Chapter 14

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Es schneite wie verrückt. Draußen sah man niemanden mehr und der Schnee lag mittlerweile über einen Meter hoch. Mir machte das nichts aus, wenn ich raus wollte, sprang ich einfach aus meinem Zimmerfenster und landete ziemlich weit. Die Türe zu benutzen kam nich mehr in Frage, denn wir waren eingeschneit. Seit einer Woche schon herrschte fröhliche Weihnachtsstimmung. Fiona hatte ihre Einkäufe schon vor dem heftigen Schneefall besorgt, ebenso wie Marcus. Jago und ich kauften nichts. Das ging auch garnicht, schließlich konnten wir nicht einfach in ein Geschäft spazieren. Stattdessen nutzen wir unsere Fähigkeiten. Für Marcus hatten wir einen Briefbeschwerer gemacht, da er sich immer beschwerte, dass der Wind ihm seine ganzen Unterlagen wegpustete, sobald er das Fenster öffnete. Es war eine Kugel, in deren Mitte Lava war, die von einer Eisschicht umschlossen wurde. Wir hatten sie auf einen kleinen Holzsockel geklebt, damit sie auch stehen konnte. Für Fiona hatten wir ebenfalls eine Eiskugel gemacht, nur das in ihrer Mitte kleine Flämmchen tanzten, und man sie an einer Schnur aufhängen konnte. 

Im großen Wohnzimmer stand schon ein wunderschöner Weihnachtsbaum. Seine dunkelgrünen Nadeln hatten wir schon mit silbernen Lametta-Girlanden verziert und ich hatte in den letzten zwei Tagen oft mit einem Buch vor ihm gesessen.  

An diesem Morgen wachte ich bereits um 6:02Uhr auf. Aufgeregt rannte ich nach unten, doch wie zu erwarten, war ich die einzige, die schon wach war. Schulterzuckend ging ich in den Flur und öffnete das letzte Türchen meines Adventskalenders. Als ich sah, was dort heute für ein Spruch stand, musste ich lächeln.


𝔽𝕣𝕖𝕦𝕟𝕕𝕖 𝕤𝕚𝕟𝕕 𝕨𝕚𝕖 𝕊𝕥𝕖𝕣𝕟𝕖 𝕒𝕞 ℍ𝕚𝕞𝕞𝕖𝕝, 

 𝕕𝕦 𝕜𝕒𝕟𝕟𝕤𝕥 𝕤𝕚𝕖 𝕟𝕚𝕔𝕙𝕥 𝕚𝕞𝕞𝕖𝕣 𝕤𝕖𝕙𝕖𝕟, 

 𝕒𝕓𝕖𝕣 𝕕𝕦 𝕨𝕖𝕚ß𝕥 𝕕𝕒𝕤𝕤 𝕤𝕚𝕖 𝕕𝕒 𝕤𝕚𝕟𝕕.


Ich hob den Kopf und drehte mich um. Gähnend tappte Jago die Treppe herunter. „Fröhliche Weihnachten...", murmelte er, während er in die Küche ging und sich ein Glas Wasser nahm. 

„Danke, dir auch!", rief ich zurück, bevor ich ins Wohnzimmer rannte und beinahe über die drei großen Kisten stolperte, die in der Tür standen. Neugierig öffnete ich eine. Ich sah Kugeln, Federn, Schneemänner,... alles, was man sich wohl so an den Weihnachtsbaum hängt.

Irgendwann wachten auch Fiona und Marcus auf und es gab ein Frühstück mit allem drum und dran. Zum Nachtisch aß ich Wassereis, während die anderen einen warmen Tee tranken. 

„Was machen wir heute noch?", fragte ich, während ich ungeduldig mit dem Stuhl vor und zurück kippelte. Marcus überlegte. „Raus gehen geht bei dem Wetter schlecht... ich werde gleich  auf jeden Fall noch ein paar Freunde anrufen..."

Fiona unterbracht ihn. „Ich werde mit euch beiden den Baum schmücken, wir werden für heute Abend kochen... ach herrjemine, ich muss ja och die Geschenke einpacken..."

Offensichtlich hatten keiner von uns eine Idee, was genau er noch vorhatte, und so einigten wir uns darauf, alles spontan zu entscheiden. 

Ich tigerte eine halbe Stunde gelangweilt in meinem Zimmer hin und her und wartete darauf, das Fiona mich zum Baum schmücken rief. Auch wenn ich bereits 17 war, ich freute mich tierisch darauf. Im Waisenhaus hatten wir nie so richtig Weihnachten gefeiert. Die Direktorin hatte nur etwas gesagt von wegen „Schöne Weihnachten, wir hoffen, das ihr zufrieden seid".

Es ist nicht so, dass die Zeit dort nicht auch schön gewesen wäre, nein, Feste und so wurden einfach nicht so groß geschrieben.

Im Wohnzimmer stand Fiona zwischen unzähligen Kugeln, Federn, Schneemännern, Engeln, Kerzen, Kerzenhaltern,... Jago war schon da und hing gerade zwei rote Kugeln in den Baum. Ich schnappte mir ebenfalls etwas Schmuck und half ihm. Eine Stunde lang waren wir beschäftigt. Wir lachten, diskutierten über unsere Ansichten was Kälte und Hitze betraf und ob wir den Kamin anmachen sollten. Schließlich kamen wir zu dem Schluss, das Jago ihn mit Hilfe seiner Fähigkeiten anmachen sollte, da mir seine Wärme weniger ausmachte, als andere. 

Beim kochen gab es dann erst mal ein großes Chaos, da Fiona feststellte, dass uns etwas fehlte. Aber irgendwie schafften wir es doch.

„Oh scheiße!", schrie Jago auf einmal. Wir rannten in die Küche, wobei wir uns gegenseitig gegen die Tür schubsten. 

„Man, pass doch auf!", motzte er mich an, während er die Backofenklappe aufriss und eine dampfende Lasagnefrom herauszog. Der Käse war schon ziemlich dunkel, aber er sah noch genießbar aus. 

„Das geht doch noch total...", meinte ich. 

„Aber die wäre fast verbrutzelt."

„Aber fast, ist immer noch nicht ist. Du hast es ja gerochen."

Er raufte sich die Haare. Sowas regte ihn immer auf, auch wenn ich nicht verstand, wieso. Ich meine, es sind Kleinigkeiten. 

Fiona kam herein. „Ist alles in Ordnung?", fragte sie. 

„Ja!", sagte ich, während Jago zu selben Zeit „Nein!", sagte. 

„Was denn jetzt?" Fiona blickte von einem zum anderen, doch wir schwiegen. Ihr Blick fiel auf die Lasagne uns sie schmunzelte. „Ach kommt, das ist doch unwichtig."

Ich nickte. „Sag ich doch!" 

Jago grummelte etwas. Fiona lachte und verwuschelte ihm das Haar. „Tja, habt ihr Lust auf einen Film?"

Wir nickten und kurze Zeit später saßen wir zu viert nebeneinander auf der breiten Couch und schauten „Schöne Bescherung". Während die anderen drei heißen Kakao in den ändern hielten, saß ich, mit einem Wassereis in der Hand, am anderen Ende des Sofas, um so weit weg vom Kamin zu sein, wie es ging.

Ich musste mich sehr zusammenreißen um das Eis nicht vor lachen wieder auszuspucken, als der Weihnachtsmann plötzlich vom Garagendach fiel. Jago sabberte den Kakao zurück in die Tasse und begann dann haltlos zu lachen. Ich fiel mit ein und wir brauchten eine Viertelstunde um uns zu beruhigen. Mittlerweile lagen wir auf dem Boden und als ich schließlich wieder Luft zum Atmen fand, japste ich: „Bäh, du bist so ein Ferkel!", woraufhin wir schon wieder lachen mussten. Fiona war kopfschüttelnd in der Küche verschwunden um einen Salat zu zubereiten, während Marcus sich die größte Mühe gab, nicht auch noch in unser lachen einzufallen. Doch als  Jago krähte: „Ich fühl mich wie so ein Baby!", war es um seine Selbstbeherrschung geschehen. Er lachte mit und irgendwann tauchte Fiona im Türrahmen auf und bewarf und mit Rosenkohl. Ich hatte keine Ahnung wie sie darauf kam, doch irgendwann gigelten wir nur noch. 

„Ich bin sowas von tod!", keuchte Jago, während er sich die Seite hielt. „Meine Rippen tun voll weh!"

Da musste ich schon wieder lachen. „Deine Rippen...", kicherte ich, „da sind keine Rippen mehr! Da ist dein Bauch!"






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