Chapter 36

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„Guten Morgen!"

Abrupt setzte ich mich auf und schaute mich um. Dr. Brown hantierte mit irgendwas herum und es schien so, als wäre er ziemlich reizbar. 

„Haben Sie gut geschlafen, Doktor Brown?" Ich lächelte ein Kleinkindlächeln, was er jedoch einfach ignorierte, genau wie meine Frage. Weiter Provozieren wollte ich ihn lieber nicht, denn leider hatte ich immer noch den Controler am Hals.

„Gleich kommt Doktor Willson, um mit dem Check eurer seelischen Verfassung anzufangen."

Ich öffnete den Mund zu einem stummen Schrei, denn wenn dieser Irre hörte, dass ich schrie, dann würde er sich bestimmt diebisch freuen. In diesem Moment bemerkte ich, dass Arius teilnahmslos vor sich hinstarrte. 

„Hey... blöde Mütze...", zischte ich ihm zu. Er hob den Kopf ein kleines Stück und sah mich an. „Ich habe immer noch einen Namen!"

„Den der Dok verraten hat. Aber darum gehts jetzt nicht! Ich sag nur: Charlotte Willson..."

Sein Blick hellte sich etwas auf und ein grimmiges Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Gestern Abend hatten Arius und ich noch sehr lange gesprochen. Da wir sehr leise reden mussten -auch in diesem Labor gab es Kameras-  hatten wie viele Sätze öfters wiederholen müssen. Letztendlich hatten wir entschieden, dass wir Charlotte Willson manipulieren würden, sodass sie irgendwann die Controler abschaltete und uns raus ließ. Es klang wie ein schlechter Witz, doch ich war mir relativ sicher, dass es funktionieren würde. 

„Doktor Willson, wenn Sie bitte anfangen würden...", rief der Doktor in diesem Moment. Im nächsten hastete die blonde Frau herein. 

„Na klar, sofort... ich brauche nur kurz ein... Klemmbrett..." Hektisch kramte sie in einem rollbaren Bürocontainer, fand dann schließlich was sie suchte und setzte sich auf den Stuhl vor Arius Zelle. 

„Also... ja... ich stelle die einfach nur ein paar Fragen..." Sie pustete sich eine Strähne ihrer hellen Locken aus dem Gesicht, die sich aus ihrem unordentlichen Dutt gelöst hatte. „Naja, es tut nicht weh, keine Sorge!" Sie lächelte.

Arius sah sie ausdruckslos an. 

„Okay, eine ganz einfache Frage: Wie fühlst du dich?"

„Scheiße!"

„Oh, wieso das denn?"

„Weil wir in einem Labor festgehalten werden?"

„Ja... Ähm... nächste Frage: Wie ist dein Leben bisher verlaufen?"

„Bis ich zehn war sehr gut!"

Das ganze klang wie ein Interview zwischen einer jungen und unerfahrenen Journalistin und einem extrem gelangweilten Prominenten, wie s sie haufenweise im Fernsehen zu sehen gab.

„Arius, ich möchte euch helfen. Das geht aber nur, wenn du mitmachst!"

„Ich möchte aber nicht mit machen! Ich möchte einfach hier raus und mein Leben leben! Und zwar nicht in einem Labor, in dem über mich geredet wird wie ein Tier und in dem an mir rum geforscht wird wie es den Wissenschaftlern beliebt. Denkst du, wir wurden gefragt ob wir das damals wollten?"

Charlotte Willson schwieg. Dann schüttelte sie den Kopf. „Darüber habe ich nicht nachgedacht, aber wenn du nicht mit mir reden willst, machen wir eben mit ihr weiter..." Sie deutete in meine Richtung. Arius starrte ihr entgegen. 

„Denken Sie mal drüber nach!"

„Vielleicht. Aber mein Chef hat mir zu sagen, was ich zu tun habe und was nicht. Ich helfe ihm, denn wir arbeiten als Team." Dr. Willson klappte ihr Klemmbrett zu und kam dann zu mir. 

„So, Alaska, wie fühlst du dich?"

Ich schweig. Auch wenn wir abgemacht hatten, Charlotte Willson nach und nach zu manipulieren, und wir folglich mit ihr reden mussten, konnte ich es einfach nicht. Selbst wenn ich wollte.

„Geht es dir gut? Oder bist auch auch eher mäßig gelaunt?"

„Nette Umschreibung..."

„Also geht es dir... nicht gut?"

„Richtig!"

„Warum?"

„Weil ich schon wieder in einem Labor gefangen gehalten werden? Gegen meinen Willen?!"

„Ah... ja... okay... ich denke, so kommen wir nicht weiter..." Sie stand auf und ging rüber zu Doktor Brown. Die beide sprachen eine Weile leise miteinander, dann kamen sie wieder zu uns. 

„So...", der Doktor faltete seine Hände, „ich muss sagen, es ist enttäuschend, dass eure Kooperation mit Menschen, die euch helfen wollen, anscheinend nicht vorhanden ist."

Mir entfuhr ein trockenes Lachen. Klar, sie wollten uns helfen! Wenn ich eines gelernt hatte, dann, dass Menschen nie etwas taten, bei dem sie keinen Eigennutzen draus ziehen konnten. 

„Kleine, ich erwarte einen gewissen Respekt mir gegenüber!"

„Respekt? Sie erwarten Respekt? Wissen Sie überhaupt, was das ist?" Ungläubig starrte ich ihn an. Das konnte doch jetzt nicht sein Ernst sein! Von mir erwartete Respekt, während ich für ihn anscheinend nicht mehr als ein Versuchsobjekt war, mit dem machen konnte was immer er wollte.

Seine Augen verengten sich. Grimmig starrte er ich an. „Weißt du, wieso ich keinen Respekt vor Deinesgleichen habe?" 

Ich schüttelte den Kopf.

„Weil ihr ihn nicht verdient habt! Ich seid es nicht Wert, dass man euch Respekt entgegnen  bringt. Ihr seid undankbare kleine Wesen! Ihr wurdet erschaffen, um die Menschen zu schützen! Doch ihr seid nichts anderes als Monster!"

Das hatte mich getroffen. Auch Arius starrte den Doktor fassungslos an. Dieser hatten sichtlichen Spaß daran uns wehzutun, denn er fuhr fort: „Ich verstehe einfach nicht, wie Kapler22 damals so schlampig hatte vorgehen können. Der eigentliche Plan war gewesen, unzerstörbare Wesen zu erschaffen. Wesen, über die wir die Kontrolle hatten. Wesen, du uns ergeben waren!"

Ich schüttelte den Kopf. „Das nennt man auch Sklaverei!"

Er ignorierte meinen Einwurf. „Doch statt etwas zu erschaffen, das uns hilft, erschuf Kepler22 so etwas wie... dich!"

Ich zuckte zurück. Er hatte das Wort ausgespuckt, als wäre ich ein Stift oder eines seiner Klemmbretter. Das war wirklich gemein. Doch anstatt ihm alle möglichen Beleidigungen an den  Kopf zu werfen, die mir gerade durch den Kopf schossen, schluckte ich nur und trat einen Schritt zurück. 

„Dann weiß ich Bescheid!"

Alaska︱✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt