Die Vergangenheit

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Ich saß am Fenster im Gryffindor Gemeinschaftsraum, während ich meine Notizen für Zaubertränke durchlas.
Trank der lebenden Toten
Ich schmunzelte und sofort musste ich an die Unterrichtsstunde denken, in der ich mit Draco zusammenarbeiten musste und uns dieser Trank misslungen war.

Nächste Woche begannen die UTZ Prüfungen und ich fühlte mich nur mäßig gut darauf vorbereitet.

Nachdem Draco abgeführt worden war, hatte ich tagelang versucht den verantwortlichen für meinen Sturz zu finden. Irgendwann hatten mich Ron, Hermine und Ginny aber davon überzeugt, dass es nichts bringen würde und ich mit der Vergangenheit abschließen müsste.
So hatte ich nach und nach aufgegeben und mich in das Lernen geflüchtet, obwohl ich noch immer in Gedanken bei Draco war.
Wie es ihm wohl ginge? Was er wohl so machte?

Der Tagesprophet war voll davon gewesen, dass er in mich verliebt sei und er Rache für die unerwiderte Liebe wollte. Er war verband worden und sollte unter Muggeln ohne Zauberei leben.
Im Gegensatz zu seinem Vater verzichtete das Ministerium aber aufs Oblivieren, da sie der Meinung waren, es wäre noch schlimmer für ihn, wenn er sich an seine Vergangenheit erinnerte. Ich hatte viele Artikel gelesen, in denen er nach London gebracht wurde und sich über seine Unwissenheit über Muggel lustig gemacht wurde.
Das übliche eben.
Niemand hatte das Gute in ihm gesehen. Er war für alle anderen noch immer der Todesser und Mörder. Niemand konnte mit der Vergangenheit abschließen so auch ich nicht, nur ich hatte keine Wahl gehabt.

Zu seiner Gerichtsverhandlung im Ministerium war ich nicht mal eingeladen worden, obwohl ich das Opfer gewesen war. Daran konnte man sehen, dass sie nur darauf aus waren, ihn loszuwerden. Er war das Böse in Person und von etwas anderem durfte ich sie nie überzeugen. Seine Vorgeschichte war vermutlich das eine, aber die Tatsache das er sich in einen Mann verliebt hatte, war für das konservative Zaubergamot vermutlich auch ein nicht unbedeutender Teil ihn gar nicht erst anhören zu wollen.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen als ich ein klopfen an der Scheibe hörte. Swoops flatterte aufgeregt vor dem Fenster und als ich es öffnete landete er mit einem Brief im Schnabel auf dem Fensterbrett. Ich lächelte ihn an und streichelte ihn sanft als ich meine Notizen aus der Hand gelegt hatte.

Dann nahm ich den Brief und betrachtete diesen. Kein Siegel. Langsam öffnete ich ihn und als ich ihn aufklappte kam mir ein vertrauter Geruch entgegen.

09.März 1999
Lieber Harry,

ich konnte mich erst jetzt melden, da ich die letzten Wochen unter Beobachtung stand.
Ich darf keinen Kontakt zu dir, oder jemanden aus der Zauberwelt haben, aber ich möchte, dass du eins weißt:

Ich liebe dich.
D.


Ich spürte wie mein Herz schneller klopfte und sofort fing ich an zu lächeln, während mir Tränen die Wange hinunterliefen.
„Ich werde dich immer lieben." Flüsterte ich leise, während ich den Brief an meine Brust hielt und aus dem Fenster schaute.

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„Harry, komm wieder rein. Wir tanzen..." Hermine lächelte mich an und zupfte ungeduldig an meinem Festgewand.

„Ich komme gleich, geh schonmal vor." Murmelte ich und schaute den Hügel hinunter auf den schwarzen See, indem sich der Mond spiegelte. Die UTZ hatte ich erstaunlich gut bestanden und dies wurde an diesem Abend mit einem Abschlussball gefeiert, zusammen mit dem Jahrestag der Schlacht. Es war für uns der letzte Abend auf Hogwarts gewesen.

Lächelnd schaute ich auf den See als Swoops angeflogen kam. Sofort spürte ich Hoffnung in mir aufsteigen und ich faltete den Brief auseinander.

01.Mai 1999
Lieber Harry,

ich wünsche dir alles Gute zu den bestandenen Prüfungen, du wirst mal ein toller Auror werden.

In Liebe, D.


Ich atmete schwer aus und steckte den Brief in meinen Festumhang als ich zurück ins Zelt ging, um unseren Abschluss zu feiern.

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Ich lief gerade durch die Eingangshalle des Zaubereiministeriums als mir jemand den Tagespropheten in die Hand drückte. Ginny schaute mich bemitleidend an und klopfte mir dann ermutigend auf die Schulter.
„Ließ das, wenn du Ruhe hast, wir sehen uns morgen bei meinem Quidditch Spiel." Sie lächelte dann und ging davon.

Ich runzelte die Stirn und setzte mich an einen Brunnen im Ministerium. Auf der Titelseite war ein Bild von Lucius Malfoy darunter stand in Großbuchstaben: Gesucht!
Sofort fiel mein Blick zu dem letzten Absatz dieses Artikels.


5. Januar 2001

Der Fluch des jungen Malfoy

Nach eingängigen Untersuchungen hat sich nun herausgestellt, dass Draco Malfoy nie für den Besenunfall seines Rivalen Harry Potter vor zwei Jahren verantwortlich gewesen war.
Schuld für diesen Unfall, war eine ehemalige Mitschülerin, namens Pansy Parkinson gewesen, die von jemanden bezahlt wurde, um Harry Potter aus dem Weg zu schaffen.
Dahinter steckte niemand geringeres als der Vater des jungen Draco Malfoy.

Lucius Malfoy war eigentlich verband und obliviert worden und hätte sich nicht an seine Zeit als Zauberer erinnern sollen, allerdings hat er Insidern zufolge jemanden getroffen, der ihm alles erzählt hatte und den Hass in ihm erneut entfacht. Wer genau der Informant des Todessers ist, ist bis heute unklar, es wird weiterhin gegen Pansy Parkinson ermittelt, ob sie dies ebenfalls gewesen sein könnte. Fest steht nur, dass Lucius Malfoy sich sowohl an Harry Potter als auch an seinem Sohn rächen wollte, nachdem er erfahren hatte, dass die beiden Freunde gewesen seien.
Wie wir mittlerweile wissen, war es für den Sohn Draco Malfoy mehr als Freundschaft gewesen, aber ob sein Vater davon wusste, ist unbekannt.

Der junge Malfoy wird nun wieder vor Gericht müssen, damit sein Urteilsspruch widerrufen wird. Es ist möglich, dass dieser dann doch wieder in der Zauberwelt leben dürfte. Nach seinem Vater hingegen wird geahndet und sobald man ihn gefunden hat, wird man ihn zurück nach Askaban bringen.


Ich schluckte schwer. Sollte ich mich freuen oder eher besorgt sein? Was genau sollte das alles bedeuten?
Draco hatte mir nach meinem Abschluss auf Hogwarts immer wieder geschrieben. Anfangs noch wöchentlich, dann nur noch einmal im Monat. Nun hatte ich schon seit Monaten keinen Brief mehr von ihm bekommen. Ob er sich nun wieder melden würde, jetzt wo er Unschuldig gesprochen würde?
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Als ich ein paar Monate später aus meiner Haustür trat wurde ich sofort mit Blitzlichtern und einigen Stimmen die durcheinander Fragen stellten, erschlagen.
Vor ein paar Tagen war in der Abendausgabe des Tagespropheten ein Artikel erschienen indem erneut die Beziehung von mir und Draco beschrieben wurde. Plötzlich, nach über zwei Jahren, interessierte es nun doch jeden, ob ich die Gefühle zu Draco erwiderte, und die Journalisten waren sich für nichts zu schade und tauchten mittlerweile auch vor meiner privaten Wohnung in London auf. Hauptsache sie bekamen eine gute Schlagzeile.

„Was sagen Sie zu dem Artikel über Sie und ihrer Liebe Draco Malfoy?"
„Haben Sie Ihn schon wiedergesehen?"
„Sind Sie noch immer verliebt in Mr Malfoy?"
„Glauben Sie die Liebe zu Männern entstand durch ihre schwierige Kindheit?"

Von Draco hatte ich nichts mehr gehört. Ich wusste nur, dass er seit ein paar Monaten wieder in der Zauberwelt leben durfte und das sein Vater zurück nach Askaban gebracht wurde.
Zum Glück hatten sie ihn damals schnell gefunden. Ich hatte mich schon etwas gesorgt, dass er mir nochmal etwas antun wollen würde, aber da ich viel Zeit auf der Arbeit im Ministerium verbrachte, hatte er mich dort vermutlich nicht finden können.

Ich musste mir unbedingt etwas einfallen lassen, damit mich die Reporter in Ruhe lassen.

Man versuchte immer, mit der Vergangenheit abzuschließen, doch tagtäglich wurde ich mir den Trümmern in meinem Herzen bewusst, die Draco hinterlassen hatte und da ich keine Ahnung hatte, wo er mittlerweile lebte und ob er mich überhaupt noch sehen wollte, konnte ich ihm nicht einfach so schreiben.
Zu viel Zeit war vergangen, zu belastend war die Vergangenheit und zu ungewiss war noch immer unsere Zukunft.
Eine Zukunft, die ich nie wirklich aufgegeben hatte, aber die Hoffnung daran ihn je wiederzusehen schwand von Jahr zu Jahr.

Die Trümmer der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt