Achtzehn

19 1 0
                                    


Chloé

"Hier nimm die, dann fällt es nicht so auf." versicherte mein Bruder mir und hielt mir ein kleines Fläschchen hin. Als ich es in die Hand nahm erkannte ich, dass es Augentropfen waren. Unverzüglich legte ich meinen Kopf in den Nacken und tropfte mir ein Auge nach dem anderen. Als würden sie die Spuren und vor allem die letzte Nacht ungeschehen machen. Mittlerweile ist schon eine Stunde vergangen. In dieser Zeit hatte ich mich fertig gemacht. Hatte mich aufwendig geschminkt, die Haare gestylt und mein dreitausend Dollar Kleid saß auch perfekt. Es war ein langes, aber tief ausgeschnittenes Kleid mit dünner werdenden Trägern. Der Stoff war ein durchscheinender, schwarzer jedoch hochwertiger Tüllstoff. Auf dem Kleid waren ganz viele Blumen draufgestickt, vor allem am Dekolleté wurden sie sorgfältig verarbeitet. Dazu trug ich passenden Schmuck und die Haare zusammen.  

"Danke, Brad

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

"Danke, Brad. Aber es ist okay." erwiderte ich lächelnd und gab ihm die Tropfen zurück. "Nicht dafür." "Nein, nicht für die Tropfen. Nicht nur, sondern dafür das du mich in Schutz nimmst. Ich habe euer Gespräch mitbekommen. Und so sehr ich das auch schätze, bringt es nichts. Mum wird immer so drauf sein. Ich kann selbst für mich gerade stehen, ich komme damit klar." erwiderte ich. Während ich sprach beobachtete ich die Reaktion von meinem Bruder. Er versuchte locker zu sein, doch ich sah seine Anspannung.  Der Kiefer war aufeinander gepresst, die Stirn in Falten gelegt und die Mundwinkel zuckten.  Dabei war mir bewusst, dass Brad nur alles richtig machen wollte. In seinen Augen war ich halt immer noch die kleine Schwester, die er beschützen muss. Doch selbst er konnte mich davor nicht bewahren. Ich wollte nicht, dass er wegen mir Stress mit unserer Mutter bekommt. "Lass es einfach sein, dass ist es nicht wert. Brad und es ist mir egal, was sie davon hält." fügte ich noch hinzu. Mein Bruder schluckte sichtbar. "Schon in Ordnung, Chloé. Ich habe das nicht nur für dich getan, sondern auch für ihren Seelenfrieden. Du machst gerade eine schwierige Phase durch und sie macht sich einfach Sorgen um dich. Wir alle machen uns Sorgen." Sein Blick war eindringlich. "Seit dem du nicht mehr mit Mason zusammen bist, verfällst du wieder in diese alte Muster und wir möchten dich einfach nur schützen. Und ich werde dich immer beschützen, auch wenn du alt und klapprig bist. Egal wovor. Du bist halt meine kleine Chloé." Dann kam eine kurze Pause. "Bitte, hör auf mit dem Scheiß. Es macht dich kaputt. Wir leiden alle darunter." Da war er wieder, Brad der gute Kerl. Die Worte die er fand waren die richtigen, sie strotzen nur vor Fürsorge. Doch selbst seine Worte, noch seine Taten konnten mich nicht davor behüten. Dafür steckte ich schon zu tief in der Scheiße drin. Ich wollte ihn nicht enttäuschen, wirklich nicht. Brad und vor allem Sophie am wenigsten. Doch ich konnte- oder wollte- mein Verhalten nicht ändern. Die Taten ungeschehen machen. Als Antwort nickte ich nur und zwang mir ein Lächeln auf. Gerade in dem Moment ertönte mein Handy. Genau im richtigen Augenblick um der Situation zu entfliehen. "Mein Uber ist da." meinte ich zu ihm mit kratziger Stimme nur.  "Viel Spaß und pass auf dich auf." verabschiedete Brad sich nur von mir und sein Blick erwärmte sich. Er lächelte mir sogar zu. Auf einmal wirkte mein Bruder, als wäre er dreißig Jahre älter.

Manhattan SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt