Chloé
"Irgendwo her kenne ich dich doch Chloé." meinte Ian und fuhr nachdenklich über seine Lippe. Ich versuchte dem Drang meine Augen zu verdrehen zu widerstehen, doch es gelang mir nicht. Es war nicht das erste Mal, dass ich so angesprochen wurde doch oft war ich genervt davon. "Ach jetzt weiß ich es. Klar, du warst vor ein paar Monaten doch in allen Zeitungen." als wäre der Grosche jetzt bei ihm gefallen, im gleichen Moment stupste er seinen Kumpel an. "Bist du nicht das Mädel, dem eine Affäre mit diesem Hollywoodstar nachgesagt wurde. Mit diesem Mason?" hakte er nach. Als Antwort nickte ich nur und gaukelte ein Lächeln vor, welches ich inzwischen perfekt beherrschte. "Jetzt erzähl mal, was stimmt daran. Da haben wir ja einen richtigen Star hier sitzen." Einen genervten Seufzer konnte ich mir dann doch nicht verkneifen. "Wir waren beste Freunde, mehr sage ich dazu nicht." erwiderte ich daraufhin. Zum Glück hatte ich genug Alkohol getrunken, sonst hätte ich diesem aufgeblasenen Arsch etwas anderes erzählt. Ich hielt mich nicht nur deswegen zurück, sondern weil es mir immer noch weh tat überhaupt über Mason zu sprechen. Ich war froh mir nichts anmerken zu lassen. Inzwischen hatte ich dieses Spiel fast schon perfektioniert, immerhin konnte ich meiner Mutter dafür danken. "Ach komm sei doch nicht so Süße. Bei so einem heißen Gerät kann kein Mann nein sagen. Da kann ich schon verstehen, dass du ihn um deinen kleinen hübschen Finger gewickelt hast. Ich würde dich auch ohne mit der Wimper zu zucken nehmen." mein Gegenüber ließ seinen gierigen Blick über meinen Körper fahren. Seine Augen blieben bei meinem Ausschnitt hängen. Er war nicht der erste Mann der mich wie Frischfleisch behandelte oder so ansah, doch es war mal wieder unangenehm. Einfach ekelhaft. Und ich wunderte warum ich so ruhig blieb. Warum ich nicht einfach aufstand und verschwand. Ich konnte noch nicht mal was sagen. Sonst hätte ich auch nicht meinen Mund gehalten. Wahrscheinlich weil ich keine Kraft mehr hatte oder es mir mehr oder weniger egal war. Stattdessen starrte ich ihn einfach nur an. Ich setzte an, ließ es dann aber doch. "Chlo- Chlo war schon immer empfindlich was Mason betraf." mischte sich jetzt auch Ava ein und nahm grinsend einen Schluck von ihrem Drink. "Ian. Jetzt lass es doch mal. Dich fragt ja auch keiner aus, es geht dich nichts an." ergriff auch Ryan das Wort. "Wie wäre es wenn du noch eine Runde für uns alle holst?" Dabei sah er seinen Kollegen eindringlich an, so dass seine Worte keine Bitte waren. Ian nickte "Na schön." mit diesen Worten stand er auf und verließ unseren Tisch. Dankbar lächelte ich Ryan an. Auch wenn ich solche Kommentare gewohnt war, hatte er mich irgendwie gerettet. "Sorry, er kann manchmal ein ganz schöner Arsch sein." erwiderte er daraufhin nur und lächelte mich entschuldigend an. "Du bist es aber nicht. Und das ist eine nette Abwechslung" während ich sprach streckte ich meinen Arm aus und fuhr über mit meinem Daumen über seine Hand. Seine Augen folgten meiner Hand, bevor ich sie zurückzog. Mein erster Eindruck war doch richtig gewesen. Ian war einfach einer dieser arroganten Typen, die Frauen nur als Objekte ansahen. Ich hatte schon viel zu viele von ihnen getroffen, war auf sie reingefallen. Es war ihnen egal ob sie verheiratet waren, Familie hatte oder noch nicht volljährig war oder nicht. Damals war es ein Spiel für uns. Man fühlte sich begehrt, so als hätte man sie um den Finger gewickelt. Aber so war es nicht, es war umgekehrt. Diese Typen hatten uns in der Hand, ließen uns Dinge tun die wir sonst nie getan hätten und verführten uns. Damals war ich noch jünger, naiver, betrunkener und higher. Jedoch war es nicht das einzige war verlockend war. Es war der Kick. Erwischt zu werden und diese verbotenen Dinge zu tun. Die schmale Grenze zwischen Lust und Missbrauch. Erregung und versteckte Unsicherheit. Ich hatte immer alles freiwillig gemacht, doch unter anderen Umständen wäre ich nie so weit gegangen. Teilweise wurden wir mit Drogen zugefüttert und manipuliert. Das wusste ich erst später. Damals war ich fest davon überzeugt, dass ich es geil fand von ihnen angegafft, manchmal sogar angegrapscht und wie Freiwild behandelt zu werden. Ich hatte nicht begriffen wie toxisch das Ganze war. Zu einem früheren Zeitpunkt war mir das noch nicht bewusst gewesen, in welcher Lage ich mich befunden hatte. Schon vor längerer Zeit hatte ich Abstand dazu genommen. War ich schon lange nicht mehr diejenige, die sich mit irgendwelchen Geschäftsmänner einließ, die auch mal locker dreißig Jahre älter waren und durchaus einen Namen im Geschäftswesen hatten. Teilweise kannten sie mich sogar, waren einfach geil auf junge Mädchen, so wie ich es damals war. Unter ihnen auch Mandanten meines Dads mit großen Firmen. Viele hatten neben der Familie einiges zu verlieren, die Firma, den guten Ruf und einfach alles. Wenn das an Licht kommen würde wäre es vorbei gewesen mit deren Karriere. Doch ich war allein schon von den großen Namen eingeschüchtert. Jetzt war ich um einiges älter, wusste es eigentlich besser. Mir war bewusst wie pervers diese Typen eigentlich waren. Ich hatte damit abgeschlossen, brauchte es nicht mehr. Doch dank Ava, traf ich immer wieder auf sie. Und ich brauchte es wieder. Diesen Kick. Ich war nicht mehr naiv, aber ich wollte das Adrenalin spüren. Wie es durch meine Adern pumpte.
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Manhattan Secrets
Teen FictionNach einem turbulenten halben Jahr Beziehung trennen Chloé und Mason sich schweren Herzens. Zwischen den beiden kriselte es zunehmend. Nicht nur das verheimlichen des plötzlichen Auftauchens von Chloés ehemals BFF Ava stand den beiden im Weg. Sonder...