Chapter 27

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„Hört mal zu!" Hope raschelte aufgeregt mit einer Zeitung, die sie gerade aus dem Mülleimer gefischt hatte. „The Lawbreaker Arena - Der neue Hotspot? Am 01.01.2050 wurde die große Kampf-Arena eröffnet. Das Event wurde ein voller Erfolg und der Leiter James Stark ist zuversichtlich. Unsere Arena wird die Touristen anziehen wie ein Magnet, teilte er der Presse mit." Sie holte kurz Luft und zischte etwas unverständliches, dann las sie weiter: „Das Konzept besteht darin, Mutanten zu kaufen und gegeneinander antreten zu lassen, während die Zuschauen auf den großen Tribünen zuschauen."

Ich hörte ihr fassungslos zu. Die Menschen wurden immer verrückter. Jetzt bauten sie auch noch eine Arena, die sie „Lawbreaker Arena" nannten. Hätten sie nicht etwas kreativer werden können? Hope begann, haltlos drauf los zu schimpfen. Mittlerweile kannten wir uns etwas besser und ich wusste, dass sie ziemlich oft fluchte. Ansonsten sagte sie nicht viel.

Jago regte sich ebenfalls auf. „Was denken die sich eigentlich? Als ob wir Gesetzesbrecher wären! Okay... ja... wir sind nicht immer ganz legal unterwegs, genau genommen sind wir illegale Lebewesen, die es garnicht geben dürften, aber wir tun nur was nötig ist um zu überleben!"

Hope bemerkte: „Außerdem verstößt die Regierung gegen viel mehr Gesetze. Vom Labor ganz zu schwiegen!"

Ich schwieg und griff nach der Zeitung, die Hope hatte auf den Boden fallen lassen. Schnell überflog ich den weiteren Text und betrachtete das Bild, welches darunter abgebildet war. Es bildete sieben Mutanten ab, die allermeist Hass- und Angstverzerrtem Gesicht in die Kamera blicken, während sie an langen Ketten zusammen gefesselt vor der riesigen Arena standen. Bei diesem Anblick wurde mir ganz kalt. 

Wie konnte man nur so grausam sein?

„Hey Asiy, du sagst ja gar nichts..." Jago legte einen Arm um meine Schulter. Ich murmelte ein: „Ich bin nur müde", und sagte dann: „Wir brauchen dringend wieder etwas zu Essen! Das einzige, das wir noch haben, ist ein vertrocknetes Brötchen und ein Apfel. Von Wasser wollen wir garnicht reden."

Hope blickte sich unschlüssig um. „Ich könnte nochmal in einen Laden gehen..."

Das hatte sie vor drei Tagen schon einmal getan. Dank ihrer Fähigkeiten konnte sie wie ein normales menschenwürdigen aussehen. So war sie einfach in einen Supermarkt marschiert und ein paar Minuten später mit Essen und Wasser beladen herausgestürmt. Ich lachte kläglich. „Das ist lieb von dir aber ich finds nicht so schön immer zu stehlen... außerdem ist das total gefährlich."

Auch Jago hatte Bedenken. Ich glaube, er fühlte sich für Hope verantwortlich, da er ihr versprochen hatte sie mitzunehmen, sollten wir abhauen.

„Ist es euch lieber zu verhungern?" Hope hob eine Augenbrauen. Zeitgleich schüttelten wir die Köpfe. 

Irgendwie war diese Situation komisch. Ein 19-jähriger und eine 17-jährige standen wie Schulkinder vor einem 14-jährigen Mädchen, das im fünf Sekundentakt ihr Aussehen änderte und ihnen erklärte, dass sie verhungerten, wenn sie nichts stahlen. 

„Seht ihr?" Hope's Haare leuchteten nun in allen Farben des Regenbogens und erinnerten mich an ein buntes Einhorn.

„Trotzdem ist es riskant!", beharrte Jago.

„Ich mache eine Einkaufsliste." Hope grinste. „Auf jeden fall brauchen wir Wasser. Brot und Äpfel währen auch nicht schlecht. Und vielleicht auch eine klitzekleine Tafel Schokolade?" Während sie die Sachen aufzählte änderte sie ihre Haar- und Augenfarbe von Wasserblau zu Braun, Grün-rot und dunkelbraun. Jetzt waren wir es, die grinsten. Doch dann wurden wir wieder ernst. Hope machte große Augen und ich hob die Hände. 

„Schau mich nicht an, Jago ist der älteste!"

Jago war mir einen vernichtenden Blick zu, seufzte dann aber ergeben. „Okay, aber beeil dich!"

„Yeah!" Hope änderte ihr Aussehen zu blonden Engelslöckchen und himmelblauem Augen. Das war so normal, das es dass sie niemandem auffallen würde. 

„Wenn ich mich vorstellen dürfte: Mein Name ist Sofie Smith." Hope machte einen Knicks und ich musste lachen. Dann versteckten Jago und ich uns in einem Gebäude, vor dem ein Schild stand, mit der Aufschrift:

Betreten verboten! Einsturzgefahr! 

Sofie Smith stolzierte selbstbewusst in Richtung des Supermarktes und verschwand darin. Das praktische war, dass sich unser einsturtzgefährdetes Gebäude direkt neben dem riesigen Parkplatz stand, sodass wir einen guten Blick auf den Ein- und Ausgang hatten. Wir sahen Menschen mit ihren Einkaufswägen hinein und wieder hinaus kommen, sie fuhren mit ihren Autos auf den Parkplatz, schimpften mit dem, der neben ihnen geparkt hatte, weil sie angeblich zu wenig Platz hätten, oder beschwerten sich bei ihren Partnern, dass sie den Chip für den Einkaufswagen vergessen hätten. 

Menschen eben!

Nach zehn Minuten wurde Jago unruhig. Er starrte nach draußen, doch man sah nichts von Hope. Als sich nach fünf weiteren Minuten immer noch nichts getan hatte, wurde auch ich nervös. Wieso brauchte sie denn solange? Gerade als Jago beschloss, jetzt in den Laden zu gehen, kam sie heraus. Überladen mit allen möglichen Nahrungsmitteln, einem undefinierbaren bunten Etwas und einer grauen Mütze auf den blonden Locken. Sofort steuerte sie auf unser Versteck zu, doch bevor sie hereinkommen konnte, gingen wir hinaus und nahmen ihr einen teil des Einkaufs ab. Schnell verschwanden wir im Gebüsch hinter dem kleinen Häuschen in dem sich die Einkaufswägen befanden. 

„Wieso hat das so lange gedauert?", fragte Jago aufgebracht. 

„Da war so eine Trulla mit einer arroganten Ziege von Tochter, die unbedingt mit mir quatschen wollte.", antwortete Hope gereizt. Sie drückte mir eine graue Mütze in die Hand. Ich bedankte mich überrascht und band meine Haare nach oben. Als ich die Mütze aufsetzte, nickte Hope zufrieden und gab Jago dann auch ein zwei Dinge des bunten Haufens. Es waren Neonröhre Handschuhe und eine ebenfalls graue Mütze. Jago sah um einiges erleichterter aus, nachdem er die Sachen angezogen hatte.

Dann begutachtete ich den Rest der Sachen. Darunter befanden sich nicht nur Wasserflaschen, Brot, Äpfel und Schokolade, sondern auch eine Packung Snackwürstchen und eine Cola.

Als sie unseren fragenden Blick bemerkte, erklärte sie: „Zum wachbleiben."

Dann verstauten wir die Sachen so gut es ging in unseren Taschen und schlichen uns durch ein paar Nebengasen zurück in den Wald.

Alaska︱✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt