Der, dessen Name nicht erwähnt werden darf

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Ich hörte neben mir das Feuer knistern, während ich eine von Mollys gestrickten Decken über mich zog.
Es war einer der seltenen Momente in denen ich ein paar Minuten ganz für mich allein war. Ginny war gerade mit Lily in der Winkelgasse, um ihr dort ein paar Bücher zu kaufen. Lily war schon immer sehr fleißig und sie konnte es kaum erwarten nach Hogwarts zu kommen, weshalb sie schon viele Schulbücher besaß, die sie selbstständig durchlaß. Ich war mir sicher, dass sie eines Tages die Klassenbeste auf Hogwarts sein würde.

Ich hatte mich gerade auf das Sofa gelegt, um die kurzen Momente der Stille zu genießen.
In Gedanken versunken starrte ich ins Feuer, während ich mich immer weiter unter der Wolldecke verkroch.
Erst dachte ich an den Fall auf der Arbeit. Das Ganze hatte eine komische Wendung genommen, denn mein Kunde war offenbar doch nicht verrückt, sondern wurde viel eher von jemanden verrückt gemacht. Jedenfalls war dieser Fall mittlerweile so außergewöhnlich, dass er heute endlich meinen Namen von der Titelseite des Tagespropheten verdrängt hatte und das musste schon etwas bedeuten.
Ich war gespannt wer hinter der ganzen Sache stecken würde und wieso man so etwas tat. Bisher wusste ich lediglich, dass ich den Fall wohl nicht allein bearbeiten würde sondern Hilfe aus der Abteilung für magische Unfälle und Katastrophen bekommen würde.

Meine Gedanken streiften weiter und müde schloss ich meine Augen.
Swoops hatte mir heute Morgen eine Einladung aus Hogwarts gebracht. Der Ball des Wiederaufbaus sollte dieses Jahr mit ehemaligen Schülern stattfinden. Zumindest mit einem Großteil, der nach der Schlacht geholfen hatte, die Schule wieder aufzubauen.
Ich wusste nicht, ob ich überhaupt zurück nach Hogwarts wollte. An diesem Ort hingen viele dunkle Erinnerungen, aber natürlich gab es auch viele schöne Momente, die ich in meiner Jugend dort verbracht hatte. Für James und Albus wäre es bestimmt komisch, ihren Vater in Hogwarts zu sehen und nur ungern würde ich der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit sein.

Vor meinem inneren Auge konnte ich die Schlagzeile fast sehen ‚Das goldene Trio kehrt zurück an den Ort, der Ihnen so viel genommen hat'.
Hermine und Ron werden sicherlich auch eine Einladung erhalten haben. Ginny hatte sogar auch eine bekommen, obwohl sie nur selten geholfen hatte Steine aus dem Weg zu räumen. Vermutlich würden die drei mich überreden an dem Ball teilzunehmen, aber vielleicht würde es auch gar nicht so schlimm sein mal alle wieder zusehen. Hagrid war nun der Schulleiter und ihn hatte ich nun auch schon einige Jahre nicht mehr getroffen mal ganz zu schweigen von Luna, Neville und den anderen Chaoten.

Plötzlich läutete es an der Tür und mit einem Mal öffnete ich meine Augen und fuhr hoch.
Leise seufzend zog ich die Decke beiseite und trat zur Haustür, um sie zu öffnen.
Vor mir stand Ron und grinste mich an. Draußen war es bereits dunkel und es regnete leicht, weshalb Ron kommentarlos an mir vorbei trat. Seine roten Haare schimmerten durch die feinen Regentropfen.

„Harry. Ich hoffe ich störe nicht.", nuschelte er, während er, wie selbstverständlich ins Wohnzimmer stolzierte.

Ohne zu antworten, lief ich ihm hinterher und sah dabei zu wie er es sich auf dem Sofa bequem machte.
„Was gibt's Ron?", brummte ich und trat hinter die Küchentresen, um mir einen Tee aufzusetzen.
„Tee?" fügte ich hinzu woraufhin Ron nur nickte.

„Ich wollte mit dir über etwas reden." Fing er an und ich konnte ihm ansehen, dass er noch versuchte die richtigen Worte zu finden.
„Ähm. Hast du auch die Einladung von Hogwarts erhalten?".

Ich war mir fast sicher das er nicht hier war, um über die Einladung zu sprechen, da wir uns sowieso am Wochenende gesehen hätten. Molly hatte die ganze Familie eingeladen, um den Geburtstag von Hermine zu feiern obwohl diese eigentlich gar nicht feiern wollte. Aber wir wissen wie Molly ist.

Langsam nickte ich, während ich den vollen Topf Wasser auf den Herd stellte.

„Total super, oder? Dann sehen wir James, Rose und Albus und außerdem sehen wir die anderen mal wieder." Der rothaarige klang fast ungewohnt euphorisch und grinste mich dann an.

„Ja. Ich weiß nicht, ob wir dahin sollten... meinst du nicht, das ist nur wieder Futter für die Presse?", skeptisch verschränkte ich die Arme vor der Brust und schaute dem Wasser beim Kochen zu.

„Was? Ach quatsch. Das wird doch nur wieder einer dieser Familien Storys. Das langweilt doch jeden mittlerweile. Und auch als Helden sind wir doch längst zu alt und langweilig.", lachte er.

Ich nickte nur nachdenklich.

„Naja... also wir werden dahingehen und du wirst mitkommen.", meinte er dann entschlossen.

Nach ein paar stillen Minuten nahm ich den Topf vom Herd und kippte das Wasser in die Kanne zusammen mit dem Kamillentee.

„Na da gibt's aber noch etwas... ich weiß nicht, ob du es schon weißt...", meinte Ron dann der mich von der Couch aus dabei beobachtete wie ich auf ein Tablett zwei Tassen und die Kanne platzierte und anschließend zu ihm hinüber ging.

„Schieß los Ron!".
Innerlich verdrehte ich die Augen. Manchmal musste man ihm alles aus der Nase ziehen.
Ich setzte mich neben ihn auf das Sofa und schenkte den Tee in die zwei Tassen.

„Also... Percy arbeitet jetzt in der Katastrophenabteilung im Ministerium."

„Das wusste ich schon.", murmelte ich, während ich ihn fragend anschaute. Dabei führte ich eine der Tassen zu meinem Mund.

„Ja... ähm. Wusstest du das Malfoy dort arbeitet?".

Ich prustete los und verschluckte mich an dem noch viel zu heißen Tee. Malfoy WAS?
Schnell stellte ich, immer noch hustend den Tee auf den Tisch vor dem Sofa und als ich mich wieder etwas gefangen hatte sagte ich:" Draco Malfoy?"

Ron schaute mich etwas besorgt an und nickte dann.
„Ja. Percy ist wohl nun sein Boss und er hatte mir erzählt das Draco wohl schon länger dort arbeitet, aber dann lange beurlaubt war."

Ich fasste mir an meinen Mund. Meine ganze Zunge und meine Lippen hatte ich mir verbrannt. Ich sollte die Finger von heißen Getränken lassen. Der Kaffee gestern hatte auf meiner Brust auch rote Flecken hinterlassen.

„Ich dachte mir, dass du das nicht weißt.", fügte Ron hinzu.

„Das Ministerium ist zu groß geworden. Da weiß die Linke Hand nicht was die Rechte tut.", murmelte ich aufgesetzt ruhig.

„Ich denke nicht das ihr groß Berührungspunkte haben werdet, aber ich wollte es dir trotzdem sagen, bevor Percy am Wochenende eine komische Bemerkung dazu macht und du es dann erfährst."

Vorsichtig nickte ich. Es war einer der wenigen Momente in denen Ron mitdachte, aber diesmal war ich ihm sehr dankbar. Percy war manchmal sehr abgehoben und empathielos. Er hatte schon das ein oder andere Mal auf der Vergangenheit von Malfoy und mir rumgeritten, wobei dieser Name im Hause Weasley seitdem verbotener war als der Name Voldemort.

Still griff ich zu meinem Tee und nippte daran. Ich spürte sowieso nicht mehr, ob dieser noch heiß war und starrte auf den Tisch vor uns.
Malfoy arbeitete in der Abteilung für magische Unfälle und Katastrophen.
Plötzlich spürte ich mein Herz kurz aussetzen. Der neue Fall. Ich sollte mit jemandem aus dieser Abteilung arbeiten. Natürlich war auch diese Abteilung groß. Bestimmt arbeiteten dort auch so um die 200 Zauberer und Hexen, aber eine komische Mischung aus Sorge und Hoffnung stieg in mir auf.

Die Trümmer der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt