Alaska warf mir ein trauriges Lächeln zu. „Vertrau mir!"
Mit diesen Worten stürzte sie auf die Männer zu und ehe diese reagieren konnten, hatte sie ihnen die Kehle durchgebissen. Dann stürzte sie zu Boden. Ich stürmte auf sie zu. „Alaska!"
Das durfte doch nicht wahr sein!
„Alaska, komm schon!" Ich rüttelte sie an der Schulter.
Keine Reaktion.
Ich rief erneut ihren Namen und rüttelte ein bisschen fester.
Immer noch nichts.
„Man Alaska. Wenn du jetzt nicht aufwachst, dann hasse ich dich bis ans Ende meines Lebens!"
Da ob sich ihr einer Mundwinkel ein klitzekleines bisschen in die Höhe. „Jago?", stöhnte sie leise.
„Ich dachte, du wärst tot!"
„Sind wir das nicht?"
Jetzt war ich es, der stöhnte. Allerdings vor Erleichterung. Wenn sie schon wieder solche Kommentare von sich geben konnte, konnte es nicht ganz so schlimm sein. Ich sah sie entschuldigend an. „Es könnte sein, das du mich gleich hassen wirst!"
„Wieso sollte ich?"
„Weil du jetzt leider aufstehen musst..."
„Ich hasse dich!"
„Und was würdest du sagen, wenn du wüsstest, dass vermutlich gerade ein Spezialteam auf dem Weg zu uns ist, die nicht davor zurückschrecken werden, dich umzubringen?"
„Oh, ich würde sagen, wir nehmen die Treppe!"
Schwankend stand sie auf. Ich stützte sie und gemeinsam humpelten wir zur Treppe, denn den Aufzug zu nutzen, wäre ziemlich riskant. Oben blieb uns der Mund offen stehen. „Alls Glasröhren waren leer. Die meisten Wissenschaftler und Ärzte lagen tod auf dem Boden. Alaska begann zu zittern. Auch ich fühlte mich alles andere als wohl, weshalb wir so schnell wie es ging verschwanden.
Draußen schneite es. Dicke Flocken fielen vom Himmel, und während die auf meiner Haut sofort schmolzen und als Wasser an mir herunterflossen, bis ich vollkommen durchnässt war, froren sie auf Alaska's nur noch mehr ein. Sie wurden zu spitzen kleinen Kugeln. Auch wenn ich Kälte hasste, tat sie ihr gut zu tun. Nachdem sie ein paar mal tief durch geatmet hatte, ging es ihr offensichtlich wieder besser. Dann stellte sie die Frage, auf die ich keine Antwort hatte: „Was machen wir jetzt?"
Etwas ratlos sahen wir uns um. Im Schnee konnten wir Fußspuren erkennen.
Sehr viele Fußspuren!
„Wir... müssen... normal aussehen." Sie überlegte.
„Du musst normal aussehen!", unterbrach ich ihre Gedanken.
„Stimmt...!", sie verzog das Gesicht, was irgendwie lustig aussah. Doch sie hatte recht. Wir durften nicht auffallen. Wir würden beide auffallen, doch während ich vermutlich einfach als ziemlich gut aussehender Typ, in komischen „Klamotten" (falls man das lange Hemd, das mich an diese Krankenhauskleidchen erinnerte, so nennen konnte) abgestempelt werden würde, würde Alaska sofort als entlaufener Mutant erkannt werden. Kein Wunder, silbrigweiße Haare, eisblaue Augen und fast schneeweiße Haut ist ja kein normal Fall.
Auch wenn ich zugeben musste, dass sie ziemlich hübsch war.
„Jago!" Alaska schnippte mit den Fingern und unterbrach so meine Gedanken. „Was?"
„Och... jetzt hör doch mal zu!", schimpfte sie. Dann erbarmte sie sich jedoch und erklärte mit ihre Idee erneut: „Wir holen uns Haarfarbe und Kontaktlinsen. Dann seh ich auch normal aus."
Es klang ganz simpel, zu simpel. Es musste einen Haken geben. Den fanden wir aber erst eine Woche später, nachdem ich es irgendwie geschafft hatte, mich in einen Laden zu schleichen und Sachen zu klauen. Geld hatten wir ja keines.
Problem 1:
Haare färben im Wald bei eisigen Schneeregen-Matsch-Wetter ist nicht gerade einfach.
Problem 2:
Mutanten vertragen anscheinend keine Kontaktlinsen, denn Alaska's Augen tränten wie verrückt.
Problem 3:
Als wir es geschafft hatten, ihre Haare mit dem braunen Haarfärbe-Zeug einzukleistern, fiel uns auf, das wir ja kein Wasser hatten. Also musste ich ewig lang mit zu einer Schale geformten Händen dastehen, bis sie es geschafft hatte, die Farbe raus zu waschen.
Problem 4:
Bei Mutanten hält Haarfärbe-Zeug irgendwie nicht in den Haaren. Zwei Minuten nah dem rauswaschen, waren ihre Haare wieder so silberweiß wie zuvor.
„So klappt das nicht...", stöhnte ich entnervt. Alaska's Blick sah aus, als wäre sie sehr erleichtert.
„Wie wärs, wenn wir mir erstmal... normale... Klamotten holen?", schlug sie dann vor. Ich raufte mir die Haare. Wieso waren wir da nicht schon früher drauf gekommen? Schließlich hieß es:
Kleider machen Leute!
So kam es, das ich mich zum zweiten Tag in ein Geschäft schlich, und ein paar Sachen mitgehen ließ. Da mich der Verkäufer allerdings erwischte, mussten wir den Rest von Wäscheleinen aus Gärten nehmen. Wir brauchten eine Weile, denn es war Winter und wenn Alaska im T-Shirt rumlaufen würde, wäre es immer noch zu auffällig. Doch irgendwann hatten wir es geschafft.
„Dreh dich um!", fauchte Alaska mich an, bevor sie in die geklauten Klamotten schlüpfte. Statt des hellblauen Hemdes trug sie jetzt einen dunkelblauen Pulli, eine schwarze Jeans und leicht abgewetzte Turnschuhe. Ihre Haare hatte sie hochgebunden und darüber eine ebenfalls schwarze Mütze gezogen.
„Was glotzt du so?", meckerte sie. Ich schaute schnell in eine andere Richtung und sie begann zu lachen. „Du schaust aus wie ein Betrunkener Goldfisch!" Sie schien zu überlegen. „Können Goldfische betrunken sein?"
Jetzt war ich es, der lachte. „Wenn du ihnen Alkohol ins Aquarium kippst... Probier es liebe nicht aus."
Nachdem auch ich mein Hemd in Bluejeans, schwarzes T-Shirt und schwarze Lederjacke eingetauscht hatte, trauten wir uns in einen kleinen Vorort einen Stadt, deren Namen wir nicht wussten. In der Fußgängerzone liefen wir staunend von einem Schaufenster zum nächsten und kamen schließlich an einem Kiosk vorbei, vordem ein Ständer mit Zeitschriften stand. Alaska ging hin und ehe ich sie zurückhalten konnte, nahm sie sich die Zeitung von gestern. Konzentriert blätterte sie durch die Seiten. Dann wurde sie blass.
„Schau mal..." Sie deutete auf einen Artikel. Die Überschrift lautete:
𝕸𝖚𝖙𝖆𝖓𝖙𝖊𝖓 𝖊𝖓𝖙𝖐𝖔𝖒𝖒𝖊𝖓
𝖁𝖊𝖗𝖑𝖎𝖊𝖗𝖙 𝕶𝖊𝖕𝖑𝖊𝖗𝟐𝟐 𝖉𝖎𝖊 𝕶𝖔𝖓𝖙𝖗𝖔𝖑𝖑𝖊?
„Das...", ich verstummte. Wir hatten natürlich damit gerechnet, dass ein paar Mutanten so dumm waren und sich zeigten, doch dass man herausfinden könnte, wer Kepler22 war, bzw. Was Kepler22 war, damit hätten wir nie gerechnet. Alaska sah mich bestürzt an. „Weißt du, was das heißt?"
Ich nickte, doch dann schüttelte ich den Kopf.
„Das heißt, dass Kepler22 uns vermutlich als Monster verkaufen werden, damit man uns umbringt, sobald man uns sieht. Es könnte auch passieren, dass man uns als Sklaven an reiche Leute verkauft oder dass wir in den krieg geschickt werden, weil es ja nicht so schlimm ist, wenn ein Monster stirbt, als wenn ein Mensch stirbt!"
Ich begriff.
Und alles, was sie sagte, traf ein!
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Alaska︱✓
Science Fiction[SciFi-Roman, beendet ✓] „Der Feind deines Feindes ist noch lange nicht dein Freund, merk dir das!" Laut Kepler22b sollten Mutanten die neue Zukunft bedeuten. Bei der genetischen Veränderung der Kinder, unterlief den Wissenschaftlern jedoch ein Feh...