Einunddreißig

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Chloé

Nichts. Da war nichts. Keine Nachricht, kein Anruf noch nicht mal eine Mail oder sonstiges. Selbst mit einer Karte wäre ich inzwischen ebenso zufrieden gewesen. Sogar wenn sie von der Assistentin geschrieben wurde. Auch im Laufe des Vormittags erhielt ich nichts. Natürlich bekam ich etliche Glückwünsche und Grüße zu meinem Geburtstag. Jedoch nicht von den Menschen, bei denen es mir wirklich wert war. Was brachten mir die zehntausenden DMs von meinen Follower, wenn noch nicht mal mein Dad es fertig brachte mir zu schreiben. Bei jedem aufblinken meines Handys war da diese Erwartung. Doch bei jedem Blick starb diese Hoffnung, weil sie nicht von ihm war. Noch nicht mal das tat er. Stattdessen ignorierte ich jede Nachricht die ankam. Das sah ihm gar nicht ähnlich. Ich war ihm wichtig. Wir Kinder waren bedeutungsvoller als alles andere in seinem Leben. Zumindest dachte ich das immer. Obendrein blieb selbst Mason stumm. Obwohl er mir eigentlich schon seine Glückwünsche mitgeteilt hatte, war da diese Erwartungen an ihn. Trotzdem war da dieser kleine Hoffnungsschimmer, er würde sich bei mir nochmal melden. Doch auch da konnte ich lange warten. Anscheinend war das ganze doch nur ein Scherz gewesen. Hinter seinem Paket steckte keinerlei Intention. Ich war ihm schlichtweg egal. denn es bedeutete mir mehr als es wahrscheinlich sollte. Viel mehr als es ihm bedeutete. Und es war eine nette Geste, mehr nicht. Ein Geschenk aus reiner Höflichkeit weil wir uns ein Leben lang schon kannten. Wahrscheinlich war er mich auch einfach leid. Nun ja, ich konnte es verstehen. In letzter Zeit war das alles auch etwas viel. Wir hatten einfach nicht mehr das beste Verhältnis zueinander. Wahrscheinlich sollte ich nicht überrascht sein. Nicht zu viel erwarten müssen. Ich war es selbst Schuld. Jedoch kannte ich das von Mason nicht. Er war einer der emphatischsten Menschen die ich kannte. Er hatte dieses Gen in sich, sich immer um alles und jeden kümmern zu wollen. Vor allem um die Menschen die er liebte. Vielleicht war es ihm schlichtweg egal. Und mir sollte es auch sein. Ich sollte nicht schon wieder dieses Stechen in meiner Brust fühlen. Meine Kehle sollte sich nicht schon wieder zuschnüren. Vor allem sollte mein Puls normal sein. Doch so war es nicht und ich konnte nichts dagegen tun. Ja, ich überdramatisierte mal wieder. Trotzdem konnte ich nichts dagegen tun. Zu sagen ich wäre sauer wäre nicht gerade passend. Ich war nicht sauer, sondern enttäuscht. Was hatte ich den Männern in meinem Leben angetan, das sie mich so sehr verachten? Das ich ihnen so egal war? Oder hatten sie meinen Geburtstag einfach nur vergessen? Noch nie hatte einer der beiden ihn vergessen. Es tat weh. Ich war wegen einer lächerlichen Kleinigkeit verletzt. Etwas, was in ein paar Jahren wahrscheinlich nicht mehr relevant war. Allerdings verletzte mich nicht die Tatsache, dass sie sich nicht gemeldet haben. Sondern es war das Gefühl was daraus entstand. Es führte mir nur noch mal vor Augen, das sie nicht mehr vollkommen in meinem Leben sind. Das sie kein Teil mehr sind. Besser gesagt nicht mehr sein wollen. Stück für Stück entfernten wir uns voneinander. Die Angst jemanden endgültig zu verlieren, ohne den man nicht leben kann. Zu fühlen, das man immer unwichtiger wird. Ich fühlte nicht mehr diese bedingungslosen Zuneigung  ihrerseits. Doch vor allem war da dieses Gefühl nicht mehr genug zu sein. Ich reichte einfach nicht aus.  So wie ich war, war nicht ausreichend um dazubleiben. Im Laufe meines Lebens hatte ich das erkannt. Ich war nie gut genug. Weder für meine Mutter, die Ansprüche dieser Gesellschaft oder für Mason. Besser gesagt für seine Verpflichtungen, sein Image. Ja noch nicht mal dafür reichte ich aus. Meine Makel waren zu groß. Ich machte mir und meinen Mitmenschen das Leben unnötig schwer. Ich war leicht beeinflussbar, konnte den Drogen nicht widerstehen. Wahrscheinlich besaß ich ein schlechtes Karma. Eigentlich sollte dieser Tag der glücklichste seit langem sein, ich wollte mich wieder wie ich selbst fühlen. Ich wollte umgeben von den Menschen sein, die mir viel bedeuteten. Menschen die ich liebte. Dieser eine Tag im Jahr war mein Lieblingstag, denn es kamen alle zusammen und waren glücklich. Mittlerweile realisierte ich wie unecht die letzten Jahre war. Jeder heuchelte seine Zufriedenheit nur vor. Und nun konnte ich den Tag noch nicht mal so verbringen wie ich es mir vorgestellt hatte. 

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