Ich setzte mich auf die Bank an den großen Tisch neben Blaise der mich etwas zerknautscht anschaute. Sicherlich hatte er einen Kater gehabt. So wie er diese Nacht geschnarcht hatte, schnarchte er nur, wenn er zu viel getrunken hatte.
Gegenüber von mir saßen Daphne und Astoria und neben ihr saß Pansy, wieder auf dem Schoß von Nott.
Seufzend schüttete ich mir Müsli in eine Schale, während ich von jeder Seite angestarrt wurde.
Meine Gedanken kreisten noch immer über die letzte Nacht und vor allem über die Worte von Harry. Immer wieder sah ich ihn vor meinem inneren Auge diese Worte sagen, die alles in mir zum Erschüttern brachten. Ich glaubte ihm, dass er diese Worte ernst gemeint hatte, aber noch nie hatte mir jemand so etwas gesagt. Wie genau reagiert man darauf? Vermutlich hätte ich etwas sagen müssen, wie ‚Ich liebe dich auch', aber war es denn so?
Mir war es noch nie leicht gefallen über meine Gefühle zu sprechen. Ich dachte jahrelang noch nicht mal darüber nach, wie genau ich mich fühlte. Woher sollte ich also wissen was diese Liebe eigentlich ist, geschweige denn wie sie sich anfühlte. Und selbst wenn ich es wüsste, wüsste das ich ihn liebte, was würde dies ändern?
„Hast du nichts dazu zu sagen?", hörte ich Blaise der sich anschließend räusperte und seinen Kopf auf den Tisch abstützte.
Fragend blickte ich in die Gesichter der Mädchen und anschließend zu ihm. Ich wusste genau, worauf er hinauswollte. Schließlich war er noch vor mir im Bett gewesen und kurz vor Mitternacht war ich mit Potter verschwunden.
„Was wollte Potter von dir? Es sieht nicht so aus, als hätte er dich verprügelt und er sieht auch noch sehr lebendig aus.", er grinste mich frech von der Seite an und ich konnte ein Kichern aus der Richtung der Mädchen hören.
Ich hatte die ganze Nacht überlegt, was ich ihnen erzählen könnte, aber alles wäre nicht wirklich glaubhaft gewesen. Normalerweise schätzte ich Blaise dafür, dass er nicht immer so viele Fragen stellte, aber es war wohl auch in meinem Sinne mir eine Ausrede für diese Nacht einfallen zu lassen.
Ich schielte zu Pansy die gerade von Nott mit einem Toast gefüttert wurde und sofort hatte ich eine Idee.
Ich lehnte mich etwas näher zu Blaise und flüsterte ihm zu: „Erzähle ich dir später".
Mit meinem Finger deutete ich auf die Schauspielerin des Jahres und Blaise grinste nur zufrieden.
Wenn ich ihm erzählen würde, dass ich die Nacht mit Pansy verbracht hatte, würde er mir dies schon verzeihen und fragen würde er sie danach mit Sicherheit auch nicht.
Während ich mein Müsli löffelte, schaute ich immer wieder zum Gryffindor Tisch. Potter saß mit dem Rücken zu mir und unterhielt sich mit Longbottom.
Plötzlich zuckte ich innerlich zusammen. Granger schaute mich eindringlich und stirnrunzelnd an. Ob Potter ihr etwas erzählt hatte? Granger wand ihren Blick nicht ab und formte ihre Augen zu schlitzen.
Ich bemerkte wie meine Hände anfingen zu Schwitzen und schaute schnell auf mein Müsli.
Bei Merlin, wenn Harry ihr etwas erzählt hatte, ohne mich zu fragen, dann...
„Wir sehen uns beim Abendessen.", Astoria lächelte in die Runde, bis ihr Blick an mir hängen blieb. Dann stand sie auf und schritt aus der Halle. Noch immer verwirrt von dem Blick Grangers schaute ich Astoria hinterher.
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Nachdem ich am Nachmittag aus der Bibliothek in den Flur abbog, schauten mich drei Gryffindor an die gerade in diese zu gehen schienen. Das goldene Trio stand vor mir und versehentlich blockierten sie den Durchgang.
Potter lächelte nur während Granger und das Wiesel einen genervt spöttischen Gesichtsausdruck annahmen.
Emotionslos drängelte ich mich an Harry vorbei, wodurch ich seinen Duft in der Nase riechen konnte. Er roch süßlich aber auch etwas nach Holz.
Nachdem die drei an mir vorbeigegangen waren hörte ich Potters Stimme hinter mir.
„Warte kurz.", etwas perplex blieb ich stehen und drehte mich zu ihm um.
Er hatte sich ebenfalls umgedreht und Granger und Weasley schauten sich verwirrt fragend an.
„Wir wollten gleich nach Hogsmeade. Willst du uns begleiten?".
Ich schluckte schwer und versuchte meine Gesichtszüge unter Kontrolle zu behalten. Das meinte er also damit, dass wir zeigen sollten wir wären jetzt Freunde. Aber so schnell? Und musste ich dazu wirklich mit Granger und dem Wiesel abhängen?
Bevor ich etwas sagen konnte, zerrte der rothaarige an Harrys Arm.
Dann flüsterte er ihm etwas ins Ohr. Allerdings so laut, dass ich es noch hören konnte.„Harry? Geht es dir gut? Das ist Draco Malfoy!". Während er das sagte, nahm er seine Hand vor seinen Mund und schielte zu mir rüber.
Granger starrte mich musternd an. Ihr Blick war verwirrt, weniger wütend als der Blick, mit dem mich das Wiesel anschaute.
Bevor Potter die Diskussion weiterführen konnte, verneinte ich.
„Danke. Ich habe schon was vor." Ich versuchte dabei ruhig zu klingen und dann zwang ich mir ein freundliches Lächeln ab.
Noch während ich mich umdrehte, konnte ich sehen, dass Potters lächeln verschwand. Ich wusste, dass er nun enttäuscht war, aber ich konnte doch nicht von heute auf morgen so tun als wäre er mein neuer bester Freund und vor allem nicht der von den anderen.
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Als ich im Slytheringemeinschaftsraum ankam, saß Blaise mit Daphne vor dem Kamin.
„Blaise ich muss mit dir reden.", ich stellte mich vor den Kamin und lehnte mich an diesen mit einer Hand an, während ich in das Feuer starrte.
„Schieß los." Ich konnte das Grinsen von Blaise förmlich hören, ohne ihn ansehen zu müssen.
„Allein.", antwortete ich stumpf und versuchte damit auszudrücken, dass Daphne verschwinden sollte.
Diese seufzte nur und hinter mir sah ich den Augenwinkeln wie sie Blaise einen Kuss auf den Mund drückte und aus dem Gemeinschaftsraum trat.
„Du hättest sie nicht gleich rausschicken müssen.", murmelte Blaise der sich nun etwas aufrechter auf das Sofa setzte.
Ich drehte mich zu ihm um und verschränkte nachdenklich meine Arme vor der Brust.
Es war der Moment, indem ich Blaise vorwarnen wollte, dass Potter und ich nun so etwas wie Freunde waren.
„Also du hast gefragt was Potter von mir wollte." Setzte ich an während ich anfing vor dem Kamin auf und ab zu wandern.
„Ja, du sagtest ihr hättet kurz geredet und dann warst du mit Pansy zugange.", wieder grinste Blaise, fast als wäre er stolz auf mich.
„Ja, das stimmt auch, aber ich wollte dir noch erzählen worüber Potter und ich geredet haben."
Blaise schwieg und schaute mich erwartungsvoll an, während ich meine innerliche Unruhe immer noch damit verbarg das ich hin und her ging.
„Also wir haben uns sozusagen ausgesprochen." Mit einer Hand fasste ich mir nachdenklich an mein Kinn. Wie genau sollte ich das ganze nur erklären? Wie sollte man MIR Draco Malfoy dem Feind von Harry Potter glauben, dass wir uns vertragen hätten.
„Ihr habt euch ausgesprochen?". Blaise zog eine Augenbraue hoch, während er meine Bewegungen verfolgte.
Schließlich blieb ich stehen. Mir fiel etwas ein, was es leichter machen würde.
„Naja, scheinbar will Potter mein Freund sein.", ich lachte falsch und es sollte auch etwas Spott hindurch klingen.
Blaise fing sofort an ebenfalls zu lachen und wieder wiederholte er meine Worte skeptisch.
„Er will dein Freund sein? Wieso das?".
Ich zuckte nur mit den Schultern und weiter grinste ich süffisant.
„Das spielt mir gut in die Karten. Wenn ich Harry glauben lasse ich sei sein Freund und er meiner, dann könnte das meinen Ruf verbessern, der grade nicht sehr ansehnlich ist, wie du sicherlich bemerkt haben solltest."
Blaise lachte nun laut und klopfte sich auf den Oberschenkel.
„So ein Idiot!". Er bekam sich vor Lachen fast nicht ein als mein Blick wieder ernster wurde.
Das war vermutlich der einzige Weg den andern verständlich zu machen, wieso ich in der nächsten Zeit mit Potter abhängen würde. Nun wird jeder glauben ich würde dies tun, um meinen Ruf zu verbessern.
Aber eigentlich war es anders, ich wollte mit ihm Zeit verbringen. Ich wollte bei ihm sein und das am liebsten, ohne Schräg angesehen zu werden. Irgendwann würden sich die anderen daran gewöhnen, dass wir Freunde wären und nicht mehr blöd nachfragen.
Ob mein Ruf dadurch besser würde, war auch fraglich. Eher glaubte ich das Potters Ruf dadurch geschädigt würde. Mir graute es schon vor den Artikeln des Tagespropheten.
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Die Trümmer der Vergangenheit
RomanceEin halbes Jahr nach der Schlacht wird in Hogwarts wieder unterrichtet. Die Schule ist längst noch nicht wieder vollständig aufgebaut, doch Harry Potter hilft wo er kann. Unerwartet kommt Draco Malfoy wieder nach Hogwarts um dort seinen Abschluss fo...