ChloéEhe ich das Schließen der Haustür hören konnte, strich ich die Tränen mit meinen Fingern weg und huschte in den Wohnraum. Just in diesem Moment kam Mason mir von dem Flur entgegen. Den Blick nach unten gerichtet, fuhr er sich verärgert durch die Haare. Kurz bevor wir aufeinander trafen, hob Mason den Kopf. Mal wieder kreuzten sich unsere Blicke. Doch ich wurde aus seinen braunen Augen nicht schlau, seine Emotionen waren für mich nicht klar erkennbar. Wahrscheinlich verschloss er sie unbeabsichtigt vor mir. Obwohl ich das Gespräch zwischen ihm und Meredith mitbekommen hatte, merkte ich jetzt nichts mehr von seinen Unmut. Für einen kurzen Moment sah er nachdenklich aus. Die Falte zwischen deinen Augenbrauen stach hervor. Hatte er die Tränen gesehen? Doch im nächsten Moment betrachtete er mich und lächelte mich unbeschwert an. "Ich gib es nicht gerne zu. Aber das Hemd steht dir sogar besser als mir, Goodwell." Inzwischen war er bei mir angekommen, legte eine Hand um meine Taille und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Meine Wangen glühten unter seinen Lippen. Ich erwiderte sein Lächeln, doch es verblasste schnell. Für eine Sekunde gaukelte ich mir selber vor, dass es zwischen uns so bleiben würde. "Dann sollte ich öfter deine Sachen tragen." meinte ich leise und Mason nickte nur zufrieden. "Könntest du, meine Tür steht dir immer offen. Darling." flüsterte er rau. Mason stand nah bei mir und hatte immer noch seine Hand um meine Hüfte gelegt, ich sah das Verlangen in seinen Augen. Auf einmal entfernte er sich einige Schritte von mir und ohne den Hautkontakt zu verlieren, strich seine Hand über meinen Rücken, zu meiner Schulter und schließlich zu meinem Unterarm. "Komm wir frühstücken endlich." Mason nahm meine Hand, wendete sich mit den Rücken zu mir und wollte mich mit sich ziehen. Doch statt mich mitreißen zulassen, blieb ich wie angewurzelt stehen. Noch bevor er in der Küche angekommen war, ließen sich unsere Hände los. Ich ließ meine Hand nach unten fallen, so sehr ich auch wollte, ich konnte nicht mit ihm gehen. Vor allem sollte ich nicht mit ihm gehen. Ich war auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Ich war in der Wirklichkeit angekommen. Mir gingen Merediths Worte nicht mehr aus dem Kopf. Weil sie Recht hatte. Überrascht hielt er inne und drehte sich zu mir um. Die Verwunderung stand ihm ins Gesicht geschrieben. "Ww?" "Ich sollte jetzt los." unterbrach ich ihn. Gleichzeitig schluckte ich meine Emotionen runter. "Ich bin noch mit meinem Dad verabredet." Mason kam wieder ein paar Schritte auf mich zu, hielt aber genügend Abstand zu mir. "Nur zwei Minuten. Komm das dauert echt nicht lange. Du solltest echt was essen." bat er mich, denn Mason wusste genauso wie ich was passiert wenn ich durch die Wohnungstür gehen würde. Ich schüttelte den Kopf. "Es ist nur ein Frühstück, Chloé." Nun lächelte Mason schief. Vielleicht auch nur um seine Maske aufrecht zu erhalten. "Sie hat Recht." murmelte ich vor mich hin. "Wer?" Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass Mason mich gehört hatte. "Meredith." ich atmete tief durch. Langsam erlosch das Lächeln auf seinen Lippen, als er begriffen hatte was ich soeben gesagt hatte. "Wir sollten uns nicht mehr sehen. Zumindest nicht alleine. Wir beide zusammen. Das würde nie klappen, nicht wenn Jenna und dieses ewige Versteckspiel noch zwischen uns ist. Wir können so nicht weitermachen." Ich versuchte den Schmerz zu unterdrücken, ihn weg zuschließen Denn meine Worte schmerzten zu sehr. Wenn ich jetzt den Schmerz zulassen würde, könnte ich das nicht durchziehen. Dann würde ich mal wieder einknicken, nur um ihn zu umgehen. Während ich sprach schaute ich Mason an. Schaute in sein fassungsloses Gesicht. Jegliche Freude, ist aus seinen Zügen entwichen. Stattdessen starrten seine Augen mich nur glasig an. "Warst du nicht gestern diejenige, die gesagt hat, dass wir die Vorzüge nutzen sollen? Der Lust und Begierde nachgehen? Und jetzt möchtest du einfach so verschwinden? Und wir sollen uns aus dem weg gehen? So tun als wäre nichts zwischen uns gelaufen." warf er mir vor, doch Mason klang nicht wütend oder gar angepisst. Es war viel schlimmer. Er war enttäuscht, ich hörte den Schmerz in seiner Stimme. Doch wer konnte es ihm verübeln. "Das gestern, war ein Fehler. Ich hätte das nie sagen sollen. Ich meinte das nicht so. Ich war betrunken und high." gestand ich mir selbst ein. "Warum? Was soll das?" Mason kam noch einen Schritt auf mich zu und streckte einen Arm aus. Doch ich ging einen zurück, ich konnte seine Nähe einfach nicht ertragen. Erneut sah ich die Enttäuschung in seinen Augen. Kurz blitze der Schmerz durch. "Bis eben war alles gut! Du gehst duschen, kommst zurück und sagst sowas. Woher kommt der Sinneswandel? Erklär es mir bitte!" Ich zog eine Augenbraue hoch und zuckte leicht mit den Schultern. Für einen Moment rang ich mit mir. Ich sollte ihm die Wahrheit erzählen. Gestehen, dass ich sein Geheimnis kannte. Seine Problem mit seinem Gewicht. Doch ich konnte es nicht. Wie auch? Erneut sah Mason müde aus. Doch genau das war das was mir Angst einjagte. Die kontrollierten Gefühle seinerseits. Die Ruhe. Normalerweise war er impulsiver. Wütend. Jedoch war er nun die Ruhe selbst. Obwohl ich ahnte, dass es nicht so war. Ich ahnte, wie zerbrochen er innerlich war. Wie sehr es wehtun musste. Denn ich spürte es selbst. Wir teilten uns das Leid, unser gemeinsamer Schmerz war eins. Stattdessen tat Mason so als wäre das hier ein Skript welches er auswendig gelernt hatte. Eine fucking Szene, bei einem Dreh. Doch das war kein Schauspieljob, das hier zwischen uns war real. "Wach doch endlich auf Mason!" sagte ich stattdessen mit Nachdruck. Meine Stimme wurde ungewollt laut. Mason sollte endlich sauer werden. Ich wollte, dass er mich anschrie.Schließlich hatte ich es verdient. "Sollen wir bis an unser Lebensende so weiter machen? Diese verfickte Scharade? Wir stehen mal wieder am Anfang, dann hätten wir uns auch nie trennen brauchen. Ich kann das einfach nicht mehr. Es kann nicht so weitergehen. Vor allem wenn du Jenna vögelst. Und du dabei bist dich in sie zu verlieben." Diese Worte auszusprechen tat höllisch weh.Trotzdem verließen sie besser meine Lippen als gedacht. "Wieso machst du das immer wieder? Warum stößt du mich immer von dir weg? Wenn du mich am meisten brauchst? Warum redest du so einen Scheiß?" Entsetzt starrte Mason mich an. Ja, er hatte mich durchschaut. ich stieß ihn von mir weg aber nicht aus den Gründen die er dachte. Vielmehr weil ich ihm nicht gut tat, weil ich ihn verletzten würde. Und nicht umgekehrt. "Weil es die Wahrheit ist Mason. Und wenn du ehrlich zu dir bist weißt du das auch. Wir beide können nicht zusammen sein, wir können auch nichts lockeres führen. Du weißt, ich liebe dich." Ich machte eine Pause und schluckte. Der letzte Satz musste erstmal sacken. " Aber wir können uns nicht weiter verletzen. Wir sollten nicht auf einer Stelle stehen bleiben, sondern nach vorne blicken." meinte ich stattdessen. Mason lachte humorlos auf. "Bist du nicht bereit es nochmal zu versuchen? Für uns zu kämpfen?" "Wir haben den Kampf schon längst verloren. Solange sich an deiner Situation nichts ändert, können wir kein Paar sein. Uns noch nicht mal treffen. Sieh doch was es uns in den letzten Monaten gebracht hat. Nur Scheiß. Jeder sollte seinen Weg gehen. Sonst verletzten wir uns nur gegenseitig. Diese Nummer hast du doch zuletzt nur all zu oft gesehen." "Aber das kann doch auch nicht die Lösung sein. Wir müssen doch irgendwie miteinander klarkommen. Wenigstens als Freunde." Als Antwort schüttelte ich bestimmt den Kopf. "Das würde nie funktionieren." "Bitte Chloé." er klang verzweifelt. Ich habe Mason Kingston noch nie betteln gehört. Zumindest nicht bis zu diesem Zeitpunkt. „Wir haben schon so viel miteinander erlebt, wir kriegen das hin." Mason versuchte meine Hände zu greifen doch ich wich ihm aus. Ich zog meine Hände weg. Traurig blitzen seine Augen auf. "Ist es wegen dem was Meredith eben gesagt hat? Hör nicht auf sie. Kein verdammtes Wort stimmt. Mir ist es scheißegal was sie verdammt nochmal labert. Du schadest mir nicht. Im Gegenteil. Ich bin nicht bereit dich gehen zu lassen." Immer noch hielt Mason daran fest. Er hatte immer noch Hoffnung und war hartnäckig. Ich wünschte, ich wäre genauso optimistisch wie er. Doch ich konnte es einfach nicht. So sehr ich es mir immer anders vorgestellt hatte, so schlimm es weh tat. Ich musste Mason einfach schützen. Schützen vor mir selbst. Denn ich wusste nicht was noch kommen würde, wenn wir so weiter machen würden. Ich konnte es nicht mehr selbst vormachen. Ich konnte ihn nicht mit mir ziehen. Denn ich wusste, dass ich nicht aufhören konnte. Noch nicht mal für Mason. "Das hat nichts damit zu tun." log ich ihn an. "Sondern? Ich versteh es nicht. Erklär es mir, Chloé." langsam kam eine Regung in seinem Körper. Die Stimme wurde fester, unnachgiebiger. Die Augen wütender und gleichzeitig traurig. Und die Lippen fest aufeinander gepresst. "Wie oft denn noch?" gab ich entnervt von mir und verdrehte die Augen. Auch wenn ich es nicht wollte, ich musste zu härteren Mitteln greifen. Es musste ihn tiefer treffen. "Das kannst du doch nicht ernst meinen? Du kreuzt hier auf, verführst mich und dann lässt du mich wieder fallen? Verdammt. Ich versteh dich nicht. Die Morgen war perfekt, die Nacht unglaublich. Es fühlte sich mega an. Fast wie früher. Und jetzt zerstörst du alles wieder? Kannst du das nicht genießen? Und auf einmal reicht dir das nicht mehr?" "Irgendwer muss ja die Reißleine ziehen. Das was wir erlebt haben, war eine verdammte Bubble. Du denkst doch nicht wirklich, dass es so weiter gehen kann?" Mit jedem Satz verachtete ich mich mehr. Warum konnte ich nicht wie er, einfach den Moment genießen? Das was wir haben? Warum musste ich genau in diesem Moment Masons Wohl über meins Stellen? Über unser? Konnte ich nicht wie sonst immer egoistisch sein? "Das heißt?" fragte er aufgebracht nach. Mittlerweile war er an dem Punkt angekommen, an dem er endlich begriffen hatte was ich hier tat. "Das ich dich verdammt nochmal nicht mehr brauche. Ich bin ohne dich besser dran. Außerdem bin ich nicht mehr dazu bereit deine zweite Wahl zu sein." Warf ich ihn an den Kopf. Ich schrie die Worte raus. Ich schrie, weil ich mich in dem Moment selber hasste. Ich hasste mich dafür, ihn so zu verletzten. Mason weh zu tun. Doch anders würde er nie von mir loskommen. "Sieh doch was aus mir geworden ist. Was deine Liebe aus mir gemacht hat. Dich zu lieben hat mich kaputt gemacht." Während ich sprach zwang ich mich ihm dabei in die Augen zu sehen. Damit es glaubwürdiger wirkte. Etwas in ihm zersprang. Sein Blick veränderte sich. Ich sah es. "Soll es das jetzt gewesen sein?" Fassungslos raufte er sich durch das volle Haar. "Chloé, du warst nie meine zweite Wahl. Du weißt, ich kann dir nicht versprechen, dass wir endlich offiziell zusammen sein können. Und frei sind uns zusammen zu zeigen. Aber ich verspreche dir, alles in meiner Macht zu tun um den Deal hinter mich zu bringen. Verdammt. Siehst du nicht was ich alles für dich tue?" Mason gab immer noch nicht auf. Ich hätte wissen müssen, dass es nicht reicht. "Darum geht es nicht. Hör auf damit es zu tun! Ich will deine Hilfe nicht." Ich senkte den Blick kurz. "Checkst du es nicht? Ich bin endlich über dich hinweg." "Dann ist deine Liebe erloschen?" nahm Mason wütend an. "Hast du Gefühle für Miller?" Ich schwieg. Schließlich wollte ich ihm nicht die nächste Lüge auftischen. Vor allem weil ich in den letzten Tagen auch nicht genau wusste, was ich für Shawn empfand. Oder auch nicht empfand. Anscheinend war mein Schweigen Antwort genug für Mason. Ich sah es in seinen Augen. Als wäre sein Herz erneut gebrochen. Als würde das innere zusammenfallen und nur die Hülle übrig bleiben. Ich hatte das erreicht was ich wollte. Ich wollte Mason so sehr verletzen, dass er bereit war mich gehen zu lassen. Nun hatte ich auch sein letztes Teil des Herzens rausgerissen. Von meinem auch. "Dann wünsche ich euch viel Glück." erwiderte er ironisch, wendete sich von mir ab und lief in Richtung Küche. Ich hatte nicht nur sein Herz zerstört, sondern auch sein Ego gekränkt. Natürlich war Mason eifersüchtig. Mir tat die Situation so weh, dass ich mich darauf konzentrieren musste die Tränen zurück zu halten. Ich biss mir auf die Innenseite der Wange. Denn ich konnte es ja selbst nicht fassen was ich gerade getan hatte. Schließlich hatte ich nicht nur Mason Schmerzen zugefügt, sondern auch mir selbst. Ich war die größte Bitch überhaupt. Doch ich war mir sicher, er würde es irgendwann verstehen. Wahrscheinlich würde Mason mir noch dankbar sein, dass ich ihm vor mir bewahrt hatte. Vor dem was noch kommen würde. Meine Gefühle zu ihm hatten mich wirklich kaputt gemacht, doch ich hätte es ihm nie zum Vorwurf machen sollen. Es war nicht seine Schuld. Nichts davon. Es waren die Umstände und meine verkorkste Persönlichkeit. Ich war wie eingefroren, ich konnte nicht anders. "Was machst du noch hier?" zischte Mason mir zu. Auf einmal stand er nur wenige Meter von mir entfernt. "Verspiss dich endlich!." schrie er mir wütend zu und zeigte zur Haustür. Das war der Wachruf, den ich brauchte. Mit dem Blick auf dem Boden ging ich seinem Befehl nach. Mein Körper war wie automatisiert. Nur das Hallen meiner Schritte war im Raum zuhören. "Ach und Chloé?" hielt seine Stimme mich vor der Tür auf. Als ich ihn hörte, drehte ich mich um und sah ihm direkt in die Augen. Jetzt sah ich seine unterdrücken Emotionen. Die Verletzlichkeit, weil ich ihm ein zweites Mal das Herz gebrochen hatte. Der gekränkte Stolz, vielleicht auch Eifersucht. Weil ich vorgab auf Miller zu stehen. Doch vor allem der Hass. Es war keine Wut, sondern Hass. Schließlich hatte ich ihm erneut Hoffnungen gemacht und sie dann wieder genommen. Ich war diejenige, die ihm mal wieder alles genommen hatte. Ihm das Gefühl gegeben habe, er sei nicht gut genug für mich. Weil ich ihm die Schuld in die Schuhe geschoben hatte. "Komm nicht wieder angekrochen. Ich werde nicht mehr da sein. Fick Miller, nimm seine Drogen und puste dir damit dein verdammtes Hirn raus. Lass dich, von der Schlange, Ava ausnutzen. Geh mit ihr auf die geilsten Parties. Aber komm nicht wieder zu mir angekrochen, denn ich werde dir nicht wieder helfen. Ich werde dich nicht erneut auffangen." Er spuckte die Wörter aus als wären sie Gift. Als würde ich ihn anwidern. Seine Arme vor der Brust verschränkt. Dazu dieser verabscheuende Blick. Ich starrte Mason einfach nur an. "Das wird nicht nötig sein." erwiderte ich, doch meine Stimme war nur ein leises, erbärmliches Winseln. Seine Augen wanderten abschätzend an mir runter, bevor er den Blick wieder hob und die Pupillen energisch zur Tür wanderten. "Und jetzt verschwinde! Ich will dich nicht mehr sehen."
DU LIEST GERADE
Manhattan Secrets
Ficção AdolescenteNach einem turbulenten halben Jahr Beziehung trennen Chloé und Mason sich schweren Herzens. Zwischen den beiden kriselte es zunehmend. Nicht nur das verheimlichen des plötzlichen Auftauchens von Chloés ehemals BFF Ava stand den beiden im Weg. Sonder...