Einundzwanzig

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Chloé

"Die erste Runde geht auf mich." rief ich der Gruppe von Menschen zu mit denen ich unterwegs war. Dabei musste ich ganz schön schreien um die Lautstärke des Clubs zu übertönen. Inzwischen waren wir im Golden Hour eingetroffen, hatten gerade den Security Check passiert und uns an den Paparazzi , die uns mit ihrem Blitzlicht belagerten, vorbeigedrängt. Anschließend mischten wir uns unter die Menge. Auf dem Weg zum Club hatten wir uns in mehrere Uber aufgeteilt und hatten uns hier wieder gefunden. Zumindest sah ich diejenigen, die mir wenigstens etwas in Erinnerung geblieben sind. "Ich bin gleich wieder zurück." flüsterte ich Diego ins Ohr, dabei beugte ich mich zu ihm rüber. Anschließend löste ich mich aus seinem Griff. Seitdem wir das andere Lokal verlassen hatten, hing er wie eine Klette an mir. Immer wieder schnappte Diego nach meiner Hand, zog mich im Auto an sich oder suchte sonst meine Nähe. Normalerweise vollkommen in Ordnung, aber heute etwas too much. "Warte amore, ich komm mit dir." erwiderte er sofort und versucht erneut nach meiner Hand zu greifen. Durch das immer wieder aufflackernde Licht im Club, beobachtete ich seine Mimik. Er schaute mich mit großen Augen liebevoll an, seine Lippen waren gespitzt und seine Hände waren zu mir nach vorne gestreckt. Natürlich war er gut erzogen, wie ein Gentlemen. Doch das war nicht gerade das was ich jetzt brauchte. Oder zumindest wollte. "Keine Angst, ich schaff das schon." meinte ich und legte nur meine Hand auf sein Schlüsselbein, ich hielt Diego auf Abstand. Dann drehte ich mich um und entfernte mich von ihm und der Truppe. Ehrlich gesagt war ich froh über die Entfernung zwischen uns. Langsam fühlte ich mich eingeengt, ich brauchte meinen Raum. Ich wollte einfach eine gute Zeit haben, Spaß und nicht mit Liebkosungen zugeschüttet werden. Diego war ein guter Kerl. Und je mehr Zeit wir miteinander verbachten, fragte ich mich ob er das verdient hatte. Denn anscheinend hatten wir beide unterschiedliche Vorstellung davon wie der Abend verlaufen sollte. Was für mich nur ein Flirt sein sollte, war für ihn doch mehr. Gewiss wollte ich nicht mit seinen Gefühlen spielen. Jedoch war mir meine eigenen Bedürfnisse wichtiger als die eines fremden Kerls. Je näher ich der Bar kam, desto freier fühlte ich mich. 
"Wendy." rief ich den Namen der Barkeeperin, hinter dem Tresen. Sofort drehte die Brünette mit den Locken sich um, sobald ich ihr Gesicht sah winkte ich ihr zu. Sie nickte mir grinsend zu und zeigte mir ihre Hände indem sie diese hochhob. Wendy trug ein Tablett mit unzähligen Shotgläsern. Anschließend deutete sie mit dem Kopf in die andere Richtung, ein Zeichen für mich ihr zu folgen und rumzukommen. Also drängte ich mich durch die Masse, es dauerte etwas bis ich mein Ziel erreicht hatte. Obwohl heute Montag war, war hier ziemlich viel zu tun und der Club war gut gefüllt. Heute war Sunkissed Monday, der Start in die neue Woche wurde mit Shots zelebriert. "Du hier? an einem Montag? Das war ja noch nie dein Tag." begrüßte Wendy mich grinsend, dann lehnte sie sich über die Theke, ich tat es ihr gleich und wir gaben uns ein Küsschen auf die Wange. Wir kannten uns schon seit einigen Jahren, schon bevor Alex den Club übernommen hatte war, jobbte sie neben das Schule als Barkeeperin. Auch Wendy war Teil der Clique von Brad. "Tja, Zeiten ändern sich. Ich wollte mal sehen was am sunkissed Monday so abgeht." meinte ich zu ihr und grinste zurück. "Also was kann ich dir Gutes tun, Peach?" "Shots für Elf und fünf Flaschen Champagner, bitte." bestellte ich, gleichzeitig holte ich meine schwarze AMEX aus meiner Tasche. Ohne eine Miene zu verziehen nickte Wendy und notierte sich meine Bestellung auf ihrem Gerät. Dann hob sie den Blick, ihre Augen richteten sich auf die Kreditkarte und sie zog die Augenbraue hoch. "Lass stecken Babes. Ich verschaff dir eine VIP Lounge. Alex würde mich köpfen. Wenn er erfahren würde, dass ich dir keinen VIP Zutritt gewähre und dann noch das Geld für die erste Bestellung abknöpfe." mit ihrer Hand, schob sie die Karte mitsamt meiner Hand von sich weg. Lachend verdrehte ich die Augen. "Cool, danke. Hast du noch eine mit mehr Privatsphäre?" fragend schaute ich sie an und zog bittend eine Augenbraue hoch. Jetzt war sie diejenige, die lachend nickte. "Klar, nicht umsonst bin ich die rechte Hand des Chefs. Und für die Schwester des Besties mach ich das doch gerne."  erklärte sie mir. Wendy lächelte, dass ihre Grübchen sichtbar wurde und gleichzeitig rollte sie mit den Augen nach oben, dabei zog sie die rechte Schulter hoch. "Das ist mega. Du hast mir den Abend gerettet Wen." bedankte ich mich nochmal. Währenddessen war sie schon dabei die Armbänder für die Loungen der Superlative aus der Schublade zu holen. Jeder Normalo musste dafür mindestens mehrere tausende Euros zahlen, doch wenn man einen Namen in der Stadt hatte und die richtigen Leute kennt hat man schon gewisse Privilegien. "Auch wenn du es wahrscheinlich nicht brauchen wirst, eure Eintrittskarten für den Tisch." Wendy schob mir die goldenen Armbänder mit einer Sonne als Anhänger rüber, die ich sofort in meine Hand nahm. "Eure Getränke lasse ich an euren Platz bringen und ich begleite euch noch dahin." "Bleib hier, danke. Ich kenn mich doch aus." widersprach ich ihr. Ich wollte Wendy nicht noch mehr Umstände bereiten. "Na gut. Aber beschwer dich nicht über den schlechten Service. Vor allem nicht bei Alex." scherzte sie lachend, ich stimmte mit ein und schüttelte den Kopf. "Wenn irgendwas ist, meld dich bei mir." jetzt schaute sie mich an. "Und viel Spaß heute Abend." "Danke Wendy." Ehe ich mich umdrehte, lächelte ich ihr noch einmal zu und verschwand in der Menge. "Leute, ich hab uns Eintritt in den top secret VIP Bereich verschafft." verkündete ich freudestrahlend und hielt stolz die Armbänder hoch. "Was? Wie? Hast du das geschafft?" Diego starrte mich zunächst mit offenen Mund an, ehe er verdattert das Wort ergriff. "Mach den Mund zu Süßer." meinte ich grinsend und ging langsam einige Schritte auf ihn zu. Dann griff ich nach Diegos Arm, indem ich sein Handgelenk nahm. Während ich das Armband drumlegte um es zu verschließen meinte ich nur "Wenn man deinen Namen kennt, genießt man schon gewisse Privilegien, Babe." Dabei klang ich ziemlich von mir selbst überzeugt, fast schon arrogant und trotzdem gelassen. Ja, ich wollte mich heute mit meinem Ruhm brüsten. Ich wollte den -fremden- Leuten klar machen, dass ich jemand bin. Das man mich kennt. Vielleicht sogar eine Person von Bedeutung. Auch wenn ich in diese Familie nur reingeboren wurde, diesen bekannten Namen trug.  Es war nicht mein Verdienst, ich hatte nichts erarbeitet. Trotzdem kannte ich meinen Rang in der Gesellschaft. Denn im Moment fühlte es nicht so an. Zurzeit hatte ich mich selbst verloren. "Scheiße, du wirst nur noch attraktiver." erwiderte Diego leise, dass nur ich das hören konnte. Ich schaute von unseren Händen auf, direkt in sein Gesicht. Seine grauen Augen blitzten mich erregt an, ich sah sein Verlangen. Einen Moment hielt ich diesen Blick stand. Auch ich war von Diego nicht abgeneigt. Er war durchaus charmant, schmeichelte mir und auch auf eine gewisse Art anziehend. Zwischen uns funkte es vom ersten Moment. Er war anders als die Typen zu denen ich mich hingezogen fühlte. Nicht nur äußerlich, auch von seinem Verhalten her. Er spielte mit offenen Karten, sein Herz lag auf der Zunge und machte mir schöne Augen. Trotzdem war er kein Bad Boy. Wir kamen uns noch näher. Unsere Köpfe schienen fast zusammenzustoßen, unsere Lippen berührten sich leicht. Die Menge um uns herum tanzte zum Song, doch ich blendete alles aus. Er legte seine Hand auf meinen Oberarm, strich über meine Haut. Keiner ließ den anderen aus den Augen.  Wieder war dieses Prickeln in der Luft, ich spürte diese Leidenschaft. Irgendwie fühlte seine Nähe sich verdammt gut an, es wirkte alles so einfach. Vielleicht weil es auch so anders mit Diego war. Leicht öffnete ich meinen Mund und fuhr mit der Zunge über die Lippe.  "Und wenn man den verdammten Besitzer kennt." säuselte Ava uns zu und drängte sich zwischen uns. Somit zerstörte sie diesen Moment- wahrscheinlich mit voller Absicht. Perplex schüttelte ich den Kopf und Diego stolperte einige Schritte zurück. Ob es an Ava lag oder, dass wir uns fast unserem Verlangen hingegeben hätten konnte ich nicht sagen. Wieder versuchte ich Blickkontakt herzustellen. Ihm in die Augen zu sehen. Doch er schaute schnell wieder weg, distanzierte sich. Trotzdem erwischte ich ihn kurz und zog entschuldigend die Schultern hoch. Anschließend schaute ich wieder zu Ava, die mir ihr Handgelenk hinstreckte. Während ich die Armkettchen in meiner Hand sortierte, sah ich aus dem Augenwinkel wie sie ungeduldig mit den Augen rollte. Schließlich bekam ich sie auseinander und band auch Ava eins um ihren Arm. "Vielleicht solltest du Alex mal für seine Großzügigkeit bedanken. Ich weiß doch wie scharf er auf dich ist. So ein Quickie ist dann doch angebracht, findest du nicht? Little Miss?" flüsterte sie mir zweideutig mit einem giftigen Unterton ins Ohr. Sofort hielt ich in meiner Bewegung inne. Etwas erschrocken zog ich meine Augenbrauen hoch. Dann verhielt ich mich wieder normal. "Sex ist nicht die einzige Möglichkeit sich zu bedanken." erwiderte ich nur und ließ ihr Handgelenk fallen. Ava grinste mich an. "Ach komm Chloé, das sagt gerade die Richtige. Wer fickt denn mit jedem, der einem schöne Augen macht? Du kriegst doch jeden rum den du möchtest. Du wickelst die Kerle wie immer gekonnt um deinen kleinen Finger." Dabei rollten ihre Augen in Diegos Richtung, der Kopf bewegte sich unauffällig dorthin. Ich schüttelte mit dem Kopf. "Können wir nicht mal die alten Zeiten ruhen lassen?" fragte ich genervt. Mein Tonfall war ganz schön zickig. "Dafür fühlt es sich aber verdammt danach an, obviously. Du kleine Bitch." "Fuck Ava, selbst wenn ich mich hier rumficke, geht das keinen was an okay?" jetzt wurde ich lauter, sodass andere es bestimmt hörten. Ich hatte kein Bock mehr auf dieses Gespräch. Ich wollte nur noch hier weg. Doch Ava zeigte mir die Realität auf. Gerade war ich dabei auf dem Absatz kehrt zu machen und mich wegzudrehen. Doch Ava griff nach meinem Arm und hielt mich auf. "Hey chill mal. Du bist meine kleine Bitch. Und ganz ehrlich? Ich bin nur jealous weil du nur mit dem Finger schnippen musst und die Typen kommen angelaufen. Selbst in diesem Outfit" sie streckte den Arm aus, griff nach meinen Haaren und legte die Strähne nach vorne. Immer wieder fuhr sie durch diese Strähne. Dabei schaute sie mich vielsagend an und lächelte hinterhältig. "Überleg es dir mit Alex, Chlo-Chlo. Wer würde zu einem Fick mit dir nicht nein sagen? Und glaub mir Alex ist fucking good at it." dann verpasste sie mir einen Knutscher auf die Wange und schritt davon. 

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