„Wer bist du und was willst du hier?", knurrte Jago.
Der fremde Junge vor uns ging in Kampfstellung. „Was geht dich das an?", gab er ebenso unfreundlich zurück.
Ich spannte mich an und verengte meine Augen zu Schlitzen. „Komm einen Schritt näher und ich schwör dir das dein nächstes Date mit dem Boden von mir höchstpersönlich organisiert werden wird!", zischte ich. Ich glaubte, ein kleines Grinsen über seine Lippen huschen zu sehen, doch im nächsten Moment sah er wieder genauso feindselig aus wie vor einer Sekunde.
„Wer bist du und was willst du hier?", wiederholte Jago seiner Frage.
„Das geht dich immer noch nichts an.", erwiderte der Junge genervt. Ich beobachtete jede seiner Bewegungen und zischte bedrohlich, als er sich aufrichtete. Dann tat er etwas, womit ich nicht gerechnet hatte: Er machte einen Schritt zurück und sagte ruhig, aber eiskalt: „Ich solltet mich einfach wieder vergessen und zu euren Menschen zurück gehen. Sie sind ja anscheinend gut zu euch." Er drehte sich um und wollte verschwinden, doch Jago machte einen Satz nach vorne und hielt ihn am Handgelenk fest. „Du bist uns ein paar Fragen schuldig!"
Der Junge riss sich los und funkelte Jago wütend an. „Wieso sollte ich euch etwas schuldig sein?"
„Weil du uns einen riesigen Schrecken eingejagt hast!", gab Jago zurück.
„Hört auf!", fuhr ich dazwischen, „das ist doch total lächerlich!" Dann wandte ich mich dem Jungen zu. Zwar nicht feindselig, aber auch nicht freundlich sagte ich: „Wir vergessen dich, wenn du uns nicht mehr beobachtest!"
Er starrte mich verwirrt an und fragte dann Jago: „Gehört die Kleine zu dir?"
Ehe er reagieren konnte, hatte ich ihm mit einem Fußkick die Beine unter dem Körper weggezogen und er lag auf dem Boden. Ein schadenfrohes Grinsen konnte sich Jago nicht verkneifen, ebenso wenig wie seinen Kommentar: „Ja, die gehört zu mir, und sie ist verdammt gut darin, Leute mit dem Boden zu verkuppeln!"
Der Junge stöhnte entnervt auf. Dann war er mit einem Satz wieder auf den Beinen. „Lasst mich einfach gehen, okay?", fauchte er.
Ich überlegte, wie ich es schaffen konnte, dass er uns etwas über sich erzählte und mir fiel nur eine Möglichkeit ein. „Ich bin Alaska, Mutant Nummer Dreihundertvierundneunzig (394)."
Der Junge schaute mich an. In seinen unnormal dunkelblauen Augen konnte ich Verwunderung erkennen, doch dann stieß ich Jago in die Rippen, der daraufhin wiederwillig knurrte: „Jago, dreihundertsiebenundfünfzig (357)"
Hin und her gerissen fuhr sich der Junge durch die Haare. Wir hatten ihm etwas über und verraten und das konnte ziemlich gefährlich werden, denn er wusste nun nicht nur unsere Namen, sondern auch unsere Nummern. Doch er wollte dieses Risiko nur ungern eingehen.Schließlich stöhnte er erneut und sagte dann leise: „Ich kann euch nicht sagen wer ich bin. Und jetzt vergesst mich einfach, okay?"
„Wieso beobachtest du uns?", fragte ich schnell, bevor er wieder abhauen konnte und er blieb tatsächlich stehen. Er seufzte und murmelte dann wie zu sich selbst: „Die werd ich wohl nie los..."
Ich bemerkte, dass sich ein kleines Grinsen auf mein Gesicht stahl. „Stimmt. Zumindest nicht, bis du uns erzählst, wieso du uns beobachtest!"
Er schien unentschlossen, was er uns erzählen konnte und was nicht. „Ich... ich lebe mehr oder weniger auf der Straße. Neulich habe ich dich gesehen, wie du mit diesen Mädchen da gesprochen hast."
„Shit!", entfuhr es mir. Jago sah mich vorwurfsvoll an. „Ich hab doch gesagt dass dich Leute beobachten können!"
„Ist ja gut..." Ich war ihm einen bösen Blick zu, bevor ich wieder zu dem Jungen sah. „Aber ich habe dich nur jetzt gerade beobachtet."
„Was?", fragte ich alarmiert, „sonst noch nie?"
Er schüttelte den Kopf. „Nein."
Hektisch raufte ich mir die Haare. Das durfte doch nicht war sein. Denn wenn er die Wahrheit sagte und uns nur jetzt gerade beobachtet hatte, dann hatten uns die letzten male andere Leute beobachtet. Und diese Leute waren bestimmt nicht zufällig auch Mutanten, sonst hätten sie schon versucht und von den „bösen Menschen" zu befreien. Oft genug waren solche Aktionen bereits in der Zeitung gedruckt oder im Fernsehen gezeigt worden.
„Okay, wir vergessen dich, und du vergisst uns, klar?" Ich schaute ihm in die dunkelblauen Augen. Er starrte zurück.
„Okay." Er drehte sich um und war im nächsten Moment um eine Ecke verschwunden.
„Komm!", knurrte Jago, packte mich am Ärmel meines Pullovers und zog sich zum Zaun. Mit einem Satz war er oben und auf der anderen Seite gelandet, ich tat es ihm gleich. Als wir wieder drinnen waren, fuhr er mich an: „Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht mit Hope hättest sprechen sollen!"
„Ja und?", gab ich ebenso unfreundlich zurück. „Ich kann es nicht mehr ändern!"
„Man Aisy! Dieser Typ hat dich dabei gesehen und du hast es nicht bemerkt, wir wurden beobachtet und einmal wurden deine Sinne unterdrückt, auf die du dich sonst immer hundert Prozent verlässt!"
Ich hatte leider keine Ahnung worauf er hinauswollte, aber dass er aufgebracht war, merkte ich ganz deutlich. Außerdem machte er sich Sorgen.
„Bist du wirklich so dumm? Das bedeutet, dass irgendjemand hier ist, der unsere Sinne unterdrücken kann. Jemand, der gegen uns ist. Jemand, der uns umbringen will!"
„Ich bin nicht dumm!", pfefferte ich ihm wütend entgegen. „Und mir ist sehr wohl bewusst, dass es nicht nur jemand ist, der uns umbringen will. Es sind was weiß ich wie viele Menschen der Bevölkerung die Mutanten umbringen wollen!"
„Denkst du das weiß ich nicht selbst?" Jago raufte sich die Haare.
„Klar weiß du das! Aber du hast doch immer nur Kleinigkeiten im Kopf. Die Lasagne zum Beispiel, oder das Gespräch mit Hope. Okay, das mit Hope war wirklich dumm aber..." Ich wusste nicht mehr, was ich sagen sollte, deshalb schwieg ich.
„Genau, das mit Hope war wirklich dumm, das merkst du ja jetzt selbst!" Jago war anscheinend noch nicht fertig. „Wir haben ein Problem! Diese Leute sind hinter uns her, sie wissen, dass wir hier sind, sonst wären sie ja wohl kaum auf die Idee gekommen, die Sinne der Mutanten zu unterdrücken."
Langsam wurde es mir zu bunt. Ich wollte mich nicht rechtfertigen, für das, was ich getan hatte. Und das erst recht nicht vor Jago. Dieser hatte gerade erneut Luft geholt: „Und wenn wir nicht neulich herausfinden, wer das war, dann-"
„Ach friss doch Schnecken du Brokolie!", fuhr ich ihn an. Etwas perplex starrte er mich an und ich nutzte den Überraschungsmoment und flitze an ihm vorbei die Treppe hoch. Oben schloss ich mich in meinem Zimmer ein. Doch dann überlegte ich es mir anders, Schloß wieder auf und huschte in das große Zimmer, in dem ich mich austoben konnte. Ich kühlte den Raum runter, verschoss Eis, ließ es Schneien und schlitterte über den Boden. Dann kam mir eine Idee. Ich versuchte, aus Eis Dinge zu formen. Die zwei kugeln an Weihnachten waren ja keine Kunst gewesen, die Kunst war Jago zu verdanken, doch wenn ich es schaffte, aus Eis auch andere Dinge zu formen, könnte das sehr nützlich sein!
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Alaska︱✓
Ciencia Ficción[SciFi-Roman, beendet ✓] „Der Feind deines Feindes ist noch lange nicht dein Freund, merk dir das!" Laut Kepler22b sollten Mutanten die neue Zukunft bedeuten. Bei der genetischen Veränderung der Kinder, unterlief den Wissenschaftlern jedoch ein Feh...