch mal kommen."
Ich nickte.
"Kann ich gehen?"
"Ja."
Immer noch mit wackeligen Knien stand ich auf und ging langsam aus der Notaufnahme raus.
Bis das passierte, wovor ich so Angst hatte.
Meine Atmung verschnellerte sich nochmal extrem und ich sank auf den Boden.

"Ich will nach Hause!", schrie ich die vier Pfleger an, die mich mit Gewalt festhielten.
"Du musst sofort in eine geschlossene Psychiatrie. Deine Mutter hat schon zugestimmt."
"ICH MUSS GAR NICHTS, LASST MICH LOS!", schrie ich verzweifelt und versuchte, mich zu befreien.
Ich schrie auf, als einer mit seiner Hand nach oben auf meine frisch genähten Wunden fasste.
Erschrocken ließ er mich los und mir wurde schwarz vor Augen.

"Hey, Nico. Beruhig' dich."
Geschockt sah ich Mercedes in die Augen.
"Geht's wieder?"
Ich nickte und stand auf.
Oh Gott, wie peinlich.
Ich wusste, dass die mich alle kannten.
Also wirklich alle.
Ich war hier lange genug drin eingesperrt gewesen.
Seufzend nahm ich ihre Hand und wir gingen zurück zum Auto.

ketamine (bittersüße vodkaküsse 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt