Triggerwarnung [Panikattacke]
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Durch ein lautstarkes hämmern an der Zimmertür wurde ich wach. Ich riss die Augen auf und stellte schnell fest, dass die Sonne, die ins Zimmer schien, viel zu hell war. Mit schweren Armen fasste ich an meinen Kopf der gefühlt jede Sekunde platzte und schielte mit zusammengekniffenen Augen vom Bett aus zur Tür.
„Harry! Steh auf!". Wieder hämmert jemand gegen die Tür.
Ich griff nach einem der vielen rosa Kissen neben mir und legte es mir auf das Gesicht, wobei ich wieder die Augen schloss und versuchte, das Klopfen der Tür und das Pochen des Kopfes zu ignorieren.
„Komm schon. Wir müssen reden.... Harry!"
Stumm lag ich da. Mir war bewusst, dass ich früher oder später Rede und Antwort stehen musste. Aber solange ich selbst nicht wusste, was genau da gestern in Hogwarts passiert war, wollte ich mit niemandem reden und niemanden sehen.
Nach der Sache mit Malfoy, ist er kommentarlos aus dem Raum der Wünsche verschwunden. Er hatte sich weder verabschiedet, noch hatte er mir gesagt, ob er wieder kommen würde oder nicht. Nachdem er nach ein paar Stunden immer noch nicht wiederkam, hatte ich beschlossen mich aus dem Schloss zu schleichen. Zu dem Zeitpunkt musste es schon wieder Abendessen in der großen Halle gegeben haben. Aber bis auf ein paar wenige Schüler die mich nur fragend anschauten hatte mich zum Glück niemand gesehen.
„Alohomora.", hörte ich ein leises flüstern und mit einem viel zu lauten Knall wurde die Schlafzimmertür aufgestoßen.
„Harry!".
Energisch wurde mir das Kissen, welches auf meinem Gesicht lag, entrissen und nachdem ich ein paar Mal blinzelte, konnte ich unscharf die umrisse von Hermine erkennen die ihre Hände in die Hüften stemmte und mich von oben herab ansah, als hätte ich nur ein bisschen Unfug mit Ron gemacht oder als hätten wir Hugo ein paar Süßigkeiten gestohlen.
Nachdem ich mir durch die Augen rieb und meine Brille, die auf dem Nachttisch gelegen hatte, aufsetzte konnte ich sie nun deutlich vor mir stehen sehen.
Als ich gestern aus dem Schloss kam, wollte ich keineswegs nach Hause, da die Gefahr bestand, dass Ginny dort gewesen wäre. Allerdings fiel mir in dem Moment auf, als ich vor der Tür von Hermine und Ron stand, dass Ginny genauso gut hier hätte gewesen sein können. Zum Glück hatte mir Ron dann nur kurz erzählt, dass sie zu Molly, Arthur und Lily gegangen war.
„Harry.", wiederholte sich Hermine diesmal etwas besorgter und ernst blickte sie mich an.
Mit ihr hatte ich kein Wort gesprochen als ich gestern, wie der größte Partygänger noch immer in Festgewand hier ankam. Sie war dabei gewesen mit Hugo zu kochen und hatte mich bis auf ein paar böse Blicke ignoriert. Ich hatte mich aber auch sehr schnell in das Zimmer von Rose verbarrikadiert und war so erschöpft wie ich war einfach eingeschlafen.
Ihre braunen Augen musterten mich besorgt.
„Du stinkst, du solltest duschen gehen... Ich gebe dir Kleidung von Ron.", sagte sie ernst, während sie sich neben mich auf die Bettkannte des schmalen Bettes setzte.
Abwartend müde blickte ich sie an.
„Harry, was hast du im Spiegel gesehen?".
Ich seufzte und setzte mich etwas auf, während ich nach einer Antwort suchte, doch bevor ich eine finden konnte, fuhr sie fort.
„Ginny glaubt, dass du Malfoy gesehen hast... stimmt das?".
Ich fuhr mir mit einer Hand nachdenklich durch mein zerzaustes Haar. Manchmal, da fühlte es sich so an, als wären die Dinge, die man nie ganz aussprach, auch einfach nicht wahr. Also was sollte ich sagen? Eine Lüge würde keinem helfen...allerdings würde es die Wahrheit auch nicht.
Traurig schaute mich die Brünette an.
„Was willst du jetzt tun?".
Stumm schaute ich auf die mit Blümchen bestickte Wolldecke, die abwärts meiner Hüfte alles bedeckte. Dann zuckte ich mit den Schultern. Was wollte ich jetzt tun?
„Wo warst du die letzte Nacht?".
Räuspernd zupfte ich an der Decke und hin und wieder schaute ich unsicher zu Hermine auf. Wenn ich jemandem die Wahrheit sagen konnte, dann wäre sie das, aber das was ich getan hatte, war mir in keiner Weise ähnlich. Ich hatte die Person verraten, mit der ich mein ganzes Leben verbracht hatte, die Person, mit der ich eine wundervolle Familie hatte. Ich habe die Person verraten und verletzt die ich liebe.
„Im Schloss.", murmelte ich dann leise.
„Ganz allein?". Hermine legte sanft ihre Hand auf meine und fast als würde sie versuchen meine Gedanken zu lesen starrte sie mir in die Augen. Sie wusste es. Ohne Worte. Also wozu sollte ich antworten?
„Oh Harry...", kam nun fast verzweifelt von ihr... dann stand sie langsam vom Bett auf und drehte sich von mir weg.
„Hermine...bitte...", sie blieb stehen aber drehte sich nicht zu mir um. Sie war enttäuscht. Und das war nicht nur sie. Alle waren enttäuscht von mir. Mich eingeschlossen.
„Bitte lass mich mit Ginny reden."
Sie sagte nichts und ging aus dem Zimmer.
Nachdem ich aufgestanden war und mich ins Bad geschleppt hatte, lag schon ein Pullover und eine Hose von Ron für mich bereit.
Ich vermied einen Blick in den Spiegel und entschloss mich dazu sofort schnell unter die Dusche zu gehen. Also zog ich meine Boxershort aus, drehte das Wasser der ebenerdigen Dusche auf und stellte mich darunter. Das Wasser war eiskalt, aber im Nachhinein war dies der Versuch meine Probleme, Gedanken und Gefühle einfach einzufrieren.
Unvermeidlich blickte ich an mir hinab und sofort musste ich an die Berührungen von Draco denken. An seine Blicke und auch an die Verzweiflung darin. Er war unglücklich gewesen. Sein Arm verriet es. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in mir breit. Sorge. Ich wollte das er glücklich war. Ich hätte alles dafür gegeben. Ich würde alles dafür geben. Zu lange war ich vor den Gefühlen davongerannt.
Die Beziehung von Ginny und mir war nie falsch gewesen. Ich liebte sie. Sie war die tollste Ehefrau und Mutter meiner Kinder, die ich mir je hätte wünschen können. Aber sie war vorbei und es war Zeit das endlich einzusehen unabhängig davon, was mit Draco war. Das war ein ganz anderes Problem.
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Die Trümmer der Vergangenheit
RomanceEin halbes Jahr nach der Schlacht wird in Hogwarts wieder unterrichtet. Die Schule ist längst noch nicht wieder vollständig aufgebaut, doch Harry Potter hilft wo er kann. Unerwartet kommt Draco Malfoy wieder nach Hogwarts um dort seinen Abschluss fo...