Neben dem Helden Harry Potter durch die Welt zu spazieren als wäre ich nicht der Loser in der Geschichte hatte mich ganz verrückt gemacht. Keine Sekunde hätte ich es länger ertragen können, wie die Frau in der Bar mich angestarrt hat.
Sicherlich war sie verwundert mich mit Harry Potter zusehen, aber man sollte seine Meinung für sich behalten, wenn man nicht danach gefragt wurde. Egal ob es nur die Blicke waren, die verrieten, dass sie ganz genau wusste, wer wir waren und welche Vergangenheit wir hatten.
Stumm legte ich die Rasierklinge zurück in die Schublade und verband meinen Arm mit einem frischen neuen Verband. Anschließend ging ich hinunter ins Esszimmer.
An dem großen Tisch aus einem hellen Holz saß Mutter und war dabei den Tagespropheten zu lesen. Ich hatte diesen vorhin durchgeblättert, aber zum Glück hatte die Barfrau bisher nicht getratscht, wer eben in ihre Kneipe marschiert war. Das wäre bestimmt eine großartige Schlagzeile geworden, da war ich mir sicher. Allerdings hoffte ich, dass es noch etwas dauerte, bis bekannt wurde, wer, an dem aktuell interessantesten Fall im ganzen Ministerium, arbeitete. Denn wenn wir fertig wurden, bevor getratscht würde, könnte ich vielleicht einen positiven Artikel erhalten und sonst würden nur Gerüchte und Spekulationen kursieren zu welchem Verhältnis wir beide standen.
Mit Potter zu arbeiten, war heute nur sehr schleppend vorangegangen. Wir hatten uns nach dem Barbesuch darauf geeinigt erstmal Informationen zu sammeln, die wir im Ministerium erarbeiten könnten. Deshalb freute ich mich schon darauf, morgen allein in meinem stillen Büro sitzen zu können, ohne abgelenkt zu sein.
Still setzte ich mich neben meine Mutter auf einen Stuhl und zupfte meinen Pullover fast bis über die ganze Hand, damit sie nicht den Verband sehen konnte.
„Heute war dein Schulfreund bei mir.", murmelte sie schließlich und blickte von der Zeitung auf.
Irritiert schaute ich sie an.
„Na der junge Mann. Der mit dir Quidditch gespielt hat. Wie hieß er noch gleich...?"
„Blaise Zabini?", rutschte es mir sofort raus und Mutter nickte.
„Blaise war hier??", verwirrt schaute ich meine Mutter an, die nun den Propheten beiseitelegte und mich zustimmend anlächelte.
Ich hatte Blaise nie wieder gesehen, seit ich in Hogwarts abgeführt wurde. Er hatte mir keinen Brief geschrieben und nicht einmal gefragt, wie es mir in London unter Muggeln ergangen war.
Als meine Strafe zurückgenommen wurde, hatte ich auch nicht mehr versucht ihn zu finden. Der Tagesprophet verlor kein Wort über ihn. Nur das Leben des Trios und mein Name war tagtäglich darin nachzuverfolgen.
Vorsichtig griff ich nach der kalten rauen Hand meiner Mutter und eindringlich sah ich ihr in die Augen.
„Bist du sicher?".
Eigentlich hatte Mutter heute einen guten Tag gehabt. Das dachte ich zumindest... aber nun war ich mir sicher, dass ihre Vergesslichkeit immer schlimmer wurde.
Blaise Zabini konnte nicht hier gewesen sein. Aus welchem Grund sollte er herkommen.
Meine zerbrechliche gealterte Mutter musterte mein Gesicht mit traurig glänzenden Augen. Sie antwortete nicht. Sie war sich nicht sicher. Wie konnte sie das auch sein, wenn sie genau spürte, dass sie immer wieder Dinge vergaß.
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Es klopfte an meiner Bürotür, als ich gerade dabei war zu überlegen, wo wir als nächstes mit dem Fall weiter machen konnten.
„Herein.", rief ich lautstark in Richtung der Tür, woraufhin sich diese langsam öffnete.
Konzentriert starrte ich weiter auf das Pergament vor mir. Ich hatte einfach keine Ahnung was wir tun sollten und ich war auch überzeugt davon, dass es nicht meine Aufgabe war dunkle Magier zu jagen oder solchen Sachen auf den Grund zu gehen. Ich war immerhin kein Auror. Nicht, dass ich kein guter Auror geworden wäre, aber ich war es nun mal nicht. Potter sollte doch eine Idee haben, wie wir nun vorgehen würden.
„Hey.", hörte ich eine männliche Person sagen, deren Schritte daraufhin deuteten, dass sie vor meinem Schreibtisch zustehen kam.
Nach ein paar Sekunden, in denen ich noch immer gedankenverloren auf das Blatt starrte, blickte ich auf.
Wäre die emotionslose Maske, die ich trug, nicht so unglaublich fest mit meinem Gesicht verbunden, wären mir vermutlich all die Gesichtszüge entgleist.
Mutter hatte recht gehabt.
Ich hatte Ihn sofort erkannt. Es war Blaise, der vor mir stand und mich angrinste als hätten wir uns nur ein paar Wochen nicht gesehen.
Sprachlos und ungläubig erhob ich mich aus meinem Sessel und musterte ihn.
Zabini trug nun einen drei Tage Bart. Seine Haare waren länger geworden und er trug ein weißes Hemd mit einer dunkelgrünen Krawatte. Darüber einen schwarzen Pullover und bis auf den beigen Trenchcoat sah er aus wie damals in seiner Schuluniform.
„Was? Hat es dir die Sprache verschlagen?"
Ich spürte so etwas wie Freude aufsteigen und mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen ging ich um den Schreibtisch herum und umarmte meinen alten Schulfreund, der mir freundschaftlich auf den Rücken klopfte.
„Blaise, was treibt dich denn hier her?", gab ich dann ungewohnt fröhlich von mir.
Ich deutete auf den Sessel vor dem Tisch. „Setz dich doch."
Mein ehemaliger Zimmergenosse grinste weiter und nachdem er sich den Mantel ausgezogen hatte, setzte er sich auf den Sessel.
„Ich war gestern schon bei dir Zuhause, aber deine Mutter erzählte mir, dass du wieder hier arbeitest."
Schnell verschwanden das Lächeln und Glück wieder aus meinem Gesicht. Manchmal tat ich Mutter Unrecht und das viel zu häufig...
Und dann überkam mich ein komisches Gefühl. Warum war Blaise nach all den Jahren zu mir gekommen. Was wollte er? Sicherlich wollte er nicht plötzlich wieder mein Freund sein.
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Die Trümmer der Vergangenheit
RomanceEin halbes Jahr nach der Schlacht wird in Hogwarts wieder unterrichtet. Die Schule ist längst noch nicht wieder vollständig aufgebaut, doch Harry Potter hilft wo er kann. Unerwartet kommt Draco Malfoy wieder nach Hogwarts um dort seinen Abschluss fo...