Chapter 38

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Jetzt war es also so weit. Gleich würde ich mal wieder nur einminderwertiges Versuchsobjekt sein. Für niemand anderen als Doktor Brown. Dieser war gerade gegangen, mit der Begründung, er hätte Mittagspause, und nun beobachtete ich Franziska Johnson, die dabei war, sich ein paar Notizen zu machen. Die Ärztin hatte in unserer Gegenwart so gut wir garnicht gesprochen. Ihre dunkelbraunen Haare hatte sie zu einem strengen französischen Zopf geflochten und sie sah allgemein eher streng aus. Sie wirkte gefühllos und ziemlich abwesend, doch ich vermutet, dass sie jedes kleine Detail wahrnahm und uns die ganze Zeit beobachtete. 

Eine Viertelstunde später kam der Doktor zurück. Wie immer mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Er zog einen Kugelschreiber aus der Brusttasche seines Kittels, klackte ein paarmal mit ihm herum und griff dann routinemäßig nach einem Klemmbrett. Dann gab er Johnson ein Zeichen und sie kam auf meine Zelle zu. Ich machte mich bereit. Sobald sie die schmale Tür, die etwa dreißig Zentimeter über dem Boden anfing und dreißig Zentimeter unter der Decke aufhörte, öffnete, würde ich mich befreien. Sie sah nicht so aus als hätte sie viel Kraft und ich rechnete mitweinen Chancen recht gut aus. Doch das selbstsichere Grinsen im Gesicht der Doktors gefiel mir garnicht! 

In diesem Moment öffnete sich die Tür, doch bevor ich reagieren konnte war Johnson's Arm hervorgeschnellt und hatte mich gepackt. Mit erstaunlich mehr Kraft als ich ihr zugetraut hatte. Vorsichtig, aber bestimmt, zog sie mich zu einer Liege, und ehe ich es mir versah, war ich daran gefesselt. Dann sah ich die Röhre. Panik breitete sich in mir aus. Ich wollte nicht schon wieder in eine dieser schmalen Röhren. Egal ob senkrecht oder waagerecht. Mit wilden Bewegungen versuchte ich mich zu befreien. Doch alles was ich dabei erreichte, waren Schnittwunden an den Hand- und Fußgelenken. 

„Gut. Franziska? Bereite die Temperatur vor..." Mit einer einfachen Bewegung schon der Doktor mich in die Röhre und sobald sich die Klappe am unteren Ende geschlossen hatte, begann sie in einem gleissenden weißen Licht zu leuchten. Geblendet kniff ich die Augen zusammen. Ich spürte, wie es immer kälter wurde. Brown tippe draußen auf irgendetwas herum, vermutlich einem Monitor. Schon lange hatte ich keine so beißende Kälte mehr gespürt. Seit meiner Mutation empfand ich Kälte eher als angenehm und freute mich über sie, doch jetzt gerade fühlte es sich an, als würde ich seit tagen in einer Tiefkühltruhe liegen. Wie winzige Messerstiche brannte es auf meiner Haut. Meine Befreiungsversuche wurden immer halbherziger. Irgendwann bewegte ich mich garnicht mehr. Ich lag da wir eine Puppe. Reglos. Leblos!

Da öffnete sich die Klappe wieder und ich wurde heraus gezogen. Ich war mer oder weniger gelähmt. Das Gesicht der Doktors erschien über mir. 

„Siehst du? Es ist alles viel einfacher, wenn du mithilfst!" Die falsche Freundlichkeit tropfte ihm schon aus dem Mund und sein mit Zucker bestreutes, schleimiges Grinsen würde ich ihm gerade zu gerne aus dem Gesicht waschen. Eines Tages würde er für all das hier büßen werden!

Johnson verlud mich auf ihre Arme und brachte mich zurück in meine Zelle. Dann ging sie zu Arius rüber und zog ihn ebenfalls auf die Liege. Auch bei ihm wurde etwas in den Monitor eingegeben, dann wurde er in die Röhre geschoben. Dabei konnte ich einen Blick auf sein Gesicht erhaschen, dass vor Hass ganz verzerrt war. Bei ihm wurde die Röhre auf einmal nebelig. Man konnte ihn nur noch erahnen. Als er wieder herausgezogen wurde, hustete er und rang nach Luft. Ich erschrak. Arius wäre da drin fast erstickt und den Doktor schien das garnicht zu interessieren. 

Mittlerweile konnte ich mich wieder bewegen und ich setzte mich auf. Dann schrei ich: „SInd sie eigentlich verrückt?"

Brown antwortete nicht. Johnson brachte Arius zurück in seine Zelle und setzte sich dann auf einen Stuhl etwas abseits, um sich Notizen zu machen. Der Doktor kam auf uns zu und faltete die Hände. Er seufzte und holte dann tief Luft. 

„Warum sträubt ihr euch so, meine Hilfe anzunehmen?"

„Warum?", ich lachte ungläubig, „weil sie lügen!"

„Warum denkst du das? Ich weiß, dir fällt es sehr schwer, anderen Menschen zu vertrauen. Du hast viel durchgemacht und deine Vergangenheit ist wirklich alles andere als schön." Er schwieg einen Moment bevor er fortfuhr: „Doch ich möchte wirklich nur helfen! Ich möchte das Beste für jedes einzelne Lebewesen!"

„Und Sie werden auch helfen. Fragt sich nur, wem? Mir? Oder doch eher Ihnen selbst? Auch wenn ich nicht viel unter Menschen gelebt habe, weiß ich, dass sie nie etwas tuen, von dem sie keinen Eigennutzen haben. Sie werden tun, was auch immer sie tun müssen, um an Ihr Ziel zu kommen. Auch wenn das bedeutet, dass sie uns ausbeuten und uns misshandeln. Ihnen ist doch egal, was wir wollen. Also hören sie auf mich überzeugen zu wollen, dass sie besser wären als Kepler22, denn das sind Sie nicht!" Ich ignorierte den beleidigten Blick Browns' und gab ihm garnicht erst die Gelegenheit mich zu unterbrechen, indem ich sofort fortfuhr: „Ich mag zwar nicht besonders lang in der Schule gewesen sein, aber dumm bin ich nicht. Ich bin durchaus in der Lage skeptisch und rational zu urteilen. Und das, was sie mir hier einzureden versuchen, entspricht nicht ihren wahren Absichten." Unbeugsam stand ich vor Doktor Brown. „Und im Gegensatz zu machen anderen erkenne ich, wenn jemand ein falsches Spiel spielt!"

Brown lachte. Doch er konnte seine Nervosität nicht verbergen. Nicht vor mit. ich war ein Raubtier. Und genauso musterte ich den Doktor jetzt. Im Gegensatz zu mir war er nichts weiter als eine vergiftete Fliege. Das einzige, was ihn vor meinem Zorn schütze, war die durchsichtige Gefängniszelle. Doch ich würde hier nicht mein restliches Leben festsitzen. Irgendwann würde ich mich befreien können und dann war mit Armin Brown schutzlos ausgeliefert. 

Und das wusste er genauso gut wie ich!

„Ich habe niemals behauptet, dass du dumm wärst. Ich kann dich verstehen, nach allem was die durch Kepler22 widerfahren ist. Doch du kannst mir vertrauen! Würdest du nicht auch gerne wieder dein normales Leben zurück haben?"

„Nein, denn dieses Leben werde ich niemals zurück bekommen! Es ist einfach so und damit habe ich mich abgefunden! Natürlich waren die letzen Jahre extrem schwer, doch darum geht es nicht. Sie kommen nicht auf den Punkt. Es geht nicht darum, mich zu überzeugen mit Ihnen zu kooperieren. Es geht allein um Ihre falschen Absichten. Ich weiß, dass sie alles andere als der Gute in diesem Spiel sind. Und solange sie mir nicht sagen, was hier wirklich gespielt wird, reicht mir das. Sie verfolgen Absichten, die weder für die Mutanten, noch für die Menschen gut sind."

„Ich gehe mal davon aus dass du Gedanken lesen kannst..." Brown versuchte gelassen zu klingen, doch mir konnte er nichts vormachen.

Ein grausames Lächeln breitete sich auf meinen Lippen auf uns ließ meine tödlichen Raubtierzähne zu Vorschein kommen. 

„Das brauche ich garnicht!"

Alaska︱✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt