„Ihr Name?" Der Wärter an der Anmeldestelle schaute mich auffordernd an.
„Jago Young.", antwortete ich ihm. Er tippte etwas in seinen Computer ein und wandte sich dann an Hope. „Und Ihr Name?"
„Hope... Young."
Wieder wurde getippt. Dann fragte der Wärter: „Ich vermute, sie sind Angehörige von Marcus Young?"
Ich nickte, hackte jedoch schnell nach: „Und von Fiona Young...?"
Er schaute etwas nach, dann schüttelte er den Kopf. „Tut ihr sehr leid, aber eure... Mutter... ist nicht hier."
Ich ließ mir meine Unruhe nicht anmerken, sondern nickte nur höflich. „Dürfen wir Dad besuchen? Meine kleine Schwester macht sich Sorgen um ihn..."
Hope nickte, wobei ihr ihre schwarzen Locken ins Gesicht fielen. Bevor wir uns für einen Anhalter an die Straße gestellt hatten, hatte sie ihr Aussehen zu schwarzen Haaren und grünen Augen geändert, sodass sie mir enorm ähnlich sah und niemand in Frage stellen konnte, ob wir wirklich Geschwister waren.
„Die Besuchszeit beginnt erst in zwanzig Minuten, doch... wartet mal kurz!" Er drückte einen kleinen Knopf in seinem Ohr und redete leise. Hope und ich spitzten die Ohren.
„Hier sind so zwei Kinder, sie wollen Sträfling 739 besuchen... ich soll sie in den Besuchsraum bringen?...okay... ja, habe verstanden!" Er blickte wieder auf und winkte uns dann, ihm zu folgen. Es ging durch einen weißen Flur, dann öffnete er eine Tür und ließ und in einen ebenfalls weißen Rum. Nicht nur ich erinnerte mich an eine Einrichtung, die ebenso strahlend weiß gewesen war, und in der an mir herum experimentiert worden war. Auch Hope spielte nervös mit dem Reißverschluss ihrer Jacke.
„Hey...", sagte ich leise, „das hier ist ein Gefängnis, kein Labor!"
„Ich weiß, aber..." Sie zuckte mit den Schultern und legte das Kinn auf die Knie. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam erneut ein Wärter herein und sagte in einer monotonen Stimmlage: „Marcus Young ist auf dem Weg!"
Ich atmete erleichtert auf, bedankte mich höflich und die Tür schloss sich wieder. Hope rutschte nervös auf ihrem grauen Plasikstuhl herum und mir fiel erst jetzt auf, dass sie und Marcus sich ja garnicht kannten. Schnell beruhigte ich sie. „Marcus hat kein Problem mit Mutanten. Er hat nur ein Problem mit denen, die ein Problem mit Mutanten haben. Du wirst ihn mögen!"
Sie zog einen Mundwinkel hoch und im nächsten Moment öffnete sich die Tür erneut. Marcus stolperte herein und ich sprang auf. Es folgte eine längere Umarmrunde, aus der sich Hope so gut es ging raushielt, dann setzten wir uns wider hin.
„Wo ist Alaska?", stellte Marcus die erste Frage.
„Wo ist Fiona?", feuerte ich zurück.
„Sie konnte entkommen bevor sie sie auch hier her verfrachten konnten.", antwortete er knapp, offensichtlich war er vor Sorge um seine Frau schon halb zerfressen. Schnell schüttelte er den Kopf. „Das ist jetzt auch nicht wichtig...", spielte er wieder seine Frage an.
„Sie ist auf dem Weg zur Arena, wir haben uns aufgeteilt.", antwortete ich ihm.
„Wir wollten eigentlich dich und Fiona befreien, aber jetzt bist ja nur du da, von daher: Wir sind hier um dich zu retten!", schaltete Hope sich ein. Marcus lächelte ihr kurz zu. „Das ist lieb von euch, aber es ist so gut wie unmöglich!"
Hope setzte eine grimmige Miene auf und sagte entschlossen: „Impossible ist nothing!"
„Wir müssen schnell sein. Und unauffällig." Ich überlegte. „Wir konnten vorher leider keinen Plan machen, weil wir nicht wussten wie das Gefängnis aufgebaut ist... aber..." Ich blickte zu Marcus, der ebenfalls nachzudenken schien. „Das Convict Prison ist in der Form eines O gebaut, Der Hof in der Mitte ist für die Gefangenen, dort kann man sie laufen lasen, ohne das sie abhauen können. Die Wärter hier sind zwar meistens am schlafen und greifen nur ein, wenn irgendjemand kurz davor ist ermordet zu werden, doch wenn sie bemerken, dass jemand flüchten will, dann haben sie ihre Waffen schneller in der Hand als du „Ich bin unschuldig!" sagen kannst."
Hope's Miene verdüsterte sich. „Waffen sind einfach doof!"
Ich stimmte ihr zu, doch dann fokussierte ich mich wieder auf unseren Ausbruchsplan.
„Ich weiß, dass klingt jetzt wie aus einem schlechten Film, doch es gibt eine Hintertür, die nicht bewacht wird, weil dort nur der Müll rausgebracht wird.", eröffnete Marcus uns. Das war doch schon mal etwas.
„Wir dürfen keine Zeit verlieren. Je eher wir hier raus sind, desto später merken sie, dass wir weg sind." Hope stand auf. „Die Tür ist abgeschlossen, dass ist aber kein Problem, denn, wie jedes Mädchen, habe ich eine Haarnadel dabei."
Alaska nicht!, dachte ich im Stillen. Ich hoffte, es ging ihr gut!
„Wenn wir also draußen sind, bringst du uns zu dieser Hintertür. Die Wachsen dürften für Jago auch kein Problem sein und ich habe da auch so meine Tricks!", redete Hope weiter. „Die Hintertür kann ich sicherlich auch knacken. Aber was dann?"
„Um das gesamte Gebäude führt ein Metallzaun, der mit Berührungsmeldern ausgestattet ist. Den können wir also vergessen." Marcus fuhr sich übers Gesicht. Er war blasser als sonst, hatte ein blaues Auge und eine feine Narbe über den linken Auge. Außerdem war die Kleidung hier orange, und diese Farbe stand ihm einfach garnicht.
„Ich hab's!" Hope's Gesicht hellte sich auf. „Wann werden hier die Müllcontainer geleert?"
„Ich weiß es nicht genau, aber ich denke, am Donnerstag..."
„Was hast du vor?", fragte ich misstrauisch. Hope grinste mich frech an und streckte mir die Zunge raus. „Heute ist Mittwoch..."
Mein Gehirn ratterte. Irgendwo hinten in meinem Kopf spuckte eine Vermutung herum, doch ich wollte nicht daran denken.
„Du hast aber nicht vor in die Müllcontainer u klettern?!" Marcus Augen verengten sich. Hope schnaubte nur. „Das halten wir schon aus. Aber wenn du lieber hier bleiben willst..."
„Das ist komplett irre! Willst du zu Mus zerquetscht werden?" Ich starrte sie fassungslos an. Sie warf mir einen bösen Blick zu. „Hast du einen besseren Plan?"
Nein, hatte ich nicht!
Zwei Minuten später hing meine Mütze vor der Kamera und Hope machte sich mit ihrer Haarnadel am Türschloss zu schaffen. Anscheinend war es kein besonders gutes, denn sie gab mir ein Zeichen und ich machte mich bereit. Als die Tür aufschwang schaltete ich den verdutzten Wärter aus. Zu dritt schlichen wir uns durch die Gänge, ich ganz vorne, Hope in der Mitte und Marcus hinten. Hope nahm lustiger weise immer die Farbe der Wand an, weshalb man sie kaum von ihr unterscheiden konnte.
„Da vorne rechts.", flüsterte Marcus. Ich atmete erleichtert auf, als ich um die Ecke ging und zwei Meter weiter eine schmale Tür entdeckte. „Hope? Dein Part!"
Sie machte sich erneut am Türschloss zu schaffen und diesmal dauerte es etwas länger. Es dauerte zu lange!
„Kriegst du's hin?", fragte ich ungeduldig.
„Nee, das klappt hier nicht!", antwortete Hope gereizt. Ich überlegte nur kurz, dann trat ich nach vorne, schmolz das Schloss und trat die Tür auf.
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Alaska︱✓
Science Fiction[SciFi-Roman, beendet ✓] „Der Feind deines Feindes ist noch lange nicht dein Freund, merk dir das!" Laut Kepler22b sollten Mutanten die neue Zukunft bedeuten. Bei der genetischen Veränderung der Kinder, unterlief den Wissenschaftlern jedoch ein Feh...