Es waren zwei Tage vergangen. Neben Armin Brown und Charlotte Willson gehörte auch noch Franziska Johnson zum Team. Sie hatte uns einmal durchgecheckt und dann bestätigt, dass wir körperlich komplett gesund waren. Heute sollten die ersten Tests stattfinden, die aus der Entnehmung einiger Haut und Haarzellen, sowie Blutabnahme bestanden.
Wir hatten beobachten können, dass Dr. Willson ihr Handy meistens in der rechten Tasche ihres Arztkittels versteckte. Wir mussten nur daran kommen, dann könnten wir Jago schreiben und wir kämen hier raus. Wenn ihr ehrlich war, glaubte ich nicht wirklich, dass wir das schafften. Es war einfach zu einfach!
„So, wer möchte anfangen?" Dr. Brown zog sich dünne Einmalhandschuhe über und sah uns dann abwechseln an. Wir schwiegen und starrten ihn nur feindselig an. Ein feines Lächeln umspielte seine Lippen, welches mir einen Schauer über den Rücken jagte. Die hellbraunen Augen strahlten eine solche Kälte aus, dass sie schon ein wenig surreal wirkten.
"Wenn es keinen Freiwilligen gibt... Alaska, würdest du bitte anfangen?" Er schaute mir in die Augen. Ich konnte seinem Blick nur mit Mühe standhalten, doch ich schaffte es, nicht wegzuschauen.
"Vergessen Sie es!" Meine Stimme klang gefasst. Der Doktor runzelte kurz verwundert die Stirn, dann lächelte er.
"Und was würdest du sagen, wenn ich dir anbieten würde, dich wider zu einem Menschen zu machen?"
Ich ließ mir meine Überraschung nicht anmerken. Desinteressiert zuckte ich mit den Schultern. Selbst wenn er es mir anbieten würde, würde ich nein! sagen. Einfach aus dem Grund, weil ich mich akzeptiert hatte. Ich selbst hatte mich schon lange akzeptiert, so, wie ich nun war. Der zweite Grund war, dass man eine Mutation nicht rückgängig machen konnte. Es war ein unwiderruflicher Eingriff in die Genetik. Das Erbgut wurde verändert. Man kann es nicht rückgängig machen. Und das konnte auch nicht Doktor Brown.
Provozierend erwiderte ich seinen Blick.Dieser ließ sich äußerlich nichts anmerken, doch ich bemerkte, dass er innerlich brodelte. Sein schmieriges Lächeln klebte nach wie vor auf seinem Gesicht.
Diese falsche Schlange!
"Du bleibst also stur.", bemerkte Brown und seufzte. Seine Mundwinkel hoben sich ein Stück, während sein Zeigefinger in Richtung des Hellblauen Knopfes wanderten. "Dich bringe ich noch dazu freiwillig mit mir zu arbeiten!" Er drückte. Meine Muskeln spannten sich an. Was auch immer geschehen sollte, es geschah nichts. Misstrauisch zog ich meine Augenbrauen zusammen. An seinem blick erkannte ich, dass er sich nicht wunderte. Er wirkte sogar zufrieden, so, als liefe alles nach Plan.
Und plötzlich erwischte es mich mit voller Kraft. Meine Augen weiteten sich. Ein unglaublicher Schmerz zuckte wieder und wieder durch meinen Körper, immer von dem kleinen Controler an meinem Hals. Mal durch die Beine, mal durch den Kopf, mal durch den Oberkörper. Genauso abrupt wie er gekommen war, hörte der Schmerz auch wieder auf, nur, um an einer anderen Stelle doppelt so schmerzhaft wieder zu kehren. Somit war es unmöglich, sich darauf vorzubereiten.
Es war, als würde ich immer wieder von einem Blitz getroffen werden. Mal stärker, mal schwächer. Diese Schmerzen waren höllisch. Es fühlte sich an, als würde ich verbrennen.
Doch ich schrie nicht. Diesen Triumph wollte ich Brown nicht gönnen. Er hatte es nicht verdient. Außerdem hatte ich schon durchaus schlimmeres erlebt, da würde ich das hier auch aushalten. Denn eines hatte ich damals bei Kepler22 gelernt: Egal was man mir antat, irgendwann hörte es auf. Immer. Und sei es nur, weil meine Peiniger gelangweilt wurden oder ihre Geduld ein Ende fand. Man hatte schon mehrmals versucht mich zu brechen. Ich konnte wieder stehen. Ich Widerstand jedesmal.
Mein Gesicht war schmerzverzerrt, doch langsam bekam ich meine Gesichtsmuskeln wieder unter Kontrolle. Meine Augen waren hasserfüllt auf den Doktor gerichtet, dessen Stirn sich langsam zu runzeln begann.
Meine Hände waren zu Fäusten geballt. Jeder einzelne meiner Muskeln war angespannt, doch Brown würde von mir kein Zucken sehen. Kein Zucken, kein Zittern, kein Schreien, kein Flehen.
Ich traute mich nicht, meinen Kopf zu Arius zu drehen, denn ich war mir sicher, dass ich dann die Kontrolle verlieren würde. Angestrengt versuchte ich meine Atmung anzupassen. Ich würde nicht aufgeben. Nie! Es war gar keine Option, die zur Auswahl stand.
Browns Gesicht verdunkelte sich. Das Lächeln war wie weggefegt. "Schön", presste er verärgert hervor. Und noch einmal: "Schön!"
Er drückte den hellblauen Knopf erneut und die Schmerzen hörten auf. Doch ich wagte es nicht mich zu entspannen. Noch einmal würde es mich nicht unvorbereitet treffen. Wer wusste schon, welche fiesen Tricks der feine Herr Doktor noch auf Lager hatte?
„Gut, da du offenbar nicht bereit bist mit mit zu Kooperieren, werde ich andere Mittel einsetzen müssen...!" Ohne Vorwarnung drückte er nun auf den dunkelblauen Knopf. Arius neben mir zuckte zusammen, gab aber ebenfalls keinen Laut von sich.
Brown sah zu mir. Ich starrte voller Abscheu zurück. Er zog verächtlich einen Mundwinkel nach oben und formte stumm das Wort: ‚Kreatur!'
Ich bewegte mich nicht einen Millimeter.
Der Doktor wandte sich wieder Arius zu. „Ein Wort von dir, und ich lasse es aufhören..."
„Und was meinen Sie für ein Wort?", brachte Arius mühsam hervor. Ich war kurz davor mich bereit zu erklären mit dem Doktor zu arbeiten, wenn er Arius dafür in Ruhe ließe.
„Ich denke an ein ‚okay' oder ein ‚einverstanden', denn dann wüsste ich, dass du mitarbeiten möchtest!" Scheinbar teilnahmslos spielte Brown mit einem Knopf am Ärmel seines weißen Kittels.
„Allein die Tatsache, dass sie Folter als Druckmittel verwenden, reicht aus, um ‚nein' zu sagen! Lieber sterbe ich!" Arius keuchte. Verzweifelt schlug ich gegen die Scheibe meiner Zelle und lenkte so die Aufmerksamkeit der Doktors auf mich.
„Lass es aufhören! Dann arbeite ich eben mit Ihnen... Aber lassen Sie es aufhören!"
Arius starrte mich fassungslos an. „Nein!", rief er. Ich zuckte hilflos mit den Schultern. Auf dem Gesicht des Doktors machte sich ein siegessicheres Grinsen breit.
„Na also, warum nicht gleich?"
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Alaska︱✓
Science Fiction[SciFi-Roman, beendet ✓] „Der Feind deines Feindes ist noch lange nicht dein Freund, merk dir das!" Laut Kepler22b sollten Mutanten die neue Zukunft bedeuten. Bei der genetischen Veränderung der Kinder, unterlief den Wissenschaftlern jedoch ein Feh...