Vorsichtig klopfte ich an die Tür des Büros meines Chefs und nach kurzer Zeit klang ein „Herein." Hindurch.
Entschlossen öffnete ich die dunkle Holztür und machte ein paar Schritte ins Büro. Vor mir stand ein Mann, der mir den Rücken zugekehrt hatte. Ich konnte nur sehen, wie er ein Buch in der Hand hielt und mein Puls wurde unruhiger als meine Augen zu seinem Kopf wanderten. Dieser Mann vor mir hatte kurzes rotes Haar. Mein Chef damals, war schon grau gewesen... ob er sich die Haare gefärbt hatte?
Viel Zeit weiter darüber zu spekulieren, blieb mir allerdings nicht als sich der Mann vor mir umdrehte und mich vermutlich genauso erschrocken und überrascht anschaute wie ich ihn.
Wie verloren stand ich in dem Büro, welches genauso aussah wie die der anderen Angestellten nur das dieses etwas größer war. Sprachlos vergingen ein paar unangenehme Sekunden, bis er schließlich vor mir den Mut fasste etwas zu sagen.
„Malfoy." Meinte er hochnäsig und schlug mit einem Mal das Buch zu und musterte mich von oben nach unten.
„Ich wollte eigentlich zu Mr Sullivan. Ich war beurlaubt gewesen und nun..." stammelte ich etwas vor mich hin, obwohl ich versuchte meine Unsicherheit nicht durchblicken zu lassen.
„Mr Sullivan arbeitet seit ein paar Monaten nicht mehr hier... Nun, bin ich der Abteilungsleiter."
Vor mir stand ein Weasley. Die roten Haare verrieten ihn. Percy, hieß er glaube ich. Percy Weasley war einer der ältesten Weaseletten soweit ich das wusste. Ich hatte nie viel mit ihm zu tun gehabt und kannte sein Gesicht nur aus den ersten Jahren in Hogwarts. Zuletzt hatte ich ihn im Tagespropheten gesehen, als es ein Hochzeits-Familienfoto von Harry Potter und seiner Weaselette auf das Titelblatt geschafft hatte. Dies war nun aber auch schon ein paar Jahre her.
„Sie? Bin ich in der richtigen Abteilung?", rutschte es mir heraus. Ein Weasley sollte mein neuer Boss sein? Konnte es denn wirklich noch schlimmer werden??
Der ehemalige Vertrauensschüler räusperte sich und deutete auf einen Sessel vor seinem Schreibtisch, auf den ich mich setzen sollte.
„Malfoy. Ich meine Mr. Malfoy. Ich wurde in diese Abteilung versetzt und da ich hier höhere Aufstiegschancen hatte, habe ich mich dazu entschlossen, dieses Angebot anzunehmen. Das Sie hier arbeiten, wusste ich nicht. Wieso hat mir bisher niemand davon unterrichtet?".
Langsam schritt ich auf den Sessel zu und ließ mich vorsichtig darauf sinken, während der Weasley sich hinter dem Schreibtisch ebenfalls setzte.
„Ich war ungefähr 10 Monate nicht da."
„Ah, Ihre Frau... ich verstehe. Der Tagesprophet berichtete darüber.", meinte er dann fast so als wollte er mir mit einem Messer nochmal in die Wunde stechen. Allerdings ließen mich seine Worte kalt deshalb nickte ich nur leicht und legte entspannt mein linkes Bein über meinen rechten Oberschenkel und griff mit der Hand nach dem Fußgelenk. Durch das Hochrutschen meiner schwarzen Anzughose konnte man meine ebenso schwarzen Socken sehen.
„Sie wollen also wieder anfangen zu arbeiten... Sind Sie denn dazu schon bereit, Mr. Malfoy?". Mein Gegenüber klang so, als wollte er mich auf die Probe stellen oder mich zu einem Duell herausfordern und fixierte mich mit seinem Blick.
„Ja, ich würde gerne hier weitermachen."
Während ich das sagte, stützte ich meinen anderen Arm auf der Lehne des Sessels ab und führte meine Hand zu meinem Kopf, während ich einen immer arroganteren Gesichtsausdruck annahm und meine Augenbrauen hob.
„Na, da werde ich mich wohl mal umhören müssen, ob noch Bedarf ist, und außerdem werde ich Nachforschungen anstellen wie gut Ihre Arbeit vorher gewesen ist. Ich brauche hier niemanden, dem ich nicht vertrauen kann. Wissen Sie, es gab in der Vergangenheit genug Fälle, in denen verbannte Zauberer nicht richtig obliviert wurden."
Weasley griff nun, süffisant grinsend, zu einer dunkelroten Feder und nachdem er diese in Tinte getunkt hatte, begann er etwas auf ein Pergament zu schreiben.
Innerlich begann ich zu brodeln. Er wollte mich provozieren und das schlimmste daran war, es gelang ihm. Er musste mir die Vergangenheit vorwerfen - Natürlich konnte er sich das nicht verkneifen. Auch wenn ich damals nichts dafürkonnte, dass bei Vater ein Fehler begangen wurde, weshalb er in Askaban vermutlich noch immer verreckte. Gehört hatte ich zumindest nie wieder etwas von ihm.
Noch während ich einen inneren Kampf zwischen Wegrennen und Anschreien führte, fuhr der rothaarige fort: „Bitte kommen Sie morgen erneut her, dann werde ich Ihnen mitteilen, wie es für Sie weitergeht."
„Können Sie das nicht jetzt entscheiden?" Ich hoffte, dass ich nach außen hin so kühl wirkte, wie ich es seit meiner Kindheit tat.
„Nein. Bitte verlassen Sie nun mein Büro. Wir sprechen morgen um 8 Uhr."
Ich biss meine Kiefer zusammen und stand mit einem Ruck aus dem Sessel auf. Ohne noch ein weiteres Wort verschwand ich aus seinem Büro.
Ich brauchte diesen Job. Ohne, müsste ich den ganzen Tag mit Mutter zuhause bleiben und ihre ständigen Fragen ertragen und ohne Schulabschluss und mit meinem Ruf einen neuen zu finden, würde sich auch als schwierig herausstellen.
Ich raufte mir die Haare, während ich mich auf den Weg aus dem Ministerium machte.
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Es klopfte an der Fensterscheibe und langsam wand ich den Blick aus dem Tagespropheten, der vor mir auf dem Esstisch lag. Ich hatte gerade den Artikel darüber gelesen, dass Potters Sohn dem Haus Slytherin zugeteilt wurde und unterdrückte meine Wut darüber, dass der Name Malfoy im Artikel auch erwähnt werden musste.
Draußen war es schon Dunkel geworden. Man merkte das der Herbst langsam kam und die Tage kürzer wurden. Mein Blick viel langsam auf eine große dunkle Uhr die über dem Kamin hing. Es war schon fast 11 Uhr. Na, das würde die Dunkelheit erklären.
Anschließend schaute ich auf meinen Unterarm. Mein Hemd hatte ich hochgekrempelt, da es durch den brennenden Kamin gemütlich warm im Haus war. Ich spürte ein Brennen unter dem provisorisch angelegten Verband und vor Schmerzen zog ich meine Augenbrauen zusammen, als schließlich etwas erneut gegen das große Wohnzimmerfenster schlug und ich lenkte meine Aufmerksamkeit wieder zu diesem.
Ich war den ganzen Tag schon sehr träge gewesen, seitdem mich das Weasel aus dem Ministerium vertrieben hatte. Und mit genau dieser Trägheit erhob ich mich von dem Esszimmerstuhl. Währenddessen konnte ich unsere Adlereule vor dem Fenster flattern sehen.
Vorsichtig öffnete ich das Fenster und sie setzte sich auf die Fensterbank. Ich nahm langsam den Brief aus ihrem Schnabel und mit ihren großen gelben Augen starrte sie mich erwartungsvoll an.
„Mach das du wieder rauskommst.", brummte ich grimmig und scheuchte sie mit der Hand wieder aus dem Fenster.
Ich bekam nur noch selten Eulenpost. Mit Zauberern hatte ich generell sehr wenig zu tun und auch in der Zauberwelt haben sich mittlerweile Telefone gut durchgesetzt. Zumindest, wenn es irrelevante Dinge waren griff man schnell zu den Muggelgeräten.
Ich drehte den Umschlag um. Das Siegel kannte ich nur zu gut. Es war das Siegel von Hogwarts.
Das konnte nichts gutes bedeuten. Bestimmt hatte es etwas mit Scorpius zu tun.
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Die Trümmer der Vergangenheit
RomanceEin halbes Jahr nach der Schlacht wird in Hogwarts wieder unterrichtet. Die Schule ist längst noch nicht wieder vollständig aufgebaut, doch Harry Potter hilft wo er kann. Unerwartet kommt Draco Malfoy wieder nach Hogwarts um dort seinen Abschluss fo...