Chapter 34

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„Falls du dich wundert, wieso dir deine Fähigkeiten nichts bringen: Dieses Material ist kein Glas, sondern Xhami. Es absorbiert deine Kräfte, also lass es einfach. Du wirst eh nur scheitern!"

Scheinbar mitleidig lächelte er mich an, dann ging er zu einem Regal, welches ich vorhin übersehen hatte, und suchte nach einer Akte. Nachdem er offenbar fündig geworden war, kam er zu uns zurück. Er setzte sich auf einen Stuhl und schlug die Akte auf.

„Alaska Claire Cloud, geboren am 13.02.2033 in Twinford, USA. Eltern unbekannt, wuchs im Kinderheim ‚Alte Eiche' auf. Am 14.12.2041 von Mr James Smith entführt, erstes Experiment am 15.12.2041... Mutant Nummer Dreihundertsiebenundneunzig..."

Er las noch weiter, doch zum Glück nicht mehr laut. Ich bemerkte den Blick des Jungen. Er schwankte zwischen Mitleid und Entsetzen. Mit den Lippen formte er das Wort: „Kinderheim?"

Ich nickte nur leicht. 

Dr. Brown machte ab und zu „Ah" und „Oh", ansonsten war es still, bis er laut sagte: „Gut, jetzt zu dir!"

Der Junge spannte sich an. 

„Arius Stevens, geboren am 27.09.2029 in London, Großbritannien. Eltern sind Hannah Stevens, geboren Green, und Jake Stevens. ...Blablabla... ah, Entführung am 11.10.2039 von Mr Eric Clarke, erstes Experiment am 14.10.2039...Mutant Nummer Dreihundertvierundzwanzig..."

Arius hieß er also. Auch wenn ich seinen Namen jetzt kannte, änderte das überhaupt nichts an unserer Situation. 

„Wären Sie so freundlich uns aus diesen Dingern hier zu lassen?" Mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen wandte ich mich wieder Dr. Brown zu. Dieser zeigte uns ein strahlendes Zahnpastalächeln und tat dann erschrocken. „Natürlich, natürlich... alles zu seiner Zeit..."

Dann stand er auf und kam auf uns zu. „Ach, wo bleiben denn meine Manieren?! Darf ich mich vorstellen? Ich bin Dr. Armin Brown, ehemaliger oberster Gerichtsmediziner im Bundesstaat Massachusetts. Dann habe ich ein Angebot bekommen, für die Kepler Einrichtungen zu Arbeiten, und zugesagt."

 Ich kniff die Augen zusammen. „Einrichtungen? Sie reden im Plural!"

„Ja ja, ganz recht, meine Kleine."

Ich rümpfte verwirrt die Nase. Da schaltete Arius sich ein. „Würden Sie uns bitte erklären, was sie von uns wollen?"

Dr. Brown genoss es sichtlich und so auf die Folter zu spannen, denn er schwieg einige Minuten, bevor er knapp antwortete: „Forschen, was sonst?"

Mir wurde kalt. Damit hatte ich zwar gerechnet, doch bis gerade hatte ich gehofft, dass es nicht wahr werden würde. 

„Aber keine Sorge, wir werden euch nicht wehtun. Außerdem startet die Versuchsreihe erst in ein paar Tagen, wenn wir mit dem Check eurer körperlichen und seelischen Zustandes fertig sind."

„Wir?", fragte Arius misstrauisch. 

„Ganz recht." Der Mann nickte. „Wir sind drei Leute. Wissenschaftler, Ärztin und Psychologin." 

„Was genau wollen Sie erforschen?" Arius Stimme wurde drängender. Man konnte hören, dass er ungeduldig wurde.

„Verschiedenes."

Mit dieser Antwort fing er sich zwei Todesblicke ein, und wenn Blicke töten könnten, würde er jetzt eine kleine Wasserpfütze sein. Dann tat er so, als würde er sich erbarmen und seufzte. „Unter anderem arbeite ich an einem Rückverwandler. Außerdem möchte ich verstehen, wie man ein kleines Kind zu so einemMonster machen konnte."

Das war nur ein Teil seiner Pläne, das sah man ihm am.

„Sie verschweigen uns etwas...!", zischte ich. Auch mein Geduldsfaden, der in den letzten Monaten ziemlich gelitten hatte, war kurz vor dem zerreißen. „Wenn wir schon wieder zu Laborratten umfunktioniert werden, dann ist das mindeste, was ich verlangen kann, zu erfahren, was sie mit uns vorhaben!"

„Oh, meine Kleine!" Dr. Brown schlug scheinbar entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen. „Laborratten? Nein, nein, das verstehst du ganz falsch!"

„Dann eben Versuchskaninchen!", gab ich bissig zurück. 

„Um Gottes Willen, nein! Alles, was ich tun werde, ist lediglich euch manchmal etwas Blut zu entnehmen, und eine Haut- und/oder Haarzelle zu untersuchen!"

„Und was ist, wenn wir das garnicht wollen?"

„Denkst du, euch wird jemand fragen? Außerdem kannst du dich garnicht wehren!" Bei seinem letzten Satz erschien ein boshaftes Grinsen auf seinem Gesicht. 

„Wie kommen Sie denn da drauf?"

„Naja..." Er griff in die Tasche seines weißen Kittels und holte etwas heraus, das entfernt an eine Fernbedienung erinnerte. Nur das dieses Ding viel kleiner war, und lediglich zwei Knöpfe darauf waren. Ein hellblauer und ein dunkelblauer. Ohne etwas zu sagen deutete der Wissenschaftler auf die rechte Seite seines Halses, mehr oder weniger hinter dem Ohrläppchen. Ohne zu wissen warum machte ich seine Bewegung nach. Arius ebenfalls. Ich spürte etwas rundes, kaltes, mit etwa einem Zentimeter Durchmesser.

„Was zum Teufel ist das?" Ich versuchte mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Der Doktor lächelte kalt. „Das ist ein Controler."

„Und... was macht dieses... Ding?"

„Wenn ihr euch nicht an meine Anweisungen haltet, drücke ich auf einen der Knöpfe und ihr bekommt einen Stromschlag. Funktioniert so ähnlich wie diese elektrische Halsfessel, die sie auch damals immer dran gemacht haben. Wenn ihr die Etage wechseln solltet und ihr selbstständig laufen musstet."

Daran konnte ich mich noch sehr gut erinnern!

„Also", fuhr Brown fort, „es zwickt ein bisschen. Von daher, tut lieber, was ich sage."

In diesem Moment öffnete sich die Tür und eine junge, blonde Frau trat herein. „Dok?"

„Ja?"

„Wann kann ich mit dem Check anfangen? Ich... naja... ich habe heute Abend nicht so viel Zeit..." Peinlich berührt lächelte sie. Dr. Brown runzelte die Stirn. 

„Ich denke es ist besser, wenn wir die beiden erstmal ankommen lassen. Du kannst gehen, sei aber morgen pünktlich!"

"Alles klar, Chef!" Zack! Schon war sie wieder verschwunden. 

"Das war Charlotte Willson. Sie ist die Psychologin." Dr. Brown stellte unsere Akte zurück in den Schrank und ging in Richtung der unscheinbaren weißen Tür. "Entschuldigt mich bitte, wir sehen uns morgen!"

Schweigend sahen Arius und ich ihm hinterher. 

"Und was machen wir jetzt?" Er lehnte sich an die hintere Wand seiner Zelle, sodass er mich sehen konnte, ich legte mich auf den Bauch und stützte mein Kind auf die Hände. Nachdenklich runzelte ich die Stirn. "Vielleicht-"

"-weitere Fluchtversuche starten?", unterbrach er mich.

"Natürlich nicht!", schnaubte ich. 

"Fluchtpläne schmieden?"

"Klingt doch ganz vernünftig...!"

Für eine Weile hingen wir unseren eigenen Gedanken nach. Jeder überlegte angestrengt, doch zumindest mir fiel nichts Gutes ein. Arius jedoch schien eine Idee zu haben. Auf seinen Lippen bildete sich ein gefährliches Lächeln, als er leise sagte: "Ich weiß wen wir nutzen können!"

Skeptisch sah ich ihn an. "Und wen?Ich hoffe du meinst nicht den Dok!"

"Charlotte Willson!"  

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