Beste Sucher 1999

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„Komm Scorpius, wir müssen uns draußen mal unterhalten.", kam ernst von Malfoy der seinen Sohn etwas vor sich schob, um ihm zu deuten, dass er aus der Hütte gehen sollte.
Stumm sah ich dabei zu wie die beiden Malfoys aus Hagrids Hütte gingen, während ich innerlich noch überlegte, was genau ich Albus sagen könnte, damit er sich an die Regeln im Schloss hielt.

„Albus, dass ich hier bin, ist eigentlich kein gutes Zeichen.", begann ich ernst eine Standpauke, die ich nur ungern halten wollte. Für so etwas war eigentlich immer Ginny zuständig gewesen. Ich war nicht so gut darin, ernst und Böse zu werden, denn auch jetzt ging ich mit der Situation sehr gelassen um. Hätte ich mich damals an die Regeln der Schule gehalten, wäre mir sicherlich einiges erspart geblieben, aber vieles wäre vielleicht auch noch schlimmer gewesen, hätte ich es nicht verhindern können.

Der kleine schwarzhaarige schaute mich fragend an, während er sich neben mich auf den Holzstuhl setzte.

„Du und Scorpius, ihr verstößt zu häufig gegen die Schulregeln.", bestätigend blickte ich zu Hagrid der gerade dabei war einen Topf mit Wasser zum Kochen zu bringen.

So richtig wusste ich nicht, wie ich Albus dazu bewegen konnte, sich an Regeln zu halten. Wie Malfoy Scorpius dies wohl verdeutlichen würde? Sicherlich schrie er seinen Sohn an oder drohte ihm damit, kein Weihnachtsgeschenk zu bekommen.

„Ja... wir müssen oft Nachsitzen.", kam es dann plötzlich von Albus und seine hellgrünen Augen schauten mich entschuldigend an.

„Wieso tust du das?".
Stumm zuckte er mit den Schultern.

„Wie kommt ihr auf die Idee Seidenschnabel zu reiten? Der arme ist schon alt. Er ist sicherlich mittlerweile zu schwach jemanden zu tragen. Wer von euch hatte diese Idee?", ich versuchte immer ernster zu werden, aber wollte trotzdem sanft dabei klingen.

„Die anderen...", druckste der kleine Potter herum.

„Welche anderen?".

„Die anderen Slytherins. Sie meinten, dass wäre ein Beweis, dass wir echte Slytherins sind, wenn Seidenschnabel uns fliegen lässt."

Hagrid drehte sich mittlerweile auch um und schaute ernst zu mir.

„Das ist Blödsinn.... Und in den verbotenen Wald zu gehen? War das deine Idee?"

„Nein. Scorpius, er wollte den anderen Beweisen, dass wir keine Angst davor haben."

Ein unwohles Gefühl machte sich in mir breit. Albus und Scorpius taten das alles nur um dazuzugehören. Sie waren nicht diejenigen, die die anderen ärgerten, sie waren die, die geärgert wurden.

„Ich verstehe. Albus tue mir bitte ein Gefallen. Der Wald ist sehr sehr gefährlich. Er ist nicht umsonst für Schüler verboten. Darin leben Kreaturen, gegen die man sich nicht wehren kann. Ihr könnt froh sein das Hagrid euch gefunden hat. Es ist völlig normal, vor diesem Wald Angst zu haben."

Ich seufzte und legte eindringlich meine Hand auf die Schulter des Jungen.
„Die anderen Slytherins sollten doch nun total beeindruckt von euch sein, dass ihr es tatsächlich gewagt habt."

Wieder zuckte Albus nur mit den Schultern und spielte nervös mit seinen Fingern, ohne mich anzuschauen.
„Ich bin ein Potter. Potter gehören nicht nach Slytherin.", kam nach kurzer Zeit dann doch noch von ihm. Ich spürte ein Stechen in meinem Herz. Niemand wollte seine Kinder so unglücklich sehen.

„Scorpius wird nur geärgert, weil ich dort bin und er mein Freund ist."
Sprachlos schaute ich zu Hagrid der uns ebenfalls abwechselnd besorgt musterte sich aber trotzdem nicht einmischte.

„Scorpius ist mein Freund. Er wird immer mein Freund sein. Sonst brauche ich niemanden."
Albus schaute mich dann entschlossen an und mit einem Mal war seine zuvor ausgestrahlte Traurigkeit und Unsicherheit weg.

„Gut. Ich bin mir sicher, dass er das ist. Bitte tue uns nur den Gefallen, die Personen in eurem Haus nicht mehr beeindrucken zu wollen. Sie wissen offenbar nicht, wer ihr beide seid."
Ja ich tat es. Ich zog diese Karte. Die ‚Ihr seid Kinder von berühmten Eltern' – Karte, obwohl ich dies nur sehr ungern tat.

„Ihr seid ein Potter und ein Malfoy und was andere denken ist egal."

Albus grinste nun stolz und nickte energisch. „Versprochen Dad."

Ich schaute nun etwas erleichterter zu Hagrid der mir ebenfalls zustimmend zunickte.
„Du musst nun wieder in den Unterricht.", kam dann von dem bärtigen, während ich von dem Stuhl aufstand und nach meiner Jacke griff.

„Bitte Dad, ich gehe allein zurück mit Scorpius."

Offenbar wollte Albus auf keinen Fall aufsehen mit seinem Berühmten Vater erregen. Verständlich. Beim Winterball würde das schon genug Überraschung werden. Deshalb beschloss ich, dies erstmal nicht zu erwähnen.

Ich verabschiedete mich von Hagrid und trat mit dem Kleinen vorsichtig vor die Tür. Aus der Ferne konnten wir am hinteren Schlosseingang auf einer Bank die beiden Blonden sitzen sehen.

Scorpius hatte seinem Vater sehr ähnlichgesehen. Er war blond und zierlich. Fast wie Malfoy damals in unserem ersten Jahr. Allerdings strahlte Scorpius eine gewisse Lebensfreude und Positivität aus, die dem älteren Slytherin einfach fehlten.

Abwartend standen Albus und ich etwas entfernt auf dem Weg und nach ein paar kurzen Minuten schaute das Doppel dann zu uns und der Kleinere winkte uns zu. Ich hatte Malfoy nicht schreien gehört und offenbar hatte das Gespräch mit seinem Vater die Laune des Jungen auch nicht verschlechtert. Aber je länger ich darüber nachdachte... eigentlich zweifelte ich auch kaum daran das Draco Malfoy ein guter Vater war.
Am Hintertor angekommen verabschiedeten wir uns von den Jungs mit einer langen Umarmung und schnell verschwanden sie wieder im Schloss.

Malfoy stand nun vor mir. Sein Blick kalt, aber ich meinte auch Traurigkeit darin zu erkennen.

„Die beiden sind unbeliebt.", kam es dann von ihm und er steckte seine Hände in die Taschen seines Mantels.
Es war kalt geworden und der November Wind wirbelte die letzten Laublätter umher. Außerdem dämmerte es langsam, obwohl es erst Nachmittag war.

„Wenigstens haben die beiden sich.", erwiderte ich schließlich und schloss ebenfalls den Reißverschluss meiner Jacke.

„Scheiß Schule.", fluchte er nun, aber stand noch immer wie angewurzelt da.

Aus irgendeinem Grund musste ich schmunzeln. „Teilweise." Dabei dachte ich an die langweiligsten Unterrichtsstunden in Geschichte oder an das schreckliche Essen im Krankenflügel.
„Ich habe eine Idee.", grinste ich ihn dann an. „Kommst du mit?".

Nach ein paar langen Sekunden ohne jeglichen Ausdruck in dem Gesicht des Blonden, der verraten könnte, ob er mir folgen oder ob er mich gleich schlagen würde, nickte er nur stumm und deutete an mir zu folgen.

Sofort setzte ich mich in Bewegung. Aber es ging nicht zurück ins Schloss, sondern einen anderen Weg am Schloss vorbei. Wir gingen zum Quidditch Feld.
Um diese Uhrzeit würde dort an einem Mittwoch niemand sein. Die Schüler waren im Unterricht und würden gleich Abendessen gehen. Im Dunklen durfte man sich, damals zumindest, sowieso nicht auf dem Feld herumtreiben.


Als wir am Feld angekommen waren, war es schon stockfinster. Das Spielfeld war kaum beleuchtet. Lediglich ein paar Fackeln zu den Tribünen brannten und auch in den Umkleidekabinen schienen Fackeln zu leuchten, denn ein warmes Licht strahlte hinaus.
Am Horizont konnte man die Umrisse zu den Türmen erkennen und auch die höheren Tribünen konnte man gerade so noch erahnen, bis sie mit dem dunklen Himmel eins wurden.
Es war zu früh, als das Sterne oder der Mond erkennbar waren. Außerdem war der Himmel sehr bewölkt gewesen, wodurch wir uns wohl mit den paar schwachen Fackeln zufriedengeben mussten.

Die Trümmer der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt