Mason
Von dem ungeduldigen Klopfen an der Tür wurde ich geweckt. Mürrisch brummte ich auf, denn ich war vor mehreren Stunden nach einem langen Tag ins Bett gegangen. Doch da der Lärm einfach nicht aufhörte, stand ich auf und ging genervt zur Tür. Ich machte mir noch nicht mal die Mühe mir etwas überzuziehen. Schließlich konnte es nur jemand sein den ich ziemlich gut kannte, weil dieses Gebäude gesichert war und zusätzlich überwacht wurde. Ich war hier saver als der Präsident im weißen Haus. Sobald ich im Flur ankam, hörte das Klopfen auf. Trotzdem ging ich weiter. Ich wollte wissen wer meinen Schlaf störte und riss die Tür auf. Chloé stolperte mir ziemlich ungeschickt entgegen. Bevor sie den Boden küsste fing ich sie auf. Auf einmal war ich hellwach. Zunächst ließ sie sich wie ein nasser Sack in meine Arme fallen. Man war Chloé vielleicht besoffen. Sie war noch nicht mal in der Lage, sich auf den Beinen zu halten, geschweige denn alleine zu gehen. Schon in den ersten Sekunden erkannte ich das. Also umschloss ich ihre Arme, stützte sie jedoch näherte ich mich ihr nicht weiter. Es war schon schwer genug sie nicht an mich zu reißen. Und ich fragte mich, warum Chloé sich das antat? Ihre glasig blauen Augen, die mich weitaufgerissen anstarrten. Zuvor die Story auf Instagram mit Ava gaben mir Aufschluss genug. Meine Ex war nicht nur besoffen, sondern auch high. Kein Wunder, dass sie in diesem Zustand war. Keiner konnte Avas Manipulationen standhalten und Chloé erst Recht nicht. Ich musste mich einfach um Chloé heute Nacht kümmern. Nicht weil ich es ihr schuldig war, sondern vielmehr weil ich nicht wollte, dass ihr nicht noch etwas zustieß. Ich wollte nicht Schuld sein. Außerdem bedeutete sie mir immer noch sehr viel, das würde sich auch nie ändern und ich konnte Chloé sich nicht ihrem Schicksal überlassen. Also schloss ich die Türe hinter uns und wollte gerade zusammen mit ihr den Flur runter gehen da funkte sie mir dazwischen. Chloé betatschte mein Gesicht, redete wirres Zeug und auf einmal lagen ihre Lippen auf meinen. Sie küsste mich unbekümmert. Unsere Lippen wussten genau was sie zu tun hatten. Genau wie unser Zungen spielten sie miteinander. Das Feuer loderte zwischen uns, keine Frage. Sie legte ihre Hand auf meinen Hinterkopf und drückte mich noch mehr zu sich. Ich hörte unseren unregelmäßigen Atmen und das schmatzende Geräusch unserer Lippen. Immer mehr drückte Chloé sich gegen mich, sie entwickelte eine unglaubliche Kraft, so dass ich einige Schritte zurücktaumelte. Ich wollte mich dagegen gar nicht wehren. Es war einfach wie eine Droge von der man nicht loskam. Eine Sucht. Als mir das in den Sinn kam, stieß ich sie wieder mal von mir. Das war falsch zwischen uns. Wieder packte ich sie an den Armen um die nötige Distanz zwischen uns zu gewähren. Dabei sah ich ihren fassungslosen Blick. "Chloé, was zum Teufel soll das? Was soll der verfickte Scheiß?" machte ich sie vorwurfsvoll an. Es war der erste Satz, der ich zu ihr sprach. Denn ich war sauer und ziemlich abgefuckt von der ganzen Sache. Kaum hat sie Stress, fängt die Kacke wieder an. Läuft sie zu Ava und sucht Zuflucht in irgendwelchen Pillen. Ich wusste genau wie sie sich fühlte, doch das war keine Option. Ich dachte, sie wüsste es mittlerweile besser. Doch Chloé lernt einfach nicht aus ihren Fehlern, sie macht sie immer wieder und wieder. Mir war bewusst, wie verletzt sie war. Schließlich hatte ich mich auch nicht gerade wie ein Gentleman verhalten. Auch ich kannte diesen Schmerz, der nicht auszuhalten war. Natürlich wollte ich das alles nicht spüren aber das war für mich nie eine Option gewesen. Aber ich war nicht nur sauer, sondern hatte auch Angst um sie. Ich wusste wie schnell man abrutschen konnte, ich hatte es oft genug an Kollegen oder anderen Menschen im Showbusiness gesehen. Und ich kannte Chloé und ihre Vergangenheit. Damals kam sie mit einem blauen Auge davon, doch wahrscheinlich würde das nicht ein zweites Mal passieren. "Dich interessiert das doch herzlich wenig." antwortete sie mir und riss sich so gut es ging von mir los. Wieder versuchte ich sie zu packen um ihr zu helfen, doch Chloé stieß meine Hände weg. Gefolgt von mir torkelte sie in die Küche. Dabei beobachtete ich jeden ihrer Schritte. Denn je mehr sie ging, desto eher sah es aus als würde Chloé jeden Augenblick umkippen. "Du hast doch deine Jen." nuschelte sie währenddessen. Natürlich kam jetzt dieses Thema. Natürlich war Chloé eifersüchtig und ich konnte es ihr noch nicht mal verübeln. Doch es fuckte mich einfach nur noch ab. "Chloé, es ist nicht.." "So wie es aussieht?" unterbrach sie mich und lachte humorlos auf. Mittlerweile waren wir in der Küche angekommen. Als ich sicher war, dass sie sicher stand huschte ich zum Kühlschrank um ihr Wasser zu geben. Vielleicht würde sie so etwas runterkommen. Doch soweit kam ich nicht mal. "Ach nein? Also hast du sie nicht gefickt, hm?" fragte sie wütend. Ich schloss den Kühlschrank und drehte mich zu ihr um. "Wo hast du sie gefickt? Hier auf der Küchenzeile?" dabei schlug sie mit der flachen Hand auf die glatte Oberfläche. "Oder in der Dusche? Oder doch ganz langweilig einfach im Bett? Es war bestimmt geil... Ihre erotische Stimme stöhnen zu hören, dabei schreit sie deinen Namen. Der große Mason. Diese üppigen Titten von der jeder Mann träumt, die langen blonden Haare und noch dieser perfekte Körper dazu. Hattest du ihre Titten währenddessen in den Händen? Oder warst du zwischen ihren feuchten Schenkeln. Wer ist besser im Bett sie oder ich?" Chloé schrie mich angepisst an, dabei sah ich wie sie mit ihren Armen rumfuchtelte. Wüsste ich nicht um die Ernsthaftigkeit der Situation, hätte ich bestimmt gelacht. Doch mir war alles andere als zum Lachen zu Mute. Mittlerweile kannte ich Chloés Eifersuchtsszenen, dennoch es nervte mich nur noch. "Dein Schweigen ist Antwort genug, Mason. Es war ja schließlich nicht das erste Mal mit euch beide. Kaum sind wir nicht mehr zusammen, krallst du sie dir. Nein, ich wette, ihr habt es immer noch miteinander getrieben. Am Set, hinter den Kulissen. Mit mir kann man es ja machen. Ich bin ja naiv genug und hinterfrag es nicht. Wahrscheinlich habt ihr nur noch über mich gelacht. Sei einmal ehrlich Mason. Diese Beziehung war doch der perfekte Vorwand. Quasi ein Freifahrtschein sie zu vögeln. Es gehört zum Vertrag, es muss so sein Chloé." stellte Chloé mich an den Pranger und im letzten Satz äffte sie mich nach. Aber auch ich war ziemlich abgefuckt darüber. Denn das was Chloé mir vorwarf war unfair. Ich hatte sie nie betrogen, ich war ihr immer treu gewesen und das wusste sie auch. Denn das könnte ich ihr niemals antun. Dafür liebte ich meine Freundin viel zu sehr. Trotzdem hörte ich auch den Schmerz in ihren Worten, in dem Vorwurf. Ich erkannte, dass sie verletzt war. Nicht zum ersten Mal hatten wir diese Diskussion gehabt, selbst jetzt als wir getrennt waren ließ es nicht nach. Es war einfach schon immer ein Problem in unserer Beziehung gewesen. Und ich konnte mir nicht erklären, warum Chloé mir diesbezüglich so wenig vertraute. Das und ihre Vorwürfe machten mich so fuchsig. Ich merkte, wie die Wut in mir hochkam. Ich konnte sie nicht aufhalten. Am liebsten würde ich alles aus mir rausbrüllen, ihr die Dinge an den Kopf werfen. Doch ich musste diese Emotion runterschlucken, ruhig bleiben. Sonst würde ich alles nur noch schlimmer machen. Chloé war high, wer weiß was sie dann tun würde. Ich wollte sie nicht verschrecken, das war nicht der richtige Zeitpunkt für mich meine Wut an ihr rauszulassen. Also atmete ich tief ein und aus. "Chloé, das stimmt so nicht. Ich habe dich nie mit Jena betrogen. Ich habe nie mit ihr geschlafen als wir zusammen waren. Und das weißt du auch." meine Stimme war ganz ruhig. Ich ließ mir nicht anmerken, wie weh mir ihre Anschuldigung tat. Mit langsamen Schritten, näherte ich mich ihr. Sobald ich bei ihr ankam, legte ich Chloé beschwichtigend meine Hand auf ihre Wange. Dann schaute ich tief in die Augen, die Pupillen waren erweitert. "Es gab immer nur dich." fügte ich flüsternd hinzu. Und meinte jedes einzelne Wort davon ehrlich. Dann war es still zwischen uns. Chloé schaute, nein starrte mir einfach in die Augen. Und ich hielt ihrem Blick stand, ich konnte mich von diesen blauen Augen nicht lösen. Inzwischen hatte meine Wut sich in Luft aufgelöst. Auch wenn es nur vorübergehend sein würde, war ich froh meine Emotionen heute Nacht unter Kontrolle zu haben. Vorwürfe würde uns beide nicht weiterbringen, eher im Gegenteil. Chloé brauchte mich jetzt einfach. "Warum dann sie?" ihre Stimme war nicht mehr als ein leises Flüstern. Plötzlich klang sie so unglaublich traurig. "Du könntest jede Frau auf diesem Planteten haben, aber ausgerechnet wählst du Jen." fuhr Chloé fort. Verwirrt schaute ich sie an. Auch wenn uns diese Frage nicht weiterhelfen würde, beantwortete ich sie ihr. "Sie war einfach da, ich wusste worauf ich mich einlassen würde." Meine Stimme war ganz neutral, aber es war nun mal die Wahrheit. Statt einem erneuten Ausraster ihrerseits, brach Chloé neben mir weinend zusammen. Ob meine Antwort oder die ganze Situation der Auslöser dafür war, konnte ich nicht sagen. Ihre Knie gaben nach und sie plumpste ungebremst auf den Boden. Dann hörte ich ein tiefes Schluchzen aus ihrer Kehle. Chloé fing an heftig an zu heulen. Sie vergrub das Gesicht in den Händen. Dieses Geräusch werde ich wohl nie vergessen. Es hörte sich so an als wäre ihr Herz nochmal gebrochen worden. Fuck. Unmittelbar danach kniete ich mich zu ihr. Ich schlang meine Arme um ihren zierlichen Körper und zog sie an mich heran. Ich musste sie einfach trösten. Und Chloé nahm es an, indem sie sich an mich schmiegte. Ihr Kopf lag auf meiner Brust und bewegte sich mit meinen Atemzügen auf und ab. Schweigend strich ich ihr über die Haare und küsste ihren Kopf immer wieder. Irgendwas musste ich einfach tun, ich konnte sie nicht so dort liegen lassen. Doch es brachte nicht wirklich den gewünschten Effekt. Chloé wimmerte immer noch unaufhörlich, die Tränen liefen nur so aus ihr heraus. Immer wieder schniefte sie schnell hintereinander. Ich wünschte ich könnte mehr tun, ihr irgendwie helfen doch das ging nicht. An ihrer krassen Reaktion bestätigte sich meine Vermutung umso mehr, dass sie irgendwelche bunten Pillen zu sich genommen hat. So eine Situation kam mir bekannt vor. Wir haben schon viel miteinander erlebt und uns gegenseitig durch schwere Zeiten geholfen. Aber so war es noch nie. Wir waren - beziehungstechnisch- noch nie so weit voneinander entfernt. Wir beide waren nie so verwundbar wie jetzt. Verletzten uns gegenseitig. Und für mich war es schwer, die Kraft für uns beide zu haben. Auch wenn wir zurzeit getrennte Wege gingen und nicht wirklich miteinander sprachen, war ich immer für Chloé da. Egal welche Scheiße sie baut. Ich konnte nicht in Wort fassen, wie viel sie mir bedeutete und sie war der wichtigste Mensch in meinem Leben. Dieses Gefühl würde auch nie weggehen. Trotzdem war ich mir nicht sicher, ob wir das wieder hinbekommen würden. "Scheiße, Chloé." murmelte ich seufzend an ihrem Ohr, weil ich nicht wusste wie es weiter gehen würde. Ich war mit meinem Latein am Ende.
Irgendwann hörte Chloé auf zu weinen und ich entnahm von ihr nur ein leises unregelmäßiges Schluchzen. Zwischenzeitlich sah es so aus, als würde sie hyperventilieren. Doch sie fing sich wieder. Chloé hatte sich halbwegs beruhigt. Auch wenn wir hier ewig zusammengekauert saßen, wurde es nicht langweilig. Mein Bein ist zwar eingeschlafen, aber das beachtete ich einfach nicht weiter. Doch früher oder später mussten wir endlich mal ins Bett. Morgen mussten wir früh raus. "Komm wir gehen zu Bett." meinte ich zu Chloé und küsste sie ein letztes Mal auf die Stirn bevor ich mich von ihr löste. Von ihr hörte ich nur ein leises "Mh." Zu mehr war sie nicht in der Lage. Chloé wirkte benommen, sie war vollkommen ausgelaugt. Vielleicht durch das Weinen, ihren Gefühlsausbrüchen aber auch weil langsam die Wirkung der Drogen nachließ. Mir wurde bewusst, dass sie es nicht mehr bis zu meinem Schlafzimmer schaffen würde. Kurzerhand stand ich auf, legte meine Arme unter ihrem Körper und hob ihren bewegungslosen Körper hoch. Chloé lag wie ein nasser Sack auf meinen Armen, die Augen dabei geschlossen. Während ich sie zum Schlafzimmer trug, murmelte sie irgendwelche Worte vor sich hin, ich hörte mehrmals meinen Namen. Im Raum angekommen, legte ich sie vorsichtig auf mein Bett. Sobald sie lag, griff ich nach den Beinen um ihr die Schuhe auszuziehen. Als diese zu Boden fielen strich ich ihr die Träger von der Schulter und das Kleid runter, was gar nicht so einfach war. Denn Chloé war dabei ziemlich unbeweglich. Auch wenn ich sie schon hundert mal ausgezogen hatte und auch nackt gesehen hatte, war der Anblick wie immer faszinierend. Langsam fühlte ich mich wie ein Vergewaltiger, meine halb schlafende Ex auszuziehen. Aber ich wollte nicht, dass ihr teures Kleid versaut würde und in einer meiner Shirts war es viel gemütlicher. Also wendete ich den Blick ab, legte das Kleid ordentlich zur Seite und griff einer ihrer Lieblingsshirts. Mit etwas ungeschickten Handgriffen, zog ich es Chloé über den Kopf. Zwischendurch öffnete sie die Augen und schaute mich benommen an. Als ich fertig war hörte ich ihre Stimme "Sorry, Mason." Was auch immer das bedeuten sollte. "Es wird alles gut." versprach ich ihr trotzdem, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob es die Wahrheit war. Vorsichtig legte ich Chloé hin, küsste ihre Stirn und ging um das Bett herum um mich zu ihr zu legen. Ich konnte nicht anders und legte mich dicht zu ihr, im selben Moment rückte Chloé dicht an mich ran. Wie immer schlang ich meinen Arm um ihren Körper. Das hatte sich nicht geändert. "Jetzt schlaf, Darling." flüsterte ich ihr ins Ohr und schloss selber meine Augen. Während ich neben mir Chloés gleichmäßigen Atem hörte, fand ich selber nicht in den Schlaf. In meinem Kopf herrschte das reinste Chaos- zum ersten Mal in meinem Leben, brummte es einfach nur. Das wird die erste schlaflose Nacht seit langem.
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Manhattan Secrets
Teen FictionNach einem turbulenten halben Jahr Beziehung trennen Chloé und Mason sich schweren Herzens. Zwischen den beiden kriselte es zunehmend. Nicht nur das verheimlichen des plötzlichen Auftauchens von Chloés ehemals BFF Ava stand den beiden im Weg. Sonder...