Zurück nach Hogwarts

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Mit meinem Koffer in der Hand trat ich in den Slytheringemeinschaftsraum und bevor ich mich umblicken konnte, klopfte mir jemand begrüßend auf die Schulter.
„Ehh Draco, freut mich das du Neujahr auch hier im Schloss verbringst.".

Neben mir stand Blaise der mich mit seinen dunklen Augen freudig angrinste.

Ich nickte nur emotionslos in seine Richtung. Im Manor in das neue Jahr zu starten hätte ich mir nicht antun können. Jeder Sprach immer davon die Vergangenheit hinter sich zulassen und das Manor war wohl der letzte Ort, wo man neue Hoffnung schöpfen konnte.
Ich hatte also die Wahl gehabt, an dem Ort Neujahr zu feiern, an dem ich mit Voldemort an einem Tisch saß oder dem Ort, an dem er von Potter umgebracht wurde. Letzteres schien mir da zumindest etwas besser. Vermutlich hatte es viel weniger an dem dunklen Lord gelegen und viel mehr daran, dass ich hoffte Potter würde Neujahr auch hier verbringen.

„Wir werden dieses merkwürdige Jahr mit ordentlich Elfenwein abschließen.", fügte Blaise noch hinzu und lachte bevor ich mich im Raum umblickte. Ich hatte Schmatz Geräusche vernommen und sofort hob ich eine Augenbraue als mir auffiel wer diese Geräusche verursachte.

Auf einem schwarzen Ledersessel in der Ecke saß Pansy auf dem Schoß von jemanden und knutschte diesen leidenschaftlich ab. Ich wusste sofort das es gespielt übertrieben war. Mittlerweile kannte ich Pansy, sie liebte das Drama und alles was damit verbunden war und wollte scheinbar versuchen mich eifersüchtig zu machen.
Als ich näher hinschaute konnte ich erkennen auf wessen Schoß sie saß. Es war Theodore Nott.
Etwas verblüfft schaute ich Blaise an der sich nur an den Kopf fasste und offenbar eine Reaktion von mir erwartete. Sicherlich dachte er, dass ich nun vor Wut toben würde, herumschreien oder Theodore verprügeln würde, aber stattdessen schüttelte ich leicht den Kopf und ging mit meinem Koffer in die Richtung meines Schlafraumes.

Dort angekommen stellte ich meinen Koffer ab und setzte mich auf mein Bett. Seufzend kippte ich nach hinten, sodass ich nun den grünen Himmel des Bettes musterte.

Noch immer hatte ich keine Idee, wohin das mit Potter und mir führen sollte. Es hatte doch keinen Zweck. Selbst wenn es Blaise und ein paar andere akzeptieren würden, würde jeder über uns Reden.
Eigentlich redete sowieso schon jeder über uns, aber ich hatte mitbekommen, wie es vor ein paar Schuljahren war, als zwei Männer sich öffentlich als Paar dargestellt hatten.
In ein Frettchen verwandelt zu werden und mit Bananenschalen beworfen zu werden war da noch das geringere Übel. Einer der Männer von damals war eines Tages verschwunden und man hatte seine Leiche im verbotenen Wald gefunden. Bis heute war nicht klar, ob er sich selbst das Leben nahm oder ob er durch eines der Wesen gestorben war. Es war sogar das Gerücht rumgegangen, dass es jemand aus Hogwarts war, der seine Vorliebe nicht akzeptieren wollte.

Mittlerweile wurden Zauberer, die dasselbe Geschlecht liebten, nicht mehr verfolgt und getötet, aber noch vor ein paar Jahren hatte man nicht einmal darüber nachdenken können so etwas in die Öffentlichkeit zu tragen. Wer weiß, vielleicht würde die Welt in den nächsten Jahren ihre Ansichten dahingehend ändern, aber heute war es nun mal so, dass wir einiges an Spott und Ausgrenzung ertragen müssten.
Ich schloss meine Augen und dachte über all diese Probleme nach als meine Gedanken plötzlich unterbrochen wurden.

„Draco!"

Erschrocken öffnete ich meine Augen. Pansy war mit ihrem Gesicht ganz nah an meinem. Sie sah verärgert aus. Schließich entfernte sie sich etwas und in dieser Zeit setzte ich mich auf.

„Du hast dich kein einziges Mal gemeldet!". Die schwarzhaarige verschränkte die Arme vor ihrer Brust und schaute mich wütend und mit hervorgeschobener Unterlippe an.

„Wieso sollte ich?", mein Ton war herrisch und stumpf als ich aufstand und nach meinem Umhang griff, der über meinen Koffer gelegt war.
Ich spürte den genervten Blick von ihr auf mir und dann seufzte sie theatralisch.

„Nun gut, ich wollte dir noch eine Chance geben, aber jetzt bin ich endgültig durch mit dir Draco Malfoy... Du verdienst mich gar nicht!", wütend war sie im Begriff aus dem Raum zu gehen als ich noch erwiderte:
„Nein das stimmt. Theodore verdient dich mehr.", süffisant musste ich grinsen als Pansy kurz stehen blieb und dann mit einem lauten Knall die Tür zuschlug. Diese Frau war echt unglaublich.


Ich seufzte und griff in die Tasche meines Umhangs.

Ein Schock durchfuhr meinen Körper. Wie wild suchend griff ich an die andere Seite. Auch diese Tasche war leer. Ich suchte den Umhang ab, samt dem Boden um mein Bett herum. Nirgends konnte ich finden was ich suchte.
Es war der Brief gewesen. Der Brief von Potter.
Ich spürte eine leichte Trauer in mir aufsteigen. Der Brief konnte doch nicht weit sein. Niemand durfte diesen finden.

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Am Abend stand ich zurecht gemacht neben Blaise in der Ecke des Zeltes. Um uns herum tanzten einige Schüler zu der Blasmusik und wie wild redeten alle durcheinander. Das Zelt, welches extra für das Neujahresfest auf dem Quidditch Feld aufgebaut war, was in allen Farben der Häuser dekoriert. Ein Ausdehnungszauber sorgte dafür das einige Schüler hineinpassten, wenn auch nicht alle Schüler in den Ferien im Hogwarts waren.

„Ich hole uns noch einen.", er deutete auf das leere Glas in meiner Hand und ich nickte. Mein Blick fiel auf Luna Lovegood, die mit Neville Longbottom die Tanzfläche für sich beansprucht hatte. Seit ein paar Wochen war das Gerücht rumgegangen, dass die beiden ein Paar waren. Dies würde mich nicht wundern, so verrückt wie beide waren passten sie gut zusammen.

Ich schaute weiter durch den Raum. Nirgendwo konnte ich Potter sehen und auch keine Granger mit der Weasellette. Vermutlich verbrachten die drei den Rest der Ferien auch noch im Fuchsbau.

Schließlich kam Blaise mit einem Feuerwhisky zurück und ich tauschte das leere Glas gegen das volle aus, indem ich das leere einem vorbeilaufenden kellernden Schüler auf das Tablett stellte.
Zu meiner Verwunderung kam Blaise allerdings nicht allein zurück. Es stellten sich noch zwei Slytherins zu uns.
Ohne ein Gesicht zu verziehen, blickte ich die beiden an. Es war Daphne Greengrass. Sie war in unserem Jahrgang. Viel hatte ich bisher nicht mit ihr zutun gehabt. Sie trug ein schwarzes Kleid und ihre langen blonden Haare vielen ihr über die Schulter. Sie schaute mich an und lächelte freundlich.
Neben ihr stand eine offensichtlich jüngere Schülerin. Sie hatte braunes langes Haar und da sie Daphne etwas ähnlichsah, ahnte ich, dass es ihre Schwester sein musste. Auch diese trug dunkles hautenges Kleid, darüber trug sie einen Blazer. Außerdem fiel mir ihre roten Lippen auf, die sie ebenfalls zu einem höflichen lächeln geformt hatte.

„Draco, du kennst Daphne bereits. Das ist Astoria, ihre Schwester.", ich nickte Astoria grüßend und nippte an meinem Feuerwhiskey.

„Da gibt es noch etwas was ich dir sagen muss", Blaise fasste sich verlegen an seinen Kopf und griff nach der Hand von Daphne die ihn daraufhin anlächelte.

Ich verstand sofort was er mir nun mitteilen wollte und konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken.
„Daphne und ich wir...". Ohne Blaise ausreden zu lassen lächelte ich erst ihn dann Daphne an und nickte.
„Ich verstehe schon. Freut mich für euch.".

Blaise atmete erleichtert aus und schlug mir dann freundschaftlich gegen den Oberarm. „Danke."

Mein Blick fiel, während wir dastanden und uns unterhielten immer wieder auf Astoria. Sie schaute mich immer wieder musternd an.
Schließlich wurde ihr Blick unterbrochen als plötzlich jemand auf meine Schulter tippte.
Langsam drehte ich mich um. Vor mir stand Potter der mich freudig anlächelte.
Etwas irritiert versuchte ich in meinem Gesicht keine Gefühle zu zeigen und schaute ihn nur erwartungsvoll an. Was machte er da? Wieso sprach er mich vor den anderen an?

„Hast du kurz Zeit?".

Ich spürte, wie mein Blick genervter wurde. Er müsste doch wissen, dass sich nun alle Fragen würden, was er denn von mir wollte. Langsam nickte ich und trank meinen Whiskey in einem Zug aus, um das Glas wegzustellen und folgte ihm aus dem Zelt. Die fragenden Blicke von Blaise und der anderen konnte ich förmlich auf mir spüren.

„Denk dran Draco, gleich ist Mitternacht!", rief mir Blaise noch hinterher.

Die Trümmer der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt