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Wir wählten den ersten Diner, der uns, nachdem wir den Supermarkt verlassen hatten, ins Auge stach. Ein kleines Gebäude mit fünfziger Jahre Charme und großer, roter Leuchtreklame, die grell „Bettys Diner" in die heute graue Welt hinaus strahlte. Ich kannte das Restaurant seit meiner Kindheit. Unzählige Male hatte ich von den roten Ledersitzen die Beine baumeln lassen, ein großer Milchshake auf dem grau gesprenkelten Tisch vor mir. Hier hatte sich nichts geändert, vom Schachbrettmuster auf dem Boden bis zur dreckig weißen Theke. Es lagen sogar die alten Speisekarten auf der Tischplatte. Sie klebten und wiesen Knicke und Risse auf. Ich fasste sie nur mit den Fingerspitzen an und war froh, als ich sie zur Seite schieben konnte.

Nachdem wir bestellt hatten, verfielen wir in Schweigen. An die große Fensterfront neben uns, platschten die ersten Regentropfen. In glitzernden Bahnen rannen sie über das Glas. Wir hatten es gerade rechtzeitig in den Diner geschafft.

„Was für ein trübes Wetter."

Heaven stützte das Kinn auf ihre Hand und starrte nach draußen.

„Ja nicht sehr sommerlich.", antwortete ich ihr. „Was magst du denn für Wetter?"

Wir hangelten uns an dem schlimmsten Small Talk entlang, der mir einfiel. Nur damit wir nicht schwiegen. Gleichzeitig schienen wir nie ein normaleres Gespräch geführt zu haben. Als hätten wir das Pferd falsch herum aufgezäumt und mit dem ganzen schweren Zeug zuerst angefangen. Vielleicht brauchten wir ein wenig Leichtigkeit. Ein wenig hirnlose Konversation.

„Hmm. Sonnenschein find ich schon besser als das heute. Aber Schneetage mag ich auch. Und Gewitter. "

Heaven wandte sich vom Fenster ab. Vorgebeugt auf dem Tisch, kam sie mir näher, als ich es aushalten konnte. Also lehnte ich mich zurück, bis die Lehne der Bank meinen Rückzug stoppte. Ich verkrampfte die Hände auf meinem Schoß ineinander.

„Ehrlich du magst Gewitter? Ich hatte da früher immer Angst."

„Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Ich mag das aber, wenn alles wie elektrisch aufgeladen ist. Und die Blitze über dunklen Himmeln zucken. Ich schau das gern an.", sagte Heaven.

„Warum kannst du dir das vorstellen? Meinst du ich bin ein Angsthase?"

Ich merkte, dass ich schmollte, und presste beschämt die Lippen aufeinander.

Sie sollte nicht schlecht von mir denken. Obwohl ihre Gedanken über mich keine Rolle spielten. Wenn sie mich verabscheute, dann freundeten wir uns eben nicht an. Umso besser.

Aber irgendwie waren ihre Gedanken und Gefühle trotzdem wichtig.

Heaven lächelte und schob die Hand weiter vor, als sollte ich sie nehmen. Die schlanken Finger lockten mich. So einladend und offen. Ich ignorierte sie erfolgreich.

„Weil du immer schon so süß warst. Poppy. Deswegen passt das für mich irgendwie."

Mir fehlten die Worte. In meiner Jugend wäre ich nach diesem Kompliment sicher vor Freude in die Luft gesprungen. Es beinhaltete den liebevollen Umgang, den ich mir von Heaven so sehr gewünscht hatte. Damals als ihr kleinstes Lächeln meinen ganzen Tag heller erstrahlen ließ und sie so sehr mit jeglicher Zuneigung geizte. Sie hätte für ein einfaches Lob, alles von mir haben können. Aber jetzt brauchte ich weder ihr Kompliment noch den liebevollen Blick, den sie mir zuwarf.

Zehn Jahre zu spät. Ich unterdrückte ein Seufzen.

„Ähm. Danke. Ich war aber wirklich nicht so ein Angsthase."

Heaven lachte. Ich verkrampfte alle Muskeln. Wieder erinnerte sie mich daran, dass ich ihr Lachen liebte.

„Ganz ehrlich nicht? Dann muss ich das wohl neu lernen. Hmm?"

Hey Poppy  (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt