Chapter 26

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Ich bemerkte, dass auch Jago sich immer wieder umschaute. Offensichtlich suchte er auch nach einem Mutanten. Hope stolperte hinter mir her, Jago war nur noch am keuchen und ich stöhnte auf. Wir waren noch lange nicht in Sicherheit. Erst wenn wir den Wald erreicht hatten, würden wir nicht mehr zu sehen sein. Und mit dem Auto konnten sie uns dort auch nicht folgen. 

„Ich kann... nicht mehr... und... außerdem fängt es... gleich... an zu regnen...", jammerte Jago. Ich verdrehte die Augen und rief zurück: „Sind Waschlappen nicht dazu da nass zu werden?"

Hope war ziemlich still, doch da ich sie nicht wirklich kannte, hoffte ich einfach mal, dass sie einfach nur schüchtern, müde oder beides war. Auch ich musste immer wieder gähnen, doch das Adrenalin, dass durch meine Adern rauschte, und mein schnell klopfendes Herz, ließen keine Müdigkeit zu. Als wir den Waldrand erreichten, atmeten wir alle erleichtert auf. Hier würden wir etwas zum übernachten finden, bei dem man uns nicht sofort entdecken konnte. Etwa eine Stunde liefen wir noch. Ein kleiner Pfad verlief ca. 50 Meter parallel dem breiten  Wanderweg, sodass wir uns eigentlich nicht verlaufen konnten. 

„Aisy! Du bleibst jetzt stehen!" Jago packte mich am Arm und ich drehte mich fragend zu ihm um. „Ich kann nicht mehr, Hope kann nicht mehr, und du kannst vermutlich auch nicht mehr! Ob du das jetzt wissen willst oder nicht ist mir egal. Da drüben wäre genug Platz zum schlafen und deshalb bleiben wir jetzt hier!" 

Ich gähnte. „Okay..."

Etwas verdutzt darüber dass ich so schnell nachgab, folgte mir Jago und kurz darauf lagen wir zu dritt nebeneinander. Hope lag in der Mitte, da sie die kleinste und jüngste war. Ich grinste, als ich bemerkte, dass sie so weit wie es ging von mir wegrutschte. Als sie meinen belustigten Blick bemerkte, zuckte sie mit den Schultern und meinte: „Du bist freezing cold!"

Ich erwiderte nichts, drehte mich um und schloss die Augen. Das einzige, was man hören konnte, war das Rauschen des Windes, der die Bäume über uns zum Schwanken brachte, das Rascheln der vertrockneten Blätter auf dem Boden und den gleichmäßigen Atem von Jago und Hope. Ich wollte auch schlafen, doch ich konnte nicht. Ich wusste nicht wieso, doch irgendetwas hielt mich davon ab jetzt zu schlafen. Irgendwann fiel ich dennoch in einen leichten Dämmerschlaf. Ich rollte mich zu einer Kugel zusammen und schlief eher unruhig. Plötzlich zuckten Bilder in meinem Kopf auf. Erst eine vereiste Landschaft, Schneegestöber, zugefrorene, riesige Gewässer, dann einen verschneiten Wald, in dem sich etwas bewegte. Bevor ich jedoch sehen konnte was sich bewegte, hörte ich es laut Knacksen. Ich brauchte zwei Sekunden um zu realisieren, dass das Knacksen aus der Realität und nicht aus diesem merkwürdigen Traum kam. Erschrocken fuhr ich in die Höhe und schaute mich hektisch um. Auch wenn ich niemanden sehen konnte, spürte ich, dass jemand da war. 

Das verwelkte Laub raschelte, als würde jemand darüber laufen. 

Vorsichtig richtete ich mich auf und schlich diesem Geräusch entgegen. Leider machte ich beim laufen ebenfalls Geräusche. Die Person, oder das Tier (ich war mir nicht ganz sicher ob es sich wirklich um einen Menschen handelte) war jedoch immer noch in der nähe, sie entfernte sich jedoch. Wenn ich sie noch erwischen wollte, musste ich also schnell sein. Wachsam schaute ich mich erneut um, doch man konnte niemanden sehen. Plötzlich spürte ich viele Menschen. Sie waren noch etwas entfernt, doch ich ärgerte mich schwarz, dass ich sie nicht vorher bemerkt hatte. Etwas entfernt konnte man auch Taschenlampen zwischen den Bäumen aufleuchten sehen. 

Ich musste zurück zu den anderen, und zwar sofort!

Gerade als ich los hechten wollte, wurde ich von hinten festgehalten. Bevor ich mich irgendwie wehren konnte, hielt mir jemand seine Hand vor den Mund. Still kauerten ich und der Unbekannte auf dem Boden hinter einem Busch, der uns jedoch nicht viel Deckung bot, denn es war Winter und in dieser Jahreszeit trugen Laubbäume und Büsche bekanntlich keine Blätter. 

„Sei leise!", zischte der Jemand hinter mir. Ich gab ein dumpfes Geräusch von mir. Jetzt nahm er vorsichtig seine Hand von meinem Mund. Ich wagte es nicht mich umzudrehen, denn dann hätte man das Rascheln unseres Kleider und meine Schuhe im Laub gehört, doch ich flüsterte leise: „Ich muss zu den andern!"

Doch der Unbekannte hatte offensichtlich beschlossen zu schweigen. Ich tat es ihm gleich und wir warteten mit angehaltenem Atem darauf, dass die Lichter der Taschenlampen und das Trampeln der schweren Stiefel auf dem Boden verschwunden waren. Auch dann noch trauten wir uns nicht uns zu bewegen, sondern warteten noch eine Weile. Genauso plötzlich wie ich festgehalten worden war, wurde ich auch schon wieder losgelassen und ich drehte mich blitzschnell um. Leider war der Unbekannte ebenfalls schnell, und ich konnte gerade noch zwei dunkelblaue Augen unter einer schwarzen Kapuze erkennen, bevor er erneut zwischen den Bäumen verschwand. Nach ein paar Sekunden, in denen ich ihm hinterher gestarrt hatte, rannte ich zurück zu unserem Schlafplatz und wurde prompt von einem aufgelösten Jago und einer schweigsamen Hope empfangen. 

Während Jago wild mit den Armen ruderte, saß sie stumm auf dem Boden und durchbohrte mich mit einem Blick aus graublauen Augen. 

„Wo warst du?" Jago schüttelte mich. 

„Ich war... ach, halb so wild." So schnell kam ich leider nicht davon. 

„Hey, Alaska. Wie kommst du auf die Idee mitten in der Nacht durch den Wald zu schleichen, ohne uns Bescheid zu sagen?", hielt Jago mich zurück.

„Ich hab war gehört, bin dem Geräusch hinterher gelaufen, dann kamen diese Typen und ich bin zurückgelaufen!", gähnte ich.

Den mysteriösen Unbekannten erwähnte ich mit keiner Silbe!

Alaska︱✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt