Das spätere Leben als Held

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„Harry, kannst du bitte Lily morgen früh zu meiner Mutter bringen? Ich habe noch ein Meeting eingeschoben bekommen."

Innerlich verdrehte ich die Augen. Mir machte es nichts aus Lily zu Molly zu bringen, aber immer, wenn ich das tat kam ich zu spät ins Ministerium und durfte mir von meinem Chef einen Vortrag anhören. Noch dazu mochte ich den neuen Job von Ginny gar nicht. Ich hatte ihr damals abgeraten, dass sie beim Tagespropheten anfangen soll und ihr vorgeschlagen, dass sie doch bei Luna Lovegood für den Klitterer arbeiten sollte. Da aber Quidditch im Klitterer so gut wie gar nicht erwähnt wird, wollte Ginny lieber beim Propheten anfangen.

Meiner Meinung nach passte es nicht zu ihr. Schließlich wusste sie nur zu gut, welche Lügengeschichten diese Zeitung immer veröffentlicht hatte. Sie meint aber, dass man über Quidditch keine so großen Lügen berichten könnte, wie über Helden und Todesser.

‚Der Tagesprophet hat sich gebessert.', hatte sie behauptet.

„Ja", meinte ich dann ohne wiederworte. Es würde nichts bringen schon wieder einen Streit darüber anzufangen. Sie wusste mittlerweile, dass ich ärger bekäme, wenn ich zu spät komme und nicht selten hatte ich ihr gesagt, sie sollte die Termine früh am morgen nicht annehmen.

Ich nippte an meinem Tee, während ich aus der Terassentür schaute. Unser Garten bräuchte echt mal wieder ein bisschen Pflege, aber schon seitdem Lily da war und wir beide wieder arbeiteten blieb dieser eben auf der Strecke. So wucherte das Unkraut nur so aus den Beeten und die wenigen anderen Büsche waren mittlerweile so groß geworden, dass tagsüber fast kein Sonnenlicht mehr in den kleinen Garten schien.

„Ich gehe ins Bett. Kommst du gleich nach?". Als ich mich umdrehte, sah ich wie Ginny über die Arbeitsplatte der Küche wischte und den Lappen anschließend in die Spüle legte.

„Ja.", sagte ich wieder nur und beobachtete sie dabei, wie sie, ohne mich anzusehen die Treppen hinaufstieg.

Wir wohnten in einem kleinen Reihenhaus mitten in London. Ich wollte, dass meine Kinder nicht abgeschottet von Muggeln leben, sondern auch die Vor-, und Nachteile der Nicht-magischen Welt erleben. Molly und Arthur waren damals enttäuscht gewesen, als wir ihnen mitteilten, dass wir ausziehen und auch Ginny hätte es bevorzugt, für immer bei ihren Eltern zu leben. Damals hatten Ron und Hermine ebenfalls noch im Fuchsbau gewohnt und daher wurde mir das alles zu eng als nach James Albus auf die Welt kam.

Unser kleines Heim unterschied sich aber nur äußerlich stark von dem Fuchsbau. Im Inneren war es ähnlich, wie mit dem Garten. Ginny war noch nie die ordentlichste Person gewesen und da ich immer viel arbeiten gewesen war, hatte sie sich Langezeit um den Haushalt gekümmert. Zumindest hatte sie es versucht und ihr Bestes gegeben. Wir hatten zwei Etagen und da es ein Altbau war, waren die Decken sehr hoch, was mir unglaublich gut gefiel. Die Wände waren in hellen Farben gestrichen und der Boden bestand überall aus einem alten, dunklen Parkettboden. Dieser war allerdings von sämtlichen bunten Teppichen verdeckt und überall stand Zeug herum. Bücher, die gestapelt auf dem Boden lagen. Kisten mit Gerümpel. Wir hatten unglaublich viele Schränke und Regale, die ebenfalls mit jeder Menge Kram vollgestellt waren. Ich hatte keine Ahnung woher dieses ganze Zeug eigentlich war und wenn es nach mir ginge, wäre die Hälfte davon schon längst in den Müll gewandert, aber Ginny brauchte dieses Chaos scheinbar.

In der offenen Wohnküche stand ein großes rotes Sofa, ähnlich, wie das welches im Gryffindor Gemeinschaftsraum gestanden hatte. Aber auch dieses war verziert mit gestrickten und gehäkelten Decken und Kissen, die uns Molly mal geschenkt hatte. Die Küche war schon alt und die dunkle Arbeitsfläche schon sehr abgenutzt. Seit einiger Zeit wollten wir eine neue Küche kaufen, aber bisher hatten wir noch keine Zeit uns eine Auszusuchen.

Aus dem Wohnbereich hinauf führte eine alte Holztreppe und bei Merlin nervte mich dieses geknarzte der Treppe, wenn man hoch oder hinunterstieg. Nicht selten haben James und Albus hier fangen gespielt und sind immer wieder die Treppe hoch und hinuntergerannt. Seit James auf Hogwarts war, war hier zum Glück etwas Ruhe eingekehrt und da nun auch Albus dort hinging war die Stille im Haus mal eine willkommene Abwechslung. Lily würde nächstes Jahr nach Hogwarts kommen und vielleicht wäre dann Zeit eine Küche auszusuchen und den Garten zu pflegen.

Ich stellte meine Tasse in die Spüle und seufzte. Immer wieder musste ich an heute Vormittag denken. Weniger daran, dass ich James und Albus vermissen würde, oder in welches Haus Albus wohl eingeteilt wurde... viel mehr dachte ich daran, was Draco Malfoy wohl so machte. Ob er auch an mich dachte und wieso ich ihm nicht einfach gegrüßt hatte.

Während ich nach oben ging, hörte ich unter mir das Knarzen der Treppe und im Schlafzimmer angekommen lag Ginny schon mit erloschener Lampe im Bett. Leise zog ich meine Jeans und den Pullover aus und in Boxershort legte ich mich neben sie unter die rote Seidenbettwäsche.

Auf dem Rücken liegend starrte ich an die dunkle Zimmerdecke. Dadurch das der Mond durchs Fenster schien konnte ich zumindest Umrisse sehen.

Draco hatte älter ausgesehen. Nicht viel, nur in den Gesichtszügen hatte ich vom weiten sehen können, dass er Älter geworden war. Meine Gedanken schweiften weiter ab und immer wieder sah ich sein Gesicht vor mir. Ansonsten hatte er sich kaum verändert. Noch immer blond. Noch immer dieselbe Frisur von damals. Er hatte einen dunklen Anzug getragen. Was auch sonst. Es war offenbar immer noch derselbe Malfoy.

Ich drehte mich zur Seite, weg von Ginny und schloss die Augen.

Genervt davon, dass ich ihm nicht gewunken habe oder einfach zu ihm rüber gegangen bin runzelte ich die Stirn.

„Malfoy war auch am Gleis.", hörte ich dann plötzlich Ginny sagen. Manchmal hatte ich das gruselige Gefühl sie könnte meine Gedanken lesen.

„Ja." Murmelte ich nur leise.

Eigentlich erwartete ich, dass Ginny nun ein Gespräch oder sogar einen Streit anfangen würde. Der Anfang unserer Beziehung war sehr merkwürdig gewesen. Eigentlich waren wir erst nur zum Schein wieder zusammengekommen, damit die Reporter aufhörten Fragen zu stellen, aber irgendwann wurde die Beziehung körperlicher. Als sie mir sagte, dass sie noch immer in mich verliebt sei, wusste ich erst nicht was ich tun sollte. Immer wieder warf sie mir vor, dass ich doch wieder zu Malfoy gehen könne und sorgte sich, dass ich sie nicht anziehend fände, da sie nun mal eine Frau sei und ich auf Männer stehen würde. Diese Angst war völlig unbegründet. Ginny ist eine wunderschöne Frau. Wie oft hatten wir damals darüber streiten müssen.

Als James auf der Welt war, war das Thema wie weggeblasen gewesen und nie wieder verloren wir ein Wort über Draco. Ein Kind war ihr wohl scheinbar genug Beweis dafür, dass ich sie auch liebte.

Wiedererwarten kam aber kein Wort mehr von Ginny. Nach ein paar langen stillen Minuten schlief ich ein.

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Der Blonde schaute mich mit funkelnden lustvollen Augen an und schmunzelte als er mir die Hose etwas herunterzog und damit das Offensichtliche zum Vorschein brachte.

Nahezu im selben Moment stand er vom Krankenbett auf und öffnete seine Hose, um sie sich ebenfalls runterzuziehen.

Ich musterte ihn von oben bis unten während sich ein Lächeln auf mein Gesicht stiehl.



Plötzlich zuckte ich zusammen als ich merkte, wie ich berührt werde. Ich öffnete die Augen und Tageslicht fiel in unser Schlafzimmer.

Ich spürte eine Hand in meinem Schritt und wie diese meine pulsierende Erektion umfasste.

Nicht ganz bei mir seufzte ich leise auf als sich schließlich Ginny lächelnd über mich lehnte.

„Da hat wohl jemand Lust...", grinste sie und küsste mich sanft auf die Lippen, während sie weiter meine Mitte bearbeitete.

Kurz atmete ich schwer aus und von dem ersten Schock erholt setzte ich ein lächeln auf und Griff nach ihrem Arm.

„Ich muss jetzt leider Lily wegbringen, sonst komme ich noch zu spät."

Ich versuchte ruhig zu klingen und drückte ihrem Arm beiseite, während ich mich aufsetzte und vorsichtig aufstand.

Schnell ging ich ins Badezimmer, ohne ihr noch einen falschen Blick entgegenzuwerfen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Zum Glück konnte sie nicht wirklich Gedanken lesen.

Während ich mein Gesicht wusch und meine Zähne putzte, nahm mein Schritt wieder einen Normalzustand an und dann klopfte es an der Badezimmertür.

„Dad ich muss ganz dringend.", konnte ich von draußen Lily hören.

Ich schaute mich nochmal kurz im Spiegel selbst bemitleidend an und dann öffnete ich die Tür während Lily im Schlafanzug an mir vorbei stürmte.

„Zieh dich danach schnell an. Ich bringe dich gleich zu Oma.". sagte ich und lief zurück ins Schlafzimmer, um mich anzuziehen.

Ich war gerade mit Lily an der Hand vor den Fuchsbau appariert als sich die Tür öffnete und mich zwei besorgte Gesichter anschauten.

Darauf gefasst machend, was denn so Schlimmes passiert wäre beugte ich mich hinunter zu Lily und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Geh schonmal ins Wohnzimmer. Wir kommen gleich nach.", flüsterte ich ihr leise zu und sah dabei zu wie sie lächelte und ins Haus lief.

Arthur wedelte mit einer Zeitung herum. Der Tagesprophet natürlich, aber was war denn bitte so Skandalöses passiert? Schon seit Lilys Geburt hatte der Tagesprophet kaum noch über mich berichtet und über Hermine und die Weasleys war auch lange kein Wort mehr in den Artikeln verloren worden.

„Harry, Albus er..."

Sofort machte ich große besorgte Augen und riss Arthur die Zeitung aus der Hand, um ein Blick darauf erhaschen zu können. Mich wunderte es sehr, dass Ginny noch nichts gesagt hatte. Normalerweise wusste sie immer als erstes von den Artikeln, weshalb ich dieses Lügenblatt selten selbst lesen musste. Allerdings hatte sie gestern frei gehabt, damit wir James und Albus ans Gleis bringen können.

Mir fiel sofort ein kleines Portrait von uns auf. Ich hatte einen Arm um Ginny gelegt, während sie ein kleines Baby im Arm hielt. Lily war da gerade ein paar Monate alt. Vor uns standen ein kleiner James und Albus und schauten genervt in die Kamera.

Ich erinnere mich noch gut an diesen Tag. Ginny hatte uns gezwungen, uns besonders schick zu machen und vorher hatten wir noch über die Anschaffung eines Muggelautos gestritten, weshalb meine Laune echt im Keller war. Dies sah man auch an dem falschen Lächeln auf dem Bild.

Dann las ich die Überschrift.

Ein Potter in Slytherin

Ohne weiterzulesen, verdrehte ich die Augen und merkte, wie mein zuvor angestiegener Puls sich wieder verlangsamte.

„Deshalb wird so eine Panik gemacht?"

„Harry, Albus wurde Slytherin zugeordnet. Das ist doch furchtbar. Das passt doch gar nicht zu ihm."

Ich reichte Molly den Propheten und schüttelte nur verständnislos mit dem Kopf.

Für die Weasleys war das natürlich ein Unding und leider waren sie was so etwas anging sehr Vorurteils behaftet. Für sie war es eindeutig. Die Mutigen kommen nach Gryffindor, die schlauen nach Ravenclaw, die loyalen nach Hufflepuff und die hinterhältigen Schlangen nach Slytherin.

Ungeachtet dessen, dass jedes Haus seine negativen und positiven Eigenschaften mit sich bringt.

Seitdem die Weasleys damals von den Gerüchten über Draco und mich erfahren hatten, waren sie mir gegenüber skeptischer geworden. Verübeln konnte man es Ihnen nicht. Schließlich hatte ich ihre Tochter geheiratet, obwohl ich mich auf ‚das Böse' namens Malfoy eingelassen hatte und hatte damit ihre Familienidylle gestört.

„Ich wäre damals auch fast nach Slytherin gekommen... Es gibt keine schlechten Häuser." Brummte ich nur und trat an ihnen vorbei ins Haus geradewegs zu dem alten Kamin, der an das Flohnetzwerk angeschlossen war.

Hinter mir hörte ich nur noch ein „Aber..." und „Der arme Junge...".

Ich griff nach etwas Flohpulver und mit einem Puff verschwand ich dann im Kamin.

Die Trümmer der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt