„Ich denke nicht, dass ihr euch in einer Stellung befindet, ihr der ihr dass Recht auf Anforderungen habt, oder, meine Kleine?"
Ich spannte mich an. Um meine Angst zu überspielen, zeigte ich ihr drohend meine spitzen Raubtier Zähne. Jago warf mir einen Blick zu, der so viel hieß wie: Beruhige-dich!
Ja, danke Kumpel. Das selbe würde ich gerade dir empfehlen!
Unsere Röhren wurden von den Kabeln getrennt und durch irgendeinen Mechanismus verdunkelte sich die Glasscheibe, sodass wir nicht sehen konnten, wohin man uns brachte, oder ob der andere noch da war.
Mir wurde wieder einmal ziemlich bewusst, wie ausgeliefert ich ihnen war. Solange ich mich in der Röhre befand, oder meine blöde Elektrofessel um den Hals trug, konnte ich mich nicht wehren.
Das war ziemlicher Mist!
Ich fühlte, wie wir uns nach unten bewegten, anscheinend befand ich mich gerade in einem Aufzug. Es rumpelte, dann hörte ich etwas Knarzen. Danach war es Still.
„Jago?", fragte ich vorsichtig.
„Alaska!" Ich hörte, wie ein Teil seiner Anspannung von ihm abfiel und ich selbst mich sofort ein wenig entspannte.
Gerade als ich noch etwas sagen wollte, hob sich meine Röhre und ich rutschte nach unten. Es war düster in dem Raum, in dem wir uns befanden, doch dank meiner Fähigkeiten konnte ich selbst im Dunkeln ganz gut sehen. In dieser Röhre konnte ich mich bewegen. Sie hatte etwa eineinhalb Meter Durchmesser und war ungefähr zwei Meter hoch. In diesem Moment rutschte Jago neben mich. Etwas verdutzt rappelte er sich auf und sah zu Miss Dauerlächeln, die komischerweise nicht zufrieden aussah.
„Das ist mir gar nicht recht!", sagte sie leise zu Entengesicht, doch wir verstanden es trotzdem.
„Es ist ein Befehl vom Chef. Außerdem findet sie hier eh keiner!", erwiderte Entengesicht, dann gingen sie und verschlossen eine ziemlich dick aussehende Stahltür hinter sich.
Etwas unsicher drehte ich mich zu Jago um. Er zögerte, doch dann war mit einem Schritt bei mir und umarmte mich. Ich lächelte und erwiderte seine Umarmung fest. Eine Weile standen wir so da, dann löste er sich von mir und musterte mich. Mit einem Lausbubengrinsen sagte er: „Du bist ja noch kleiner als ich dachte."
Ich wusste nicht, was ich sagen wollte. Stöhnend ließ ich mich an der Glaswand herunterrutschen und saß nun auf dem Boden der aufrecht stehenden Röhre. Genau wie in den liege Röhren bestand er aus einer dünnen, weißen Matratze, doch wie wir später herausfanden, konnte sich diese auf wundersame Weise zu einem Laufband umformen.
„Das ist komisch. Wieso sperren sie uns zusammen ein?", fragte ich mich dann laut. Auch Jago schien darüber nach zu denken, denn er hatte seine Grüblermiene aufgesetzt, die ich schon oft, wenn auch nur von der Seite, beobachtet hatte.
„Keine Ahnung, vielleicht hatten sie nicht genügend Röhren..."
Ich schnaubte. „Sie hätten uns auch einfach in unseren Röhren lassen können. Außerdem werden verdammt viele Kinder von der ganzen Welt entführt, die alle in irgendwelche Röhren gesteckt werden. Da gibt es doch keinen Röhrenmangel!" Als ich von den entführten Kindern sprach, verdunkelten sich unsere Mienen.
„Wir müssen es beenden!", knurrte ich.
„Was beenden?", fragte Jago.
„Die Entführungen, das Leid, einfach alles was mit Kepler22 zu tun hat!" Ich sah ihn entschlossen an. Auch wenn keiner von uns einen Plan hatte wie wir das unmögliche schaffen konnten, waren wir uns einig, dass wir es schaffen mussten!
Wir diskutierten noch eine Weile, dann rollte ich mich zusammen. Jago blieb mir gegenüber sitzen und beobachtete mich dabei. Plötzlich fragte er: „Was kannst du eigentlich?"
Etwas verwirrt blinzelte ich.
„Ich meine, was sind deine Fähigkeiten?" Er sah mich an, als wäre ich begriffsstutzig.
„Ach so..." Ich gähnte. Dann sagte ich: „Ich bin ein Schneetiger."So, als würde dieser kurze Satz alles Erklären.
Jago hob fragend eine Augenbraue. Jetzt war ich es, die ihn anschaute, als wäre er begriffsstutzig. Kurzerhand ließ ich die Temperaturen fallen. Es wurde eiskalt und man konnte unseren Atem sehen. Jetzt zog er die Augenbrauen zusammen und bedeutete mir, mit einer kleinen Handbewegung, aufzuhören. „Ich glaube, jetzt weiß ich wieso wir immer zusammen in einem Raum waren..."
Die Temperaturen stiegen wieder. Ich starrte ihn verblüfft an.
„Du Feuer und ich Eis... Wir sind ja mal das komplette Gegenteil!" Ich war verwirrt, auch wenn ich nicht wusste, woran das lag. In Jagos unnormal grünen Augen, konnte ich erkennen, dass er ebenfalls verwirrt war. Dann schüttelte er langsam den Kopf und sagte: „Lass uns morgen weiter reden."
Gute Idee Kumpel, ich bin hundemüde!
Gähnend rollte ich mich wieder zusammen, und sah gerade noch, wie Jago es mir gleichtat. Dann fielen mir die Augen zu und ich hatte fast den selben Traum wie letzte nach, nur das ich im ersten Teil über ein verschneites Feld lief, statt durch einen Nadelwald. Als ich dann durch die Eisdecke des See's in nichts fiel, rüttelte mich jemand. Wie durch dicken Nebel hörte ich, wie irgendjemand „Alaska!" rief. Wie ein Blitz fuhr ich in die Höhe. Jago sah mich beruhigend an.
„Es ist alles gut, du hast nur geträumt!"
Ich stöhnte und merkte, dass ich am ganzen Körper zitterte. „Ich hasse es!", rief ich. Jago setzte sich neben mich und legte einen Arm um meine Schultern. „Hast du irgendeine Ahnung, was dieser Traum bedeuten könnte?"
„Nein..." Ich schloss die Augen. Doch obwohl ich ziemlich müde war, konnte ich nicht wieder einschlafen. Frustriert knurrte ich etwas unverständliches. Jago schaute ein wenig irritiert zu mir herunter, dann lächelte er. „Wir finden es heraus."
„Na hoffentlich!" Ich gähnte. Jago seufzte. „Schlaf ruhig, ich passe auf dich auf."
Während der restlichen Nacht träumte ich nur ein paar verrückte Dinge, die ich mir früher immer vorgestellt hatte: Fliegende Autos, Kleidung, die immerhin wächst, sodass man seine Lieblingsklamotten immer anziehen kann, Dschini aus der Wunderlampe, und Schnee ohne Ende...
Ich war ein ziemlich merkwürdiges Mädchen gewesen. Anderen Menschen hatte ich nie viel Sympathie entgegengebracht und war auch sonst immer eher verschlossen gewesen. Jetzt war das anders, denn ich war kein Mensch mehr. Besonders sympathisch war ich zwar immer noch nicht, aber anderen Mutanten vertraute ich meistens, denn sie hatten dass selbe Pech wie ich.
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Alaska︱✓
Fiksi Ilmiah[SciFi-Roman, beendet ✓] „Der Feind deines Feindes ist noch lange nicht dein Freund, merk dir das!" Laut Kepler22b sollten Mutanten die neue Zukunft bedeuten. Bei der genetischen Veränderung der Kinder, unterlief den Wissenschaftlern jedoch ein Feh...