Chloé"Fuck." murmelte ich erschrocken vor mich hin und erstarrte. Um mich herum schien die Welt stehen zu bleiben. Die Musik hörte plötzlich auf. Shawns Lippen, seine Hände auf meiner Haut nahm ich gar nicht mehr wahr. Ebenso wenig wie die Menschen um uns herum. Ich blendete sie einfach gekonnt aus. Ich befand mich wie in einem Tunnelblick. Dabei starrte ich genau in Alex' Augen. Sein Blick war alles andere als amüsiert. Ziemlich düster schaute er uns an. Vor allem mich hatte er im Visier. Trotzdem sah ich in dem Blick noch etwas anderes. Nachdem die Überraschung aus aus seinen Augen verschwand, spürte ich noch eine andere Emotion. Ich sah ihm sofort an was er dachte. Etwas, was ich in letzter Zeit schon viel zu oft bei den Menschen die mir Nahe waren, bemerkt hatte. Diese Unruhe, die er durch seine Miene ausstrahlte. Seine Pupillen wanderten hektisch von Ava, Shawn, mir und dem Stoff der auf dem Tisch lag hin und her. Auch für einen Moment hielt er inne, wirkte wie erstarrt. Die Stirn lag in Falten. Gleichzeitig schimmerte die Enttäuschung durch. Anscheinend hatte er damit nicht gerechnet. Denn jeder der Shawn kannte, wusste wie leicht er an das Zeug kam. Und natürlich war es auch bei Ava kein Geheimnis, dass sie das ein oder andere mal high war. Da Alex nicht gerade dumm war, somit eins und eins zusammenzählte, konnte er sich auch seinen Teil denken. Wir beide hatten nie ein super enges Verhältnis zueinander gehabt, aber wir kannten uns schon ewig. Erst im letzten Jahr, sind wir uns ein paar Mal über den Weg gelaufen und haben uns gut verstanden. Wahrscheinlich genoss ich auch noch bei ihm einen Welpenschutz. Zumal Brad mich vor seinen Kumpels geheim gehalten hatte. Mich von sämtlichen Parties ferngehalten, die Typen weggeschickt hatte. Anscheinend hatte er ihnen ziemlich offensichtlich eingetrichtert, dass ich tabu und zu beschützen war. Schneller als ich bewegte Alex sich aus seiner Starre. Er bewegte seinen Arm und nahm sein Handy aus der Hosentasche. Während er mit seinem Zeigefinger darauf rumtippte und schließlich ans Ohr hielt setzte er sich in Bewegung. Kurz darauf sprach er. Von der Entfernung aus konnte ich nicht hören was seine Worte waren. Doch seine Lippen bewegten sich schnell. Dann eine Pause. Anscheinend sagte die Person an der anderen Leitung etwas. Alex senkte den Blick und schaute zu Boden. Er nickte. Dann hob er ihn wieder und schaute mich wieder direkt an. Als ich ihn beobachtete, traute ich mich kaum zu blinzeln. Ja, ich fühlte mich ertappt. Langsam merkte ich wie meine Hände leicht anfingen zu zittern. Plötzlich blieb er stehen, schaute sich um und schüttelte den Kopf. Er hörte zu. Die Augen wanderten durch den Raum, ehe sie mich wieder fixierten. Jetzt ging er weiter. Alex kam immer näher auf uns zu. Endlich begriff ich was er vorhatte. Plötzlich drehte sich die Welt weiter. Der Raum wurde wieder laut, die Musik dröhnte in meinen Ohren und ich nahm die Menschen um mich herum wieder wahr. Shawn der gerade dabei war sie an meinem Oberteil sich schaffen zu machen. Er zog die Jacke von meinen Schultern. Seine Hände waren gerade dabei unter mein Bustier zu wandern. Ava schob sich den Rest in die Nase. Wie vom Blitz getroffen sprang ich von Shawn und setzte mich an das andere Ende von der Couch. Dieser schaute mich mehr als perplex an. Doch es war schon zu spät. Alex hatte unsere Lounge erreicht.
"Amüsiert ihr euch prächtig?" lenkte Alex auch die Aufmerksamkeit der anderen beiden auf sich. Dabei triefte seine Stimme nur so vor Ironie. Wieder kreuzten unsere Blicke sich, dabei schaute er mich wissen an. Natürlich wusste er was Sache war. "Ah, der Boss in person. Shit. Ist das sick." Ava war die erste die reagierte. Sie stand auf, dabei musste sie sich an Alex festkrallen, um nicht um zu kippen. Als sie einen festen Stand hatte, umarmte sie ihn überschwänglich. Alex stand einfach nur wie ein Zinssoldat da und ließ es über sich ergehen. "Come on, setzt dich zu uns." lud sie ihn direkt ein und zeigte auf den freien Platz auf den Polstern. Alex schüttelte nur den Kopf. "Ich habe zu tun, Ava." sagte er kalt und schaute nur kurz zu ihr. "Shawn, dich habe ich lange nicht mehr gesehen und ich habe mich eigentlich deutlich ausgedrückt, dass das so bleibt!" zischte er unserer männlichen Begleitung drohend zu. Trotz der lauten Musik verstand man ihn deutlich. Alex war sichtlich verärgert, er klang fast schon aggressiv. Ich konnte nicht anders und schaute zwischen den beiden Kerlen her. "Chill doch mal, ich hänge hier nur mit zwei Freundinnen ab." beschwichtigend hob er seine Hände hoch, aus dem Augenwinkel sah ich dieses provozierende Grinsen. "Dein Club verspricht doch Spaß bis in die Morgenstunden." er nahm seine Augen von Alex und schaute mich an, dann griff er besitzergreifend nach meinem Oberschenkel. "Und den habe ich gerade." fügte er noch hinzu. Shawn rückte näher an mich ran, strich mir die Haare hinter das Ohr und beugte sich zu mir runter. Alles reine Provokation. "Nimm deine Griffel von ihr." rief Alex ihm warnend zu, ehe seine Lippen erneut meine trafen. Mein Herz klopfte bis zum Anschlag. Erneut war ich wie erstarrt. Shawn ließ von mir ab und drehte sich wieder zu dem Clubbesitzer. "Was?" der Ton war lebsch. "Ich möchte es und sie möchte es. Also was ist eigentlich dein fucking Problem?" machte er ihn an. "Du." spuckte Alex die Worte aus. Er kam wieder einige Schritte auf uns zu, doch diesmal fixierte er Shawn. Kurz bevor er bei uns ankam, schaute er auf den Tisch vor uns. Dann trafen seine Augen mich. Sein Blick verriet mir nichts. Doch schnell fokussierte er sich wieder auf Shawn. Jetzt war er ihm ganz nah. "Nimm deine scheiß Drogen und verpiss dich!" schrie er ihn wütend an, sodass ich ihn mit aufgerissenen Augen anstarrte. Ich saß nur daneben und konnte nichts tun. Langsam nahm Shawn seine Hand von meinem Oberschenkel und lachte. "Denkst du, du kannst mir etwas vorschreiben? Erinner' dich nur nochmal daran wer hier die ganzen Drogen für eure Parties besorgt hat. Hm?" die Stimme war leise und ruhig, der Ton aber durchaus gefährlich. Nun stand er auf, beide standen sich ganz nah gegenüber. "Erzähl unserer kleinen Chloé mal warum sie zum Teufel nicht auf eure Parties durfte? Nur weil sie Freiwild für euch geilen Böcken war? Wohl kaum.. weil ihr drauf bis zum geht nicht mehr wart, sodass ihr euch am nächsten Tag einen Blackout habt. Sag ihr, wer war die größere Koks König? Du? Oder doch ihr lieber Bruder?" ohne sein Gesicht zu sehen, wusste ich das Shawn triumphierend grinste. "Verpiss dich, jetzt!" ließ Alex sich nicht provozieren. Er gab seinem Security Guy ein Zeichen und er kam auf uns zu. Dieser griff Shawn am Oberarm und zerrte ihn mit sich. "Und lass dich hier nie wieder blicken, das nächste Mal ruf ich die Cops." "Fick. Dich. Alex." Shawn war aufgebracht. Zwar wehrte er sich nicht gegen den zwei Meter Mann, doch spuckte Alex vor die Füße. "Ich scheiß auf dich und deinen Club. Das nächste Mal wenn du was zum locker werden brauchst, auch für deine Weiber such dir jemand anderen." Wieder schaute ich stumm zwischen den beiden her. Ich fragte mich sofort, was zwischen den beiden vorgefallen war. Mir war bewusst, dass die Clique rund um meinen Bruder und Mason mit Shawn eine Vorgeschichte hatte- aber ich wusste nichts genaues. "Komm runter Alex, ein bisschen hiervon lockert dich wieder auf." mischte sich jetzt auch Ava ein und hielt ein Tütchen hoch, welches sie schüttelte. Jetzt drehte er sich zu ihr um. Nun stand sie langsam auf. Ava bewegte auf Alex zu, dabei waren ihre Bewegungen wie die einer Raubkatze die ihre Beute erspähte. In ihrer Hand hatte sie immer noch die Drogen und versuchte sie Alex in die Hand zu stecken. Gleichzeitig war sie dem Clubbesitzer ganz nah, so nah, dass sich ihre Körper berührten. Mit der anderen Hand fuhr sie über seine Brust. Ich starrte zu den beiden. Dabei beobachtete ich ihren Blick, wie Ava ihm schöne Augen machte. Diese langen Wimpern, der Schmollmund und dieses Lächeln. Für einen Moment hielt Alex die Luft, ehe er wieder tief durchatmete. Für den Augenblick musterte Alex sie, doch dann verengten sich seine Augen. "Lass den Scheiß, Ava." warnte er sie bestimmend, dabei packte er sie am Handgelenk und stieß sie von sich weg. Zwar nicht grob, aber ziemlich bestimmend. "Sei kein Spielverderber, Alexander." trotz der Zurückweisung, gab sie nicht auf. Ava legte den Kopf schief, wieder war da dieses Lächeln. Ihr konnte kein Mann widerstehen. "Sorry Alex, wir wussten nicht das ihr hier so streng seid. Wir packen das Zeug weg." mischte ich mich entschuldigend ein. Endlich hatte ich es geschafft irgendwie zu reagieren. Sobald Alex meine Stimme hörte, drehte er wieder den Kopf zu mir und schaute mich an. Skeptisch hob er eine Augenbraue und schaute mich mit großen Augen an. "Nicht so streng? Chloé, wir sind hier in fucking Manhattan und nicht im Hinterhof. Hier sind keine Drogen erlaubt, falls es dir noch nicht aufgefallen ist." "Naja, wir dachten vielleicht siehst du das etwas lockerer. Du bist ja auch kein Unschuldslamm was das angeht." fügte ich hinzu. Natürlich waren in allen Clubs die Rauschmittel verboten. Doch einige sahen darüber hinweg, machten ein Auge zu. Vor allem wenn es wichtige Stammgäste sind. "Genau deswegen toleriere ich den Scheiß in meinem Club nicht, weil ich die Verantwortung habe. Wenn das rauskommt bin ich am Arsch. Ihr könnt froh sein, dass ich es war der euch erwischt hat und niemand anderes." nun war Alex ein wenig ruhiger. Ich konnte ihn zu verstehen, nur ich versuchte irgendwie unseren Arsch zu retten damit diese Sache nicht an die große Glocke gehangen wurde. Damit nicht noch andere Leute davon Wind bekamen und eingeweiht wurden. "Trotzdem, verpisst du dich jetzt aus meinem Club und zwar schnell!" Alex drehte sich zu Shawn um und löste sich damit endgültig von Ava. "Zac, sorg bitte dafür das er verschwindet." teilte er seinem Angestellten mit und gab Shawn einen Schubs. Shawn, der mittlerweile ziemlich ruhig war, fügte sich der Anweisung. Zwar erntete er einen bösen Blick doch Shawn verschwand wortlos mit dem Sicherheitsbeauftragten. Dabei würdigte er uns noch nicht mal eines Blickes. Stumm schauten wir ihnen nach und beobachteten wie die beiden Männer in der tanzenden Menge verschwanden. Somit hatte sich das Rätsel zwischen Alex und Shawn immer noch nicht geklärt, ebenso wenig wie das was sich zwischen Ava und Alex abspielte. Doch das war mir heute nicht so wichtig.
"Seit wann bist du eigentlich so ein beschissener Spießer geworden?" die Frage war von Ava an Alex gerichtet. Dabei verdrehte sie die Augen und klang mehr als genervt. Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie sehr es ihr gegen den Strich ging. "Seitdem ich nicht möchte, dass sich Menschen in meinem Club abschießen. Ich habe keinen Bock auf sowas. Wenn du das machen möchtest, dann aber bitte nicht hier." meinte dieser nur. "Also tust du jetzt einen auf Moralapostel? Nimmst du den Stoff selber auch nicht mehr." "Wie du siehst arbeite ich Ava. Lass mich mit deinem Scheiß in Ruhe. Sei froh, dass ich dich nicht auch noch rausgeworfen habe." diese Antwort klang mehr als genervt. Dabei wurde er etwas lauter. "Ach Süßer, du brauchst mich aber nicht so anzuschreien. Das macht mich nur noch horny." startete Ava den nächsten Annäherungsversuch und ging einige Schritte auf ihn zu. Alex fuhr sich mit der Hand durch das Haar und schüttelte den Kopf. Ziemlich schnell war sie wieder bei ihm. Und erneut musste Ava Körperkontakt aufbauen, wieder fuhr sie mit ihrer Hand über den trainierten Körper. Über die Brust, runter zum Bauch und schließlich fuhr sie über den Stoff der Jeans am Schritt entlang. Sie griff richtig nach seinem Schwanz. Ich konnte einfach nicht wegschauen, vielleicht lag es auch an den Pillen die Shawn mir gegeben hatte. Vielleicht pushten sich mich gar nicht auf. Irgendwie hatte ich ein beklemmendes Gefühl den beiden zuzusehen. Auch wenn Ava das mit voller Absicht machte, war das bestimmt nicht für meine Augen bestimmt. Doch sie wollte, dass ich das mitbekommen. Und es war offensichtlich, dass die beiden mal was am Laufen hatten- was auch immer. Doch ich fragte mich warum, ich das unbedingt sehen sollte. Aber da war noch was anderes. Ich spürte wie unangenehm Alex das war, wahrscheinlich wegen den ganzen Menschen. "Lass ich dich wirklich so kalt? Sonst warst du immer so horny wenn ich dich angefasst habe." säuselte sie ihm ins Ohr, trotzdem noch so laut, sodass ich es hören konnte. Nun war ihr Gesicht seinem ganz nah, fast küssten sie sich. Beide schauten sich an. Doch Alex war der erste, der den Blickkontakt löste. Zum wiederholten Male drehte er den Kopf in meine Richtung und suchte mit seinen Augen meine. "Chloé, kann ich dich eben sprechen?" sprach er nun zu mir, zur selben Zeit löste er sich von Ava. Unfähig etwas zu erwidern nickte ich nur. Auch wenn es auf der Hand lag und es wirklich nicht abwegig war, schockte es mich leicht die beiden so miteinander zu sehen. Schließlich stützte ich mich mit meinen Händen ab und stand auf. Ich löste den Blick von Alex und schaute zu meiner Freundin. Auch wenn sie sich nicht anmerken ließ, war sie perplex. Es war die zweite Zurückweisung von Alex an diesem Abend. Ich wusste wie schwer sie damit umgehen konnte. Ohne sie beobachten zu müssen, wusste ich das sie ihre Augenbraue hochzog. Sie hatte diesen arroganten, gleichzeitig angewiderten Ausdruck im Gesicht. Den den sie immer hatte, wenn sie nicht das bekam was sie wollte. Mit verengten Augen starrte sie Alex an. "Dann halt nicht, nicht jeder kann mich handlen." meinte sie nur von sich selbst überzeugt. Dabei war das nur ihre reine Enttäuschung. Schließlich setzte ich mich in Bewegung und ging auf Alex zu, dieser legte seine Hand direkt auf meinen Rücken und schob mich durch die Lounge. "Wir gehen dahin wo wir ungestört sind." waren die einzigen Worte, die er auf dem Weg zu mir sagte und schob mich durch den halben Club. Alex klang gestresst. Er war keineswegs zufrieden mit dieser Situation, das spürte ich deutlich. Immer wieder grüßten ihn die Mitarbeiter. Einer von ihnen hatte eine Frage, die der Chef ignorierte und ihn einfach abwimmelte. Einige Stammgäste nickten ihm zu, doch er reagierte kaum. Nur ein schmales Lächeln huschte über seinen Lippen. Letztendlich erreichten wir die Bar, von dort aus öffnete er eine Tür und schob mich rein. Zunächst war es dunkel, doch sobald wir den Raum betraten ging ein helles Licht an. Wir befanden uns in einem Flur, doch der Weg ging weiter. Sobald wir diesen passiert hatten, war am anderen Ende noch eine Tür durch die wir erneut gingen. Allen Anschein nach war dies das Büro des Clubbesitzers. Am anderen Ende des Raumes stand ein großer dunkler Schreibtisch mit einem passenden Stuhl auf der einen und auf der anderen Seite waren zwei weitere Stühle. Auch die Minibar nahm ich wahr. Ich konnte mir Alex hier drin gut vorstellen, wie er mit seinem maßgeschneiderten Anzug im Chefsessel saß und die Geschäfte regelte. Doch ich kam gar nicht dazu mit diesen Raum genauer anzuschauen, denn er verwickelte mich in ein Gespräch. "Warum bist du hier, Chloé?" fragte er mich. Und ich fing an zu lachen, weil ich das für einen Scherz hielt. Doch seinem Blick nach zu urteilen meinte Alex es völlig ernst. "Weil ich Bock aufs Feiern hatte und einen guten Abend haben möchte." beantwortete ich. "Ich meine, warum bist du mit den beiden hier?" wiederholte er seine Frage. Während Alex sprach ging ich im Büro rum und streifte mit meinen Fingern das Holz des massiven Schreibtischs. "Weil Ava mich gefragt hat und wir Spaß miteinander haben." Jetzt setzte ich mich auf den gemütlichen Sessel des Chefs. "Und Shawn?" hakte er nach. "Shawn hat den Stoff mitgebracht." erzählte ich ihm so wie es war. "Was läuft zwischen euch?" Ich verdrehte die Augen. "Bist du mein Kindermädchen oder was? Schlimmer als Brad alle male." Inzwischen kam Alex zu mir rum und stellte sich auf die andere Seite vom Schreibtisch. Die Arme stützte er auf das Holz auf und schaute mich erwartungsvoll an. Schließlich hatte ich ja seine Frage nicht beantwortet. "Nichts läuft da zwischen uns." ich zuckte mit den Schultern. "Wie du siehst, dank dir läuft da nichts." ich wollte nicht vorwurfsvoll klingen, trotzdem war da ein Schwall Ironie bei. "Was wäre denn zwischen euch, wenn ich nicht dazwischen gekommen wäre?" erkundigte Alex sich neugierig. Ich zog meine Augenbraue vielsagend hoch. Ich hatte keine Ahnung warum es ihn interessierte. Trotzdem beantwortete ich es ihm. "Nicht das es dich etwas angehen würde, Alex. Aber wir hätte wahrscheinlich miteinander gevögelt. Zufrieden? Ist das die Antwort die du hören möchtest?" Ich versuchte so sachlich wie möglich zu bleiben. Ich wollte nicht mit Alex streiten. Denn er war weder Mason, noch mein Bruder. Warum interessierte sich jeder Kerl für mein Liebesleben? Vor allem ob ich was mit Shawn hatte oder nicht? Eigentlich waren wir beide nur Bekannte, trotzdem schien er sich um mich zu kümmern. Zumindest interessierte er sich für mich. "Was wird das hier? Ein Verhör? Hoffe du lässt mich am Ende wieder raus" stellte ich nun die Frage. Alex schmunzelte leicht, ehe er wieder ernst wurde. "Ich möchte nur nicht, dass du Mist baust. Dein Bruder ist wie Familie für mich und wer zu seiner Familie gehört, gehört auch zu meiner." erklärte er mir. Das lag auf der Hand. Doch ich war mir ziemlich sicher, dass da noch was anderes war. "Deine Sorgen in allen Ehre, aber ich weiß was ich tue und vor allem bin ich alt genug. Ich habe schon genug Babysitter, die ein Auge auf mich haben und mich bewachen. Ich weiß genau was ich tue." meinte ich nur zu ihm. Ich brauchte nicht noch eine Nervensäge die mir hinterlief- ich hatte wirklich genug von denen. "Das bezweifle ich meine Liebe. Du weißt nicht mit wem du dich da abgibst. Ava ist Gift für dich. Sie ist Gift für jeden Menschen der in ihrer Nähe ist. Du solltest dich von ihr fernhalten und von Shawn auch." "Ich weiß wie sie tickt, ich kenne Ava schon sehr lange. Danke." erwiderte ich nur. Nun schaute ich hinter Alex an die Wand und wollte gerade aufstehen da sprach er erneut. "Shawn ist harmlos, ein Lämmchen ihr gegenüber. Ihn kriegt man leicht in Griff, aber Ava ist richtig gefährlich. Vor allem in Kombi mit Shawn." "Und warum hast du ihn aus dem Club geschmissen und sie nicht?" schoss es aus mir raus. "Weil ich sie lieber unter Beobachtung habe. Und weil du dann mit ihr gegangen wärst." Alex war ganz ruhig, keine Spur von einem erhitzen Gemüt. Jetzt wendete ich mein Blick wieder auf meinen Gegenüber. Da dies ein längeres Gespräch werden würde, lehnte ich mich zurück und schlug die Beine übereinander. "Was? Ist sie deine Stalkerin? Hat sie dich er verführt und dann doch abblitzen lassen? Oder hat sich dich beim Masturbieren gefilmt und kennt all deine dreckigen Geheimnisse?" meinte ich belustigt. Ich konnte mir ein ja Grinsen nicht verkneifen. Alex schüttelte den Kopf und ließ sich in den Stuhl gegenüber sinken. "Nein. Das zwischen uns war klar. Wir hatten eine Affäre das wars. Es geht nicht um mich." erklärte er mir glaubhaft. Inzwischen hatte ich das Gefühl wieder nüchtern zu sein. Ich war so klar bei Verstand. "Um wen dann?" hakte ich nach. Dabei wusste ich gar nicht, ob ich die Antwort wissen wollte. "Bitte Chloé, halt dich einfach von ihr fern. Tu es für dich." flehte er mich fast schon an. Doch ich hatte keine Antwort auf meine Frage bekommen. "Also?" hakte ich nach. Beim Sprechen schaute Alex zunächst hoch, ehe er mich anschaute. "Weißt du mit wem Brad, Sarah betrogen hat?" Er schaute mich ehrlich an. Zuvor hatte ich keine Ahnung gehabt, langsam kam es mir in den Sinn. Erwartungsvoll hob ich eine Braue. "Es war Ava. In der Nacht haben die beiden miteinander getanzt, geflirtet und gesoffen. Zu viel gesoffen. Ich war an dem Abend da Chloé. Brad war nicht er selbst, ganz anders. Vorher schwärmte er nur von Sarah und auf einmal war er wie besessen von Ava. Lange hielt er sich zurück, doch schließlich hat sie es doch geschafft. Sie verführte ihn. Und wir kennen beide Ava, für sie ist es ein leichtes Kerle zu verführen. Beide verließen die Feuchtfröhliche Party zusammen. Ich rief ihm in Erinnerung, dass seine Freundin zuhause auf ihn wartete. Doch ich konnte ihn nicht hindern. Vielleicht hätte ich mehr auf ihn achten sollen, doch ich war selbst zugedröhnt. Ich konnte selbst kaum klar denken. Es war mein erster freier Abend seit langem." erklärte er mir ziemlich nüchtern. Und ich glaubte ihm. Es klang zu sehr nach Ava, dass es gelogen war. Trotzdem schockte es mich nicht wirklich. Ich wusste, dass sie sich das nimmt was sie will. Zudem kannte ich Brad und wusste, dass ihm das gefiel. Angehimmelt zu werden. "Am nächsten Morgen konnte Brad sich an kaum noch was erinnern. Dabei schwor er gar nicht so viel gesoffen und sich nichts eingeschmissen zu haben. Er kennt seine Grenzen. Trotzdem hatte er einen totalen Blackout. Auch an die Nacht konnte er sich nicht mehr erinnern, weder ob er mit ihr geschlafen hat noch, dass wir überhaupt auf dieser Party waren. Ziemlich schnell kam dann ein Video. Von Ava und Brad. Ein Sextape. Sie erpresste ihn damit. Wie genau, weiß ich nicht. Wir vermuten, dass KO- Tropfen im Spiel waren. Vor allem auch, weil Shawn auf der Party war." Alex vertraute mir die Geschichte -die ich zum ersten Mal hörte- an. Das war ganz schön viel auf einmal, ich musste mich erstmal sortieren. "Das ist eine faule Ausrede meines Bruders, weil er eine andere gefickt hat. Ausgerechnet Ava. Weil sie es war, die die seine Schwester mit runtergezogen hat." schoss ich zurück um das Chaos in meinem Kopf zu überspielen. Wahrscheinlich stimmte das sogar was Alex sagte, doch ich wollte es nicht glauben. Lieber sollte mein Bruder der Böse sein. "Welcher Typ gibt gerne zu K.O- Tropfen verabreicht bekommen zu haben?" es war eine rhetorische Frage seinerseits. "Bitte behalte es für dich. Es darf keiner wissen, dass du das weißt" bat er mich. "Wenn es überhaupt stimmt." stellte ich das ganze in Frage. Vielleicht war ich doch nicht so nüchtern wie ich behauptete. Schließlich sprachen wir hier von meinem Bruder, sollte ich ihm nicht mehr vertrauen als Ava? "Ich kann dich nicht zwingen, Chloé. Aber bitte halte dich von ihr fern. Sie tut dir nicht gut. Sie wird dich mit runterziehen und vor allem deinen Ruf kaputt machen. Ich mag dich und möchte nicht, dass du so wirst wie sie. Nimm meinetwegen Drogen, wenn du feiern gehst. Aber nicht mit ihr." ich hörte die Sorge in der Stimme, doch ich ignorierte es einfach. Stattdessen stand ich auf und ging um den Tisch herum. Ich beugte mich zu Alex runter und küsste ihn auf die Wange. "Das ist lieb, aber es ist zu spät. Ich bin verloren. Und das liegt nicht an Ava. Mich kannst du nicht mehr retten, das haben auch andere schon vor dir versucht." flüsterte ich ihm zu. Dann wendete ich mich von Alex ab und ließ ihn einfach so da sitzen. Ohne auf eine Reaktion zu warten, verließ ich das Büro."Konntest du dich aus den Fängen der Club Polizei befreien?" fragte Ava mich grinsend als ich bei ihr ankam. Ava saß auf der Lounge, die Beine elegant übereinander geschlagen und in der einen Hand hielt sie wie so oft einen Martini. Die Hand, die das Glas festhielt stützte sie auf ihrem Knie ab und lehnte sich zu mir vor. Die Augen glitzerten Belustigt. "Hm?" machte ich nur. Ich griff nach meinem nächsten Drink. Dabei war ich mir nicht genau sicher, was drin war. Auf dem Weg hierhin hatte ich schon mehrere Shots gehabt. "Ob er dich frei gelassen hat? Oder habt ihr lieber Cop, böser Cop gespielt?" zeitgleich hob Ava eine Augenbraue hoch und grinste mich zweideutig an. Ich ließ mich auf den Sessel neben ihr sinken. Darauf wollte ich keine Antwort geben, also rollte ich mit den Augen und stieß ein genervtes Stöhnen aus. Anscheinend verstand sie meinen Unmut und zuckte mit den Achseln. "Ich mein ja nur. I mean Alex steht auf dich. Anscheinend sind Vorzeigepüppchen jetzt sein Typ, nichts für Ungut, Chlo-Chlo." Doch ich ging auf sie gar nicht richtig ein. Doch ignorieren konnte ich es auch nicht, dafür war ich einfach nicht betrunken genug- noch nicht. "Alex hat auch Verantwortung in diesem Club zu tragen." erwiderte ich um sein Verhalten recht zu fertigen. Ob es ihr passte oder nicht, er war eindeutig im Recht. "Siehst das mein ich. Du stehst auf seiner Seite, hältst dich dann an seine Regeln auch wenn du vorher ein kleiner Rebell warst. Aber eigentlich bist du ein Möchtegern Rulebreaker und das macht ihn heiß. Dieses Bad Girl Image. Wir beide hatten damals so viel Spaß. Der Sex zwischen uns war so gut, Alex hat im Bett echt was drauf..." Während Ava sprach trank ich meinen Drink leer und griff schon nach einem neuen Glas. Wann hörte sie endlich auf zu reden? Ich ließ ihre Stimme einfach durch mich durch laufen, war mit meinen Gedanken aber ganz woanders. Denn ich musste daran denken, was Alex mir erzählt hatte. Das passte gar nicht alles zusammen. Warum sollte Ava, Brad Ko- Tropfen untergejubelt haben? Sie hätte sich auch einfach einen anderen schnappen können. Ich traute ihr noch zu, das Sex Tape behalten zu haben aber ihn absichtlich betäuben konnte ich mir nicht noch vorstellen. So krass war sie doch nicht. Einerseits könnte es von Brad auch einfach nur ein Vorwand sein. Wir wissen alle was zu viel Alkohol und Drogen mit uns macht. Ich hatte auch schon mal einen Black out, konnte mich an die Nacht zuvor nicht mehr erinnern. Und es waren keine K.O.- Tropfen im Spiel. Ich schämte mich etwas für meine Unterstellungen Brad gegenüber, doch ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass Ava zu sowas in Stande war. Immer wieder ließ ich diese Szenarien durch meinen Kopf durchlaufen doch ich kam zu keinem Entschluss. "Sag mal, wo warst du eigentlich die ganzen letzten Jahre? Was hast du gemacht?" schoss es aus mir heraus, ohne über meine Worte groß nachzudenken. In dem Moment als sie meine Stimme hörte hielt Ava sofort inne. Ich sah ihren fragenden Blick. Für einen kurzen Moment fiel die Maskerade. Spürte ich da etwa einen Hauch Unsicherheit? Bei Ava?
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Manhattan Secrets
Teen FictionNach einem turbulenten halben Jahr Beziehung trennen Chloé und Mason sich schweren Herzens. Zwischen den beiden kriselte es zunehmend. Nicht nur das verheimlichen des plötzlichen Auftauchens von Chloés ehemals BFF Ava stand den beiden im Weg. Sonder...