Chapter 18

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Aufgewühlt lief ich im Haus hin und her. Als ich zum elften Mal durch die Eingangshalle marschierte, klickte das Schloss und Marcus kam herein. Er klopfte sich den Schnee von den Schuhen, bevor er sie ordentlich ins Regal stellte. Nachdem er auch seinen Mantel aufgegangen, und Mütze und Schal verstaut hatte, ging er in die Küche und schaltete die Kaffeemaschine an. Er war ziemlich schweigsam, dass beunruhigte mich noch mehr, als ich es eh schon war. 

„Ist irgendetwas schief gegangen?", fragte ich vorsichtig. Marcus zuckte zusammen, dann schaute er mich an. „Die Lasses hatten ihren Mutanten dabei. Nummer vierhundertundzweiundfünfzig (452), acht Jahre alt."

Ich starrte ihn an. „Acht Jahre alt?", brachte ich dann heraus. „Das..."

„Ich weiß. Das ist unmenschlich. Der Kleine hat kein Wort gesprochen. Er hat keinen Mucks von sich gegeben, als die anderen Leute ihn anrempelten, ihn bespuckten oder auch schlugen."

Ich spürte wie mir Tränen in die Augen schossen. „Nein...", murmelte ich. Dann erinnerte ich mich an das Geschehen, dass ich vorhin im fernsehen beobachtet hatte. „Vier Mutanten haben in Berlin eine Rede gehalten. Sie haben Rechte für sich eingefordert und den Menschen erklärt, dass sie früher auch einmal Menschen gewesen waren. Aber die Menschen hat das garnicht interessiert. Sie... sie haben die vier mit Sachen aus den Mülleimern abgeworfen und die Polizei angerufen, die dann auch mit fünf Einsatzwägen und zwei Helikoptern ankamen. Die Mutanten... sie haben noch nicht einmal gekämpft. Sie haben doch nur geredet, ganz normal, und trotzdem wurden sie abgeführt und sitzen jetzt vermutlich in Aquatraz hinter Gittern."

Betroffen sah Marcus mich an. „Das... tut mir sehr leid!", brachte er schließlich hervor. Ich schluckte. Dann sagte ich leise: „Ich will nicht mehr so leben!"

Nachdenklich schob Marcus mich ins Wohnzimmer, wo wir uns zusammen auf die Couch setzten und einfach eine Weile schwiegen. Irgendwann brach ich die Stille, indem ich mich räusperte und grummelte: „Menschen sind scheiße!"

„Ich hoffe, Fiona und ich sind da Ausnahmen?" Macus zog lächelnd eine Augenbraue hoch. Ich lächelte zurück. „Natürlich, ihr seid die besten Menschlichen Ausnahmen die es gibt!"

Da öffnete sich die Tür und Jago schlurfte herein. Als er uns sah, fragte er erschrocken: „Ist jemand gestorben?"

Schnell beruhigte ich ihn und klärte ihn über die aktuellen Nachrichten, und den kleinen Jungen auf. Ich sah, wie sich seine Hand zu einer Faust ballte und er den Kiefer anspannte. „Diese... arroganten...", grollte er. Ein mahnender Blick von Marcus verhinderte, dass er seine gesamte Sammlung von Schimpfwörtern nannte.

„Das kann so doch nicht weiter gehen...", murmelte er jetzt immer wieder und lief vor uns hin und her. „Wir müssen etwas ändern!"

„Das ist uns klar.", erwiderte ich hitziger als gewollt, „aber ich habe keine Lust, jetzt schon zu sterben!"

„Wer sagt denn, dass wir sterben werden?"

„Wenn du auch nur 1% deines Verstandes benutzen würdest, dann wüsstest du, das wir bei deinen Aktionen zu 100% draufgehen werden!"

Nun mischte sich auch Marcus ein. „Alaska hat recht. Ihr dürft nichts tun, was euch in Gefahr bringen könnte! Und damit Fiona und mich auch..."

„Wir müssen ja noch nicht einmal kämpfen. Wir können reden und den Menschen so zeigen, das wir nicht gefährlich sind." Erwiderte Jago.

 Ich zeigte ihm nur einen Vogel. „Genau das haben die vier Mutanten gerade eben im Fernsehen getan. Sie haben nur geredet und trotzdem sind sie verhaftet worden!"

„Ja, aber das eilt doch nicht-"er erstarrte. Dann wandten wir gleichzeitig den Kopf in Richtung Garten, beziehungsweise in Richtung Hecke. 

„Ähm... alles okay?", fragte Marcus ein wenig verunsichert. Als weder Jago noch ich reagierten, rüttelte er mich leicht an der Schulter, da ich ihm ma nächsten saß, und ich murmelte leise: „Wir werden beobachtet!"

„Wie? Beobachtet?" Alarmiert sprang Marcus auf und starrte auf einen unbestimmten Punkt, bei dem er die Bedrohung wohl vermutete. „Ihr spürt das?", fragte er dann leise. Wir nickte nur. Dann öffnete Jago entschlossen die Terassentür und ehe ich ihn zurückhalten konnte, rannte er auf die Hecke zu. 

„Man, bist du Lebensmüde? Das könnten Jäger sein!", schrie ich ihm hinterher. Dann wandte ich mich zu Marcus um. „Geh irgendwo hin wo du von außen nicht gesehen werden kannst!"

Jago duckte sich gerade und war im nächsten Moment auf der anderen Seite der Hecke verschwunden. „Bist du irre?" Schnell rannte ich ihm hinterher und flog mit einem Katzenhaften Satz ebenfalls über die Mauer. Elegant landete ich neben ihm. „Was hast du eigentlich für Probleme?", fuhr ich ihn an. Als er nichts sagte, schaute ich nach vorne. Mir klappte der Mund auf. 

Dort stand jemand.

Ein Mutant.


Alaska︱✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt