Achtunddreißig

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Mason

"Was hat das kleine Bitch diesmal gemacht?" erklang Jens Stimme hinter mir. Sie hörte sich eher wütend als mitfühlend an. Dabei hatte ich sie noch nicht mal in meine Wohnung gelassen, musste ich auch nicht. Schließlich hatte ich ihr geschrieben und sie war eine der wenigen, die meinen Code für das Penthouse kannte. Derweil saß ich an dem runden Tisch in meiner offnen Küche und starrte die gedeckte Anrichte vor mir an. Ich hatte von dem all nichts angerührt. Oder gar weggeräumt. Kurz nachdem sie meine Wohnung verlassen hatte, habe ich mich umgehend in meine Sportklamotten geschmissen und mich in mein Home Gym verzogen. Stunde um Stunde habe ich hier verbracht. Nur um das Geschehene vorhin zu vergessen. Doch der Erfolg war nicht von Dauer. Seitdem saß ich hier und starrte vor mir hin. Ich fand einfach nicht die Energie um aufzustehen. Ich konnte so nicht weitermachen, nicht nachdem alles verloren war. Nachdem ich alles verloren hatte. Denn diesmal fühlte es sich so endgültig an. Zumindest für den Moment. Die Wunde saß tief. So tief, dass ich nichts anderes mehr spüren konnte. Und ich kannte nur eine weitere Person, die mich irgendwie daraus holen konnte. Genau diese hatte ich zu mir bestellt. "Sie ist.." fing ich an zu sprechen, doch beendete den Satz nicht. Eigentlich störte es mich, wenn sie Chloé so nannte. Jedoch widersprach ich ihr heute noch nicht mal. Hinter mir hörte ich wie Jenna näher kam. Sie trat neben mich, hockte sich und schlang ihre Arme um mich. "Diese Scheiße, die sie immer wieder mit dir abzieht hast du nicht verdient." bestärkte sie mich leise und ich spürte ihren Blick auf mir. Zwar schaute ich sie nicht an, doch aus dem Augenwinkel, wirkte er fast besorgt. "Merkst du nicht wie down du jedesmal bist, wenn sie dich mal wieder verlässt? Das ist krank, warum lässt du das mit dir machen?" "Es ist verdammt kompliziert und nicht so einfach wie du dir vorstellst." erwiderte ich um mein Verhalten rechtfertigen. "Nein." widersprach Jen mir, woraufhin ich meinen Kopf zu ihr drehte und sie anschaute. Ihre eisblauen Augen schauten mich  überzeugend an. "Jen.. ich kann nicht anders. Ich liebe Chloé.  Egal was sie abzieht, ich werde sie immer lieben. Verdammt nochmal. ich werde auch immer für sie da sein." gestand ich ihr, dabei wurde meine Stimme lauter als gewollt. Ich war aufgewühlter als ich sein wollte. Als ich Jenna zeigen wollte. Ihrerseits kam ein kurzes bitteres Lachen. Vielleicht weil sie eifersüchtig war weil ich eine andere liebte. Natürlich wusste ich, dass Jenna sich in mich verschossen und vielleicht sogar Gefühle für mich hatte. Doch es hatte mich bis dato nie sonderlich gestört. Und sie anscheinend auch nicht. "Ich bitte dich Mason." fuhr sie fort. "Das hat nichts mehr mit Liebe zu tun. Du bist abhängig von ihr." "Selbst wenn? Ist doch egal." gab ich zurück. Erneut schauten wir uns in die Augen. Sie zog ungläubig eine Augenbraue hoch. "Das ist ziemlich ungesund. Toxisch. Deine kleine Miss kommt immer angekrochen, wenn sie irgendwas von dir braucht. Aufmerksamkeit, Nähe oder einen Fick. Wenn sie das bekommt was sie haben möchte, verpisst sie sich wieder. Das ist doch keine Liebe. Das ist einfach nur krank." Jenna sprach die Worte aus die ich schon längst wusste, doch zuvor mir noch nie jemand gesagt hatte. Obwohl diese Art von Beziehung ziemlich ungesund und nicht normal war, wollte ich daran nichts so schnell ändern. Lieber wollte ich mich von Chloé- ob bewusst oder nicht- ausnutzen lassen, als gar keinen Kontakt zu ihr zu haben. Ja es war ziemlich krank. Wahrscheinlich ging das auch über Liebe hinaus, aber ich konnte es nicht ändern. Denn im Grunde wusste ich, sie würde zu mir zurückkommen. Irgendwann würden wir unseren Weg zusammen finden. Ich glaubte daran, auch wenn es momentan ziemlich beschissen aussah.  "Ja." stimmte ich ihr zu. "Sieh dich doch an. Du hockst hier, bemitleidest dich und siehst eher ein ein Frack aus als einer der begehrtesten Schauspieler. Wahrscheinlich hast du noch nicht mal was gegessen. Das muss aufhören. Sonst zerstörst du dich nur noch mehr." Ich erwiderte nichts, musste ich auch nicht. Denn sie wusste auch so, dass sie Recht hatte. Mir war dem durchaus auch bewusst, jedoch konnte ich es nicht wirklich ändern. Vielleicht wollte ich das auch nicht. Ich wollte mich bemitleiden, weder an die ganzen Termine, Events, Fotoshootings, Drehs noch an die Schule denken. In diesem Moment fiel es schwer zu glauben, dass sich das jemals ändern würde. Das ich jemals aus diesem Loch rauskommen würde. "So du gehst jetzt Duschen, du stinkst." forderte sie mich auf und verzog leicht angewidert das Gesicht. Immerhin entlockte sie mir ein winziges Grinsen. Zwar ein schwaches aber es war vorhanden. "Und ich mach das hier weg oder so." mit einer abfälligen Handbewegung zeigte sie auf den gedeckten Tisch vor uns. "Okay." ich nickte, Jen strich mir mit ihren Fingern über die Schulter und erhob mich langsam von dem Platz, den ich seit geraumer Zeit nicht mehr verlassen hatte. Ich ging Richtung Tür, bevor ich darin verschwand, drehte ich mich noch einmal zu ihr um. "Danke Jen." dabei trafen sich unsere Blicke. Und ich meinte es wirklich so. Ich war ihr dankbar. Denn egal was zwischen uns beiden läuft. Der Sex, die reimplatonische Beziehung oder als Filmpartner. Wie auch immer man das zwischen uns nennen konnte. Sie war immer für mich da gewesen. Jenna war immer an meiner Seite. Auch wenn ich es nicht gerne zugeben wollte, auf sie war Verlass. Obwohl mir ihre Absichten unklar waren. Natürlich hatte sie welche, doch das juckte mich nicht. Als Antwort lächelte sie mir fast schon schüchtern zu. 

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