Ich war grade auf dem Weg zum Abendessen, als mir aus der großen Halle Blaise entgegen stürmte.
Er hatte eine Zeitung in der Hand und sofort ahnte ich böses. Welche blöden Geschichten hatte sich der Tagesprophet nun aus den Fingern gesaugt.
Ohne ein Lächeln auf seinem Gesicht packte mich Blaise an meinem Pullover und zog mich weg von der großen Halle.
„Was? Blaise, sag doch...was ist denn?". Er zog mich einige Meter die Flure entlang. Ich spürte wieder ein paar Schüler tuscheln, was aber mittlerweile nichts neues mehr war. Noch immer sprach Blaise keinen Ton und er wirkte fast schon wütend.
Ich überlegte, ob ich etwas getan hatte, was ihn verärgern könnte, aber tatsächlich fiel mir nichts ein.
Nach ein paar Metern zog er mich in eine kleine Nische, in der niemand stand und ließ mich los.
Etwas außer Atem und verwirrt schaute ich ihn an.
Ohne einen Kommentar hielt er mir die Titelseite des Propheten hin.
Darauf war ein altes Bild von mir gedruckt, indem ich im Ministerium in der Gerichtsabteilung stand und in Handschellen wie ein Verbrecher abgelichtet wurde.
16. Januar 1999
Die Rache des Draco Malfoy
Unglaubliche Neuigkeiten wurden mir von einer anonymen Quelle zugetragen.
Wie sie sich sicherlich erinnern, hatte ich vor ein paar Tagen einen Artikel über die Freundschaft von dem Todesser Draco Malfoy und dem Helden der Zauberwelt Harry Potter veröffentlicht.
Nun musste ich doch tatsächlich erfahren, dass sich meine Befürchtungen, dass hinter dieser Freundschaft mehr steckte, bewahrheiten. Gerüchten zufolge soll Draco Malfoy mehr Gefühle für den Goldjungen haben, als es angebracht wäre und er soll sogar nahezu besessen von ihm sein.
Nachdem Harry Potter gestern beim Quidditch verunglückte und sich schwer verletzte, spekuliert nun die halbe Zauberwelt, ob Draco Malfoy etwas mit seinem Sturz zu tun haben könnte. Es soll nun sogar gegen den Tatverdächtigen ermittelt werden.
Der Grund wäre eindeutig. Er drängt Harry Potter eine unnatürliche Beziehung zu führen und während dieser ihn ablehnte hat er aus Rache seinen Besen verhext. Zuzutrauen wäre es dem ehemaligen Todesser alle Male.
Ich werde das Thema weiterverfolgen und lasse sie wissen, sobald ich mehr weiß.
Rita Kimmkorn
So viele Gefühle wie in dieser Sekunde in mir aufkamen hatte ich vermutlich selten gefühlt. Zuletzt als ich vor dem Dunklen Lord stand und ich zwischen den Fronten wählen musste.
Entsetzt schaute ich Blaise an der die Zeitung nun sinken ließ. Dabei schaute er mich ebenso entsetzt an wie ich ihn.
Nach Luft schnappend ließ ich mich an der Mauerwand zu Boden gleiten und senkte meinen Blick auf meine blaue verkrustete Hand.
Es war keine Wut, die sich in mir aufbaute. Nein. Als sich die ganzen anfänglichen Gefühle in mir gelegt hatten blieb eine Leere zurück. Eine einsame dunkle Leere in der ich einfach nichts mehr empfand.
Blaise hockte sich vor mich und ich spürte seinen Blick auf mir.
„Draco, du musst mir jetzt die Wahrheit sagen."
Er zweifelte an mir. Eigentlich hatte ich das Gefühl gehabt, unsere Freundschaft hätte sich gebessert, seitdem ich wieder auf Hogwarts war und die Distanz, die durch die Schlacht entstanden war, wäre nach und nach überbrückt... Aber ich hatte mich getäuscht.
Er traute mir nicht mehr. Die Vergangenheit war noch immer zu präsent und sie war mir immer einen Schritt voraus.
„Draco, bitte." Er rüttelte etwas an meinem Arm, um mich zum Reden zu animieren als ich ihn gefüllt von der Leere in mir anblickte.
„Das ist gelogen." War alles war ich rausbrachte.
„Was ist denn dann die Wahrheit?"
Ich schaute wieder nachdenklich auf meine Hände. Nützt es überhaupt noch etwas zu sagen? Hatte nicht sowieso schon jeder eine Meinung über mich, die ich offenbar nicht ändern könnte?
Plötzlich hörte ich Geschrei auf dem Flur.
„Malfoy...Malfoy! Wo ist er?!"...
„Eben ist er da lang..." hörte man jemanden leise antworten.
„Malfoy!"
Ich stand langsam auf und blickte um die Ecke, um auf den Gang sehen zu können. Es war zu spät, er hatte mich schon gesehen. Weasley steuerte schnellen Schrittes und Wutentbrannt auf mich zu.Bevor ich reagieren konnte, packte er mich an meiner Krawatte und drückte mich gegen die Mauer.
„Was fällt dir ein du kleiner Widerling.", der rothaarige hielt seine Faust bereit zuzuschlagen vor mein Gesicht, während ich ihn emotionslos anblickte und innerlich nach Luft schnappte.
„Los schlag zu.", sagte ich sachlich und kühl und schaute ihn dabei leer in die Augen.
Plötzlich sah ich Blaise der den rothaarigen nach hinten Schubste, wodurch er meinen Kragen losließ und ich wieder atmen konnte.
„Lass ihn in Ruhe! Das was die Kimmkorn schreibt ist gelogen!".
Ich war erstaunt, dass Blaise mir half. Vielleicht war das Vertrauen doch noch nicht ganz verschwunden?
Während ich mir an meine Krawatte fasste, um diese wieder etwas zu lösen baute sich die Weasellette weiter auf.
„Unsinn, er hätte beinahe auch Harry umgebracht!". Dabei betonte er das ‚auch' mehr als deutlich.
Blaise versuchte ihn weiter zurückzudrücken als schließlich Granger angerannt kam und ihren Freund ebenfalls festhielt.
„Ronald, er ist es nicht Wert! Die Zeitungen schreiben häufig Lügengeschichten!... Bitte, rede erst mal mit Harry und hör dir seine Sicht an!"
Nach ein paar Hasserfüllten Blicken seinerseits drehte sich der Gryffindor um und war dabei loszugehen als Granger mich mit traurigen Augen ansah.
Ich richtete meine Kleidung und blickte Blaise an.
„Lass uns woanders reden, dann erzähle ich dir alles."
Der dunkelhaarige nickte stumm und zusammen stapften wir die Treppen zum Gemeinschaftsraum hinunter. Da alle noch beim Frühstück gewesen waren, war dieser leer und immer noch gefühlslos ließ ich mich auf das Sofa sinken.
„Hör zu. Ich habe Potters Besen nicht verhext. Dazu hatte ich keinerlei Gründe... du saßt auf der Tribüne neben mir, du hättest es doch gesehen." Eindringlich sah ich ihn an und merkte nun doch wie mein Herz raste und Wut in mir aufstieg.
„Ich war abgelenkt...ich weiß es nicht." Er runzelte die Stirn und ging langsam auf das Kellerfenster zu, um hinauszuschauen.
„Blaise, wieso sollte ich das tun?!". Mein Tonfall war nun fast flehend.
„Das steht doch da..." seufzend warf er mir die Zeitung entgegen, die nun vor mir auf den Boden fiel. Mein kühles bestraftes Gesicht auf der Titelseite starrte mich an.
„Das stimmt aber nicht!" ich zeigte mit einer Hand auf den Propheten, während Blaise nun mich anschaute.
„Du stehst also nicht auf Potter?".
Da war sie. Die Frage die ich niemals gestellt bekommen wollte. Der einzige Fakt der an diesem Artikel nicht gelogen war.
„Nein...". Unsicher stand ich auf und lief hin und her während ich den Blick des Slytherin auf mir spüren konnte.
„Ich...". Verdammt. Das konnte doch nicht so schwer sein das auszusprechen.
„Doch." Ich atmete schwer aus, während ich das sagte und blieb, wie erstarrt stehen, erwartend was seine Antwort sein würde.
Blaise schaute mich nur mit seinen dunklen Augen stumm an. Mittlerweile hatte er die Arme vor der Brust verschränkt.
„Aber es ist nicht einseitig. Harry... er... wir...", stotterte ich vor mich hin.
Er hob eine Hand als sollte ich aufhören weiterzusprechen. „Ich verstehe schon". Dann fasste er sich überlegend an den Kopf.
„Draco ich möchte dir glauben, dass du das nicht warst, aber wenn herauskommt das du damit was zutun hast dann wirst du wieder vor Gericht müssen. Du bist vorbestraft und warst nur auf Bewährung hier...", ratlos schaute er mich an.
„Ihr könnt doch bezeugen, dass ich nicht verhext habe...". Innerlich verkrampfte ich mich und erinnerte mich daran, dass Blaise mit Daphne zugange war während Potter stürzte. Ich musste unbedingt die Person finden, die wirklich dahintersteckte. Dies war vermutlich meine einzige Chance.
„Wir müssen die Person finden."
Blaise nickte langsam und immer noch sah ich Verunsicherung in seinen Augen.
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Die Trümmer der Vergangenheit
RomanceEin halbes Jahr nach der Schlacht wird in Hogwarts wieder unterrichtet. Die Schule ist längst noch nicht wieder vollständig aufgebaut, doch Harry Potter hilft wo er kann. Unerwartet kommt Draco Malfoy wieder nach Hogwarts um dort seinen Abschluss fo...