Neue Feinde

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Ginny schaute mich mit traurigen Augen an, während ich den Tagespropheten beiseitelegte.
Sie hatte mir vor ein paar Tagen erzählt, dass Sie und Cho sich entschlossen haben, getrennte Wege zu gehen. Mich hatte dies überrascht, da sie sich beim Training nichts anmerken lassen hatten. Sie hatte gemeint, dass die beiden die Blicke der anderen nicht ertragen würden, wenn dies rausgekommen wäre.
Nun hatte sie mir zum Frühstück, die heutige Ausgabe des Propheten mitgebracht, bei dem sie den Unfall auf Draco schieben und seine Gefühle zu mir als Anlass nehmen.

„Was wirst du jetzt tun?" meinte sie nun ruhig.

„Ich muss die Person finden, die meinen Besen verhext hat. Draco kann es nicht gewesen sein, das glaube ich nicht. Dazu hat er keinerlei Gründe...".
Ich ließ meinen Blick auf mein Bein wandern, welches in einem dicken Verband eingehüllt war. Die letzte Nacht hatte ich mich vor Schmerzen gequält, weil Madame Pomfrey mir Skele-Wachs gegeben hatte. Der Knochen müsste also wieder zusammengewachsen sein, allerdings wäre das Umliegende Gewebe auch beschädigt worden, weshalb ich noch immer ans Bett gefesselt war. Mein Kopf dröhnte etwas weniger, aber noch immer schmerzte er ein wenig.

„Ich werde zu ihm stehen." Fügte ich noch leise hinzu, als die Tür vom Krankenzimmer aufgerissen wurde.
An den Betten vorbei bis hin zu meinem Bett kam ein wütender Ron Weasley gestürmt der im Schlepptau Hermine mitbrachte. Es war nun also Zeit die Wahrheit zu sagen.

„Harry was ist hier los?!".
Ron kam wütend vor meinem Bett zum Stehen und Ginny machte einen Schritt zur Seite.

„Was ist das mit dir und Malfoy? Er hat deinen Besen verhext!".
„Ron, bitte lass Harry doch erklären."
„Hermine weißt du etwas darüber?!".

Meine Augen wechselten zwischen den beiden hin und her bis ich mich schließlich etwas aufstützte, um mich hinzusetzen.
„Ron. Malfoy hat das nicht getan. Dazu hat er keinen Grund." Sprach ich dann in einem ruhigen Ton, während der rothaarige mich noch immer fassungslos ansah.
„Also will der Idiot nichts von dir?".

„Doch..." ich schluckte einmal schwer und versuchte meinen nächsten Satz zu ordnen.
„Ich aber auch." Verkrampft schaute ich Ron in die Augen, die sich schließlich weiteten und seine Miene dann fast angewidert war.
Sprachlos schaute er zu Ginny und Hermine die beide nur wenig überrascht aussahen, da sie von uns beiden schon gewusst hatten.
Es vergingen ein paar lange stille Minuten in denen Rons Gesicht verschiedene Gefühle zum Ausdruck brachte. Von Ungläubig über Wut zu Ekel.
Niemals hätte ich von ihm erwartet, dass er mich jemals so anschaute wie in diesem Moment.

„Du... auf Männer... und ... auf Malfoy?", war alles was er rausbrachte während er aussah als hätte er in eine Zitrone gebissen.

Keiner sagte etwas. Ich war perplex von seiner offensichtlichen Abneigung gegen die Tatsache, dass man sich in Männer verlieben könnte und er dies offenbar nicht korrekt fände.

„Ihr wusstet das?! Wie lange?". Ron schaute wieder zu Ginny und Hermine die traurig zu mir schauten.
„Schon länger..." meinte Ginny schließlich in einem sehr unterwürfigen Tonfall.

„Und... ihr findet das normal?". Ron klang nun weniger wütend als verwirrt und schaute stirnrunzelnd zu Boden.
„Ja", erwiderte Ginny nun sehr entschlossen. Hermine schaute mich an und lächelte dann, bevor sie ebenfalls antwortete: „Daran ist nichts Außergewöhnliches. Die beiden scheinen sich sehr gern zu haben."

Ron rümpfte die Nase und schien noch immer unentschlossen zu sein, wie er das ganze finden sollte.
„Ron ich, ich war auch schon in eine Frau verliebt." Immer noch klang Ginny selbstbewusst und es war mir, als hätte ich sehen können wie erleichtert sie war, dies ausgesprochen zu haben.

Der Gryffindor schaute seine Schwester nun irritiert an und bevor er reagieren konnte, fasste ihm Hermine beruhigend an den Oberarm.
„Dumbledore hat wohl auch auf Männer gestanden."

Plötzlich konnte man schnelle Schritte im Raum hören und mein Blick fiel auf den Eingang des Krankenzimmers.
Draco und Blaise kamen auf uns zu. Das Gesicht Malfoys machte seinem Spitznamen Eisprinz wieder alle Ehre und auch dem anderen Slytherin war das Lächeln vergangen.
Unsicher kamen beide vor uns zum Stehen.

Es folgte ein Austausch unangenehmer Blicke beider Parteien.
Blaise sah etwas irritiert zu uns während Draco die anderen nur kurz musterte und dann mich anschaute. Seine Mimik war kühl, aber ich konnte in seinen Augen Trauer sehen.

„Ich glaub das alles nicht." Ron fasste sich an den Kopf und fing an den Gang vor meinem Bett auf und ab zu gehen. Ginny, Hermine und Blaise standen stillschweigend und bedrückt da, während sie sich gegenseitig musterten.

Ich machte eine Geste mit meinem Kopf um Draco verstehen zu geben, dass er näher zu mir kommen sollte. Vorsichtig und angespannt kam er näher an mein Bett.

Mit einem aufgezwungenem lächeln legte ich meine Hand auf seine.
„Draco wir werden die Person finden, die wirklich dahintersteckt." Mein Ton war entschlossen. Um jeden Preis wollte ich den Täter finden. Nicht, weil ich unbedingt wissen wollte, wer etwas gegen mich hatte, nein, ich wollte Malfoy schützen. Er dürfte auf keinen Fall wieder verurteilt werden.

Dieser nickte nur und in seinem Ausdruck machte sich Verzweiflung breit. „Blaise kann mich nicht decken." Er schaute nun zu Blaise der unsere Hände verwirrt musterte.
„Ich müsste lügen. Ich habe dich nicht gesehen.", meinte er dann, nachdem er sich geräuspert hatte.

„Ich werde mich sofort umhören.", Hermine lächelte uns beide traurig an und dann zog sie Ginny mit sich, um den Raum zu verlassen. Ron blieb nun immer noch mit sich hadernd stehen.

„Du warst das nicht?", richtete er sich nun an Draco.

„Wieso sollte ich? Ich..." Malfoy schaute zu mir und seufzte dann nur.

„Es ist nun egal, was die anderen Sagen. Ich werde zu dir stehen und das darf auch jeder wissen. Das wichtigste ist, dass du mir nicht genommen wirst."

Man hörte nur ein abfälliges Lachen von Ron „He", schnell versuchte er sich aber zusammen zu reißen als er merkte, dass ich ihn böse ansah.

„Ich werde den Mädels helfen gehen." Sagte er nur noch, nachdem er uns nochmal verwirrt musterte, ehe er los ging.

Ein paar Minuten schwiegen wir drei uns an, während ich Dracos Hand beruhigend, mit meinem Daumen streichelte.

„Gibt es jemanden, der dich nicht leiden kann, Potter?" meinte Blaise nun, der die Arme vor der Brust verschränkte und sich überlegend mit einer Hand ans Kinn fasste.

Mein Blick fiel von den traurigen Augen Dracos ab.

„Ich wüsste niemanden. Aber vielleicht gibt es eher jemanden der etwas gegen Draco hat. Wie sollte jemand darauf gekommen sein, dass er an mir interessiert ist, aber ich nicht an ihm? Ich erinnere mich an keine Situation, wo ich ihn abgelehnt habe. Uns muss jemand gesehen haben, niemals sonst würde man darauf kommen, dass wir... naja... und wenn uns jemand erwischt hat, dann hat diese Person absichtlich verheimlicht, dass ich ebenfalls etwas für dich empfinde." Während ich sprach, schaute ich abwechselnd zu den beiden.

„Draco, fällt dir jemand ein?".

„Es hat jeder etwas gegen mich. Alle glauben doch noch immer ich wäre ein Todesser und hätte nicht verdient hier zu sein und..." Draco stockte kurz.

„Pansy!" Er klang entschlossen und sicher. „Pansy, war in der Nacht auf dem Flur, als wir uns vor dem Slytherin Gemeinschaftsraum standen. Sie wollte mich...naja ich habe sie abgelehnt. Sie muss uns gesehen haben."

Blaise nickte nun energisch zustimmend, als würde er ausdrücken wollen, dass er dies Pansy Parkinson zutrauen würde.
„Die knüpfe ich mir vor. Diese hinterlistige Schlange...".
Draco setzte wieder sein kühles emotionsloses Gesicht auf, ehe er meine Hand losließ und sich umdrehte. Als er davon ging schaute Blaise mich nochmal verabschiedend an und sofort folgte er ihm aus dem Raum.

Zu gerne wollte ich helfen. Mich nervte es gerade jetzt, dass ich mich nicht fortbewegen konnte und mit Draco öffentlich Hand in Hand durch die Korridore Hogwarts zugehen, damit jeder wusste, dass dieser Artikel in der Zeitung eine Lüge war. Ich wollte ihn beschützen und wenn dies bedeutete, dass jeder wüsste das ich offenbar Männer attraktiv finde, dann ist, dass das geringere Übel als Draco zu verlieren.

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Ich war gerade dabei für Zaubertränke zu lernen, als Hermine an mein Bett gerannt kam.
„Harry!", völlig außer Atem schaute sie mich traurig an.

Sie zog meine Bettdecke bei Seite. „Komm, du musst das unbedingt sehen."
Schnell richtete ich mich auf und vorsichtig stellte ich mich auf mein gesundes Bein während Hermine mich stützte.

Langsam humpelnd, aber hastig gingen wir aus der Tür des Krankenflügels.

Schwer atmend und mit dröhnendem Kopf fiel mein Blick den Korridor hinunter. Ich konnte von hier bis zu dem neuen Haupteingang Hogwarts schauen.

Mein Herz klopfte so schnell als wäre ich einen Marathon gelaufen.

Sofort sah ich den Blonden Slytherin. Neben ihm standen zwei große Männer in schwarzen Anzügen und hielten ihn jeweils an seinen Armen fest. Vor ihm stand McGonagall die offenbar mit den Männern am Diskutieren war.

„Hermine, was geht da vor?", prustete ich leise aus und wollte die Vermutung, die ich hatte, nicht wahrhaben.

„Sie nehmen ihn mit Harry. Ich konnte hören, wie sie etwas von Untersuchungshaft im Ministerium sprachen."

Ich bemerkte einen Stich in meiner Brust, als hätte man mir gerade ein Messer hinein gerammt.
„Aber ich dachte Pansy?"

„Ihr neuer Freund Theodore Nott hat wohl bestätigt, dass sie bei ihm gewesen wäre zu der Zeit... Die Zeit reicht nicht Harry. Wir wissen nicht wer es sonst sein könnte."

„Sie können Ihn doch nicht ohne Beweise mitnehmen!", ich spürte Wut in mir aufbrodeln als ich mich aus Hermines griff löste und schnell den Gang hinunter humpelte.

„Stopp!" schrie ich nun und sofort blickten mich die Gesichter an. Ich ignorierte den starken Schmerz in meinem Bein und immer schneller wurde ich.
Noch bevor ich bei Draco ankam, sagte ich laut: „Er hat kein Motiv, Ich liebe ihn doch auch!"

McGonagall schaute mich traurig an, während sie ihre Hand vor ihren Mund hielt als wäre sie schockiert über die gesamte Situation. Die Gesichter der Ministeriumsmitarbeiter waren gleichgültig und bevor ich bei ihnen voller Schmerzen ankam, drehten sie sich samt Draco weg und traten aus dem Haupttor.

Der einzige Blick, den ich von Draco noch erhaschen konnte, war ein tieftrauriger, schmerzerfüllter, aber liebender Blick und ich hatte eine Träne seine Wange hinunterkullern sehen.

Auf der Stelle brach ich vor Schmerzen zusammen. Nicht der Schmerz, der von meinem Bein oder Kopf ausging. Sondern der Schmerz in meiner Brust. Dann wurde mir schwarz vor Augen.

Es war das letzte Mal, dass ich Draco gesehen hatte.

Die Trümmer der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt