An mir fliegen die Häuser vorbei. Ich sitze stumm auf der Rücksitzbank meines Trucks. Dad fährt und Mom sitzt neben ihm auf dem Beifahrersitz. Er seine Hand auf ihrem Oberschenkel. Es ist das erste Mal, dass ich meine Eltern so sehe. Sie hatten sich definitiv ausgesprochen. Ich hatte da wohl einiges verpasst aber dafür hatte ich auch gerade keinen Kopf.
JJ war auch gestern Abend oder heute morgen nicht aufgetaucht...
Mittlerweile fühlte es sich an als hätte er sich einfach ohne ein Wort von mir getrennt.
Ich war leer.
Als der Truck vor unserem Haus hält reiße ich mir unser grünes Armband vom Handgelenke und schleppe mich, ohne umwege wortlos in mein Zimmer. Dort lege mich nur in Tanga und Shirt ins Bett.
Ich will nicht mehr. Vor allem nicht mehr dieses Armband tragen. Wenn es das Einzige ist was uns verbindet kann ich darauf verzichten.
Ich starte einfach nur an die Decke. Glücklicherweise kommt meine Mom mir nicht nach. Sie soll mich nicht so sehen.
Das letzte Mal, dass es mir so ging war als ich mit ansehen musste, wie meine Mom von Charles geschlagen und missbraucht wurde. Da war ich genauso leer wie jetzt. Als hätte nichts mehr eine Bedeutung.
Ohne JJ hat nichts eine Bedeutung.
Und er? Er meldete sich nicht. Keiner weiß wo er ist, keiner erreicht ihn.
Selbst meine Mom hatte es versucht. Nichts.
Nicht mal weinen kann ich. Mein ganzer Körper ist einfach nur leer und schmerzt. Meine Erinnerungen an gestern morgen sind immer noch weg, genauso weit weg wie JJ...
Ich beschließe zu schlafen. Einfach schlafen, so lange bis der Schmerz nachlässt, dass er nicht da ist wenn ich ihn am meisten brauche.
Das tut mehr weh, als die Tatsache, dass ich mich an nichts erinnern kann und womöglich mein Leben gelassen hätte, hätte ich es nicht mehr geschafft Kie anzurufen...Ich schlafe ein.
Plötzlich versinke ich in einen Traum. Meine Erinnerungen kommen wieder. Ich erlebe alles nochmal aber nicht als ich selbst. Ich schau dem Ganzen von außen zu.
Ich sehe mich aus dem Truck steigen und zum Haus gehen. In der Tür stehend, nehme ich die wütend und doch irgendwie traurigen Schreie von JJ wahr. Ich beschleunige meinen Schritt und renne ins Wohnzimmer. JJ tritt auf den kleinen Tisch vor dem Sofa ein. Überall liegen Bücher auf dem Boden. Das Regal in, dem sie mal standen, liegt ebenfalls zertrümmert daneben. Ich schaue entsetzt und verwirrt.
„JJ hör auf!" schrei ich über seinen Wutausbruchs hinweg. Er reagiert nicht...
Immer und immer wieder wiederhole ich seinen Namen und versuche zu ihm durchzukommen. Er nimmt mich nicht war. Dann schnappt er sich eine große weiße Vase vom Fensterbrett und stürmt an mir vorbei in die Küche. Ich bleibe verwirrt und ratlos zwischen den Trümmern stehen. Mittlerweile habe ich Tränen in den Augen. Dann folge ich JJ in die Küche. Da steht er, vor Wut schnaubend vor einer Frau. Sie liegt am Boden. Neben ihr Spritzen. Heroinspritzen...
„Was ist passiert?" frage ich ihn vorsichtig und diesmal ruhig an statt zu schreien. Ich will ihm meine Hand auf seine Schulter legen, damit er endlich realisiert, dass ich da bin. Doch in diesem Momente holt er mit der Vase in der Hand nach hinten aus und trifft mich mit voller Kraft an der Stirn. Die Vase kracht neben die Frau auf den Boden und ich nach hinten auf die Kante der Küchenplatte...
JJ schreit noch einmal auf und rennt dann aus der Küche und ich bleibe neben der Frau am Boden liegen.Das alles spielt sich vor meinem inneren Auge ab. Es kommt mir nicht vor wie ein Albtraum, auch wenn es schrecklich ist was da passiert. Es lässt mich kalt, ich habe nicht mal im Traum die Kraft mich vor dem zu fürchten...
Dann ist es still. Der Traum ist vorbei. Ich kann mich erinnern. An alles. Warum ich ins Haus gegangen bin und wem ich diese Wunde und die Operation zu verdanken hab...es war JJ selbst. Er hatte mir das angetan...
Ich komme zu mir. Es war mehr Hypnose als schlaf...
Ich spüre wie jemand meine Hand hält noch ehe ich die Augen öffne.
Es wird meine Mom sein, die sich Sorgen um mich macht, denke ich.
Doch als ich die Augen auf mache sitzt da nicht Mom...auch nicht Dad, Jb, Kie oder Sarah.
Es ist JJ, der meine Hand mit seinen beiden umklammert und mit seinem Kopf auf der Bettkante liegt. Er weint...
Ich entreiße ihm meine Hand und wende den Blick von ihm ab Richtung Fenster. Was will er hier...ich hätte tot sein können. Es hatte ihn doch die letzten 24 Stunden auch nicht interessiert was mit mir ist...
„Mia?" seine Stimmen klingt gebrochen und besorgt.
„Mia bitte lass es mich dir erklären." er greift wieder nach meiner Hand doch ich zieh sie weg.
Glaubt er ernsthaft, ich will seine Hand halten, nach dem eine tote Frau in seinem Haus lag und er mich fast umgebracht hätte?
Ich überlege ihn raus zu schicken aber entscheide mich dagegen und schaue ihn stattdessen an.
Mein Blick ist glasig und leer. Es befindet sich nur Schmerz in meinem Gesichtsausdruck...
Er schreckt zusammen als mein Gesicht so sieht und unsere Blicke sich treffen.
„Scheiße Mia..." er ist geschockt.
Aber selbst sieht er auch nicht besser aus. Seine Haare stehen in alle Richtungen und er hat noch großere Augenringe als ich.
„Was willst du mir erklären? Warum du völlig ausrastest und mich ohne es zu merken niederschlägst, warum eine Tote bei dir im Haus liegt, der du nicht mal versucht hast zu helfen oder warum du mich im Krankenhaus alleine lässt während ich in Lebensgefahr schwebe?!" ich bin wütend und meinen Stimme zittert ebenso wie mein Körper.
„Es tut mir leid was gestern passiert ist. Ich hab rot gesehen. Diese Frau da auf dem Boden...das war meine Mutter."
Was er da sagt, reißt mir den Boden unter den Füßen weg und Tränen schießen mir in die Augen. Sie hatte ihn doch verlassen als er gerade mal ein paar Monate alt war...
„Ich weiß nicht warum sie zurück gekommen ist. Ich hab sie noch nie gesehen, außer auf Bildern. Wahrscheinlich weil sie wie mein Alter einfach nur Kohle brauchte. Die hat sie anscheinend auch gefunden und sich damit endgültig den letzten Schuss gegeben. Sie lag einfach da als ich in die Küche kam..." sprudelt es aus ihm raus. Die Tränen fließen nur so sein Gesicht hinunter und der Glanz in seinen Augen verschwindend.
„Dann kam alles wieder hoch. Wie meine Mutter mich als Baby einfach zurück gelassen und mein Vater mich schon als kleinen Jungen geschlagen hat weil er es nie verkrampft hat, das sie ihn verlassen hatte. Wie mein Vater letztes Jahr auch noch abgehauen ist...einfach Bon Voyager und beide meine Eltern haben sich nen Dreck um mich gekümmert und sind immer nur zu mir gekommen wenn sie Geld brauchten oder mir mal wieder sagen wollten was für ein Nichtsnutz ich bin. Und das alles obwohl ich ihr Sohn bin...ihr verfickter Sohn!" er schreit fast und weint gleichzeitig. Es ist schrecklich ihn so zu sehen und macht den Schmerz nur noch größer. Ich verstehe ihn.
Aber ich hab Angst...was ist wenn er nochmal so ausrastet und es dann irgendwann nicht ich bin, die er trifft sonder vielleicht seine Tochter oder sein Sohn? Bei dem Gedanken wird mir schlecht...
„Man Mia, ich hab nicht gemerkt, dass du rein gekommen bist. Ich war wie in einem Tunnel. Gefangen in den Erinnerungen an meine Eltern. Ich hab alles zerlegt, was mir in den Weg kam und bin dann durch die Balkontür abgehauen. Glaub mir ich wollte dir nicht weh tun..." jetzt weint er nur noch. Bitterlich...ich kann ihn kaum verstehe unter den Tränen.
Es macht alles Sinn was er da sagt. Es passt zu meinen Erinnerungen und füllt die Lücken die ich bis jetzt noch hatte. Es tut mir so weh in so zusehen. Er hat gerade seine Mutter verloren und gleichzeitig wird er an alles erinnert was seine Eltern ihm angetan hatten. Wenn man Menschen die ihren Sohn so behandeltn überhaupt Eltern nennen kann...ich verstehe seine Reaktion und doch hat er mich zu tiefst verletzt.
Ich nehme seine Hand und drücke sie sanft. Auch mir kommen immer stärker die Tränen.
dieser Junge ist so kaputt...kaputt durch seine scheiß Eltern!
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Outer Banks - welcome home || 1
ФанфикOuter Banks. Das Paradies auf Erden. Ihre Heimat. Mia ist 17 und nachdem Tod ihrer Grandma zieht sie endlich wieder nach Outer Banks. Zusammen mit ihrer Mom, die hier ihre Jugend verbrachte bis sie nach LA ziehen musste. Jetzt ist sie mit ihrer Mom...