Dreißig

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Chloé

Meine Augenlider flogen auf und ich war sofort hellwach. Zumindest mein Körper war der Meinung genug Schlaf bekommen zu haben. Ich fühlte mich munter. Doch mein Gehirn sah das anders, es war noch ziemlich übermüdet. Es dauerte also eine Weile bis ich wirklich begriff wo ich mich befand. Meine Augen schauten sich im dunkeln Raum um, nur ein schwacher Lichtstrahl schien durch das Fenster. Auch wenn ich nicht gerade viel erkennen konnte, registierte ich das Zimmer von der Nacht wieder. Gleichzeitig  kamen die Erinnerung wieder hoch. Die Bilder von Shawn und Avas nackte Körper. Die meinen liebkosten, die mich an Rande der Ekstase brachten. Ich sah Ava auf dem Rücken auf diesem Bett liegen, mein Gesicht wanderte zwischen ihre Schenkel und während ich sie mit meiner Zunge beglückte, spürte ich Shawns Errektion an meiner Rückseite. Während Avas Stöhnen angeregter wurde, drang er in mich ein um mich von hinten zu nehmen. Es war eine Vorstellung, ein Produkt meiner Fantasie. Es fühlte sich an wie ein schmutziger Traum, es war so surreal. Diese Suite war nicht echt, das graue Laken das um meinen Körper halb geschlungen war, war nicht grau. Die dunklen Vorhänge waren nicht da. Ich schaute auch nicht an die Decke und sah mich selbst im Spiegel. Das war nicht real. Ich kniff mehrmals die Augen zusammen, doch immer wieder sah ich mich an der Decke, sah ich diesen Raum. Jetzt fühlte es sich nicht mehr wie eine Fantasievorstellung an.  Obwohl ich mich an jedes Detail erinnern konnte. Die Szenen im Auto, im Club bis hin zu dem was in diesem Zimmer geschah vor meinem bildlichen Auge sich abspielte, konnte ich es nicht als meine Erinnerungen zuordnen. Das ganze fühlte sich nicht so an als hätte ich es erlebt. Sondern eher eine andere Person und ich hatte als außenstehender zugeguckt. Vielleicht lag es an den Drogen, die mich das fühlen ließen oder weil ich es mir vorher nie träumen lassen habe. Doch der schwere tätowierte Arm der auf meiner Brust lag, der definitiv zu Shawn gehörte und ein zierlicherer Arm -den ich als Avas identifizierte - auf meiner Taille spürte, war ein weiterer Beweis. Dafür das es nicht nur ein Hirngespinst war. Diese Tatsache ließ das Ganze realer wirken. Anscheinend ist genau das zwischen uns passiert. Genau die Szenen, die ich die ganze Zeit vor Augen hatte. Umgehend war ich überwältigt, ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Die Situation überforderte mich. Das hier war ein einmaliges Erlebnis, ein spannendes Abenteuer ganz klar. Ich hatte mich zu keiner Zeit unwohl gefühlt, ganz im Gegenteil. Ich hatte mich noch nie so begehrt, sexy und frei wie zuvor gefühlt. Da war diese Lust zwischen uns, ein kaum auszuhaltendes Knistern in der Luft und diese sinnliche Verführung. Ja, ich wurde verführt oder habe ich sie verführt? Ich konnte es nicht genau sagen, wahrscheinlich beides. Doch das war ein Gefühl was man nicht beschreiben konnte. Mein ganzer Körper kribbelte, fühlte sich explosiv an. Ich spürte es jetzt noch. Die Nacht hat Spuren hinterlassen. Nicht nur an meinem Fleisch. Trotzdem fragte ich mich ob ich nicht einen Fehler gemacht hatte. Das war nicht nur Sex, es war intimer. Ich hatte den beiden meine geheimen Verlangen gezeigt und umgekehrt. Damit machte ich mich nur verwundbar. Doch mir blieb keine Zeit darüber zu grübeln. Ziemlich schnell wurde mir bewusst, ich musste hier weg. Ich musste dieses Zimmer verlassen. Bevor einer der beiden wach wurde. Ich wollte mich nicht nur diesem - wahrscheinlich- peinlichen Moment stellen, sondern auch der Blöße. Ich wollte nicht mit ihnen gemeinsam aufwachen, sie sollten diese Illusion erhalten. Vielleicht konnte ich es nicht ungeschehen machen aber ich wollte es so aussehen lassen, als wäre ich nie da gewesen. Zum größten Teil  war es auch reiner Selbstschutz, so musste ich mich weder mit meinen Gefühlen noch mit Ava und Shawn auseinandersetzen. Ich musste mich den beiden nicht stellen. Also hob ich vorsichtig Shawns Arm an und legte ihn beiseite. Dann befreite ich mich aus Ava Griff. Ich wartete einen kurzen Augenblick, versicherte mich das sie noch schliefen. Als ich dann erleichtert das tiefe Atem auf beiden Seiten hörte, setzte ich mich langsam auf und stützte mich ab, um hier raus zukommen. Mir gelang es sogar relativ geschickt aus dem Bett zu kriechen. Ein letztes Mal warf ich ein Blick auf Ava und Shawn. Zwischen ihnen war eine Lücke, war mein Platz gewesen. Sie schliefen friedlich, inzwischen hatte sie sich auf die andere Seite gerollt und er schnarchte leise auf. Fast spürte ich in diesem Moment so etwas wie Sehnsucht, die beiden hinter mir zu lassen. Diese Nacht hinter mir zu lassen und so zu tun als wäre nichts gewesen. Doch ehe ich mich noch anders entschied, schlich ich durch die Suite um meine Sachen zu suchen. Ich ging von dem Bett quer durch den Raum, während ich die paar Stufen hochging streiften meine Arme dabei den Vorhang auf dem Podest. Schnell entdeckte ich auf dem Boden mein Kleid, sowie meine Schuhe und Tasche. Geradewegs griff ich nach dem Kleid und zog es mir über den Kopf, es legte sich um meinen Körper. Meine Schuhe, sowie die Tasche nahm ich in die Hand. Bevor ich den Raum verließ schaute ich in meine Tasche nach meinem Handy, welches nicht dort war. Shit. Hatte ich es verloren? Gedankenverloren legte ich meine Finger um die Kette um meinen Hals, die wie ein Schlüssel geformt war. Ehe ich in Panik geraten konnte, erinnerte ich mich auch an dieses Detail. 

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