Fünfunddreißig

16 0 0
                                    


Chloé

Allmählich wurde ich wach. Zwischen den Bettlaken hing ein vertrauter Geruch. Der Geruch von einem bestimmten Waschmittel und seinem Parfüm. Obwohl ich diesen Duft nur all zu oft gerochen hatte, dauerte es einen Moment bis ich begriffen hatte wo ich mich überhaupt befand. Nur bei ihm konnte ich sein. Ich kannte nur eine Person mit diesem einzigartigen Duft. Plötzlich, ziemlich schnell fing das Bett in dem ich lag sich an zu drehen. Die Kopfschmerzen, sowie die Übelkeit waren Nebenwirkungen der gestrigen Nacht. Als ich soweit war blinzelte ich mehrmals doch sah nicht viel.  Im Dunklen erkannte ich die geschlossene Fensterfront, die sonst immer die New Yorker Skyline zum Vorschein brachte, vor mir. Doch die Rolladen versperrten mir die Sicht. Erneut schloss ich die Augen, ich konnte sie nicht offen halten. Noch nicht, denn das Drehen wurde nur noch schlimmer. Daher lenkte ich meine Aufmerksamkeit auf den Hörsinn. Ich horchte in den Raum hinein, es war ruhig. Zu ruhig. Ich hörte kein Atem neben mir. Ich spürte weder seine Anwesenheit noch seine Finger auf meiner Haut. Um sicher zu sein streckte ich meine Hand aus und taste neben mich. "Mason?" murmelte ich vor mir hin. Doch ich griff ins Leere. Statt seinen Körper zu fühlen, fiel meine Hand aufs Bettlaken. Umgehend drehte ich mich um und richtete meine Augen auf die Seite vom Bett neben mir. Doch da war nichts. Keine Spur von Mason. Bis auf das zerknautschte Kissen deutete nichts darauf hin, dass er hier gewesen war. Das und das Hemd, das er gestern Abend getragen hatte und nun meinen Körper verdeckte. Ich atmete tief durch, seinen angenehmen Duft kam erneut in meine Nase. Ich wollte mehr, ich wollte nicht nur vorlieb mit seinem verdammten Hemd und dessen Duft nehmen. Oder den Erinnerungen die ich hatte. Waren diese Momente echt? Oder nur ein Produkt meines Gehirns. Nichts deutete daraufhin, dass es real sein könnte. Nichts, bis auf die Gefühle die er hinterlassen hatte. Das Kribbeln am ganzen Körper wenn ich daran dachte was er alleine mit seinen Fingern anstellen konnte. Was seine Berührungen in mir auslösen konnten. Allein diese Gedanken daran ließen meinen Herzschlag deutlich schneller schlagen. Sie hinterließen einen leichten Schauder auf meiner Haut. Allmählich machte sich das Gefühl von Sehnsucht in mir breit. Die Erkenntnis, in seinem Bett mit seinem Hemd geschlafen zu haben machten es nicht besser. Mein Körper lechzte nach Mason. Nach seiner Nähe.  Doch das war nicht alles. Ich fühlte mich einsam. Einsam in diesem großen Bett. Und ich wollte nicht alleine sein. Sobald ich den Entschluss gefasst hatte, Mason suchen zu gehen, schälte ich mich aus der Decke. Beim Aufstehen ignorierte ich, dass sich der gesamte Raum immer noch drehte, die Übelkeit in meinem Magen und die Kopfschmerzen in meinem Kopf. Ich konzentrierte mich auf meine Füße, um mich nicht übergeben zu müssen. Nach einem Moment bewegten sich meine Füße langsam doch mein Plan hatte sich geändert. Statt zum Flur zu gehen, lief ich in das angrenzende Bad, öffnete den Toilettendeckel und in dem selben Moment als ich mich davor kniete übergab ich mich geräuschvoll ins Klo. Der Geschmack von der Magensäure in meinem Mund ließ mich erneut würgen. 
Sobald ich mir sicher war, dass ich vorerst alles von mir gegeben hatte stand ich auf und ging zum Waschbecken. Zuerst spülte ich meinen Mund mit Wasser aus und wusch mir das Gesicht. Das kalte Wasser in meinem Gesicht war erfrischend und nötig zugleich. Wenigstens für einen kurzen Moment fühlte ich mich besser. Zumindest schien mein Gehirn nicht mehr explodieren zu wollen. Anschließend musste ich den ekelhaften Geschmack in meinem Mund loswerden. Da ich wusste wo Mason die Zahnbürsten verstaut hatte, öffnete ich die Schublade unter dem Becken. In der ordentlich sortieren Schubfach fand ich schnell wonach ich gesucht hatte. Also griff ich nach der ungeöffneten Packung, öffnete diese und holte mir eine hellblaue Zahnbürste heraus. Nachdem ich sie wieder zurücklegen wollte, fiel mir ein kleines Notizheft zwischen den Utensilien auf. Es war aus braunem Leder und ohne Aufschrift. Eigentlich wollte ich nicht in den privaten Dingen meines Ex schnüffeln, wirklich nicht. Doch ziemlich schnell packte mich die Neugierde. Denn früher hatte Mason genau so ein Büchlein, indem immer gekritzelt hatte wenn ihm langweilig war. Aus den Kritzeleien wurde mit der Zeit richtige Zeichnungen. Er ließ seiner Fantasie freien Lauf und teilweise kreierte Mason richtige Kunstwerke. Noch ein verstecktes Talent. Am liebsten zeichnete er Menschen in seiner Umgebung und teilte ihnen charakteristische Züge zu. Doch er designte auch eigene Autos oder Häuser. Unwillkürlich musste ich schmunzeln, anscheinend tat er es immer noch. Ich konnte nicht anders und nahm das kleine braune Notizbuch in die Hand. Die Zahnbürste klemmte ich mir zwischen Zeige- und kleinem Finger. Mit der rechten Hand schlug ich die erste Seite auf, doch nicht wie erwartet kamen Zeichnungen von Gebäude oder Portraits zum Vorschein. Stattdessen waren Zahlen in seiner Handschrift auf den Seiten geschrieben. 
20.4.2023.     84,5kg     36cm (arm),64cm (oberschenkel), 106cm (burst), 85cm(taille), 102cm (hüfte)

Manhattan SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt