Kapitel 35

1.5K 43 0
                                    

Das Erste was ich wieder war nehme sind Stimmen. 4 Stimmen. Bei 2 weiß ich sofort, dass sie zu Kie und Mom gehören. Bei den anderen Beiden brauche ich kurz. Sie gehören zu John B. und...und Dad.
Ich versuche langsam meine Augen zu öffnen. Es dauert eine Weile, doch irgendwann kann ich die 4 sehen.
Ich liege in einem Bett, in einem kahlen Zimmer...Krankenhaus.
Mom und Dad sitzen auf der linken Seite des Bettes, er hät ihre Hand und sie meine.
Auf der anderen sitzen Kie und Jb. Kie hat Tränen in den Augen und John B.'s Arm ruht auf ihrer Schulter.
Ihnen allen steht der Schreck ins Gesicht geschrieben.
Was war passiert?
„Hey." versuche ich zu sagen, doch es kommt nur ein „H..." aus mir raus.
Mein Hals ist trocken und meine Stimmbänder schmerzen bei dem Versuch zu reden...
„Mia!" meine Mutter fängt an zu weinen.
„Du bist wach." kommt es erleichtert aus John B's Mund.
Stand es wirklich so schlecht um mich?
Ich nicke. Kie drückt meine Hand und lächelt mich an.
„Willst du was trinken?" fragt Dad und ich nicke wieder.
Reden geht einfach nicht.
Er hilft mir beim trinken und stellt den Becher dann wieder auf den Tisch neben dem Bett.
„Wo ist JJ?" kommt es gebrochen und leise aus mir heraus.
Warum waren alle hier nur er nicht?
Kie und John B. schauen mich gleichzeitig an und schütteln mitfühlend und traurig den Kopf.
Wie er ist nicht hier? Warum?
Mir schießen die Tränen in die Augen.

Doch in diesem Moment kommt der Arzt rein und ich unterdrücke die Tränen wieder.
„Hallo Mia. Schön dich wieder bei uns zu haben." fängt der Arzt an.
„Du hast ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und eine schwere Wunde am Hinterkopf, die wir operativ versorgen mussten."
Ich höre ihm nur halb zu. Ich wusste was das bedeutet. Bettruhe und bis morgen nicht bewegen um weitere Erschütterungen zu vermeiden jaja.
Aber wo ist JJ...ich brauche ihn...
Der Arzt fragt mich dann einige Dingen. Welches Datum wir haben und so einen Scheiß.
„Kannst du dich an irgendetwas erinnern?" fragt er dann irgendwann.
Ich schüttle nur teilnahmslos den Kopf.
„Keine Sorge das kommt zurück."
Der Wixer lächelt auch noch. Ich will garnicht wissen was passiert ist...
Mich interessiert nur eins...warum ist JJ nicht bei mir?
Er will mich heiraten und mit mir weg fahren und dann liege ich im Krankenhaus und er ist nicht da? Es fühlt sich an als würde meine ganze Welt zerbrechen. Was war nur passiert?

„Nehmt es mir nicht übel aber ich brauche Ruhe." sage ich stimmungslos als der Arzt seinen ewigen Vortrag endlich beendet hat und verschwunden war.
„Klar Süße. Wir gehen nach draußen. Wenn was ist sagt einfach bescheid." antwortet Dad für alle und sie bewegen sich alle 4 zur Tür.
„John B.?" frage ich als er gerade hinter den Anderen aus dem Zimmer gehen will.
„Was ist?"
„Kannst du vielleicht doch bei mir bleiben?" frage ich mit zittriger Stimme.
Der Gedanke ganz alleine in diesem Zimmer zu sein macht mir irgendwie Angst.
Er nickt, kommt zurück ins Zimmer und setzt sich wieder neben mich.
„Was ist eigentlich passiert?" frage ich irgendwann, unsicher ob ich das überhaupt wissen möchte...
„Ich weiß auch nur, dass man dich in JJ's Haus ohnmächtig aufgefunden hat. Neben dir lag eine tote Frau."
„Hab ich sie...!" meine Stimme zittert...
„Nein oh mein Gott Mia. Nein. Sie ist an einer Überdosis Heroin gestorben."
„Wer hat mich gefunden?"
„Du hast es irgendwie noch geschafft Kie anzurufen und ihr gesagt wo du bist. Sie hat nen Rettungsdienst hin geschickt und ist dann selbst zum Haus gefahren."
„Aber warum war ich bei JJ und wo war oder besser gesagt ist er?"
Mittlerweile weine ich. Das alles ist überfordernd. Ich kann mich nicht erinnern, so sehr ich es versuche. Ich weiß weder warum ich in das Haus gegangen war noch wer diese Frau gewesen ist und warum sie ausgerechnet in JJ's Haus lag. Mein Puls steigt immer weiter...
„Ich hab kein Ahnung Mia...ich hab ihn schon 20 mal versucht anzurufen, er geht nicht ran." sagt er leise und nimmt meine Hand.
„Und jetzt musst du dich beruhigen hörst du? Du brauchst Ruhe."
Ich nicke und mein Atem beruhigt sich unter den vereinzelten Tränen, die ich nicht schaffe zu unterdrücken. Ich bin froh, dass mein Bruder da ist aber er schaffst es nicht mir den Schmerz abzunehmen und er weiß das genauso wie ich. Es ist einfach nicht das Gleiche wie wenn JJ bei mir ist...
Mein Blick heftet an der Tür in der Hoffnung das er jede Minute das Zimmer betritt. Doch er kommt nicht und meine Hoffnung schwindet mit jeder Minute.
John B. sitz die ganze Zeit neben mir und beobachten mich, streichelt vorsichtig meinen Arm oder schläft ab und zu mit dem Kopf auf meinen Beinen.
Schlafen kann ich lange nicht, doch irgendwann bin ich zu erschöpft und meine Augen unterbrechen von selbst das Starren zur Tür und fallen zu.

Kurz nach dem ich wieder aufwache, betritt der redefreudige Arzt wieder das Zimmer. Na toll.
Glücklicherweise teilt er mir diesmal nur mit, dass ich morgen früh wieder nach Hause kann und geht dann wieder. John B. verschläft das Ganze gekonnt und wird erst wach als meine Mom gute 20 Minuten später mit einer kleinen schwarzen Tasche das Zimmer betritt.
„Ich hab dir etwas zum anziehen mitgebracht, damit du nicht die ganze Zeit im Op-Hemd hier rum liegen musst." sagt sie und lächelt mich an.
Ich will es erwideren aber ich schaff es nicht mal zu lächeln...
Sie legt die Tasche ans Fußende des Bettes und verlest das Zimmer. John B. streicht mir noch kurz über mein Bein. Dann folgt er ihr.
Doch die beiden bleiben vor dem Zimmer stehen und fangen an zu reden. Das kann ich durch das kleine Fenster zum Gang sehen.
Die Wand ist nicht sehr dick und so kann ich die beiden hören.
„Ich hab sie noch nie so gesehen. Sie spricht kaum noch, ist nicht und jegliche Farbe ist aus ihrem Gesicht verschwunden..." sagt meine Mutter mit zitternder Stimme zu Jb.
Ich fange an mich umzuziehen, höre den Beiden aber weiter zu.
Meine Mutter hatte recht. Ich hatte seit dem Gespräch mit Jb kein Wort mehr gesagt, das Essen auf meinem Tisch nicht angerührt und auch sonst nur trostlos an die Decke oder Wand gestarrt...
„Sie wird ihr lachen wieder finden..." versichert Jb meiner Mom und nimmt sie in den Arm.
„Ich würde so gerne wissen was passiert ist, um ihr irgendwie helfen zu können." höre ich sie schluchzen.
Mir kommen die Tränen. Ich würde ihnen allen ja gerne sagen was passiert ist aber ich weiß es verdammt nochmal selbst nicht. Ich kann mich an nichts erinnern, deswegen bin ich ja so aus der Fassung...
Und das der Mensch, den ich am meisten liebe nicht hier ist tut einfach nur weh. So weh, dass ich nicht reden, nicht schlafe und nicht essen will.
Es tut mir leid Mom.
Ich schlage meine Hand auf die Decke, ich bin wütend und traurig aber ich hab nicht mal die Kraft das zu zeigen.
Ich lege mich wieder ins Bett und schließe meine Augen wieder, in der Hoffnung, das alles ausblenden zu können.
Funktionieren tut es allerdings nicht...

Mom, Dad und Jb kommen am Ende der Besuchszeit nochmal zu mir um sich zu verabschieden.
„Wir holen dich morgen früh gegen 10 ab." sagt Dad.
Und wieder nicke ich nur...
Umarme aber alle drei zum Abschied. Sie drücken mich fest ansich und für einen kurzen Moment vergesse ich sowohl den körperlichen als auch den seelischen Schmerz.

Outer Banks - welcome home || 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt