Chapter 31

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„Da sind wir." Der Junge hielt an und ich schaute mich um. Tatsächlich war ich wieder genau da, von wo ich den Junge verfolgt hatte. 

„Danke..." Ich war ihm ein leises Lächeln zu, das er sogar erwiderte. „Kein Problem."

Es entstand eine unangenehme Stille zwischen uns, dann hob er die Hand. „Ich geh dann mal..."

Schon drehte er sich um. Ich biss mir auf die Lippe. Auf dem halb Stündigen Weg hier hin hatten wir uns über alles mögliche unterhalten und dabei hatte ich festgestellt, dass ich ihn eigentlich ziemlich nett fand. Nach kurzen Zögern rief ich: „Warte mal!"

Er drehte sic überrascht um und ich war mit ein paar Schnellen schritten bei ihm. Etwas unschlüssig starrten wir uns eine Weile nur an, dann holte ich Luft und fragte: „Kannst... willst du nicht mitkommen?"

Er legte den Kopf leicht schief, wobei ihm ein paar Strähnen seines dunkelbraunen Haares ins Gesicht fielen. „Wohin?"

„Zur Lawbreaker Arena.", antwortete ich ihm. Dann fügte ich schnell hinzu: „Natürlich nur wenn du willst!"

Er begann zu grinsen. „Ich habe gedacht du willst mich so schnell wie möglich wieder loswerden?"

„Naja..." Ich lachte ein wenig verlegen. „Bis vor einer halben Stunde wollte ich das auch noch. Aber... ich denke es ist besser, wenn man nicht allein unterwegs ist! Das gilt für uns beide!"

Er schien zu überlegen. Dann nickte er. „Okay, einverstanden. Aber nur wenn du mir versprichst, dass du mich nicht nervst!"

Ich grinste nun ebenfalls. „Das selbe versprechen könnte ich von die einfordern! Aber okay, dann verspreche ich dir das eben."

Wieder verfielen wir in Schweigen. Keine wusste so recht was er sagen sollte, was vielleicht auch daran lag, dass wir uns nicht wirklich kannten. Schließlich meinte ich: „Ich denke, wir gehen einfach mal los. Ich habe keine Ahnung wo diese Arena liegt. Ich laufe mehr oder weniger auf gut Glück durch die Gegend. Fall es dich irgendwie interessiert: Ich habe leider nichts mehr zu trinken, von daher könnte es sein dass wir unterwegs verdursten, und da ich auch nichts zu essen habe, werden wir höchstwahrscheinlich auch verhungern."

Er zuckte mit den Schultern. „Hast du die leeren Flaschen noch?"

Ich nickte. „Ich bin doch nicht so blöd und lasse sie im Wald liegen!"

„Gib sie mir mal!" 

Leicht verwundert zog ich die eine leere Plastikflasche aus aus der großen Bauchtasche des noch größeren Hoodies und gab sie ihm . Er schraubte den Deckel auf und hielt seine Hand darüber. Aus ihr floss Wasser in die Flasche und ich sprang erschrocken zurück. 

„Du hast aber nicht vor mich zu ertränken, oder?", fragte ich misstrauisch. Er grinste nur und gab mir die nun volle Flasche. In diesemMoment ging mir ein Licht auf und ich rief: „Du warst das mit dem Wasser auf der Straße, als wir von den Jägern verfolgt wurden!"

Er lächelte nur. „Ich war mir in diesem Moment nicht ganz sicher ob du meinen Plan verstehen würdest..."

Ich brachte ein leises „Danke" heraus, was ihn zum lachen brachte. „Zwei mal ein Danke von dir, an einem Tag. Das hätte ich nicht erwartet. Wo bleibt die misstrauisch sarkastische Alaska die ich vor ein paar Wochen kennengelernt habe?"

Schlagartig verwandelte sich mein lächelndes Gesicht in eine grimmig drein schauende Grimasse. „Diese Alaska steht vor die und sie befielt dir jetzt sofort weiter loszugehen, sofern du nicht erneut die Bekanntschaft des Bodens machen möchtest!"

Er schlug die Hacken zusammen und salutierte. „Yes Sir!"

Ich schüttelte den Kopf und wandte mich dann zum gehen. Es war ziemlich merkwürdig. Noch vor einer Dreiviertelstunde hätte ich diesen Jungen am liebsten zum Mond geschossen, und jetzt stellte ich fest, dass ich ihn mochte, obwohl ich noch nicht einmal seinen Namen kannte. Doch irgendwie schaffte er es, mich von meinen Sorgen und Problemen abzulenken. 

Verwirrt lief ich neben ihm her. Wir waren wieder einmal in Schweigen verfallen, doch diesmal genossen wir beide die Stille und hingen unseren Gedanken nach. Ich dachte, wie so oft in letzter Zeit, an Jago und Hope. Bestimmt waren sie schon beim Gefängnis angekommen und hatten Fiona und Marcus befreien können. Einen anderen Gedanken ließ ich garnicht zu, denn sonst würde ich verrückt werden und anfangen zu schreien. Ich bemerkte, dass der Junge von der Seite auf mich runter starrte. „Was?", fragte ich.

Er zuckte nur mit den Schultern und schaute wider geradeaus. Ich tat es ihm gleich und sprang über eine Pfütze, damit ich noch nasser wurde, als ich ohnehin schon war. Ich wunderte mich, wieso auch dem Jungen nicht kalt zu sein schien, obwohl wir klatschnass durch eisiges Winterwetter liefen. 

Als es langsam dunkel wurde, suchten wir uns einen relativ windgeschützten Platz in einer alten Jägerhütte, die zwischen dem Waldrand und ein paar Feldern stand, hinter denen ein kleines Bauerndorf lag, aus dem der Junge, dessen Namen ich immer noch nicht wusste, vorhin eine Zeitung geklaut hatte, in der Hoffnung, dass in ihr genaueres zur Lawbreaker Arena stand.

Nun setzten wir uns gegenüber auf den dünnen Bretterboden und er überflog die Seiten. Als sich ein triumphierendes Grinsen auf seinem Gesicht breitmacht, wusste ich, dass er fündig geworden war. 

„Und?" Aufgeregt beugte ich mich vor. Er las: „Wie James Stark vorausgesagt hatte, wurde die Lawbreaker Arena, die sich etwas außerhalb der Stadt Saka Thana befindet, zu einem richtigen Touristenhotspot."

Ich runzelte die Stirn. „Saka Thana? Das ist doch in der Nähe von Dantomir, oder?"

Er nickte langsam. „Glaub' schon..." Kurz schwieg er, dann sagte er: „Die nächste Stadt ist Savantra, das hab ich vorhin in dem Dorf gehört, dass heißt, wir müssten eigentlich nur noch durch Old Reslin durch, dann sind wir da."

Ich klatschte in die Hände und musste im nächsten Moment gähnen. „Dann gehen wir morgen weiter. Heute mache ich keinen Schritt mehr!" Ohne ein weiteres Wort zu sagen, rollte ich mich zu einer Kugel zusammen und schloss die Augen. Ich hörte, wie auch der Junge sich hinlegte. Der Wind, der die Bäume zum Rauschen brachte, machte mir nichts aus, ebenso wenig wie die beißende Kälte, die sich hartnäckig durch meine Kleidung fraß. Auch der Junge hatte noch kein Wort darüber verloren, dass ihm kalt sei. Eigentlich war das ja gut, so hatten wir ein Problem weniger. 

Mit diesem Gedanken schlief ich schließlich ein.


Alaska︱✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt