Vor mir erstreckte sich das neue alte Eingangstor von Hogwarts. Die riesige wuchtige Tür wohinter sich das große Schloss verbarg wirkte einschüchternd und mächtig. Diesen Eingang hatte ich sehr lange nicht mehr benutzt. Das letzte Mal war ich am Tag der Schlacht durch diese Tür getreten, dann war sie zerstört gewesen und dann war ich jahrelang nicht mehr hier.
Meine innerliche Unruhe ignorierend trat ich durch das Tor und zielsicher lief ich die Korridore entlang die so etwas wie eine zweite Heimat sein müssten. Ich hatte das Gefühl jeden Stein zu kennen den ich betrat und je tiefer ich ins Schloss vordrang desto weniger Luft bekam ich, es kam mir vor, wie die Luft, die ich schon einmal geatmet hatte. Vor unzähligen Jahren. Die schmerzhafte und traurige Luft ließ mich fast ersticken als ich am anderen Ende des Korridors an einem Hinteren Tor ankam aus dem Tageslicht hineinschien.
Ohne zu zögern, trat ich hinaus und unauffällig schnappte ich nach Luft. Von oben konnte man über die Wiesen hinunterschauen. Der Weg führte noch immer zu der Hütte von Hagrid und ich sah sofort den dampfenden Kamin, der mir sagte, dass der tolle neue Schulleiter wohl seine Hütte dem offiziellen Büro vorzog.
Kurz ließ ich den Blick über die Hügel wandern, zu dem schwarzen See in der Ferne, aber schnell merkte ich wie dies ein unwohles Gefühl in meinem Magen auslöste. Ich ignorierte also jeden Gedanken daran, wo ich mich gerade befand und was hier in der Vergangenheit alles passiert war und schritt den Weg hinunter bis zur Hütte an deren Tür ich dann energisch klopfte.
Ich kontrollierte meine Gesichtszüge, während ich drinnen ein Murmeln hörte und sich die alte Holztüre dann schwungartig öffnete.
Hagrid musste zwar auch älter geworden sein, aber bis auf ein paar grauen Strähnen mehr in seinem Bart konnte man ihm das nicht ansehen. Vielleicht war er damals auch noch sehr jung gewesen? Irgendwie wusste man das bei ihm nie so genau.
Steif nickte ich ihm zu, grummelnd machte er es mir gleich und machte den Weg frei, um mich hereinzubitten.
Stirnrunzelnd schob ich mich an ihm vorbei.
Doch Hagrid war nicht allein. An großen runden Holztisch in der Mitte des Raumes saß Potter und schaute mich überrascht an.
Schnell löste ich mich aus der kurzen starre und schaute zu Hagrid welcher mir eine Hand hinhielt, um mir meinen Mantel abzunehmen.
„Ich musste mit euch beiden sprechen. Keine Sorge, danach könnt ihr euch wieder hassen und getrennte Wege gehen. Es geht hier um eure Söhne."
Sprachlos und ernst blickte ich wieder zu Potter, nachdem ich Hagrid meinen Mantel überlassen hatte. In dieser Sekunde hatte ich mir fast überlegt auszuwandern. In ein Land weit weg von Hogwarts, London und Potter. Offenbar verfolgte mich dieser Mann wirklich.
Der ehemalige Gryffindor lächelte mich nun etwas zögerlich an und stur blieb ich neben dem Tisch stehen an dem sich nun auch Hagrid niederließ.
„Setz dich doch Malfoy.", brummte der große dann.
Ich schielte kurz auf den Stuhl neben Potter und schüttelte dann den Kopf.
„Warum bin ich hier?"
Auf dem Tisch standen drei Krüge und ein größeres Gefäß, aus dem sich der Schulleiter nun etwas einschenkte. Abwartend sah ich dabei zu wie er dann genüsslich aus dem Krug trank.
Ein Schulleiter mit Anstand wäre wohl auch etwas Neues für Hogwarts gewesen.
Unruhig verschränkte ich meine Arme vor der Brust und fokussierte meinen Blick ausschließlich auf den Halb-Riesen, um zu vergessen, wer noch mit im Raum war.
Nach einer gefühlten Ewigkeit meldete er sich endlich zu Wort.
„Albus und Scorpius, die beiden verstehen sich sehr gut." Erneute Stille breitete sich im Raum aus und ich spürte in mir erneut die Wut darüber aufsteigen.
„Das ist natürlich kein Problem, aber die beiden scheinen sich sehr häufig in Schwierigkeiten zu bringen. Im Unterricht hänseln sie ihre Mitschüler und immer wieder verstoßen sie gegen Schulverbote...". Er nippte erneut an seinem Bier.
„Aber Hagrid, wir waren doch auch nicht besser.", schmunzelte dann Potter plötzlich der mich dann mit einem unsicheren Blick anschaute, bei dem sein Lächeln sofort verschwand.
„Das stimmt. Aber auch bei euch wären eure Eltern informiert worden... Nun Lucius..." , bei dem Namen bekam Hagrid sofort alle Aufmerksamkeit von mir. Ich löste meine verschränkten Arme und steckte mir meine linke Hand in meine Hosentasche, um darin eine Faust zu bilden.
„.. der hatte sich dafür nicht interessiert und bei dir Harry..." er räusperte sich, bevor er weitersprach und uns dabei abwechselnd anschaute.
„Jedenfalls habe ich sie erst letzte Nacht dabei erwischt, wie Sie Seidenschnabel ärgerten und versuchten ihn zu reiten, ohne dass er es erlaubte. Scorpius hatte sich dabei verletzt."
„Was?", brach es aus mir heraus.
„Keine Sorge, nur eine Schramme am Bein. Wie der Vater so der Sohn, schätze ich.", versuchte mein Gegenüber mich zu beruhigen. Mit einem Zischen schlug ich die Hand vor den Kopf und löste meine zuvor verkrampfte Faust. ‚Müsste es nicht die Aufgabe der Schule sein, meinen Sohn zu schützen?!' Dachte ich mir nur stumm, aber ich war sicher, dass man mir meinen Unmut trotzdem ansah.
„Was sollen wir tun?", meinte nun der schwarzhaarige, der ebenfalls langsam an seinem Krug nippte.
„Du hast uns damals Strafarbeiten gegeben Hagrid. Wir sollten auf Silberflügels Ei aufpassen..."kurz schaute ich zu Potter und ignorierte das Gefühl, welches bei dem Gedanken an diese Nächte hochkam. „und solche anderen lächerlichen Scherze... dir fällt doch bestimmt etwas ein.", mischte ich mich nun doch ein.
Der Bärtige stand nun langsam auf und ging auf den Kamin zu, indem das Feuer loderte. Mit einem Metallstab stocherte er in diesem herum, um das Feuer zu schüren.
„Die beiden nehmen die Strafarbeiten nicht ernst. Teilweise erscheinen sie nicht zum Nachsitzen und Hecken wieder neuen Blödsinn aus. Ich werde weiter versuchen Sie zu bestrafen, allerdings glaube ich würde es helfen, wenn ihr beide mal mit ihnen sprecht... Ihnen sagt, wie gefährlich das ist im verbotenen Wald zu sein und dass man sich an Regeln halten muss."
Seufzend verschränkte ich erneut meine Arme.
„Ich dachte du bist der Schulleiter. Schaffst du es nicht genug Autorität auszustrahlen?", wütend gab ich dies von mir und vermutlich wirkte es arroganter als ich gewollt hatte.
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Die Trümmer der Vergangenheit
RomansEin halbes Jahr nach der Schlacht wird in Hogwarts wieder unterrichtet. Die Schule ist längst noch nicht wieder vollständig aufgebaut, doch Harry Potter hilft wo er kann. Unerwartet kommt Draco Malfoy wieder nach Hogwarts um dort seinen Abschluss fo...