Harry's Trümmer

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„Papa, was ist, wenn ich nach Slytherin komme?" ich schaue Albus lächelnd an.
„Du bist nach zwei Schulleitern Hogwarts benannt. Einer von ihnen war in Slytherin und er war wahrscheinlich der mutigste Mann, den ich je kannte.", erwidere ich beruhigend.

Dann sehe ich wie Rose um ihre Eltern herumspringt. Sie scheint nervös zu sein. Ich erinnere mich nur zu gut, wie nervös wir alle waren, jedes Mal, nach den Ferien, wenn es zurück nach Hogwarts ging. Ihr kleiner Bruder Hugo steht nur schmollend daneben. „Ich will auch endlich nach Hogwarts."
„Bald mein Schatz", meint dann Ron und streichelt diesem sanft über den Kopf.

Albus steht vor mir und beobachtet das Geschehen auf dem Bahnsteig während James ungeduldig mit verschränkten Armen den Zug beobachtet der in der Ferne angefahren kommt.
Neben mir steht Ginny, die mich stolz anlächelt und auf dem Arm trägt sie Lily, die eingeschlafen war und ihr scheinbar, das Getümmel auf dem Bahnsteig nichts ausmacht. Für Albus ist es, genau wie für Rose das erste Schuljahr und dementsprechend aufgeregt sind die zwei. James war schon 2015 eingeschult worden und ist immer wieder froh nach den Ferien zur Schule zu dürfen.

Ich schaue nun ebenfalls über den Bahnsteig. Neben dem Stimmenchaos höre ich noch, wie ein Zug ins Gleis gefahren kommt und quietschend neben uns anhält.
Viele Schüler sind dabei ihre Koffer zu sortieren, sie verabschieden sich von ihren Eltern und manche Kinder fangen an zu weinen, andere wiederrum können nicht schnell genug in den Zug einsteigen, um von ihren Eltern wegzukommen.

In nostalgischen Gefühlen versunken, stockt mir plötzlich der Atem.

Vor dem Slytherin Abteil steht er.
Draco Malfoy beugt sich gerade hinunter zu einem blonden kleinen Jungen und nimmt ihn in den Arm.

Ich spüre einen stechenden Schmerz in meiner Brust. Seit Jahren hatte ich nichts von ihm gehört und auch im Tagespropheten war es still um ihn und seine Familie geworden. Das letzte was ich hörte war, dass seine Frau Astoria Greengrass aufgrund einer schweren Krankheit verstorben sei und er allein mit seinem Sohn zurückblieb.
Seinen Vater hatte man schnell gefunden und nach Askaban gebracht, nachdem bekannt wurde, dass er hinter den Besenangriff gesteckt hatte.

Ich hatte Ginny 2002 geheiratet, nachdem die Journalisten mich immer weiter belagert hatten.
Nachdem ich verraten hatte, dass ich ebenfalls in Malfoy verliebt gewesen war, hatten sie trotzdem nicht aufgehört und neben anderem Spott hatten sie immer wieder Fragen gestellt, wieso ich denn so abnormale Gefühle für Männer hätte.

Anfangs war es eine sehr freundschaftliche Ehe, doch schnell empfanden wir doch noch mehr füreinander und der Druck der Gesellschaft ließ uns enger zusammenschweißen. Sie ist mittlerweile meine beste Freundin und die Mutter meiner Kinder geworden.

Die Gefühle, die ich für Draco gehegt hatte, waren in unserer Gesellschaft nicht akzeptiert gewesen. Zumindest damals nicht. Zum Glück hat sich dies mit der Zeit gewandelt und heute ist es nicht unüblich, dass man dasselbe Geschlecht liebt. Mittlerweile darf man sogar dasselbe Geschlecht heiraten.

Wie angewurzelt bleibe ich stehen und sofort vergesse ich die Leute um mich herum, als mich seine sturmgrauen Augen anblicken.

Ein Blick den ich so nie erwartet habe. Ein warmer, sanfter und wohlwollender Blick und schnell formt sich sein Mund zu einem Lächeln.

Von dem Hupen des Zugs werde ich abgelenkt und sofort spüre ich Albus um meine Beine, während mein Blick auf James fällt, der mir verabschiedend zunickt. Ich umarme den kleinen Potter und sehe den beiden dabei zu wie sie den Zug betreten.

Nach einigen Minuten schaue ich wieder zu dem Punkt, an dem der Blonde gestanden hat.
Ich spüre einen erneuten Schmerz in meiner Brust. Er ist weg und wieder weiß ich nicht, ob ich ihn jemals wiedersehen werde.

Die Trümmer der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt