Chapter 40 - Special

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"Fahr schneller!" Ich schrie schon fast.

"Ich möchte die Fahrt überleben und da vorne ist eine rote Ampel!", rief Marcus zurück. Wir rasten mit überhöhter Geschwindigkeit auf eine Kreuzung zu und Marcus trat zu spät auf die Bremse, sodass er sofort wieder Gas geben musste und wir es mit einigen Hupen und großen Schlenkern schafften, heil drüber zu kommen.

"Ist es dir lieber das Aisy stirbt?"

"Nein, aber wenn wir Tod sind, dann nützt ihr das auch nichts mehr!"

"Könnt ihr mal aufhören euch anzuzicken?" Hope trommelte wütend mit den Händen auf die Kopfstützen unserer Sitze. "Das hilft uns nicht weiter! Marcus! Fahr so schnell es geht, und Jago? halt die Klappe!"

Kurz darauf erreichten wir das große Gebäude in Dantomir, zum dem wir gerufen worden waren. Marcus hielt im Parkverbot und wir hetzten zur Eingangstür. Auf der Treppe in den sechsten Stock hängten Hope und ich Marcus ab. Dann standen wir vor einer weißen Tür, auf der ein Schild mit der Aufschrift "Brown, Willson, Johnson" hing.

Die Anruferin hatte sich mit Johnson vorgestellt und einen Doktor Brown erwähnt, von dem wir uns lieber nicht erwischen lassen sollten. Also waren wir hier wohl richtig. Ich nickte Hope zu, sie atmete tief ein und straffte dann entschlossen die Schultern. Doch als ich meine Hand auf das Schloss zubewegte, hielt sie mich jedoch zurück. Sie zog ein dünnes, silbernes Armband von ihrem Handgelenk und hielt es mir hin.

"Wenn ich sterben sollte... dann gib das Fiona, okay?"

Ich starrte sie an. "Gib's ihr doch selbst!", gab ich zurück, dann schmolz ich das Schloss und wir standen vor einem menschenleeren Flur, von dem auf jeder Seite drei Türen abgingen. Die hinterste auf der rechten Seite war geöffnet, ebenso wie die zweite auf der linken Seite. Wir schlichen uns bis zur zweiten vor und späten herein. Niemand war zu sehen, von daher gingen wir wieder hinaus.

"Psst!" Hope legte einen Finger auf die Lippen. Sie deutete zur letzten Tür, aus der man eine Männerstimme hörte. Leise schlichen wir uns näher, sodass wir verstehen konnten, was gesagt wurde.

"-sagen, ich bin enttäuscht! Wir hätten soviel erreichen können. Doch jetzt verratet ihr mich einfach..."

Vorsichtig späte ich in das Zimmer hinein, welches man nicht wirklich als Zimmer bezeichnen konnte, denn es glich eher einer kleinen Turnhalle in weiß. Es musste das Labor sein. Ich sah einen Mann mit hellbraunen Haaren in einem weißen Kittel von hinten, vor ihm ein groß gewachsenes Mädchen und ein Junge. Dahinter erkannte ich dunkelbraune Haare und noch eine Person, doch man konnte sie nicht genau sehen.

"Vor allem von dir!" Der Mann schien sich nun direkt an eine bestimmte Person zu richten. Eine Stimme die mir ziemlich bekannt vorkam antwortete patzig: "Wissen Sie was? Das tut mir noch nicht mal leid!"

Alaska! Sie war hier!

Ich atmete erleichtert auf, doch dann spannte ich mich erneut an. Alaska mochte zwar patzig klingen, doch ich hörte die Wut und vor allem ihre Angst ganz deutlich heraus. Hope drehte sich auf einmal um. Im nächsten Moment wurde sie in mich hinein geschleudert, was mich wiederum ins Schwanken brachte. Ich verlor das Gleichgewicht und kippte nach hinten. Der Mann drehte sich um. Ich starrte ihn an, dann richtete ich meinen Blick nach vorne und sah eine blonde Frau. Sie lächelte uns an und rief dann: "Sieht aus, als hätten wir noch mehr Besuch bekommen, Sir!"

"Sehr gut Willson!" Der Mann lächelte nun ebenfalls, drehte sich um und kam auf uns zu. So wurde die Sicht frei auf Alaska. Sie sah eigentlich genauso aus wie ich sie in Erinnerung gehabt hatte, doch trotzdem hatte sie sich irgendwie verändert. Sie starrte mich an. Dann geschah alles auf einmal. Das große Mädchen hastete los und sprang ab. Sie flog auf den Doktor zu, der sich überrascht umdrehte und sich gerade noch rechtzeitig duckte. Das Mädchen landete geräuschlos auf dem Boden, schnellte herum und sprang erneut. Diesmal erwischte sie ihn und rückte ihn auf den Boden. Ich nutzte die allgemeine Ablenkung aus und schob Hope von mir runter. Dann kickte ich die blonde Frau von den Füßen, die zum Glück keinerlei Kampferfahrung zu haben schien, denn sie fiel mit einem erschrockenen Aufschrei um und ich schleifte sie kurzerhand zur nächstbesten Tür, schob sie herein und schloss ab, denn praktischer weise lag der Schlüssel oben auf dem Türrahmen. Hope hatte sich inzwischen wieder hinter dem Türrahmen verschanzt, denn genau wie die Willson, hatte sie keinerlei Erfahrung beim kämpfen. Ich stürmte in die Halle herein und half dem Mädchen, den sich wehrenden, Doktor am Boden festzuhalten.

"Was machen wir jetzt mit ihm?" Das Mädchen sah zu dem Jungen, den ich nicht kannte. Dieser schaute sich um und lief dann zu einem der Rollwägen. Er war ziemlich viel Papierkram auf den Boden, ebenso wie Spritzen, Reagenzgläsern -wofür hatte der Doktor die denn gebraucht?- und kam schließlich mit einem Gummiband zurück.

"Fürs erste wird das gehen...", murmelte ich. Der Junge fesselte den Doktor, dann ließen wir ihn los. Hektisch begann er auf seinem Hintern zur Tür zu rutschen.

"Weit kommt der nicht!" Alaska kam auf mich zu und ich zog sie in meine Arme. "Ich hab dich echt vermisst, kleine Schwester!", flüsterte ich ihr ins Ohr, woraufhin sie leise gluckste. "Ich dich auch, großer Bruder!"

Wir hörten leise Schabgeräusche aus dem Flur. Der Junge, den wir neulich bei uns vor dem haus erwischt hatten, rannte zur Tür und spähte hinaus. Dann kam er mit erhobenen Händen rückwärts wieder herein. Wir erstarrt standen wir da, als der Doktor herein kam. Mit einer Waffe in den Händen. Der Lauf war ziemlich genau auf Alaskas Herz gerichtet.

"Eine Bewegung...", der Doktor bemühte sich gar nicht mehr, so zu tun, als wäre er der Gute. Voller hass und Verachtung starrte er uns an. "...eine Bewegung, und eure kleine Freundin ist Tod!"

Wir standen da. Unfähig uns zu bewegen. Mit großen Augen starrten wir den Doktor an. Ein irres Grinsen erschien auf seinem Gesicht. "So ist es gut!" Dann wurde er wieder ernst. "Aber selbst das wird euch nicht helfen!"

Er drückte ab. Das Klicken hörte sich erschrecken laut und real an. Wir sahen die Kugel auf Alaska zurasen. Sie riss die Arme hoch. Dann löste sich ein Schatten von der Wand neben ihr, flog auf sie zu und landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem weißen Boden.

Alaskas Augen waren weit aufgerissen. Eine Träne rollte ihre Wange herunter. Sie sank auf die Knie und starrte fassungslos auf den kleinen leblosen Körper vor ihr.

"Hope...", flüsterte sie entsetzt. Geschockt schluchzte sie auf und legte umarmte das Mädchen. In mir war alles leer. Es war, als hätte mir jemand jegliche Energie entzogen. Auch die anderen starrten geschockt auf das Bild, welches sich ihnen bot. Alaska saß weinend auf dem Boden, mit dem Mädchen im Arm, welches sich für sie geopfert hatte. Ich ging langsam auf sie zu und zog sie vorsichtig zurück. Sie wehrte sich nicht. Kraftlos sank sie in sich zusammen. Auch mir rannen Tränen über die Wangen. Doch dann nahm ich eine Veränderung war. Ein Ruck ging durch ihren Körper. Sie befreite sich auf meinen Armen uns stand auf. In ihren Augen spiegelte sich grenzenlose Wut. Alle anderen machten einen Schritt zurück und auch ich bekam ein wenig Angst. So wütend, hatte ich sie noch nie erlebt. Dann begannen ihre Augen regelrecht zu leuchten, eine eisige Kälte ging von ihr aus und der Boden, die Wände und alles andere wurde langsam aber sicher von einer Eisschicht überzogen. Alles begann zu gefrienen ,von Alaskas Füßen ausgehend. Fassungslos starrte der Doktor auf seine Arbeit, die gerade vor seinen Augen vernichtet wurde.

"Nein! Bitte...", keuchte er. Das hätte er besser nicht sagen sollen, denn Alaska wandte sich ihm zu und stieß einen Schrei aus. Einen Schrei, der ihre Wut, die Verzweiflung und vor allem ihre Trauer ausdrückte.

Langsam ging sie auf den Doktor zu. Sie hob eine Hand und bevor er reagieren konnte, hatte sie ihm einen Eiszacken durch das Herz geschossen. Er fiel nach vorne und augenblicklich färbte sich der Boden unter ihm rot.

Der Doktor war Tod, ebenso wie Hope!



Alaska︱✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt