Chloé
Schon seit zwei Wochen regnete es in New York. Fast durchgängig schüttete es oder es zog jeden Moment ein Gewitter auf und wenn nicht war es einfach nur grau. Wir hatten auch Ende April, einer der Regenstärksten Monate im ganzen Jahr. Außerdem war es ziemlich unbeständig. Das Wetter war also passend zu meiner Stimmung. Ziemlich gedrückt und betrübt. Doch es schien ein Lichtblick am dunklen Himmel. Die Sonne bahnte sich durch die grauen Wolken und die Strahlen schienen in mein Gesicht. Wenn meine Laune besser gewesen wäre, hätte ich mich über diesen Anblick gefreut doch es erheiterte mein Herz einfach nicht. Nichts wirklich schien mich in letzter Zeit wirklich glücklich zu machen. Zwar war ich nicht ganz so deprimiert wie ich angenommen hätte, aber ich war einfach nicht ich selbst. Nach außen hin wollte ich den Schein wahren, dass es mir relativ gut ging. Ich mit der Sache zurecht kam. Ich wollte meine Freunde nicht mehr damit belasten. Vor allem Sarah, wenn es bei ihr und Brad mittlerweile wieder gut lief. Natürlich ist sie für mich da gewesen, habe ich ihr mein Herz ausgeschüttet und ich wusste, dass meine beste Freundin immer ein offenes Ohr für mich haben würde. Jedoch wollte ich nicht, dass sie sich mal wieder Sorgen um mich macht. Wahrscheinlich merkte sie, dass ich ihnen nur etwas vormachte. Sie kannte mich einfach. Trotzdem musste die Show weitergehen. Ich ging auf einige Events. Ich versuchte mich auf die Schule zu konzentrieren, auch wenn ich dreiviertel des Unterrichts nicht mitbekam. Aber ich ließ mir nichts anmerken. Doch innerlich sah es anders aus, in mir wütete ein Gewitter. So sehr ich meine Emotionen zu kontrollieren versuchte, gelang es mir einfach nicht. Ich war einfach nur wütend, traurig und müde zugleich. Auch wenn meine Tränen schon getrocknet waren, fühlte ich mich kraftlos. Ich war unglücklich mit meiner Situation. Eine Situation die ich mir selbst zu zuschreiben hatte. Schließlich war ich diejenige, die diese Trennung, die Pause wollte. Auch wenn diese Entscheidung schmerzhaft war, war es letztendlich die richtige gewesen. Doch war es die richtige? Wir hätten so nicht mehr weitermachen können, wir hätten uns zerstört. Es war besser es jetzt zu beenden bevor es zu spät ist. Bevor die schönen Momente von den schlechten überschattet werden. Bevor Missgunst und Hass das einzige war das uns übrig blieb. Bevor wir uns nur noch streiten würden. Zumindest redete ich mir das ein. Ich redete mir das ein, damit ich es nicht bereuen würde. Drei Wochen ist es schon her seitdem wir uns getrennt hatten. Doch mir kam es vor, als wäre es gestern gewesen. Als wäre es erst einen Tag vergangen. Immer wieder sehnte ich mich nach seiner Nähe, der Geborgenheit zurück. Die letzten Berührungen, die letzten Küsse, die letzten Liebkosungen und seine unglaubliche Wärme. Ich vermisste seinen gewohnten Duft um mich herum. So sehr, dass ich die Befürchtung hatte ihn vergessen zu können. Ich vermisste einfach alles an ihm. Ich vermisste Mason so sehr, dass es weh tat. Das mein Körper sich weigerte vernünftig zu funktionieren. Mein Gehirn konnte nur noch an ihn denken. An die letzten Stunden die wir miteinander hatten, an die wundervollen Momente die wir in den letzten Monaten miteinander geteilt hatten. Immer wieder erwischte ich mich dabei, wie ich daran zurück dachte. Auch weil ich Angst hatte die Erinnerungen zu vergessen. Das dieses Bild verblasst. Ich klammerte mich and die schönen Momente in unserer Beziehung. Vor allem an die letzte Nacht, den letzten Tag den wir zusammen verbracht hatten. Diese Augenblicke gaben mir Halt, ließen mich nicht zusammenbrechen. Sie gaben mir irgendwie auch Hoffnung, dass wir es doch irgendwann hinbekommen würden. Wir wieder zusammen sein könnten. Gleichzeitig merkte ich mal wieder wie verrückt ich nach Mason war, wie sehr ich ihn liebte. Das jede Zelle in meinem Körper sich nach ihm sehnte, ihn vermisste. Jedesmal wenn ich daran zurückdachte, hatte ich das Gefühl Mason ein Stück näher zu sein. Was natürlich Quatsch war. Doch mein Gehirn gaukelte es mir vor um es mir erträglicher zu machen.
Ich weiß nicht wie lange wir in der Badewanne noch saßen. Mittlerweile war das Wasser eiskalt. Weder Mason, noch ich hatten in der letzten Zeit gesprochen. Seitdem wir die schmerzhaften Worte ausgesprochen hatten, war es still zwischen uns. Das einzige Geräusch, welches ich leise vernehmen konnte war sein Atmen. Wir beide waren in unseren eigenen Gedanken gefangen. Auch wenn keiner von uns ein Wort darüber verloren hatte, dachten wir das gleiche. Ich wusste es einfach. Gedankenverloren strich Mason mir mit seinen Fingern zärtlich über meine weiche Haut. Über die Arme, die empfindliche Stelle an den Brüsten, meinen Schlüsselbein. Immer wieder spürte ich seine liebevollen Lippen an meinem Hals. Lippen die mir Trost gaben, obwohl sie es eigentlich gar nicht sollten. Wenn ich alleine gewesen wäre, wäre ich wahrscheinlich heulend zusammengebrochen. Er munterte mich auf, so wie mein bester Freund es immer getan hatte. Doch ich wusste wie sehr es ihn schmerzte, wie weh Mason es tat. Seine einzelnen Tränen, die ich auf mir fühlen konnte mussten ihn noch nicht mal verraten. Ich wusste es einfach.
Plötzlich bewegte Mason sich hinter mir. Somit riss er mich aus meiner Trance. "Du frierst ja." murmelte er hinter mir und stützte sich mit seinen Armen am Wannenrand ab um sich hochzuhieven. Derweil stieß er sich von mich. Erst jetzt bemerkte ich die Gänsehaut auf meinem Oberkörper. Inzwischen war Mason aus dem Wasser gestiegen und ging zum Heizkörper auf dem mein Bademantel hing. Er schnappte sich diesen und kehrte zu mir zurück. Währenddessen schaute ich ihm nach und erhaschte einen Blick auf seinen Körper. Prompt hielt er mir den Mantel hin. Ich stand auf, drehte mich mit dem Rücken zu ihm hin und schlüpfte mit Masons Hilfe in den warmen Frotteestoff. Ich knotete die Bänder zusammen und stieg ebenso aus der Wanne. Zwischenzeitlich hatte er sich ein Handtuch genommen um sich abzutrocknen. Während Mason sich die Unterhose anzog, schielte ich auf seine restlichen Klamotten die auf den Boden lagen. Ich wusste, was jetzt kommen würde. Das musste er mir nicht sagen. "Mason, bitte bleib." bat ich ihn flüsternd. Meine Stimme hörte sich kratzig an. Auch wenn mein Gegenüber mich wahrscheinlich gar nicht gehört hatte. Doch er schaute mich verwundert an. Obwohl ich genau wusste wie sehr sein Herz blutete. Obwohl ich wusste, dass ich dafür der Grund war bat ich ihn zu bleiben. Ja, ich war egoistisch. Aber ich ahnte wie die Nacht verlaufen würde. Wie sehr ich unter dem Schmerz leiden würde. Ich hatte zwar einen Entschluss gefasst aber ich wollte das jetzt noch nicht beenden. Die erste Nacht würde die schwerste werden. Somit konnten wir uns beide den Schmerz nehmen. "Chloé.." ich hörte die Zweifel in seiner Stimme. Mason schien nach den richtigen Worten zu finden. Ich sah ihm den Schmerz an, trotzdem ließ ich nicht locker. Bevor er fortfahren konnte, kam ich Mason zuvor. "Ich weiß wie viel ich von dir verlange.. zu viel. Aber ich weiß nicht wie ich sonst die restliche Nacht überstehen soll. Und ich weiß, dass es dir genauso geht. Bitte, nur die Nacht. Du kannst gerne Morgen früh verschwunden sein. Lass uns so tun als wäre es jetzt noch nicht real. Als würden wir beide nicht diesen Schmerz spüren, sondern erst Morgen. Am Tag ist es viel leichter zu ertragen." erklärte ich ihm offen. Alles in mir schrie, dass es falsch war. Das es am nächsten Morgen nur noch mehr weh tun würde. Das ich Mason nicht zu meinen Gunsten benutzen konnte. Ich wusste auch nicht woher der Sinneswandel auf einmal kam. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass es mir helfen würde. Doch eigentlich verschloss ich nur die Augen vor der Realität. Sah dem ganzen nicht ins Gesicht, stattdessen schob ich alles nur beiseite. Eine Weile sagte Mason nichts, er dachte nach. Schließlich nickte er kaum merklich. "Okay." fügte er noch hinzu. Es waren nicht meine Worte die Mason zum Bleiben bewegten, sondern weil er für mich da sein wollte. Er wollte mir einen Teil des Schmerzes nehmen, den ich selber verursacht hatte. Obwohl ich ihm das Herz rausgerissen hatte, blieb er heute hier bei mir. Wiedermal erkannte ich wie die tief die Gefühle zum mir inzwischen waren, wie sehr Mason mich lieben musste. Ich zwang mich zu lächeln und ging auf ihn zu. Vorsichtig griff ich nach seiner Hand und zusammen verließen wir das Bad und gingen in mein Schlafzimmer. Wir legten uns sofort in mein Bett. Zunächst hielt Mason Abstand zu mir, doch ich kuschelte mich dicht an ihn. Am liebsten wollte ich in ihn reinkriechen. Dann nahm ich seinen Arm, schlang ihn um meine Taille und verschränkte seine Finger in meine. Ich küsste jeden einzelnen seiner Finger. Erst jetzt wurde mir wollig warm. Masons regelmäßiger Atmen kitzelten meine Haare. Ich sog seinen Duft ein und schärfte meine Sinne. Nahm alles auf. Kurze Zeit später drehte ich mich so, dass ich mit dem Gesicht zu Masons lag. Ich hielt die Augen offen und beobachtete ihn, versuchte mir dieses Bild einzuprägen. Die geschlossenen Augen, der ruhige Atmen und die feuchten Haare. Vorsichtig strich ich mit der Hand über sein Gesicht und die Haare. Jetzt öffnete er die Augen. Sie blickten genau in meine. Ich küsste kurz seine Lippen. Sie schmeckten nach Salz. Am liebsten würde ich die Zeit anhalten und genau in diesem Moment leben. Anscheinend dachten wir beide das gleiche. Denn ich sah wie Mason mich auch betrachtete. Er schaute mich so an als hätte er mich zum ersten Mal gesehen. Wie er mir liebevoll die nasse Strähne aus dem Gesicht strich, seine Berührungen auf meiner Haut. Unwillkürlich fing ich an zu Lächeln, es war ein trauriges Lächeln. Mit seinem Daumen fuhr er meine Lippenkonturen nach. Es waren die intimsten Momente die wir miteinander teilten, die intensivsten. Dabei verdrängte ich, dass das hier morgen- vorerst- alles zu Ende sein würde. Ich klammerte mich an das hier. "Wie sehr ich diesen Mund mit diesem unverschämt süßen Lächeln vermissen werde." murmelte Mason nachdenklich. Es klang so als wäre ihm grad erst bewusst geworden, was er verpassen würde. "Lass uns bitte nicht diese Ex-Partner werden die sich nur streiten, übereinander hetzen und sich aus dem Weg gehen." flüsterte ich. Mein Gegenüber schmunzelte kurz. "Nein das werden wir ganz bestimmt nicht, Darling. Nur ich weiß, dass du mich nicht mehr so anlächeln wirst." auch wenn er das Gesicht zu einem Lächeln verzog, war es nicht echt. Seine Stimme klang traurig. "Es ist keine Trennung für immer oder für die Ewigkeit." versprach ich ihm und küsste seine Stirn. Skeptisch hob Mason eine Augenbraue hoch. "Versprich nichts was du nicht sicher halten kannst." obwohl er nur flüsterte, hörte ich ihn klar und deutlich. Gerade wollte ich etwas erwidern. "Jetzt schlaf, Süße. Es ist spät." Er beugte sich zu mir rüber, legte eine Hand auf meine Wange und küsste mich. Der Kuss war ziemlich kurz aber intensiv. Bevor ich mich darin verlieren konnte, war Mason wieder auf seiner Seite und schaute mich mit halbgeschlossenen Augen an. Ich sah ihm an wie schwer es war die Kontrolle zu bewahren. Als Antwort schüttelte ich den Kopf. Daraufhin seufzte Mason und schloss die Augen. Ich lag noch lange dort und kämpfte damit nicht einzuschlafen. Obwohl meine Augenlider immer wieder zu fielen, blieb ich standhaft. Doch irgendwann übermannte mich der Schlaf.
Angsterfüllt wurde ich nach einem furchtbaren Traum, indem Mason und ich getrennt hatten, wach. Doch ziemlich schnell wurde mir klar, dass das kein Traum sondern die Wirklichkeit war. Außerdem war Mason aus dem Bett verschwunden, ich schaute mich im dunkeln Raum um und fand ihn nicht. Fast schon panisch war ich. Doch kurz darauf ging die Tür auf und Mason trat ein. Erleichtert schluchzte ich auf. "Ich dachte du wärst schon weg." "Shh, sh ich bin doch noch hier. Ich war nur auf der Toilette." beruhigte Mason mich, dabei klang seine Stimme ganz ruhig. Er nahm mich in den Arm und ich kuschelte mich an ihn. Ziemlich schnell schlief ich wieder ein. Doch immer wieder wurde ich wach. Irgendwann wurde ich wieder wach und die Sonnenstrahlen durchfluteten das Zimmer. Es kümmerte mich wenig, dass wir beide eigentlich zur Schule mussten. Viel lieber wollte ich die letzten Stunden mit Mason genießen. Dieser schlief neben mir. Immer wieder döste ich ein. Ich kam gar nicht richtig zu mir, weil ich ziemlich erschöpft war. Ich hatte ganz das Zeitgefühl verloren. Wahrscheinlich war es schon Nachmittag. Zwischendurch spürte ich seine Berührungen und Küsse auf meiner Haut, er gab mir Sicherheit. "Chloé." weckte seine kratzige Stimme aus meinem Halbschlaf, ich spürte seinen Mund ganz nah an meinem Ohr. Trotzdem hielt ich die Augen geschlossen. "Ich muss jetzt los. Ich liebe dich Chloé." mit diesen Worten entfernte mein Freund sich von mir, ich spürte seine Anwesenheit nicht mehr. Somit verschwand er in der Dunkelheit.
Als ich das nächste Mal wieder aufwachte spürte ich jemand anderes neben mir liegen. Sarah. Ich erkannte sie an ihrem Geruch und merkte wie sie immer wieder über meine Haare strich. Nachdem ich meine Augen geöffnet hatte, drehte ich mich um. Und ich sah wie sie neben mir am Kopfende saß. Erst jetzt realisierte ich was gestern wirklich geschehen ist. "Sarah.. Mason und ich.." fing ich meinen Satz an, doch ich kam nicht weiter. Meine Stimme brach. Stattdessen überrollten die Tränen mich. "Ich weiß Chloé, ich weiß." erklärte sie nur und ich warf mich weinend in ihre Arme.
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Manhattan Secrets
Teen FictionNach einem turbulenten halben Jahr Beziehung trennen Chloé und Mason sich schweren Herzens. Zwischen den beiden kriselte es zunehmend. Nicht nur das verheimlichen des plötzlichen Auftauchens von Chloés ehemals BFF Ava stand den beiden im Weg. Sonder...