Draco's Trümmer

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Schnellen Schrittes laufe ich mit Scorpius den Bahnsteig in London entlang. Wir sind spät dran. Ich hatte wie wild seine Sachen in den Koffer gestopft und einfach nicht gewusst was er alles gebrauchen könnte. Als er jünger gewesen war hatte Astoria sich um so etwas gekümmert und da ich keinen Hauselfen mehr engagieren wollte, musste ich sowas seit neustem selbst machen.
Seit ihrem Tod fühle ich mich etwas überfordert mit der Situation und außerdem fehlt mir das Arbeiten im Ministerium sehr. Dort war ich länger nicht gewesen, damit ich mich um Scorpius kümmern konnte.

Als wir durch die Mauer rennen, kommen wir auf dem Gleis 9 ¾ an. Viele Hexen und Zauberer laufen wie wild durcheinander und man hört einige Kinder quengeln und weinen. Vermutlich wollen sie nicht in die Schule. Verständlich, aber obwohl ich nicht immer gerne an die Zeit in Hogwarts zurückdenke, bin ich froh, dass Scorpius auf diese Schule gehen darf. Lange war unsicher, ob sie dort nochmal einen Malfoy akzeptieren würden, aber ich hatte mich dafür eingesetzt, dass er auf die Schule geht, auf die auch seine Vorfahren gegangen sind.

Während ich mit Scorpius an der Hand und einem Koffer in der anderen über den Bahnsteig laufe, spüre ich immer wieder abwertende Blicke auf mir. Mein Ruf ist noch immer nicht der Beste... ich habe dafür gesorgt, dass ich mich aus der Öffentlichkeit zurückziehe und bin nur noch selten in Gegenden, wo der Name Malfoy mit dem Bösen, Todessern oder Mördern assoziiert wird. Ich lebe mit meiner Mutter und Scorpius in Pembrokeshire und halte mich mittlerweile viel im Muggel London auf, wenn ich Besorgungen machen muss. Dort kennt mich niemand und ich muss mir nicht immer weiter die Vergangenheit anhören, die so viel in meinem Leben zerstört hat. In den zwei Jahren Verbannung aus der Zauberwelt habe ich viel von den Muggeln lernen können und London habe ich mittlerweile ganz liebgewonnen.

Ich sehe von der Ferne schon den Zug einfahren und bleibe dann zeitgleich mit diesem stehen. Ich bin mir sicher, dass Scorpius nach Slytherin kommt und deshalb würde er ins Slytherin Abteil einsteigen, um dort schonmal Freunde zu finden.

„Papa, was, wenn ich nach Gryffindor komme?", traurig schaut mich mein Sohn an und sofort lächle ich ihn an. „Die anderen Häuser sind auch nicht schlecht."
Ich beuge mich zu ihm runter und umarme ihn sanft zur Verabschiedung. Es schmerzt mich ihn gehen zu lassen, er ist das Einzige, was mir von Astoria geblieben ist.

Während der Umarmung richtet sich mein Blick den Bahnsteig hinunter und sofort erkenne ich ein bekanntes Gesicht.
Ich spüre wie mein Herz anfängt schneller zu schlagen.

Harry schaut mich an. Er sieht überrascht aus mich hier zu sehen. Sofort lächle ich ihn an.

Ich habe ihm damals geschrieben als ich wieder in der Zauberwelt war, aber nie eine Antwort erhalten und so hatte ich es aufgegeben. Ich hatte im Tagespropheten gelesen, dass er sich mit Ginny verlobt hatte. Es war ein harter Schlag für mich gewesen, aber ich war ihm nicht böse. Er musste die Vergangenheit so wie ich hinter mich lassen und eine Zukunft hatte es für uns damals nicht gegeben. Kurz nachdem ich erfahren hatte, dass er mit ihr einen Sohn erwartete, habe ich Astoria geheiratet und mein Leben nach ihr und unserem Kind gerichtet.

Sein Blick fesselt mich und ich merke einen Schmerz in mir. Ehe ich meine Hand heben kann um ihm zuzuwinken schaut er weg und ich sehe wie er seine Kinder verabschiedet.

In den letzten Jahren ist mir eine Sache bewusst geworden, ein Teil von mir wird Harry Potter immer lieben und es ist unfair, dass wir uns nie Lieben durften.
Wir beide haben schon immer das getan, was von uns erwartet wird.
Heute ist er verheiratet und wir beide haben Kinder, genau so wie es immer von uns erwartet wurde.

Ich schaue Scorpius zu wie er im Zug verschwindet, und dann drehe ich mich um, wohlwissend, dass ich Harry vermutlich nie wiedersehen würde.

Die Trümmer der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt