Chloé
In den nächsten Wochen ging ich Mason so gut es ging aus dem Weg. Obwohl mir bewusst war, dass er noch einiges mit mir zu klären hatte. Dennoch blendete ich das aus und schob es vor mir her. Einerseits wegen des anonymen Stalkers. Ich wollte nicht schon wieder die Aufmerksamkeit auf uns lenken, das war das letzte was ich - und auch er- jetzt gebrauchen konnte. Und anderseits ertrug ich seine Nähe nicht. Ich konnte nicht mit ihm an einem Tisch sitzen, unbekümmert lachen und so tun als ob nichts wäre. Ihn nicht berühren zu können, dafür aber immer diesen Schmerz zu spüren. Es war genau das was ich nicht wollte. Ich wollte einfach gar nichts mehr fühlen. Die letzten Monate hatten einfach zu tiefe Spuren bei mir hinterlassen und es fühlte sich immer wieder an als würde ich untergehen. Langsam hatte ich keine Kraft mehr dagegen anzukämpfen, gegen das tiefe schwarze Loch. Jeder Tag wurde schwerer. Diesen Schmerz spürte ich durch Mark und Knochen. Da wurde es auch nicht besser, dass ich durch sämtliche Prüfungen rasselte oder diese nur knapp bestand. Man sagt, dass es mit der Zeit besser werden würde doch bei mir war es umgekehrt. Der Schmerz wurde nur noch heftiger. Ich wollte das alles nicht mehr, da spürte ich lieber die Leere als diesen Schmerz. Ich musste Mason vergessen. Das war leichter gesagt als getan. Mir tat es mehr weh ihn um mich zu haben als so zu tun als würde es diesen wunderbaren Mann nicht geben. Damit hatte ich alles kaputt gemacht was mir lieb war. Das war wieder typisch, ich war mit unserer Freundschaft nicht zufrieden, nein ich musste alles haben. Und jetzt hatte ich gar nichts. Und die Nacht mit Ava zeigte mir, dass ich zum einen diesen Schmerz betäuben konnte. Aber Mason auch auf eine Art nah sein konnte- wenn mein Gehirn mir mal wieder einen Streich spielte. Wenn auch nur für eine kurze Zeit, dennoch war es ziemlich effektiv. Ich hatte mich wirklich dagegen gesträubt, mir eingeredet, dass ich es auch so schaffen konnte jedoch war ich zu schwach. Ich kam da nicht alleine raus. Immer wieder erwischte ich mich dabei wie ich ihn stalkte, wie eifersüchtig ich wurde ihn zusammen mit Jenna zu sehen. Aber auch wie ich erneut träumte, eine Zukunft mit ihm zu haben.
"Hier bist du also." holte Sarah mich aus meinen Gedanken raus. Ich saß in der Bib vor meinen Unterlagen und lernte- zumindest tat ich so. Denn die nächste Prüfung stand schon vor der Tür. Dabei war ich nicht wirklich erfolgreich wie man sieht. Sobald ich ihre Stimme hörte hob ich meinen Kopf und fokussierte meinen Blick auf Sarah. Ja, auch vor ihr hatte ich mich ein bisschen versteckt. Mit der Ausrede, mit dem Stoff hinterherkommen zu müssen, zog ich mich immer mehr von meinen Freunden zurück. In Wirklichkeit hatte ich ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber, weil ich nicht ganz aufrichtig war. "Ja, ich habe gehofft hier ein bisschen Ruhe zu finden." meinte ich ehrlich. "Sehr löblich." erwiderte sie lachend. "Das klappt schon." Natürlich wusste Sarah von meinen Defiziten und war zuversichtlicher als ich. "Hm." machte ich nur gedankenverloren. Ich glaubte nicht wirklich daran. "Ach, hast du vielleicht Lust heute bei den Youngs zu Essen? Meine Mum macht ihre berühmte Lasagne und wir machen unseren typischen Spielabend. Und danach Sleepover? Nicht dein sonstiges Programm aber so kommst du mal aus deinem Zimmer raus" fragte meine beste Freundin mich und schaute mich erwartungsvoll an. Dabei sah sie wie ein Honigkuchenpferd aus. An mir war schon ganz vorbeigegangen, dass Freitag war. Sarahs Angebot war verlockend, ich liebte die Lasagne von ihrer Mom. Ich war gerne bei ihrer Familie, dort fühlte ich mich wohl aufgehoben und Anne empfing mich immer mit offenen Armen. Teilweise fühlte ich mich ihr verbundener als meiner eigenen Mutter. Außerdem hatte ich sie viel zu lange nicht mehr gesehen. Doch bevor ich zu euphorisch wurde, erinnerte mich eine Stimme daran was für eine schreckliche Freundin ich eigentlich war. "Komm, du möchtest doch nicht unser Familiendrama verpassen. Beim letzten Mal hat Nate alle Karten über den Tisch geworfen." fuhr sie lachend fort und bei dem Gedanken an Nates Ausraster, stimmte ich unwillkürlich in Sarahs Lachen ein. Wahrscheinlich hatte Sarah Recht, mir würde der Abend bei ihnen gut tuen. Es war eine andere Abwechslung. "Okay, ich komme heute Abend." sagte ich ihr leicht grinsend zu. Dabei schob ich die innere Stimme beiseite und ignorierte sie einfach. Vielleicht konnte ich dadurch auch abschalten und es gab nicht nur diesen einen Fluchtweg. "Perfekt, du wirst es nicht bereuen." quiekte Sarah, scheinbar schien sie sich sehr zu freuen. Selten habe ich sie so aufgedreht gesehen. Daraufhin lachte ich, ehrlich. Auch ich war positiv gestimmt. "Bis später. Zieh dir was bequemes an, Jeans ist heute Abend nicht erlaubt" Sarah stand auf und gab mir zum Abschied einen Kuss auf die Wange. "Bis gleich." erwiderte ich lächelnd.
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Manhattan Secrets
Teen FictionNach einem turbulenten halben Jahr Beziehung trennen Chloé und Mason sich schweren Herzens. Zwischen den beiden kriselte es zunehmend. Nicht nur das verheimlichen des plötzlichen Auftauchens von Chloés ehemals BFF Ava stand den beiden im Weg. Sonder...